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Präventionstrainer sind die Zukunft in der Fitnessbranche

Ob Rückenschmerzen, Übergewicht oder Stress – bei vielen sogenannten Volksleiden kann Präventionstraining helfen, dass daraus keine ernsthafte Erkrankung entsteht. Deshalb fördern unter anderem die Krankenversicherungen Präventionsmaßnahmen für Versicherte.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Präventionsbeauftragte berät und unterstützt seine Kunden dabei, einen gesunden Lebensstil beizubehalten oder zu entwickeln, um der Entstehung von Krankheiten frühzeitig vorzubeugen.
  • Ein guter Präventionstrainer kann bis zu 10.200 Euro im Monat erwirtschaften und für viele Neukunden sorgen.
  • Durch den Präventionstrainer werden neue Möglichkeiten geschaffen, mit den Kassen abzurechnen und dadurch kostengünstige Angebote für die Versicherten zu schaffen.

Seit 2021 ist es auch Fitnesstrainern und Quereinsteigern erlaubt, Präventionskurse im Bereich „Bewegung“ anzubieten. Wenn sie die erforderlichen Qualifikationen nachweisen, können sie ihre Leistungen mit den Krankenkassen abrechnen und ein gefördertes Kursprogramm anbieten, das für die Kunden dank Erstattung besonders preisgünstig oder sogar kostenlos und vor Ort gut erreichbar ist. Das bietet Studios ein Riesenpotenzial zur Neukundengewinnung.

Was ist ein Präventionstrainer?

Ein Präventionstrainer berät seine Kunden ganzheitlich und unterstützt sie dabei, gesund und fit zu bleiben sowie Krankheiten vorzubeugen. Er leitet Gruppenkurse nach § 20 SGB V und führt in Betrieben Beratungen rund um das Thema Gesundheitsvorsorge durch – besser bekannt als BGF (Betriebliche Gesundheitsförderung). Außerdem fördert er die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten von Menschen und hilft ihnen, ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern. Zudem stärkt er sie dabei, präventiv mit Gesundheit und Krankheit umzugehen.


Studios können seit 2021 einen Mitarbeiter als Quereinsteiger zum Präventionstrainer ausbilden lassen (Bildquelle: © Robert Kneschke - stock.adobe.com)

Um als Präventionstrainer tätig werden zu können, müssen die Trainer Kompetenzen im sportwissenschaftlichen und sportpraktischen Bereich mit sich bringen. Selbstverständlich sollten auch menschliche Kompetenzen wie Freundlichkeit und eine motivierende Art vorhanden sein, schließlich braucht es ein gewisses Charisma, um bei den Menschen gut anzukommen und seine Leistungen erfolgreich anzubieten.

Inwiefern profitieren Studios von einem Präventionstrainer?

Zahlt es sich für ein Fitnessstudio aus, einen Präventionstrainer in Vollzeit anzustellen? Wenn man von einem achtwöchigen Präventionskurs ausgeht, der bei den Krankenkassen mit 120 € gelistet ist, und von einer Kursstärke von maximal zehn Teilnehmern, ergibt sich ein Umsatz von 1.200 € insgesamt bzw. 600 € im Monat.

Ein Trainer in Vollzeit kann zehn Kursstunden in der Woche übernehmen und sich zusätzlich mit einer betrieblichen Gesundheitsförderung beschäftigen. So könnte er Firmen im Umkreis Angebote zur Gesundheitsprävention unterbreiten und Kurse bei ihnen durchführen. Die genannten wöchentlichen zehn Kursstunden würden einen Umsatz von 6.000 € im Monat bedeuten.

Zudem kann der Trainer am Wochenende weitere Kurse zu spezifischen Themen durchführen, die für den Teilnehmer zwischen 120 und 149 € kosten können. Würde es nur einmal im Monat ein Wochenendangebot geben, so würde das zusätzlich 1.200 bis 1.490 € einbringen.

Wohlgemerkt ist die betriebliche Gesundheitsförderung hier noch nicht berücksichtigt. Dabei handelt es sich nur um Richtwerte, die von Unternehmen zu Unternehmen variieren können. Generell werden Betriebe von den Krankenkassen in Gesundheitsfragen gefördert. Arbeitgeber können je Mitarbeiter 600 € jährlich für qualitätsgesicherte Maßnahmen zur Primärprävention und Gesundheitsförderung aufwenden, die steuerrechtlich nicht als geldwerter Vorteil des Mitarbeiters gelten.

Seit 2019 braucht es nach § 20 Abs. 2 und 5 des SGB V eine Zertifizierung für Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken, sprich für eine verhaltensbezogene Prävention. Realistisch kann hier von 30 bis 35 € ausgegangen werden, die ein Betrieb monatlich für einen Mitarbeiter aufwendet, Tendenz steigend bei kleineren Unternehmen. So lassen sich durch die betriebliche Gesundheitsförderung leicht 1.000 € monatlich generieren, wenn man von 30 Teilnehmern und einem Betrag von 35 € je Teilnehmer ausgeht.

Ein guter Präventionstrainer sollte es auch hinbekommen, 40–60 % der Präventionsteilnehmer für Mitgliedschaften oder Einzelbehandlungen zu gewinnen. Werden also 50 % der Teilnehmer zu Mitgliedern, macht das nochmals rund 2.000 € im Monat aus.

Insgesamt kann ein Präventionsbeauftragter für das Fitnessstudio über 10.000 € im Monat erwirtschaften. Davon müssen dann die Kosten für das Trainergehalt, die Raummiete und Heizkosten abgezogen werden. Insgesamt ist ein Präventionsbeauftragter demnach eine gute Investition für ein Fitnessstudio. Studios, die bislang über keinen Präventionstrainer verfügen, können sich seit 2021 einen Mitarbeiter als Quereinsteiger entsprechend ausbilden lassen.

Wie läuft die Fortbildung zum Präventionstrainer ab?

Die Ausbildung zum Präventionsbeauftragten ist vergleichsweise neu auf dem Gesundheitsmarkt. Interessenten sollten darauf achten, dass der Fernlehrgang entsprechend zertifiziert wurde (z. B. ZFU Siegel – staatlicher Fernunterricht). Auch sollte der Lehrgang berufsbegleitend sein, um schon im Berufsleben stehenden Trainern die Möglichkeit zu geben, dieses parallel durchzuführen.


Ein guter Präventionstrainer kann bis zu 10.200 € pro Monat erwirtschaften (Bildquelle: © Robert Kneschke - stock.adobe.com)

Die Ausbildung richtet sich an alle Personen, die Präventionskurse über die Krankenkasse abrechnen möchten und die dafür erforderlichen Qualifikationen brauchen. Am Schluss steht die Zertifizierung nach § 20 SGB V, mit der die Absolventen dann zertifizierte Präventionskurse im Studio oder in Betrieben durchführen dürfen.

Maßgeblich für die Inhalte der Fortbildung ist der Präventionsleitfaden der gesetzlichen Krankenkassen und deren Richtlinien. Wer ohne Vorkenntnisse in der Gesundheitsförderung starten möchte, erhält durch die Fortbildung zum Präventionstrainer alle erforderlichen Kompetenzen:

  • Fachwissenschaftliche Kompetenzen
  • Fachpraktische Kompetenzen
  • Fachübergreifende Kompetenzen

Was muss ein Präventionstrainer nachweisen?

Zuständig für die Zertifizierung von Präventionstrainern und Präventionskursen nach § 20 SGB V ist die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP). Sie prüft nach dem jeweils aktuellen „Leitfaden Prävention“ die Trainerqualifikationen. Die gesetzlichen Krankenkassen erkennen das Prüfergebnis an. Verpflichtend für die Anerkennung ist: ein Nachweis über eine entsprechende Fachkompetenz, eine Ausbildungsdauer von mindestens einem Jahr, eine Prüfung am Ende der Ausbildung, das erfolgreiche Bestehen der Ausbildung muss mit einem Zeugnis dokumentiert werden.

Gesundheitsmarkt im Umbruch

Unser Gesundheitssystem ist im Wandel. Gerade bei den kassenärztlichen Verordnungen kommt es immer mehr zu Streichungen aus der Heilmittelverordnung. Paradox, weil 2020 ein Jahr war, das tiefgreifende Spuren hinterlassen hat. COVID-19 hat uns aufgezeigt, wie verwundbar unser Gesundheitssystem und wie wichtig eine gut funktionierende Gesundheitsversorgung ist. Ausgenommen sind hier Maßnahmen der Primärprävention, sogenannte Präventionskurse, die weiter gefördert werden.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Krankenkassen sind stets an gesunden Versicherten interessiert. Die Bezuschussung von Präventionsmaßnahmen ist relativ kostengünstig und zahlt sich langfristig aus. Für den Versicherten eine gute Möglichkeit, den Einstieg ins gesunde Leben zu finden, und für den Anbieter, also das Fitnessstudio oder die Physiotherapiepraxis die Chance, Mitglieder zu gewinnen. Für alle eine „Win-win-win“-Situation.

Der Wandel von Verordnungen auf Maßnahmen der Primärprävention bedarf eines geschulten und qualifizierten Trainerteams. Dem Trainer eröffnen sich nach dem erfolgreichen Abschluss zum Präventionstrainer neue Möglichkeiten, mit den Kassen abzurechnen und dadurch kostengünstige Angebote für die Versicherten zu schaffen. In der Regel lässt sich die Fortbildung berufsbegleitend realisieren. Es entsteht also kein Verdienstausfall.

Bildquelle Header: © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Autorin

  • Yvonne Bechheim

    Yvonne Bechheim ist Inhaberin von „Independent Workout“ und Diplom-Sportlehrerin. Sie ist Expertin im Bereich der Primärprävention. Neben der deutschlandweiten Vermarktung von Präventionskursen gründete sie ein Aus- und Weiterbildungsinstitut, welches u. a. den staatlichen Fernlehrgang zum „Präventionstrainer“ im Lehrangebot hat.

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