Der nachhaltige Umgang mit und der Einsatz von erneuerbarer Energie sind nicht nur Fragen des Umweltschutzes, sondern auch der therapeutischen und unternehmerischen Weitsicht. Wir sind im Therapiezentrum in Vilsbiburg nicht zuletzt deshalb gut durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen, weil wir zu weiten Teilen von fossilen Energieträgern unabhängig sind.
Immer auf der Suche nach einer Optimierung
Nicht nur die Frage, wie man Therapie effektiver und nachhaltiger gestalten kann, hat mich als Sportwissenschaftler lange beschäftigt, sondern auch, wie eine Symbiose aus Gesundheit und nachhaltiger Energieversorgung gelingen kann. In der Therapie sollen die Patienten idealerweise die Verantwortung für ihren Genesungsprozess selbst übernehmen und die Verantwortung nicht an ihre Therapeuten abgeben.
Von Anfang an nachhaltig gebaut: Das Therapiezentrum in Vilsbiburg wird zum großen Teil mit erneuerbarer Energie betrieben (Bildquelle: © Therapiekonzept Dr. Erich Blöchinger)
Leistungssportler haben schon immer verstanden, dass sie selbst aktiv trainieren müssen, um ihre Fähigkeiten zurückzugewinnen. Dasselbe muss aber auch für den Energieverbrauch eines Therapiezentrums gelten: Als Inhaber sollte ich selbst die Verantwortung für den CO2-Abdruck meines Unternehmens übernehmen und diese nicht an die großen Energieversorger abgeben.
Komplettlösung aus Fotovoltaikanlage
Schon seit Langem hatte ich mich mit Elektromobilität beschäftigt. Als vor 20 Jahren unser Neubau anstand, habe ich mich mit meiner Idee von einem weitgehend mit erneuerbarer Energie versorgten Therapiezentrum an die Stadt Vilsbiburg gewendet. Der Klimaschutzmanager der Stadt hat mich dann von einer sehr durchdachten Komplettlösung aus Fotovoltaikanlage (PV-Anlage) samt Stromspeicher überzeugt. In diese Lösung habe ich investiert und sie nach und nach immer weiter ausgebaut. Mit der Unterstützung der Stadt kam es zu einer außergewöhnlichen Förderung durch die Bundesregierung als besonders innovative Musteranlage für eine beispiellose und sehr sinnvolle Lösung.
Bis ins Detail durchdacht
Das Therapiezentrum habe ich dann im Jahr 2010 nach Energieeffizienzkriterien neu gebaut. Mit einer 70-KW-PV- und einer Solarthermieanlage zur Unterstützung der Fußbodenheizung habe ich die Dachflächen des Gebäudes von Anfang an voll genutzt. Den freien Bereich nördlich des Gebäudes, der sich nicht für die PV-Nutzung eignet, haben wir mit Bäumen bepflanzt. Inzwischen sind zusätzlich die Autoabstellplätze mit einem innovativen PV-Carport überdacht, was mehrere Vorteile mit sich bringt. Der Solarstrom wird vor allem im Gebäude genutzt. Ein modular erweiterbarer Stromspeicher mit einer Leistung von 10 Kilowattstunden erhöht den eigenen Verbrauch von 20 % auf über 40 %.
Strom wird bei den Stadtwerken eingespeist
Die PV-Module produzieren regenerativen Solarstrom, der mit einem intelligenten System zuerst für das Laden unserer fünf E-Fahrzeuge, der "Speicher auf Rädern", verwendet wird und danach den Stromspeicher befüllt. Bleibt bei gutem Wetter immer noch Strom übrig, wird dieser dann bei den Stadtwerken eingespeist. Die PV-Module schützen die darunter geparkten batterieelektrischen Praxisfahrzeuge vor Regen oder Schnee. Die Solarmodule des PV-Carports bieten im Sommer genügend Schatten, um die Fahrzeuge kühl zu halten, die speziellen Glas-Glas-Module lassen aber auch ausreichend Sonnenlicht zu den Fenstern des Therapiezentrums durch, sodass man dort tagsüber kein elektrisches Licht braucht. Es wäre kontraproduktiv zum ureigenen Zweck der Investition, wenn man Sonnenstrom erzeugt und dann künstliches Licht nutzt. Bedingt durch die offene Bauform als Carport liegen die PV-Module nicht auf dem Dach auf, sondern ersetzen und bilden selber das Dach. Dadurch sind sie optimal hinterlüftet, was bedeutet, dass sie im Betrieb kühler bleiben, und damit liegt ihr Wirkungsgrad höher.
Von gestiegenen Kraftstoff-/Energiekosten merken wir wenig.
All das senkt schon heute nachhaltig unsere Stromrechnung. Zusätzlich wird der Strom verkauft, der ins Netz eingespeist wird. Bei den aktuellen Kraftstoffpreisen freut es mich, dass ich in eine Flotte von fünf batterieelektrischen Fahrzeugen investiert habe, da ich den "Treibstoff" selbst herstelle. Dazu kommen in unserem Fuhrpark noch die E-Bikes, mit denen die Mitarbeiter und ich den täglichen Weg zur Arbeit zurücklegen. Im Therapiezentrum sind wir stolz, in einem mit hohem therapeutischen Anspruch arbeitenden und ökologisch ausgerichteten Unternehmen tätig zu sein. Auch die steuerlichen Möglichkeiten der Optimierung der Nettogehälter werden über die Nutzung regenerativer Energien so weit wie möglich ausgeschöpft. Das Laden von Strom im Therapiezentrum ist steuerfrei, die Fahrt von der Wohnung zur Arbeit ebenfalls. Für die Privatnutzung fallen nur 0,25 % statt der 1-Prozent-Regelung an.
Tipps für Praxisinhaber/Unternehmer
- Durchdenken Sie Ihre Strategie für den Einsatz erneuerbarer Energie gründlich.
- Nutzen Sie, wo immer möglich, Synergieeffekte und Fördermöglichkeiten.
- Lassen Sie sich von Energiespezialisten bezüglich staatlicher Förderung beraten.
- Lassen Sie sich durch komplizierte Verfahren und umständliche Verwaltungsprozesse nicht gleich abschrecken.
Bildquelle Header: © Therapiekonzept Dr. Erich Blöchinger