Management

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Expansion

Nichts wird mehr sein wie vor Corona! Da sind sich alle Experten einig. Auch die Fitnessbranche wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich massiv verändern. Es gibt neue Chancen und sicher auch Risiken. Ein Weg kann für Unternehmer die Expansion sein. Ja, gerade jetzt!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Für ein möglichst geringes Risiko bei der Expansion braucht es einheitliche Strukturen, Abläufe und ein gutes Team.
  • Vorallem eine genaue Planung der Gesellschaftsstrukturen und finanziellen Mittel ist sinnvoll, um die Wirtschaftlichkeit einer Expansion zu erkennen.
  • Insgesamt ist es jedoch am Wichtigsten zu wissen, welche eigenen persönlichen Motive hinter der Expansion stehen.

Welche Voraussetzungen es dafür braucht, damit eine Expansion erfolgreich ist, fasst Denis Busch,Expansionsmanager FT-CLUB bei der ACISO Fitness & Health, zusammen.

Warum expandieren?

Die lokalen Fitnessmärkte verändern sich. Marktteilnehmer werden verschwinden, neue Zielgruppen entstehen. Für Unternehmer gibt es vorrangig drei Gründe, jetzt über eine Expansion nachzudenken:

Marktsicherung

Kein lokaler Markt ist sicher vor expansiven, kapitalstarken Playern, die ihre Konzepte flächendeckend verbreiten wollen, oder jungen, kreativen, schnellen Kräften, die ihre Ideen verwirklichen. Wenn es Bereiche gibt, in denen man als bestehender Anbieter keine Marktanteile verlieren möchte, kann man mit einer Expansion anderen Anbietern zuvorkommen.

Geschäftsfeldentwicklung

Gerade in Geschäftsfeldern, die ein Fitnessstudiobetreiber bisher nicht bearbeitet hat, kann er neue Zielgruppen erschließen und Synergien zu seinem Kerngeschäft schaffen. Zum Beispiel Spezial-Angebote wie ein Functional-Training-Club, ein EMS-Studio oder Ähnliche können als Satelliten-Clubs eine Expansionsmöglichkeit darstellen.

Betreiber sollten sich bei Expansionsvorhaben nur noch auf die wesentlichen Aufgaben der Unternehmensführung beschränken (Bildquelle: ©Flamingo Images - stock.adobe.com)

Marktausweitung

Mit einem erfolgreichen Konzept kann auch die Marktausweitung durch weitere Standorte funktionieren. Ein regionales Netzwerk an Standorten wird das Marketing erleichtern, neue Angebote für die Kunden schaffen (Multi-Training) und natürlich auch den Zugang zu den besten Mitarbeitern deutlich vereinfachen.

Grundsätzlich sollte die Zielsetzung hinter der Expansion klar sein. Eine rationale und realistische Betrachtung von Chancen und Risiken gibt dem Unternehmer die Sicherheit, das Richtige zu tun.

Risiken einer Expansion

Das größte Risiko der Expansion einer unternehmergeführten Organisation besteht genau in dieser Abhängigkeit vom Inhaber. In vielen Fällen sind Zweit- oder Drittclubs erfolgreich, in mindestens genauso vielen Fällen haben aber auch die Ursprungsanlagen gelitten und das Gesamtergebnis ist bei deutlich mehr Aufwand und Investition schlechter.

Zumeist entstehen die Probleme, weil der Inhaber seine Kräfte splitten muss, teilweise viel Zeit zunächst in den neuen Standort investiert und dabei den alten vernachlässigt. Ist der Betreiber auch im operativen Bereich immer noch sehr präsent gewesen, fällt eventuell sogar die Identifikationsfigur für die Mitglieder weg. Der Club verliert seinen Charakter. Hinzu kommen auch finanzielle Belastungen, die den Spielraum für beide Standorte erheblich einschränken können.

Bei Schieflage des einen wird auch der andere beeinträchtigt. Um die Risiken zu minimieren, braucht es aus unserer Erfahrung vor allem drei Dinge: Strukturen, Abläufe und ein gutes Team.

Strukturen und Abläufe

Als Betreiber einer Fitness- und Gesundheitsanlage ist man darauf angewiesen, dass das alte Unternehmen auch ohne den bisherigen Kopf möglichst reibungslos weiterläuft und der neue Standort möglichst wenig persönlichen Einsatz des Unternehmers erfordert. Bestenfalls sind alle Strukturen und Abläufe so strukturiert, dass sie personenunabhängig laufen.

Bei einer Multiplikation des bestehenden Konzeptes sind also frühzeitig die Aufbau- und Ablaufstruktur multiplizierbar aufzustellen. Betriebshandbücher mit standardisierten Abläufen und eine weitreichende Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse sind Grundlage.

Team und Schulung

Ein zentrales Schulungswesen muss für eine gleichbleibend hohe Qualität in allen Arbeitsbereichen sorgen. Wenn das bestehende Konzept multipliziert wird, ist dies auf der Basis von Betriebshandbüchern einfach. Bei der Geschäftsfelderweiterung ist es hilfreich auf bestehende Schulungskonzepte eines Systemanbieters zugreifen zu können. Die Themen sollten dabei vom Onboarding eines neuen Mitarbeiters bis in die Details der einzelnen Aufgaben reichen.

Konzentration auf das Wesentliche

Betreiber sollten sich spätestens bei Expansionsvorhaben nur noch auf die wesentlichen Aufgaben der Unternehmensführung beschränken. Dazu gehören die Entwicklung von Zielen und Strategien, Mitarbeiterführung, Controlling und Steuerung. Alle anderen Aufgaben sollten delegiert oder ausgelagert werden.

Insbesondere Aufgaben wie Marketing, Mitarbeiterschulung, Konzeptentwicklung oder Vertriebsunterstützung können bei der Expansion mit Systemanbietern durch Systemzentralen abgedeckt werden. Auch wenn der Betrieb von Fitness- und Gesundheitsanlagen weiterhin ein Personal Business bleibt, müssen die Aufgaben möglichst personenunabhängig und insbesondere unternehmerunabhängig erbracht werden.

Jeder Standort sollte eine komplett eigene Wirtschaftlichkeitsrechnung, Budgetplanung und ein eigenes Con­trolling haben (Bildquelle: ©Flamingo Images - stock.adobe.com)

Gesellschaftsform und Finanzen

Um finanzielle Risiken zu minimieren ist eine genaue Planung der Gesellschaftsstrukturen und der finanziellen Mittel sinnvoll. Je mehr die einzelnen Geschäftsbereiche miteinander verwoben sind, desto mehr gegenseitige Einflussnahme. Es ist zu prüfen, ob die Gründung einer eigenen Gesellschaft für den neuen Standort sinnvoll ist. Über einzelne GmbHs lassen sich Haftungsrisiken begrenzen, Holding-Strukturen können den Zusammenfluss beschreiben.

Jeder Standort sollte eine komplett eigene Wirtschaftlichkeitsrechnung, Budgetplanung und ein eigenes Controlling haben. Die gemeinsame Betrachtung ist zwar für den Unternehmer abschließend vielleicht die interessanteste, sie sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, ob sich das einzelne Engagement wirklich lohnt. Häufig beobachten wir dies z. B. bei kombinierten
Therapie- und Trainingsangeboten, wo die Therapie die Trainingsbereiche subventioniert.

Persönliche und wirtschaftliche Zufriedenheit

Last but absolut not least sollte sich jeder Unternehmer fragen, warum er eine Expansion ins Auge fasst. Er sollte seine persönliche Zielplanung machen und sich fragen, ob die eigenen Kräfte, die Motivation und die zeitlichen Ressourcen vorhanden sind, ein noch größeres Schiff über einen längeren Zeitraum steuern zu wollen.

Die wirtschaftlichen Chancen sind zumindest in der Anfangszeit nicht ohne erheblichen Mehraufwand und unruhige Nächte zu haben. Insbesondere, wenn man sich komplett auf sein eigenes Konzept stützt, werden private Interessen zurückstehen müssen. Franchise-Systeme oder Lizenzkonzepte können in diesem Bereich Erleichterung bringen. Trotzdem ist die Frage nach dem eigenen „Warum“ sehr wichtig.

Bildquelle: ©Markus Mainka - stock.adobe.com

Der Autor

  • Denis Busch

    Denis Busch ist Expansionsmanager bei FT-CLUB international für die ACISO Fitness & Health GmbH.

     

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