Management

Interview: Die BestFit Group übernimmt EuroFit und wächst weiter

Wie es zu der Übernahme kam und wie die weiteren Expansionsschritte aussehen, darüber haben wir mit Stephan Schulan, Geschäftsführender Gesellschafter der BestFit Group, und Marius Neugebauer, Gesellschafter und Beiratsvorsitzender der BestFit Group, gesprochen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Zusammenschluss stellt für beide Unternehmen große Entwicklungschancen dar.
  • Nach der Übernahme wird die Marke EuroFit mit ihren Mitarbeitern vorerst bestehen bleiben.
  • Durch den bereits vorhandenen hohen Qualitätsanspruch wird die BestFitGroup sich darauf konzentrieren, die Digitalisierung und Innovation in den EuroFit-Studios voranzubringen.
  • Ziel der BestFitGroup ist es, sich als zuverlässiger, loyaler Expansionspartner zu etablieren.

BODYMEDIA: EuroFit, mit insgesamt fünf Standorten, wird Teil der BestFit Group. Wann gab es die erste Kontaktaufnahme und wie lange haben die Verhandlungen für diesen Zusammenschluss gedauert?

Marius Neugebauer: Ich kenne die ehemaligen Inhaber von EuroFit schon länger und bei der Erschließung neuer Standorte standen wir sogar teilweise im Wettbewerb. EuroFit war schon immer ein sehr interessanter Player am Markt, mit dem stets ein freundschaftlicher und respektvoller Austausch stattfand.

Stephan Schulan: Der Kontakt kam persönlich über Marius, das war unser großer Vorteil. Seitdem wir mit BestFit eine gezielte Wachstumsstrategie umsetzen, haben wir natürlich u. a. auch die Gespräche mit EuroFit intensiviert. Der finale Prozess konnte schnell und unkompliziert umgesetzt werden, die Eckdaten waren schnell gesetzt und aufgrund der guten Zusammenarbeit konnten wir innerhalb von zwölf Wochen alles umsetzen.

Der Freihantelbereich in einem EuroFit-Studio von ObenIn den fünf EuroFit-Clubs trainieren knapp 40.000 Mitglieder (Bildquelle: EuroFit)

BODYMEDIA: Wird EuroFit als Marke nach der Transaktion bestehen bleiben? Und was passiert mit den bisherigen Mitarbeitern von EuroFit? Behalten sie ihre Jobs?

Stephan Schulan: Von Anfang an waren wir von den Mitarbeitern bei EuroFit begeistert. Die Teams leben einen starken Zusammenhalt und haben in der Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen, dass sie flächendeckend erfolgreich sind. Wir sind umgehend auf die Teammitglieder zugegangen und freuen uns auf unseren gemeinsamen Weg.

Aufgrund unserer Gruppengröße kann BestFit, und das ist ein klarer Vorteil gegenüber kleineren Einzelketten und -clubs, jungen und motivierten Menschen unzählige Entwicklungsmöglichkeiten bieten!

Marius Neugebauer: Zum aktuellen Zeitpunkt bleibt die Marke EuroFit bestehen. Die Marke ist etabliert und hat einen tollen Ruf in den Städten und bei unseren Mitgliedern. Ob wir bei BestFit mittelfristig generell auf eine Ein-Marken-Strategie setzen, werden wir in der Zukunft entscheiden.

Einzelstudios, welche in die BestFit Gruppe übergehen, werden jedoch stets direkt zu einer der beiden Topicbrands „Ai Fitness“ oder „jumpers fitness“ umgebrandet.

BODYMEDIA: Was wird sich durch den Zusammenschluss für die Mitglieder der EuroFit-Studios ändern?

Marius Neugebauer: EuroFit hat optisch sehr ansprechende Clubs und einen hohen, nachhaltigen Qualitätsanspruch. Ich habe selten Studios gesehen, die so gut geführt sind. Wir haben allerdings ein paar gute Ideen, wie wir das Trainingserlebnis gemeinsam mit den Teams vor Ort noch weiter optimieren können. Großes Gewicht legen wir dabei auf die Themen Innovation und Digitalisierung.

Stephan Schulan: Wir werden mit unserem Partner für Soft- und Hardwarelösungen, der FITNESS NATION GmbH, neue Maßstäbe bei der Digitalisierung der Studios setzen. So führen wir als erste Fitnessstudiokette durch den fitness nation I bodycheck eine nachhaltige Kundenbetreuung ein, die Anamnese, Auswertung, Motivation und Betreuung sinnvoll und automatisiert miteinander verbindet.

Wichtig ist uns die Verknüpfung des Fitnessstudios mit dem Alltag unserer Mitglieder, um einen sportlich-gesunden Lebensstil zu manifestieren.

BODYMEDIA: Warum wolltet Ihr die Marke EuroFit unbedingt für die BestFit Group gewinnen? Warum passt EuroFit ins Portfolio der BestFit Group?

Marius Neugebauer: Wie schon angesprochen besteht der Kontakt zu EuroFit bereits seit Jahren und wir haben die Entwicklung sozusagen stets im Auge gehabt. Alle fünf EuroFit-Standorte sind optimal und nachhaltig ausgewählt und befinden sich meist in außergewöhnlichen Immobilien.

Zudem hat EuroFit es geschafft, sich in allen Städten als sehr starker Player zu positionieren und einen beträchtlichen Marktanteil an Trainierenden zu binden. Aus diesem Grund passt EuroFit perfekt zu unserer Wachstumsstrategie!

Die Trainingsfläche in einem EuroFit-StudioNach der Übernahme durch die BestFit Group soll die Marke EuroFit zum aktuellen Zeitpunkt bestehen bleiben (Bildquelle: EuroFit)

BODYMEDIA: Durch die Fusion von jumpers und Ai Fitness hat die BestFit Group auf einen Schlag 65 Studios vereint. Die Übernahme der fünf EuroFit-Standorte scheint dagegen ein kleiner Deal zu sein. Warum ist diese Transaktion für die Expansionspläne dennoch von Bedeutung?

Stephan Schulan: Mit fast 40.000 Mitgliedern in den fünf Clubs liegt EuroFit deutlich über dem Branchendurchschnitt. Uns geht es beim Wachstum nicht um die Anzahl an Stand-
orten, sondern um die Profitabilität und Entwicklungschancen der einzelnen Clubs und dabei präsentiert sich EuroFit herausragend.

Genau diesen hohen Anspruch verfolgen wir auch mit der BestFit Group und deshalb war der Zusammenschluss ein perfekter Deal für beide Seiten, da sich EuroFit nun unter dem BestFit-Dach mit ganz neuen Möglichkeiten weiterentwickeln kann.

BODYMEDIA: Im Moment steht die BestFit Group bei 70 Standorten. Bis 2023 sollen es 100 Clubs sein. Begünstigt die Corona-Pandemie die Expansionspläne der BestFit Group? Wenn ja, inwiefern?

Marius Neugebauer: Natürlich hat die gesamte Branche durch die Pandemie einen Wachstumsstopp erfahren müssen, den wir aus den vergangenen Jahren nicht kannten. Wir haben jedoch nach dem ersten Lockdown und auch in den ersten Wochen der Wiedereröffnung nach dem zweiten Lockdown gemerkt, wie groß das Bedürfnis ist, wieder in den Clubs zu trainieren.

Das Wohnzimmer kann niemals die Möglichkeiten eines professionellen Fitnessstudios kompensieren, geschweige denn die sozialen Kontakte vor Ort. Natürlich hat die Pandemie für viele Betreiber auch zusätzliche Herausforderungen mitgebracht oder den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung in einem weniger umkämpften Markt oder sogar der wohlverdienten Rente aufkommen lassen. Genau da ist eventuell ein Verkauf an einen transparenten und fairen Partner die richtige Strategie.

Stephan Schulan: Definitiv, wir sehen eine Chance in der aktuellen Situation. BestFit ist nicht auf der Suche nach „Notverkäufen“ oder unwirtschaftlichen Clubs, die man von Grund auf neu aufbauen muss. Wir bieten eine tolle Plattform für Gespräche, was Betreiber betrifft, die jahrelang sehr erfolgreich gearbeitet haben und aus den unterschiedlichsten Gründen nun über einen Exit nachdenken.

Wir haben eine Vielzahl an Gesprächen mit tollen Betreibern, die sich verändern möchten und die Pandemie als Chance für eine Neuorientierung sehen.

BODYMEDIA: Beim Thema Expansion ist immer wieder zu hören, dass es wichtig sei, nicht zu schnell zu wachsen. Die BestFit Group dagegen legt ein rasantes Tempo vor. Warum habt ihr euch für schnelles Wachstum entschieden? Und seht ihr keinerlei Risiken in eurem schnellen Wachstum?

Marius Neugebauer: Das muss man etwas differenzierter betrachten. Es gibt einen Unterschied, ob ein institutioneller, branchenfremder Anleger ein Geschäftsfeld erschließen will oder ob es Profis aus dem jeweiligen Geschäftsbereich selbst tun. Wir sind über 20 Jahre äußerst erfolgreich im Fitnessmarkt unterwegs und wissen ganz genau, was wir tun.

Wir haben bereits vor 1,5 Jahren damit begonnen, die BestFit-Struktur so aufzubauen, dass jetzt schnell und effektiv expandiert werden kann. Wir wollen uns im deutschen Fitnessmarkt als zuverlässiger, loyaler Expansionspartner etablieren, der seine Versprechen einhält und seine Vorhaben mit Transparenz und Fairness abwickelt.

BODYMEDIA: Derzeit ist die BestFit Group mit ihren Marken noch nicht bundesweit vertreten. Ist dieser Schritt geplant und wann wird er erfolgen?

Marius Neugebauer: Ein Wachstum, welches BestFit sich auf die Fahne geschrieben hat, bringt diesen Schritt natürlich zwangsläufig mit sich. Wir sind aktuell in sieben Bundesländern vertreten und haben in den vergangenen Wochen viele Ecken der Nation besucht und teilweise neu kennengelernt. Wir sind sehr aktiv und haben alle Regionen auf dem Radar.

Stephan Schulan: Für mich als Bayer aus dem tiefen Süden sind wir mit NRW und Niedersachen schon sehr „international“ unterwegs, finde ich! Nein, wie Marius schon gesagt hat, sehen wir uns durchaus in der Lage, deutschlandweit zu agieren, und haben unsere Strukturen auch entsprechend aufgebaut. Wir sind bereit!

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Die Autoren

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

  • Marius Neugebauer

    Marius Neugebauer gründete 2003 Ai Fitness. Zur Studiokette zählen 28 Anlagen im westdeutschen Raum und über 100.000 Mitglieder. Marius Neugebauer bleibt der BestFit Group im Rahmen einer wesentlichen Rückbeteiligung und gleichzeitig als Beiratsvorsitzender erhalten.

  • Stephan Schulan

    Stephan Schulan ist seit 2000 in der Fitnessbranche tätig. Im Jahr 2005 begann er seine Tätigkeit in Freising und übernahm dort seinen ersten Fitnessclub. 2006 eröffnete er seinen ersten Club als Franchisenehmer der Marke „clever fit“. Zwei Jahre später gründete er gemeinsam mit Kurt Künzl die Marke „jumpers fitness“. Das Unternehmen erhielt eine Investition von der NORD Holding, wobei Schulan als geschäftsführender Gesellschafter fungierte. Unter seiner Führung erlebte das Unternehmen eine rasche Expansion, die es auf insgesamt 36 Standorte führte. Im Herbst 2020 erfolgte ein bedeutender Schritt, als „jumpers fitness“ eine Fusion mit „Ai Fitness“ in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen einging und zur „BestFit Group“ wurde. Mittlerweile gehören 120 Studios zur BestFit Group (Stand: Oktober 2023).

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