Industrie

Interview: Magicline & easySolution - Wie geht es weiter?

Die Nachricht der Übernahme von easySolution durch die Sport Alliance kam für viele überraschend. Wie kam es zum Zusammenschluss? Wie sieht die aktuelle Situation aus? Und vor allem wie geht es weiter? Darüber haben wir mit Daniel Hanelt (l.i.B.), CEO der Sport Alliance, gesprochen.

BODYMEDIA: Wie lange habt ihr hinter den Kulissen an der Übernahme von easySolution gearbeitet?

Daniel Hanelt: Wer beide Unternehmen kennt, weiß, dass es immer wieder Gespräche gab. Eine genaue Zeitangabe können wir so gar nicht geben. Letztendlich hat sich der Austausch im vierten Quartal letzten Jahres intensiviert und Ende 2021 haben wir uns schließlich geeinigt.
 
BODYMEDIA: Bei easySolution wurde Till Heinemeyer erst Ende 2020 Teil der Geschäftsführung. Während der langjährige Geschäftsführer Andreas Lintner aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, bleibt Till Heinemeyer weiter an Bord. Welche Position bzw. welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten übernimmt er?

Daniel Hanelt: Ja, wir könnten nicht glücklicher sein, dass wir Till dafür gewinnen konnten, als Geschäftsführer der easySolution an Bord zu bleiben. Er jongliert derzeit sehr viele Bälle und verliert nie die Übersicht und seine positive Art. Seine Kernaufgabe liegt derzeit in der Sicherstellung der gewohnten Qualität für alle easySolution-Kunden und natürlich in der Integration beider Teams.

BODYMEDIA: Es war zu lesen, dass ihr auf das Know-how des kompletten easySolution-Teams baut. Ich stelle es mir nicht ganz einfach vor, die Mitarbeiter des ehemals größten Konkurrenten zu integrieren. Wie seid ihr bei der Integration der neuen Mitarbeiter konkret vorgegangen und wie gut hat das aus deiner Sicht bis dato funktioniert?

Daniel Hanelt: Für die meisten Kolleginnen und Kollegen beider Teams kam die Information der neuen Partnerschaft völlig unerwartet. Entsprechend vorsichtig gehen wir jetzt bei der Integration vor. Unsere oberste Priorität lautet „zuhören und lernen“. Alle Teams haben stets ihr Herzblut in die Produktentwicklung gesteckt und jetzt gilt es, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Was ich bisher erlebt habe, hat mich sehr beeindruckt. Der Austausch ist sehr offen, die Zusammenarbeit wirklich gut und es macht große Freude, mit den neuen Kolleginnen und Kollegen die gemeinsame Zukunft zu planen.

BODYMEDIA: Wie viele Mitarbeiter sind am neuen Standort in Krefeld tätig und wie sieht das Zusammenspiel mit dem Hauptsitz in Hamburg aus?

Daniel Hanelt: Aktuell arbeiten rund 40 Kolleginnen und Kollegen am neuen Standort in Krefeld. Die Hamburger Teams sind in den letzten vier Wochen regelmäßig nach Krefeld gefahren, um das easySolution-Team und das neue Büro kennenzulernen. Es herrscht schon jetzt ein reger Austausch, der in Zukunft weiter intensiviert werden wird. Wir sind sehr gerne dort und das Büro ist wirklich besonders. In Zukunft werden wir Krefeld zu einem Event-Standort ausbauen, als Plattform für einen engen Austausch mit unseren Kunden und der Industrie. Das neue Büro steht auch symbolisch für einen Neuanfang in einer neuen Umgebung, wo großartiges geleistet wird.

BODYMEDIA: Durch die Übernahme habt ihr viele neue Kunden hinzugewonnen, die sich irgendwann bewusst für easySolution und gegen die cloudbasierte Magicline entschieden haben. Warum bist du davon überzeugt, dass diese Kunden zukünftig dennoch zufrieden sein werden, und wie begegnest du möglichen kritischen Stimmen?

Daniel Hanelt: Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung für unsere Branche große Chancen, aber auch weiterhin ganz viele Herausforderungen bietet. Und um diese zu bewältigen, benötigen wir die besten Köpfe, die gemeinsam an der besten Lösung arbeiten, zum größtmöglichen Kundennutzen.

Die Welt ändert sich rasant und so auch Einstellungen und Einschätzungen. Die Digitalisierung der Welt findet in der Cloud statt und ist ohne diese auch nicht vorstellbar. Nur so sind Daten- und Betriebssicherheit sowie Innovationskraft auf Dauer sicherzustellen. Und daher laden wir jeden Kunden und Interessenten herzlich ein, sich ein aktuelles Bild über den aktuellen Entwicklungsstand zu machen und mit uns in den Dialog zu kommen. Denn mit über 100 Mitarbeitern in Produkt & Entwicklung passiert eine ganze Menge in kurzer Zeit.

BODYMEDIA: Einige Studiobetreiber scheuen den Wechsel der Software, da sie einen hohen manuellen Aufwand und viel investierte Zeit in Datenmigration befürchten. Wie sieht der aktuelle Prozess bei euch aus und wie lange dauert ein Umstieg heutzutage?

Daniel Hanelt: Diese Sorge hören und lesen wir in der Tat häufiger. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Know-how bei der Durchführung von Datenmigrationen aus vielen verschiedenen Systemen zur Magicline aufgebaut. Mittlerweile blicken wir auf Tausende Fitnessstudios zurück, die auf die Magicline gewechselt sind – angefangen mit kleineren Einzelbetreibern bis hin zu internationalen, großen Fitnessketten mit mehreren hundert Standorten, die über verschiedene europäische Länder verteilt sind. Jede Situation bringt neue Herausforderungen und mittlerweile haben wir ein sehr gut funktionierendes System für den Datenimport und das Onboarding entwickelt.

Und gerade durch die Zusammenlegung der Teams von easySolution und Magicline haben wir jetzt den großen Vorteil, dass wir unsere bereits bestehenden Werkzeuge zum Migrieren von easySolution-Studios noch genauer
anpassen können. Hinzu kommt, dass auch unser Onboarding-Team in der Zeit deutlich besser wurde. Es gibt wahrscheinlich keinen Fall, den sie nicht kennen. Das Schöne ist, dass während der Migration der Studiobetrieb nicht gestört wird. Eine übliche Migration inklusive dazugehöriger Absprachen dauert in der Regel nicht länger als zwei Wochen.

BODYMEDIA: Im vergangenen Jahr habt ihr die Magicline in einigen europäischen Ländern eingeführt. Welche konkreten Zukunftspläne habt ihr?

Daniel Hanelt: Nachdem wir in den letzten beiden Jahren in Spanien, Italien, Frankreich, Benelux und UK gestartet sind, liegt unser Fokus aktuell im Ausbau der bestehenden Länder. Gleichzeitig bereiten wir die Magicline für einen globalen Einsatz vor. Es gibt nämlich mittlerweile Anfragen, selbst aus Fernost. Ehrlich gesagt, fühlt sich das alles noch sehr aufregend und weit weg an, doch unsere internationalen Teams sind mit einem solchen Eifer dabei, dass ich immer wieder nur staunen kann. Natürlich blicken wir weiterhin auf unterschiedliche Ländermärkte und prüfen auch mögliche Kooperationen und Zusammenschlüsse. Wir werden sehen, was uns die Zukunft bringt. Optimistisch sind wir allemal!

BODYMEDIA: Das Thema Digitalisierung ist auch in der Fitnessbranche allgegenwärtig. Doch wie weit ist die Branche tatsächlich, wo siehst du Nachholbedarf und wie wird sich das Thema Digitalisierung in den nächsten Jahren in Fitnessstudios entwickeln?

Daniel Hanelt: Die Beantwortung dieser Frage könnte Seiten füllen. Ich versuche es mal kurz und bündig: Schaut euch eure eigene Erwartungshaltung an, wenn es um digitale Interaktion mit Anbietern von Dienstleistungen oder Waren geht – zum Beispiel, wenn ihr ein Netflix-Abo abschließen, eine Reise buchen, ein Auto kaufen, irgendeinen Vertrag wechseln, eine Auskunft erteilt, einen Termin buchen oder einfach nur essen gehen wollt. Und jetzt vergleicht euren eigenen Anspruch mit dem Status quo in unserer Branche.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Die Autoren

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

  • Daniel Hanelt

    Daniel Hanelt ist CEO der Sport Alliance GmbH. Der 46-Jährige ist seit 2014 für den Hamburger Softwareanbieter tätig. Gemeinsam mit seinem Team hat er in den letzten beiden Jahren die Expansion der Magicline in europäische Länder vorangetrieben.