Unternehmensreport

Fokus auf Training und Digitalisierung

Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen, und ihre Gesundheit von diesem Punkt aus zu verbessern, ist die Kernkompetenz des mobilo Therapiezentrums in Gütersloh. Dazu werden Physiotherapie und Training, aber auch Ernährungsberatung und insbesondere digitale Strukturen eingesetzt. Werfen wir einen Blick in den Mikrokosmos des mobilo.

Das Wichtigste in Kürze

  • Dr. Sebastian Mäueler und sein Bruder Benjamin gründeten 2012 das Präventionszentrum mobilo mit dem Ziel, als Bindeglied zwischen Ärzten und weiteren Therapieeinrichtungen zu fungieren
  • Das mobilo-Team hat mit dem „www.fitundgesund.coach“ digitale Präventionskurse entwickelt, die überall durchgeführt werden können und bis zu 100 % von der Krankenkasse gefördert werden
  • Trainingsbetreuung in Kombination mit der Digitalisierung ermöglicht mobilo Patienten eine optimale Versorgung anzubieten in Kombination mit wirtschaftlichem Erfolg

Am Anfang jeder Unternehmung steht die Motivation loszulegen. Sei es, die eigenen Qualifikationen besser auszunutzen oder auch, um den eigenen Arbeitsalltag freier gestalten zu können. In den Gesundheitsberufen ist die Anfangsmotivation häufig, anderen helfen zu wollen und ihnen wieder ein gesundes Leben zu ermöglichen. So ging es auch Dr. Sebastian Mäueler, der aus seiner wissenschaftlichen Forschung u. a. zu lebensstilbedingten Krankheiten die Motivation zog, Betroffenen zu helfen. Nach seiner Arbeit in der Forschung zog es ihn also stärker in die praktische Arbeit, um sein theoretisches Wissen umsetzen zu können. Als er 2012 gemeinsam mit seinem Bruder Benjamin das Präventionszentrum gründete, war ihnen direkt klar, wie sie sich positionieren wollten. Ihr Angebot sollte von der Primär- über die Sekundär- bis hin zur Tertiärprävention reichen. 

Für das Functional-Training wurde ein eigener Bereich eingerichtet

Idealismus vor Wirtschaftlichkeit

Dementsprechend waren eine physiotherapeutische sowie sportwissenschaftliche Betreuung fest vorgesehen. Ihr Ziel war es, als Bindeglied zwischen Ärzten und weiteren Therapieeinrichtungen zu fungieren und Patienten je nachdem, mit welcher Diagnose sie ins mobilo kamen, helfen zu können. Wie so oft war die Anfangszeit von einem weitreichenden Idealismus geprägt, der aber schnell mit der wirtschaftlichen Realität konfrontiert wurde. Sie stellten fest, dass diejenigen, die sich von der Frage, was sinnvoll für die Patienten ist, leiten lassen, wirtschaftlich nicht überlebensfähig sind. Also dachten die beiden Brüder um und schufen Strukturen, mit denen sie die Leistungen der Heilmittelerbringer besser nutzen konnten. Das machte die Praxis so erfolgreich, dass sie 2017 eine weitere Praxis in den Verbund aufnehmen konnten. Dazu übernahmen sie in Werther ein Therapiezentrum, das über die Jahre immer kleiner geworden war, reaktivierten es und ließen es in altem Glanz wieder erstrahlen. Seit September 2021 arbeiten sie nun an der Eröffnung eines dritten Standorts. 

Der BIOCIRCUIT ist ein wichtiger Bestandteil des Trainingskonzepts

2018 gab es dann Bewegung auf der Geschäftsführerebene. In diesem Jahr wurde das Führungsduo zum Trio. Benjamin Hanna, ein ehemaliger Studienkollege von Sebastian Mäueler, mit dem er sich schon während der Studienzeit die ersten Gedanken in Richtung Selbstständigkeit gemacht hatte, stieß zu den beiden Brüdern hinzu. Direkt nach dem Studium hatten sich die Wege erst einmal getrennt, nur um dann später wieder zusammenzuführen. Benjamin, der mittlerweile selbst eine Einrichtung leitete, wurde dann zum Dritten im Bunde. Der jüngste Meilenstein des Therapiezentrums war der Umzug im Mai 2021 in eine neue, frisch gebaute Immobilie. Die Räume des Therapiezentrums haben sich damit nicht nur vergrößert, sondern wurden auch moderner gestaltet. Da die Räumlichkeiten im Eigenbesitz sind, lassen sie sich funktioneller an die Bedürfnisse des Therapiezentrums anpassen.   

Was macht das mobilo-Konzept so besonders?

Im mobilo sollen Menschen dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen. Wer gerade mit einer ärztlichen Diagnose ins mobilo kommt, besucht erst einmal die Physiotherapie – wer einen Weg sucht, Stress abzubauen, meldet sich im Trainingsbereich an. Und wer Hilfe bei der Ernährung braucht, findet diese gemeinsam mit der Diätassistentin. Dabei werden drei Phasen unterschieden – die Akut-, die Aufbau- und die Erhaltungsphase. In der Akutphase arbeiten Patienten vor allem in der Physiotherapie. Die Aufbauphase dauert drei Monate und dient dem Erreichen der Erhaltungsphase, in der die Patienten befähigt wurden, eigenständig zu trainieren und sich so selbstständig um ihre Gesundheit zu kümmern. Während der Aufbauphase werden sie nach wie vor von Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern betreut, um zu gewährleisten, dass sie optimal auf die dritte Phase vorbereitet sind. In der Erhaltungsphase trainieren die ehemaligen Patienten dann, um langfristig ihre Gesundheit zu erhalten. Das System ist aber auch in die andere Richtung durchlässig. So können Trainierende aus der Erhaltungsphase durchaus nach z. B. einer Verletzung in der Akutphase betreut werden. 

Die Umkleidekabinen sind modern gestaltet

Krankenkassenkurse als Einstieg

Wie bei vielen anderen Gesundheitsanbietern auch, werden die Mitarbeiter im mobilo mit der Ansicht konfrontiert, dass die Leistungen der Krankenkassen für das Gesundwerden des Patienten verantwortlich sind. Diese Sichtweise macht es schwer, Selbstzahlerleistungen zu platzieren, die aber in vielen Fällen eine größere gesundheitliche Wirksamkeit erzielen können. Deshalb wurden im mobilo viele Konzepte eingeführt, die von der Krankenkasse übernommen werden, um den Patienten den Einstieg ins Training so einfach wie möglich zu machen. Zum Beispiel mit der intensiven medizinischen Trainingstherapie (IMITT) für Rückenschmerzpatienten. Oder auch die Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT) für Krebspatienten. Aber auch Rehasport und Präventionskurse nach § 20 SGB V dienen zur Patientenversorgung. 

Neben dem klassischen Reha-Sport und unterschiedlichen Präventionskursen wie z. B. funktionelle Wirbelsäulengymnastik, progressive Muskelrelaxation oder auch präventives Stoffwechseltraining hat das mobilo-Team mit dem „www.fitundgesund.coach“ digitale Präventionskurse entwickelt, die überall durchgeführt werden können und bis zu 100 % von der Krankenkasse gefördert werden. Darüber hinaus stehen über 30 weitere §20-Konzepte im Abo-Modell zur Verfügung. Dieses läuft unabhängig vom mobilo Therapiezentrum und kann auch von anderen Gesundheitsanbietern angeboten werden. Dieser Service ist in Deutschland einmalig.

Das Anti-Schwerkraft-Laufband ermöglicht Patienten einen schnellen Einstieg in die Laufbewegung nach einer Operation

Umfangreiches Trainingsangebot

Bei der Trainingsgestaltung können die Patienten auf unterschiedliche Möglichkeiten zurückgreifen. Neben dem BIOCIRCUIT von Technogym stehen Kardiogeräte, sowie ein Freihantel- und Functionalbereich zur Verfügung. Um die koordinative Komponente des Trainings abzudecken, können sie am Sensopro trainieren und mit dem Hydrojet kommt auch die Entspannung nicht zu kurz. Zusätzlich finden sich noch eine Galileo-Vibrationsplatte sowie ein Anti-Schwerkraft-Laufband, das einen schnellen Einstieg in die Laufbewegung nach einer Operation ermöglicht. Um herausfinden zu können, in welche Richtung das Training der Patienten gehen soll, stehen den Therapeuten umfangreiche Diagnostiktools wie die BIA-Analyse mit InBody, die Kraftmessung mit dem tergumed 700 und sogar eine Spiroergometrie zur Verfügung. Über die Jahre hinweg wurde das Thema Ernährung immer wichtiger für das mobilo Präventionszentrum. Durch die Einstellung einer Diätassistentin im Jahr 2018 können die Patienten nun Ernährungstherapie erhalten, die sie beim Gesundwerden unterstützt. Dabei sind die Angebote für die Patienten mit MPG-zertifizierten Geräten von denen der Selbstzahler räumlich getrennt. 

Von diesem System profitieren aktuell 300–400 Mitglieder – hinzu kommen 150 Patienten, die sich in der 3-monatigen Aufbauphase befinden. Wer im Trainingsbereich auf Selbstzahlerbasis trainiert, zahlt einen Abobeitrag von 60 bis 75 € im Monat. In der Aufbauphase wird jeder Termin aufgrund der intensiven Betreuung abgerechnet. Je nach Sitzungshäufigkeit zahlen die Patienten hier zwischen 1.000 und 1.300 € insgesamt. 

Die digitale Welt des mobilo

Um effizient zu arbeiten, wurden die Prozesse im mobilo, soweit es die Verordnungen zulassen, digitalisiert. Insbesondere für die interne Unternehmenskommunikation war das ein großer Schritt nach vorne. Viele Patienten werden interdisziplinär von unterschiedlichen Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern betreut. Damit diese wissen, welche Behandlung bisher durchgeführt wurde, wird diese Information digital dokumentiert und zur Verfügung gestellt. Bei mittlerweile 45 Mitarbeitern ist es essenziell, dass die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt beim zuständigen Mitarbeiter ankommt. 
Auch wenn manche Mitarbeiter im mobilo der Digitalisierung etwas skeptisch gegenüberstehen, so wünschen sich insbesondere jüngere Therapeuten dieses digitale Arbeiten. „Wir haben Mitarbeiter bei uns, die sich aufgrund unseres digitalen Arbeitens für uns als Arbeitgeber entschieden haben“, so Sebastian Mäueler. Auch die internen Abläufe wurden durch das digitale Arbeiten vereinfacht. 

Die drei Geschäftsführer des mobilo Therapiekonzepts Benjamin Mäueler, Benjamin Hanna und Sebastian Mäueler (v.l.n.r)

Bereits seit 2013 wurden eigene, komplexere Konzepte für den BGF-Markt entwickelt. Aufgrund hoher Akquisezeiten von bis zu zwei Jahren konzentrierte man sich auf die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und §20-Kursen. Wegen der Gesellschaftertätigkeit von Benjamin Hanna mit Synfit 334, einem Dienstleister für BGF-Kooperationen, der es Arbeitgebern erlaubt, lohnnebenkostenfrei Firmenfitness anzubieten, könnte dieses Segment in der Zukunft schnelles Wachstum erfahren.  

Fazit

Auch wenn der idealistische Start etwas holprig war, wurden die Konzepte im mobilo unter der Berücksichtigung hoher therapeutischer Wirksamkeit immer weiter für die bestehenden Strukturen des Gesundheitssystems optimiert und ermöglichen den Patienten so eine optimale Versorgung in Kombination mit wirtschaftlichem Erfolg. Der Fokus auf die Trainingsbetreuung in Kombination mit der Digitalisierung hat sich für das mobilo Präventionszentrum ausgezahlt.

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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