Nach einer Schätzung von eurostat waren 2021 in der EU 611.000 Physiotherapeuten tätig, etwa 200.000 davon allein in Deutschland. Im EU-Durchschnitt sind das 135,7 Physios pro 100.000 Einwohner. Nur in Liechtenstein (241,68) und Norwegen (253), beides keine EU-Länder, gibt es mehr. Am wenigsten Physiotherapeuten finden sich in Rumänien mit 12,7 pro 100.000 Einwohnern.
(Bildquelle: © eurostat)
In den meisten EU-Ländern steigt die relative Zahl der Physiotherapeuten. Während in vielen Nachbarländern gute Voraussetzungen für eine hohe Attraktivität des Berufs (vollakademische Ausbildung auf EQR/DQR 6 Niveau, Direct Access, mehr Verantwortung und damit höhere Positionierung im Gesundheitssystem, entsprechende Vergütung, attraktive Altersvorsorge) geschaffen wurden, und dort die berufsqualifizierenden Studiengänge mehr als voll sind, fällt Deutschland im Vergleich zurück. Die Maßnahmen zur Schulgeldfreiheit der berufsfachschulischen Ausbildung auf EQR/DQR 4 Niveau in Deutschland scheinen kaum Auswirkungen zu haben, die Zahl der Berufsanfänger, wie die Zahl der Schulen, nimmt seit Jahren ab. Lagen die Absolventenzahlen 2008 bei 7415, waren es 2020 nur noch 5331.
Ruhestand und Abwanderung
In den nächsten Jahren werden allein aus Altersgründen in Deutschland viele Therapeuten in Ruhestand gehen. Dazu verlassen Therapeuten mit EQR/DQR 6 Ausbildung das Land, eben weil sie aufgrund ihrer Hochschulausbildung dazu in der Lage sind, und werden in einem Nachbarland tätig. Der Bedarf an Physiotherapie dürfte hingegen allein schon aufgrund der Alterung der Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Diese gegenläufigen Entwicklungen werden den jetzt schon an vielen Stellen bemerkbaren Fachkräftemangel noch einmal verschärfen. Die von der CDU aktuell anvisierte Teilakademisierung kann hier obendrein als Brandbeschleuniger wirken.
Fachkräfteanalyse der BA für Arbeit
Die Fachkräfteanalyse der Bundesagentur für Arbeit weist schon jetzt für die Berufsgruppe der Physiotherapeuten regelmäßig einen Fachkräftemangel, (Engpass) nach. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass die Berufsgruppe der Physiotherapeuten in die „Positivliste – Zuwanderung in Ausbildungsberufe“ aufgenommen wurde.
Fraglich ist, wie Deutschland unter den aktuellen Bedingungen im Wettbewerb um Fachkräfte abschneiden wird. Wie viele Therapeuten aus dem Ausland werden sich für eine Tätigkeit in Deutschland entscheiden?
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