Physiotherapie

Wie setzen Physiotherapeuten Nachhaltigkeit im Unternehmen um?

Was bedeutet Nachhaltigkeit in einem Unternehmen der Gesundheitsbranche aus unternehmerischer Sicht? Welche Maßnahmen wurden in Unternehmen verschiedener Größe bereits umgesetzt und welche sind geplant, um auch in Zukunft erfolgreich im Gesundheitsmarkt bestehen zu können? Diese Fragen haben wir einigen Physio-Unternehmern gestellt.

Holger Herrmann, Geschäftsführer APELOS Therapie GmbH

Nachgefragt bei Holger Herrmann, Geschäftsführer APELOS Therapie GmbH

BODYMEDIA: Wie wichtig ist Ihnen in Ihrem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und warum?

Holger Herrmann: Nach unseren Erfahrungen sind Unternehmen mit einer gelebten ESG-Philosophie erfolgreicher am Markt. ESG-Richtlinien (ESG steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bezeichnen ein umfassendes Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. Unser Hauptgesellschafter erstellt jedes Jahr einen ESG-Report.

BODYMEDIA: In welchen Bereichen bemühen Sie sich in Ihrem Unternehmen um Nachhaltigkeit?

Holger Herrmann: Unser Ziel ist die Beibehaltung der Eigenständigkeit aller therapeutischen Einrichtungen mit eigener Betriebsleitung vor Ort sowie gleichbleibender Außendarstellung. Die Betriebsleiter und Mitarbeiter werden gezielt durch die Gruppe unterstützt und entlastet, um sich auf ihr Kerngeschäft der Therapie konzentrieren zu können.

Weitere Maßnahen sind die Nutzung von Ökostrom in den Einrichtungen, sukzessive Umstellung auf E-Mobilität, Vermeidung von geschäftlichen Flugreisen, Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, Umsetzung von Job-Fahrrädern für Mitarbeiter, Verzicht auf lokale Serverstrukturen, 95 % Nutzung von aufbereiteten EDV-Mitteln, wie Laptops, Bildschirme und Co., Förderung von Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, regelmäßige Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit und die Einhaltung aller gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen.

Darüber hinaus legen wir viel Wer auf zeitgemäßes Equipment für Mitarbeiter, Unterstützung der Diversität, Vermittlung und Leben klarer Werte und „Leben“ unseres Leitbildes, Gleichstellung der Geschlechter, vor allem in Bezug auf Entlohnung geleisteter Arbeit.

BODYMEDIA: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen schon umgesetzt, um nachhaltiger zu arbeiten?

Holger Herrmann: Das wäre einmal die Umstellung zu 75 % auf Ökostrom, aber auch Neuanschaffungen von Elektro- oder Hybrid-Pkws, Einkauf aufbereiteter EDV, die Umsetzung von Umfragen und natürlich dass was ich im vorherigen Punkt beschrieben habe.

BODYMEDIA: Inwiefern profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter oder auch Ihre Patienten von den umgesetzten Maßnahmen?

Holger Herrmann: Alle sind hier durch z. B. an der Einsparung von CO₂ direkt beteiligt. Durch Motivation und Schulung der Mitarbeiter können wir die fachliche Qualifikation verbessern, für den Patienten bedeutet das eine qualitativ höherwertige Behandlung.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen haben sich als besonders effektiv herausgestellt?

Holger Herrmann: Die CO₂-Reduktion – unser CO₂-Footprint wird neutralisiert und die höhere Zufriedenheit und geringere Fluktuation der Mitarbeiter durch Förderung und Schulung.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit planen Sie für die Zukunft?

Holger Herrmann: Wir haben einen Cyber-Plan mit Sicherheitsprozessen in unserer schnell wachsenden digitalen Umgebung. Außerdem möchten wir die CO₂-Reduzierung weiter ausbauen und unsere Mitarbeiter noch umfangreicher fördern..

Wito Klag, Geschäftsführung Sport-Treff 2.0 GmbH & Co. KG

Nachgefragt bei Wito Klag, Geschäftsführung Sport-Treff 2.0 GmbH & Co. KG

BODYMEDIA: Wie wichtig ist Ihnen in Ihrem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und warum?

Wito Klag: Nachhaltigkeit ist für uns im Sport-Treff 2.0 ein wichtiges Thema. Nicht nur aus ökologischer Verantwortung, sondern auch, weil wir so auf lange Sicht viel Geld einsparen können. Indem wir ressourceneffizient handeln, schützen wir die Umwelt und schaffen gleichzeitig langfristige finanzielle Vorteile.

BODYMEDIA: In welchen Bereichen bemühen Sie sich in Ihrem Unternehmen um Nachhaltigkeit?

Wito Klag: Unser Hauptfokus liegt darauf, unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden.

BODYMEDIA: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen schon umgesetzt, um nachhaltiger zu arbeiten?

Wito Klag: Wir haben eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert, die nicht nur unseren eigenen Energiebedarf deckt, sondern auch an Sommertagen Überschussenergie erzeugt. Diese überschüssige Energie und Wärme setzen wir gezielt für
Sauna und andere Anlagen ein. Zusätzlich haben wir Elektro-Ladestationen eingerichtet, um die Nutzung von Elektrofahrzeugen zu fördern.

BODYMEDIA: Inwiefern profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter oder auch Ihre Patienten von den umgesetzten Maßnahmen?

Wito Klag: Diese Maßnahmen haben sowohl für uns als Unternehmen als auch für unsere Mitarbeiter und Mitglieder positive Auswirkungen. Wir senken unsere Energiekosten und schützen aktiv die Umwelt. Unsere Mitarbeiter sind stolz, Teil eines nachhaltigen Unternehmens zu sein, unsere Mitglieder schätzen die umweltbewusste Ausrichtung des Studios.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen haben sich als besonders effektiv herausgestellt?

Wito Klag: Als besonders effektiv haben sich unsere Photovoltaikanlage und das Blockheizkraftwerk erwiesen. Sie erzeugen Energie und Wärme, die nicht nur unseren Bedarf decken, sondern auch in das öffentliche Netz eingespeist werden.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit planen Sie für die Zukunft?

Wito Klag: Wir planen, unsere Klimatisierung noch nachhaltiger zu gestalten. Statt auf eine große, möchten wir vermehrt auf Split-Klimaanlagen setzen, die Energie sparen und ein angenehmes Raumklima für jeden Bereich gewährleisten.

Jürgen Pagel, Inhaber JP MedCoaching UG

Nachgefragt bei Jürgen Pagel, Inhaber JP MedCoaching UG

BODYMEDIA: Wie wichtig ist Ihnen in Ihrem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und warum?

Jürgen Pagel: Nachhaltigkeit verstehe ich in dem Sinne, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dies ist für mich und mein Unternehmen wichtig, weil ich künftigen Generationen ein Arbeitsumfeld hinterlassen möchte, in dem sie keine Armut, keinen Hunger erleiden müssen.

Jürgen Pagel: Im Vordergrund stehen: Gesundheit und Wohlergehen, Bildung sowie Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen sowie bezahlbare und saubere Energie, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.

BODYMEDIA: In welchen Bereichen bemühen Sie sich in Ihrem Unternehmen um Nachhaltigkeit?

Jürgen Pagel: Bei der Wahl der Verkehrsmittel, wobei aufgrund der zurückzulegenden Distanzen weder öffentliche Verkehrsmittel noch Fahrrad infrage kommen. Ich selbst nutze für meine täglichen Fahrstrecken (bis zu 150 km) ein Fahrzeug mit einem
geringen Verbrauch (max. 6 Liter pro 100 km). Weitgehend papierloses Arbeiten – wo und wann möglich. Verzicht auf Flugreisen, für längere Strecken (über 300 km): Deutsche Bahn.

BODYMEDIA: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen schon umgesetzt, um nachhaltiger zu arbeiten?

Jürgen Pagel:Schärfen des Bewusstseins für nachhaltiges Arbeiten, verstärkter Einsatz von Onlinekonferenzen und Telefonaten.

BODYMEDIA: Inwiefern profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter oder auch Ihre Patienten von den umgesetzten Maßnahmen?

Jürgen Pagel: Zurzeit gar nicht. Meinen Kunden und Patienten steht die Wahl des Verkehrsmittels vollkommen frei. Aufgrund der großen Distanzen im ländlichen Bereich werde ich auch künftig niemandem vorschreiben wollen, welche Art der Verkehrsmittel er zu wählen hat. Durch die verstärkte Nutzung telekommunikativer Möglichkeiten bleibt mehr Zeit. Dadurch kann jedoch die persönliche Anwesenheit bei Gesprächen an Arbeitsplätzen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht ersetzt werden.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen haben sich als besonders effektiv herausgestellt?

Jürgen Pagel: Durch Onlinekonferenzen und Onlinetrainings wird zum einen erheblich Zeit eingespart und es fallen viele Kilometer weg. Die Nutzung eines günstigen und älteren Fahrzeugs über den Zeitraum der üblichen Nutzung hinaus spart Geld und schont Ressourcen.

Michael Kemper, Geschäftsführer M4Fitness GmbH

Nachgefragt bei Michael Kemper, Geschäftsführer M4Fitness GmbH

BODYMEDIA: Wie wichtig ist Ihnen in Ihrem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und warum?

Michael Kemper: Für uns ist das Thema Nachhaltigkeit von höchster Bedeutung. Nachhaltigkeit ist eine grundlegende Überzeugung, die unser Handeln und unsere Geschäftspraktiken leitet. Wir verstehen, dass unsere heutigen Entscheidungen einen direkten Einfluss auf die Zukunft haben, sowohl ökologisch als auch sozial.

BODYMEDIA: In welchen Bereichen bemühen Sie sich in Ihrem Unternehmen um Nachhaltigkeit?

Michael Kemper: Wir setzen uns für Umweltschutz, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Stabilität ein. Dies schließt Maßnahmen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, zur Förderung von Diversität und Inklusion sowie zur Schaffung langfristiger Wertschöpfung ein. Unser Trainingsansatz kombiniert individuell maßgeschneiderte Übungen, Ernährungsberatung und innovative Technologien. Unser Erfolg beruht auf einer offenen und inklusiven Atmosphäre.

BODYMEDIA: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen schon umgesetzt, um nachhaltiger zu arbeiten?

Michael Kemper: Einmal, die Umstellung auf erneuerbare Energie. Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke (BHKWs) und stromeinspeisende Cardiogeräte helfen uns, unseren Energiebedarf aus sauberen Quellen zu decken.

BODYMEDIA: Inwiefern profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter oder auch Ihre Patienten von den umgesetzten Maßnahmen?

Michael Kemper: Unsere Mitarbeiter schätzen die Gelegenheit, in einem umweltbewussten Unternehmen zu arbeiten, was ihre Zufriedenheit und Bindung erhöht. Die Patienten schätzen unser Engagement für soziale Verantwortung und Umweltschutz, was unser Unternehmensimage positiv beeinflusst. Die Nutzung erneuerbarer Energie senkt die Energiekosten und fördert langfristig die finanzielle Stabilität.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen haben sich als besonders effektiv herausgestellt?

Michael Kemper: Die Photovoltaikanlagen und BHKWs haben sich bei uns als äußerst effektiv erwiesen. Diese Technologien haben nicht nur unseren Energieverbrauch reduziert und unsere Energiekosten gesenkt, sondern auch unseren CO₂-Ausstoß verringert. Recyclingprogramme und die Schulung unserer Mitarbeiter in Bezug auf Nachhaltigkeit haben ebenfalls messbare positive Auswirkungen gezeigt.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit planen Sie für die Zukunft?

Michael Kemper: Wir planen den weiteren Ausbau von erneuerbarer Energie, die Verwendung von weniger Einwegmaterialien in unseren Betrieben, stattdessen wollen wir auf wiederverwendbare Alternativen umsteigen. Darüber hinaus möchten wir unsere sozialen Initiativen ausweiten.

Sabine Lamprecht, Geschäftsführende Gesellschafterin HSH Lamprecht GbR

Nachgefragt bei Sabine Lamprecht, Geschäftsführende Gesellschafterin HSH Lamprecht GbR

BODYMEDIA: Wie wichtig ist Ihnen in Ihrem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und warum?

Sabine Lamprecht: Sehr wichtig. In allen Bereichen sollte die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert haben, allein schon wegen des Klimawandels.

BODYMEDIA: In welchen Bereichen bemühen Sie sich in Ihrem Unternehmen um Nachhaltigkeit?

Sabine Lamprecht: Wir haben eine papierlose Praxis, setzen auf digitalisierte Verwaltung und sinnvolle Hausbesuchsrouten. Außerdem haben wir ein Praxis-Fahrrad für Hausbesuche.

BODYMEDIA: Inwiefern profitieren Sie, Ihre Mitarbeiter oder auch Ihre Patienten von den umgesetzten Maßnahmen?

Sabine Lamprecht: Es gibt jetzt klare Abläufe, Befundung und Dokumentation elektronisch, wir benutzen kein Einmal-Geschirr und Einmal-Becher mehr.

BODYMEDIA: Welche Maßnahmen haben sich als besonders effektiv herausgestellt?

Sabine Lamprecht: Bis jetzt alle.

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Der Autor

  • Jan Althoff

    Jan Althoff ist Physiotherapeut, hat einen M.Sc. in Neurorehabilitationsforschung und ist Auditor für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Er sammelte Erfahrung in internationalen Projekten im Bereich Rehabilitation, Entwicklung und Aufbau von Rehaeinrichtungen, Aus- und Weiterbildung von Therapeuten.

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