Personal

Die Rolle der Führungskräfte bei der Mitarbeiterbindung in Fitnessstudios

Die Gefahr, dass Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen, ist so hoch wie noch nie. Gerade in der Fitnessbranche zeigt sich das derzeit deutlich. Daher ist es umso wichtiger, die Mitarbeiter, die im Unternehmen sind, mit Wertschätzung zu behandeln. Dabei spielen Führungskräfte eine ganz wichtige Rolle.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die meisten Mitarbeiter wechseln das Unternehmen aufgrund des Führungsverhaltens der Vorgesetzten.
  • Besonders das Thema Wertschätzung wird immer relevanter und sollte von der Führungskraft vorgelebt werden.
  • Am Wichtigsten ist es, zum eigenen Wort zu stehen und keine leeren Versprechungen zu machen.
  • Je wohler die Mitarbeiter sich im Unternehmen fühlen, desto attraktiver wird dieses auch für weitere Mitarbeiter.

Was sind eigentlich die Top-5-Gründe, warum Mitarbeiter ihren Arbeitgeber verlassen? Rollen wir das Feld mal von hinten auf, um die Spannung etwas zu erhöhen. 15 % wollen mit ihrem Wechsel eine attraktivere Position erhalten, für 19 % sind es finanzielle Anreize. Die Chance, in einem attraktiveren Tätigkeitsfeld arbeiten zu können, bewegt immerhin 24 % zum Wechsel des Arbeitgebers. Und 27 % wechseln, um ihre Work-Life-Balance zu verbessern.

Der absolute Spitzenreiter und mit 28 % der wichtigste Grund, warum Mitarbeiter ihren Job wechseln, ist das Führungsverhalten der Vorgesetzten. Es geht also nicht primär um den Arbeitsplatz an sich, sondern um die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet. Andere Untersuchungen wie auch die Erfahrung zeigen, dass es viele Menschen trotz ungünstiger Bedingungen in einem Job hält, wenn die Beziehung zu den Kollegen und den Vorgesetzten stimmt.

Viele Mitarbeiter wollen wechseln

Und jetzt wird es spannend. Aktuelle Zahlen des Engagement-Index zeigen, dass 15 % der befragten Angestellten bereits innerlich gekündigt haben und 61 % mit dem Arbeitgeberwechsel maximal noch ein Jahr warten wollen. Das sind erschreckend hohe Zahlen. Und genau hier müssen Unternehmen ansetzen und dieser Weg geht vor allem über die persönliche Bindung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft bzw. den Inhaber.

Letztlich sind es viele Faktoren, die einen Mitarbeiter dazu bewegen, dem Unternehmen treu zu bleiben, und normalerweise niemals einer alleine. Im Allgemeinen ist es eine Mischung aus harten und weichen Faktoren. Den Hauptanteil, und das zeigt auch die oben genannte Top-5-Liste, macht die persönliche Bindung aus. Das bedeutet nicht, dass Geld etc. keine Rolle spielt, aber eine gute emotionale Bindung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft kann viel Negatives kompensieren.

Führungskraft im Gespräch mit Mitarbeiterin vor Laptop
Eine gute Möglichkeit Wertschätzung zu zeigen, ist es, Interesse für das Gegenüber zu haben (Bildquelle: © NDABCREATIVITY - stock.adobe.com)

Weitere relevante Punkte sind die gelebte Unternehmenskultur, die Zusammensetzung des Teams und eben der Führungsstil. Dieser sollte, gerade in Zeiten von einer hohen Fluktuation, darauf ausgerichtet sein, die Mitarbeiter an Unternehmen zu binden. Und ganz wichtig zu wissen, Mitarbeiterbindung beginnt nicht erst am ersten Arbeitstag, sondern bereits früher.

Mitarbeiter müssen zum Unternehmen passen

Schon im Auswahlprozess können die ersten Weichen für eine langfristige Beziehung gelegt werden, indem Kandidaten ausgewählt werden, deren Profil gut zum Unternehmen passt. Dazu sollte man in einem ersten Schritt prüfen, ob die fachliche Qualifikation passt, und wenn das gegeben ist, in einem zweiten Schritt zu klären, ob die Erwartungen des Bewerbers in diesem Unternehmen erfüllt werden können.

Und genau das wird noch zu selten gemacht. Man sieht, was der Bewerber alles kann, und freut sich darauf, einen neuen kompetenten Mitarbeiter eingestellt zu haben, nur um dann nach einem Jahr oder sogar schon früher genau diesen wieder gehen lassen zu müssen, weil er sich nicht im Unternehmen wiederfindet. Das setzt allerdings voraus, dass der Inhaber das eigene Unternehmen realistisch einschätzen kann und weiß, wo Probleme sind und welche Erwartungen einfach aus strukturellen Gründen nicht erfüllt werden können.

Passen Bewerber und Unternehmen gut zusammen, kommt es darauf an, die Verbindung zwischen beiden zu stärken. Und genau das ist die Aufgabe der Führungskräfte. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle: Gibt es regelmäßige Gespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeiter? Ist genug Empathie vorhanden, um auf den Mitarbeiter eingehen zu können? Hat die Führungskraft die Fähigkeit, Aufgaben gerecht zu verteilen und für eine gute Stimmung im Team zu sorgen? Dafür muss der eigene Führungsstil reflektiert und evtl. angepasst werden.

Letztlich geht es bei all diesen Punkten um das Thema Wertschätzung. Ist diese vorhanden und wird durch die Führung gelebt, wird das Band zwischen Mitarbeiter und Führungskraft immer stärker, was die Wahrscheinlichkeit einer Trennung deutlich verringert. Und auch hier sprechen die Zahlen eine starke Sprache – fast die Hälfte der Befragten in einer Studie gab an, sich nicht wertgeschätzt zu fühlen. 43 % sprachen davon, manchmal wertgeschätzt zu werden, und nur 11 % erfuhren regelmäßige Wertschätzung.

Nun ist es nicht so, dass Unternehmen nicht versuchen würden, ihre Mitarbeiter wertzuschätzen. Befragt man diese allerdings, in welcher Form sich diese Wertschätzung äußert, so zeigt sich wieder ein interessantes Bild. In 26 % der Fälle sind es Boni oder andere finanzielle Zuwendungen, mit denen Unternehmen Wertschätzung zeigen wollen, bei 5 % der Befragten waren es zusätzliche Urlaubstage, öffentliches Lob gaben 16 % an und jeder Zehnte gab an, dass Wertschätzung über eine Beförderung ausgedrückt wird.

Aber 43 % sagten, dass sie nicht wissen oder erkennen können, wie ihr Arbeitgeber und ihre Führungskräfte sie wertschätzen. Hier gibt es also noch einiges zu tun. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass die Generation Z nach und nach in den Arbeitsmarkt kommt und das Thema Wertschätzung noch deutlich stärker einfordert.

Wie Wertschätzung zeigen?

Was also kann man als Führungskraft oder Inhaber tun, um Wertschätzung zu zeigen? Eine gute Möglichkeit ist es, auch in einem stressigen Arbeitsumfeld Interesse für das Gegenüber zu zeigen, um mehr über die Person zu erfahren. In gemeinsamen Pausen, Gesprächen an der Kaffeemaschine oder zusammen durchgeführten Aktivitäten bietet sich die Möglichkeit dazu.

Einerseits ist es hier sehr wichtig zuzuhören und andererseits sollte man auch einige Informationen über sich an das Gegenüber preisgeben. Diese Gespräche machen es dann leichter für den Alltag, eine nette Begrüßung auszusprechen oder den Mitarbeiter zu loben. Generell ist es ein Zeichen für Wertschätzung, wenn man sich kurz Zeit für einen Mitarbeiter nimmt. So kann sinnbildlich eine Türe entstehen, die wirklich immer offen ist.

Nette Worte sind aber nur der Anfang eines wertschätzenden Verhaltens. Belohnungen sind auch nicht schlecht. Das können finanzielle Belohnungen sein, die sich bei vielen aber sehr schnell abnutzen. Daher können es auch positive Leistungen sein, für die man den Titel „Mitarbeiter des Monats“ erhält, aber auch kreative Kuchen zum Geburtstag, die einen Teil der Persönlichkeit widerspiegeln. Je individueller die Ideen sind, desto stärker zahlen sie auf die Mitarbeiterbindung ein, denn so zeigt sich, wie viel die Führungskraft über den Mitarbeiter weiß. Daher sollten Mitarbeitergeschenke im Optimalfall auch nicht standardisiert sein.

Zu seinem Wort stehen

Möglicherweise der relevanteste Punkt ist es, zu seinem Wort zu stehen, also keine leeren Versprechungen zu machen. Wurden Veränderungen in den Abläufen oder an ihrem Arbeitsplatz zugesagt und es tut sich über eine längere Zeit nichts, werden diese Mitarbeiter unzufrieden und werten das als mangelnde Wertschätzung, auch wenn es von den Führungskräften her nicht so beabsichtigt ist.

Möglicherweise haben sie es einfach noch nicht geschafft, es umzusetzen. Dann stellt sich aber wiederum die Frage der Priorisierung und gerade in Zeiten von hoher Mitarbeiterfluktuation kann man es sich nicht mehr leisten, Zusagen zu machen, die nicht eingehalten werden.

Auch wenn man neue Mitarbeiter im Vorfeld so ausgewählt hat, dass sie gut zum Unternehmen passen, kann es sein, dass sie etwas Zeit brauchen, um ihr Potenzial zu entfalten. Das bedeutet, man sollte dranbleiben und nicht zu schnell davon ausgehen, dass man die falsche Entscheidung getroffen hat. Jeder Mitarbeiter macht in unterschiedlichem Tempo seine Fortschritte. Es zeigt Wertschätzung, wenn man Mitarbeiter in diesem Prozess unterstützt und ihnen die Zeit gibt, die sie brauchen. So können Mitarbeiter nachhaltig entwickelt werden.

Im Vergleich zur Geringschätzung ist es ein Zeichen von Wertschätzung, sich auf die Stärken und guten Seiten eines Mitarbeiters zu konzentrieren und nicht das Negative in den Vordergrund zu stellen und schon gar nicht vor anderen, insbesondere wenn der Betroffene gerade nicht anwesend ist.

Und noch ein Tipp zum Abschluss: Wenn Mitarbeiter Anfragen stellen oder einen Wunsch äußern, sollte man zeigen, dass man diesen wahrgenommen hat. Nicht jeder Wunsch kann umgesetzt werden, dann macht es aber Sinn, den Mitarbeiter mit in die Kommunikation zu nehmen und aufzuzeigen, warum es nicht geht. Oft stößt man damit auf Verständnis und wird nicht ständig darauf angesprochen, weil der Mitarbeiter wissen möchte, wie der Stand seiner Anfrage ist.

Fazit

Führungskräfte haben viele Möglichkeiten, Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitern auszudrücken, und sie sollten das auch tun. Es gehört zu ihren wichtigsten Aufgaben. Und ein toller Nebeneffekt soll nicht unerwähnt bleiben: Mitarbeiter, die sich in einem Unternehmen wohlfühlen, sprechen darüber und machen das Unternehmen attraktiv für weitere Mitarbeiter.

Bildquelle Header: © NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

Themen

Magazin

BODYMEDIA Fitness 6-2022E-Book lesen

BODYMEDIA Fitness 6-2022

Mehr erfahren