Personal

Personalmangel in Fitnessstudios verhindern

Es häufen sich immer mehr die Aussagen von Unternehmern, die seit Monaten Mitarbeiter suchen und niemanden finden. Ist es wirklich nahezu unmöglich geworden, die richtigen Mitarbeiter zu finden? Dieser Artikel zeigt, wie Betreiber motivierte Mitarbeiter für ihre Fitnessanlage finden können.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Um die richtigen Mitarbeiter zu finden, muss man eine geeignete Strategie entwickeln.
  • Es lohnt sich immer mehr, die Mitarbeiter durch verschiedene Maßnahmen an sich zu binden, anstatt nach Neuen zu suchen.
  • Erfolgreiche Mitarbeiterbindungsmaßnahmen sind beispielsweise der regelmäßige Austausch mit den Mitarbeitern und Feedback und das Angebot regelmäßiger Aus- und Weiterbildungen.
  • Zusätzlich können auch der Einsatz eines Wellbeing-Navigators oder von Provisionsmodellen die Bindung und Zufriedenheit der Mitarbeiter stärken.

In zahlreichen anderen Branchen wird häufig das Thema des Fachkräftemangels aufgeführt. Leider ist das oftmals eine gern benutzte Ausrede. In einer Studie von Manpower (Studie über Fachkräftemangel) nannten die befragten Unternehmen ihre wichtigsten Gründe für den Fachkräftemangel. Diese lauten:

  • 35 % zu wenig oder keine Bewerber
  • 34 % unzureichende Fachkenntnisse
  • 22 % fehlende Erfahrung
  • 17 % fehlende soziale Kompetenz
  • 13 % Bewerber fordert zu viel Gehalt und zu viel Freizeit

Falsche Suche, keine Bewerber

Viele Fitnessunternehmen klagen über insgesamt zu wenig Bewerber. Allerdings stellt sich auch die Frage, auf welchem Weg sie nach ihren Wunschkandidaten suchen. Ein Großteil inseriert noch immer im Stellenteil der (regionalen) Zeitung. Häufig wird zudem parallel mit einer Online-Anzeige geworben, die allerdings nur eine PDF-Variante der Printanzeige ist.

Dadurch sieht der Stellenmarkt in den verschiedenen Medien jede Woche gleich aus: Stellenanzeigen in vorgegebenen Formaten enthalten zumeist Standardtexte wie z. B.: „Wir sind einer der Fitnessmarktführer und suchen Verstärkung für unser Team. Unser Wunschkandidat soll vor allem teamfähig, flexibel und belastbar sein. Soziale Kompetenz und gute Kommunikationsfähigkeit setzen wir voraus. Senden Sie uns bitte Ihre aussagekräftige Bewerbung.“

Dann wird nur noch der Name des Unternehmens eingesetzt, eine Liste mit mindestens 15–25 fachlichen Anforderungen hinzugefügt und schon kann die Anzeige gedruckt werden. Falls zu wenige Bewerbungen beim jeweiligen Studio eintreffen, wird die Anzeige einfach noch mal durch Farbe oder Größe hervorgehoben. Diese Art von Stellenanzeigen bieten dem potenziellen Kandidaten wenig konkrete Informationen und vor allem wenig Anreiz, darauf einzugehen.

Fitnessstudiobetreiber im Mitarbeitergespräch
5 Minuten Feedbackgespräche in der Woche können helfen, eine gute Stimmung im Unternehmen beizubehalten (Bildquelle: © BullRun - stock.adobe.com)

Um eine Stellenanzeige richtig zu gestalten, ist es wichtig, dass die Zielgruppe sich angesprochen fühlt. Ganz nach dem Motto „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“. Jede Werbung sollte mit einer sprachlichen Wirkung gestaltet werden. Das lässt sich auch für Stelleninserate nutzen, denn die Anzeigen sind vor allem Werbung. Werbung für Ihr Unternehmen, Werbung für einen Arbeitsplatz. Es ist durchaus sinnvoll, dafür einen Textprofi zu beauftragen. Am besten mit einem Texter, der Profi im Verkauf ist. Denn genau das ist es. Sie wollen Ihr Unternehmen „verkaufen“, sodass ein Interessent bereit ist, dieses Angebot dann auch zu „kaufen“.

Möglichkeiten, Mitarbeiter zu finden

Für Fitness- und Gesundheitsunternehmen bieten sich mehrere Möglichkeiten an, um geeignete Mitarbeiter zu finden. Folgende Punkte sind dabei zu empfehlen:

  • Aktiv einen Pool mit Wunschkandidaten aufbauen
  • Empfehlungsprogramme im Unternehmen implementieren
  • Kooperationen mit anderen Unternehmen aufbauen
  • Neue Zielgruppen ausfindig machen (Personen aus anderen Bereichen ansprechen)
  • Talente über die Ausschreibung eines Wettbewerbs oder Awards ansprechen
  • Ansprechende Botschaften veröffentlichen
  • Sich als Unternehmen beim Wunschkandidaten bewerben
  • Umständliche Bewerbungstools ausschalten und möglichst früh persönlich mit den Wunschkandidaten kommunizieren
  • Kunden im Studio darauf ansprechen, dass für einen wichtigen Bereich ein neuer Mitarbeiter gesucht wird.

Mitarbeiter zu halten lohnt sich

Der günstigste Weg, um Ihre Stellen zu besetzen, ist Mitarbeiter zu halten und wenn es geht, an Ihr Unternehmen langfristig zu binden. Für jeden Mitarbeiter, der nicht kündigt, müssen Sie keinen Ersatz finden. Schaffen Sie ein Arbeitsklima, in dem sich Ihre Beschäftigten wohlfühlen. Bieten Sie Ihnen Entwicklungschancen. Sprechen Sie mit solchen, die unzufrieden sind, und suchen Sie nach Lösungen.

Wie gelingt es, Mitarbeiter zu halten?

Die ersten Maßnahmen drehen sich um das Thema Onboarding und Probezeit von Mitarbeitern. Onboarding ist ein Begriff aus dem Personalmanagement. Er bezeichnet das Einstellen und die Aufnahme neuer Mitarbeiter durch ein Unternehmen und vor allem alle Maßnahmen, welche die Eingliederung fördern.

1. Arbeiten Sie mit Erwartungslisten

Gehen Sie eine Liste mit klaren Erwartungen und Zielen mit Ihrem Mitarbeiter durch. Es sollten Termine festgelegt werden, z. B. alle 4 Wochen, 3 Monate oder 6 Monate, bei denen die Punkte der Liste besprochen werden. Wichtig: Verteilen Sie Lob und sprechen Sie auch deutlich an, welche Erwartungen nicht erfüllt wurden, und geben Sie ggf. Hilfestellungen, damit der Mitarbeiter es besser machen kann.

Fitnessstudiobetreiber im Mitarbeitergespräch
Arbeiten Sie mit Erwartungslisten und gehen Sie in regelmäßigen Abständen die Punkte der Liste mit Ihrem Mitarbeiter durch (Bildquelle: © BullRun - stock.adobe.com)

2. Aushängen einer Art „Wiki-Seite“

Lassen Sie Ihre Mitarbeiter eine Art Wiki-Seite erstellen, in der alle wichtigen Informationen aufgeschrieben werden, die für Sie von Interesse sind und die Sie gerne wissen möchten. Clubbetreiber sollten Wert darauf legen, dass die Mitarbeiter diese Seite immer weiter vervollständigen und mit wichtigen Informationen füllen. Sie als Unternehmer profitieren davon, dass sie irgendwann ein tolles Tool haben, in dem alles Wichtige und Wissenswerte zum Unternehmen steht. Diese Liste sollte vom Betreiber oder einer Führungskraft regelmäßig gecheckt werden.

3. Regelmäßig Feedback einholen

5 Minuten Feedbackgespräche in der Woche können helfen, eine gute Stimmung im Unternehmen beizubehalten. Wenn es nicht vor Ort möglich ist, dann telefonieren Sie mit Ihren Mitarbeitern. Eventuell ist auch einmal die Woche ein gemeinsames Mittagessen möglich. Dort lassen sich oftmals viele schwierige Themen besprechen und beheben.

4. Erstellen Sie ein Persönlichkeitsprofil von Ihrem Team

Wussten Sie, dass die Veränderung mit dem Verstehen beginnt? Um den besten Weg zum Wohlbefinden der Mitarbeiter zu finden, müssen Sie wissen, was diese eigentlich wollen. Hierfür empfehle ich die Durchführung des HUCO Wellbeing Navigator. Dieser hilft Ihnen dabei, die Stärken Ihrer Mitarbeiter zu erkennen, sodass Sie letztlich davon profitieren können. Darüber hinaus ermöglicht er, potenzielle Fallstricke zu entlarven und zeigt auf, welche Kommunikationsformen es zu vermeiden gilt, um Mitarbeiter nicht zu demotivieren.

Wellbeing Navigator basiert auf einer dynamischen Befragung, die online durchgeführt wird. Auf Basis der Befragung erstellt der Wellbeing Navigator dann einen visuellen Bericht, der Ihnen ein umfassendes Bild Ihrer Ausgangssituation vermittelt. Sie werden etwas Neues über die Gewohnheiten von sich und Ihren Mitarbeiter entdecken, die sich auf das Wohlbefinden von Ihnen auswirken.

5. Status aller Zahlen und Ziele regelmäßig sichtbar machen

Durch das regelmäßige Teilen der wichtigsten Zahlen und Ziele des Unternehmens mit Ihrem Mitarbeiterteam entsteht ein Sicherheitsgefühl bei Ihren Mitarbeitern und Sie verhindern das Entstehen von Gerüchten. Alternativ kann auch einmal pro Monat ein Gesamtüberblick an die Mitarbeiter herausgegeben werden.

6. Für regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen sorgen

Ambitionierte Mitarbeiter wollen sich kontinuierlich weiterentwickeln. Diesen Wunsch zu erfüllen bringt auch viel Mehrwert für das Unternehmen. Schließlich wird das neu erworbene Wissen direkt in die Praxis umgesetzt. Leider gibt es immer noch zu viele Unternehmen, in denen Weiterbildungsangebote eher die Ausnahme als die Regel sind.

Als Führungspersönlichkeit sollte man unbedingt regelmäßig die Weiterbildungswünsche im Team erkennen und fördern. Dafür eignen sich sowohl interne als auch externe Schulungen, Online-Workshops, Webinare oder Videokurse, Bücher und Magazine.

Tipp: Stellen Sie jedem Mitarbeiter ein festes Weiterbildungsbudget pro Jahr zur Verfügung, das dieser ganz nach seinen Wünschen einsetzen kann.

Welche Formen der Mitarbeiterbindung haben sich bewährt?

In der Fitness- und Gesundheitsbranche gibt es verschiedene Mitarbeiterbindungsmaßnahmen, die sich bewährt haben. Dazu zählen der regelmäßige Austausch mit den Mitarbeitern und Feedback, die Erstellung und Umsetzung eines Wellbeing-
Navigators
, das Angebot regelmäßiger Aus- und Weiterbildungen und Provisionsmodelle.

Fazit

Vergessen Sie vor lauter Suche nach neuen Mitarbeitern nicht Ihr aktuelles Team. Versuchen Sie eher, dieses zu halten, denn jede Suche nach einem neuen Mitarbeiter ist deutlich teurer, als auf das bestehende Personal zu setzen.

Bildquelle Header: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Der Autor

  • Stephan Müller

    Stephan Müller ist der Vorstand des Bundesverband PT e. V. (www.- bundesverband-pt.de). Der Sportlehrer, Sportphysiotherapeut und Ernährungsberater der Olympiasieger und Weltmeister sowie zahlahlreicer Bundesligaprofis aus den Bereichen Fußball, Handball, Basketball, Eishockey und Volleyball ist Mitglied des Expertenbeirats für die Fitness- und Gesundheitsbranche sowie Inhaber des GluckerKolleg (www.gluckerkolleg.de) und der PT Lounge GmbH.

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