Reform der Physio-Ausbildung: CDU mauert weiter, Vollakademisierung abgelehnt

CDU und CSU wollen die Physiotherapieausbildung in Deutschland reformieren, gleichzeitig immer noch an der nicht-akademischen Ausbildung festhalten. Eine Modernisierung der Ausbildung ist dringend notwendig, die fachschulische Ausbildung und die praktischen Inhalte beider Ausbildungswege sind veraltet.

Die Inhalte der Physiotherapie-Ausbildung entsprechen in weiten Teilen und grundlegend nicht mehr den Anforderungen, wie sie in den evidenzbasierten Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften gestellt werden.

„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, einer zunehmenden Multimorbidität und immer komplexer werdender Versorgungsstrukturen ist eine Reform der Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen dringend geboten“, heißt es in einem Antrag der Unionsfraktion im Bundestag.

Dringenden Handlungsbedarf erkannt

Die Fraktion sieht „dringenden gesetzgeberischen Handlungsbedarf“. Nötig sei „eine zukunfts- und bedarfs­orientierte Reform, die sowohl die Berufsbilder in der Physiotherapie reformiert und attraktiver macht als auch die Basis für eine flächendeckende Patientenversorgung bildet“, so die Fraktion.

Die Abgeordneten lehnen eine Vollakademisierung aber ab. Die Reform müsse vielmehr auf eine Teilakade­misierung setzen und die Kompetenzen der Berufsbilder in der Physiotherapie erweitern.

Entscheidend sei, dass der Praxisanteil in der Ausbildung hoch bleibe. Sinnvoll sei, auf die bestehenden Strukturen in der Ausbildung zurückzugreifen. Es brauche somit eine „Evolution und keine grundlegende Revolution des Systems“, heißt es in dem Antrag.

Ignoriert wird bei dieser Argumentation, dass

  • der Praxisanteil in der akademischen Ausbildung nicht geringer ist, als in der fachschulischen Ausbildung.
  • die Einstiegsvoraussetzung für den Beruf des Physiotherapeuten weltweit, mit Ausnahme einiger Entwicklungsländer, auf DQR/EQR 6-Niveau (BSC) liegt. Niveau 6 beschreibt Kompetenzen zur Planung, Bearbeitung und Auswertung von umfassenden fachlichen Aufgaben- und Problemstellungen sowie zur eigenverantwortlichen Steuerung von Prozessen in Teilbereichen eines wissenschaftlichen Faches oder in einem beruflichen Tätigkeitsfeld.
  • eine fachschulische Ausbildung auf DQR/EQR 4-Niveau liegt und im Prinzip nicht für die eigenverantwortliche Erfüllung der Aufgaben eines Physiotherapeuten qualifiziert.
  • die Unattraktivität des Berufs zu einem großen Teil durch die fehlende Akademisierung und den dadurch fehlenden Karriereweg begründet ist.
  • als Voraussetzung für einen Direktzugang Kompetenzen auf mindestens DQR/EQR 6-Niveau notwendig sind.

Link zu dem Antrag der CDU-Fraktion m Bundestag

Bildquelle Header: © arcyto

Der Autor

  • Jan Althoff

    Jan Althoff ist Physiotherapeut, hat einen M.Sc. in Neurorehabilitationsforschung und ist Auditor für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Er sammelte Erfahrung in internationalen Projekten im Bereich Rehabilitation, Entwicklung und Aufbau von Rehaeinrichtungen, Aus- und Weiterbildung von Therapeuten. Im April 2023 übernahm er die Redaktion des Magazins BODYMEDIA Physio.