Industrie

Interview: Führungswechsel bei ACISO CONSULTING

Thomas Nemmaier hat ACISO auf eigenen Wunsch verlassen. Im Interview lässt der ehemalige CEO das vergangene Jahr Revue passieren und erklärt sein Ausscheiden. Zudem haben wir mit der neuen Doppelspitze, Nicole Greinwalder und Uwe Schoch, über Zukunftspläne und Ziele von ACISO gesprochen.

BODYMEDIA: Thomas, du bist zum Jahresende auf eigenen Wunsch bei ACISO ausgeschieden. Warum hast du dich zu diesem Schritt entschlossen? Und wann genau hast du dich entschieden, das Unternehmen zu verlassen?

Thomas Nemmaier: Ich denke, es war der richtige Zeitpunkt, zum Jahreswechsel aufzuhören. Bedingt durch den Wechsel von der MIGROS zu Lafayette, aber auch infolge der Pandemie musste und wollte sich ACISO neu aufstellen. Wir haben im Hintergrund extrem viel umstrukturiert. Diese Umstrukturierung umzusetzen war meine Aufgabe für das Jahr 2022.

Seit Spätsommer wurde die neue Geschäftsführung eingearbeitet und etabliert, sodass sie selbstständig arbeiten kann. Der Abschluss des Umstrukturierungsprozesses war für Ende des Jahres 2022 geplant. Diesen Plan haben wir erfolgreich umgesetzt und deshalb sah und sehe ich es als genau den richtigen Zeitpunkt an, um aufzuhören.

BODYMEDIA: Was genau hat sich durch diesen Umstrukturierungsprozess weiterentwickelt?

Thomas Nemmaier: Die MIGROS hatte mit uns bis Ende 2024 eine gänzlich andere Strategie erarbeitet. Im Vordergrund stand dabei u. a. die Internationalisierung des Geschäfts. Lafayette möchte die einzelnen Marken stärken. Natürlich hat die Pandemie uns wirtschaftlich sehr stark getroffen. Da hatten wir wirklich große Aufgaben zu bewältigen, um ACISO zu stabilisieren. Das Jahr 2022 war mit sehr viel Arbeit verbunden, vor allem auch im organisatorischen Bereich. Teilweise wurde in die entgegengesetzte Richtung als in den Jahren zuvor gearbeitet, als alles unter dem Dach der MIGROS vereint wurde. Ich habe also zuerst Fusion und anschließend Umstrukturierung gelernt.

BODYMEDIA: Wer ist nach Thomas Nemmaier nun die neue Nummer 1 bei der ACISO CONSULTING?

Nicole Greinwalder: Ab sofort gibt es bei der ACISO CONSULTING eine Doppelspitze. Gemeinsam mit Uwe Schoch werde ich die Aufgabe ausführen. Uwe wird vor allem seine Stärken im operativen Bereich einbringen, während ich mich eher um das Back-Office kümmere. Wir werden uns gegenseitig unterstützen. Die gemeinsame Führung wird zukünftig auch zur Stärke der ACISO CONSULTING werden, um das Unternehmen voranzubringen.

Portrait des ehemaligen CEO von ACISO Thomas Nemmaier
Nach über 35 Jahren in der Fitnessbranche und zuletzt in der Position als CEO bei ACISO hat Thomas Nemmaier das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Jahreswechsel verlassen (Bildquelle: © ACISO)

Uwe Schoch: Mein Einsatzgebiet hat sich nicht stark verändert, weil wir schon seit 2015 in der Geschäftsleitung sind. Ich war die vergangenen Jahre auch für den Beratungsbereich zuständig und das wird weiterhin so bleiben. Wichtig ist, dass wir durch die Trennung der Marken nochmals eine klarere Fokussierung und Zielsetzungen haben und nach der Umstrukturierung weiterwachsen möchten und können. Der Markt ist derzeit sehr umtriebig und wir sehen große Chancen im Wachstumsmarkt Fitness und Gesundheit.

Thomas Nemmaier: Wir haben über ACISO CONSULTING gesprochen. Mit der ACISO HOLDING bleibt ACISO aber weiterhin die Dachmarke. Unter der Dachmarke haben wir die Kernbereiche ACISO CONSULTING sowie INJOY als selbstständige Marke, mit Thorsten Kielmann und Alexander Benker in der Geschäftsführung, ebenso ELEMENTS als selbstständige Marke, mit den COOs Sandro Carovani, Björn Streier und Nicole Greinwalder, und die FITCOMPANY unter Leitung von Dirk Rupprecht als weitere Marke in der ACISO-Welt.

BODYMEDIA: Zu ACISO zählt ein umfangreiches Markenportfolio. Die Einzelmarken, wie bereits eben dargestellt, sind nun vollumfänglich und eigenständig handlungsfähig. Welche konkreten Vorteile seht ihr darin?

Thomas Nemmaier: Das würde ich gerne mithilfe eines Bildes erklären. Ein Fan des FC Bayern München, der auch Mitarbeiter des Vereins ist, ist voll engagiert, allerdings nicht, wenn er ein gelb-schwarzes oder blaues Trikot trägt. Unter der MIGROS haben wir eher alles parallel vermischt mit viel Verknüpfungen im Hintergrund betrieben. In der Fusion war das wertvoll. Es waren ja acht Firmen, die wir zusammengeführt haben. Da konnten alle voneinander lernen und sich miteinander entwickeln.

Im zweiten Schritt geht es darum, sich damit zu beschäftigen, die Stärken der jeweiligen Marke bestmöglich zur Entfaltung zu bringen. Dabei geht es um Maßnahmen wie z. B. Identifikation und Vertrieb. Um jetzt auf den Mitarbeiter des FC Bayern München zurückzukommen, der identifiziert sich sicherlich am meisten mit seinem Job, wenn er ein Fan des Vereins ist. Und das ist bei ACISO vergleichbar.

Uwe Schoch: Und trotz der Tatsache, dass die Einzelmarken nun eigenständig handlungsfähig sind, werden wir nach wie vor übergeordnet die Synergien und Möglichkeiten nutzen, um jede einzelne Marke zu stärken. Wir verbinden also zwei Vorteile miteinander, was als absolute Stärke für die Zukunft zu verstehen ist.

BODYMEDIA: Die Synergien der Geschäftsfelder in der Gruppe stärkt zusätzlich seit Mitte des Jahres die FITCOMPANY. Was genau macht die FITCOMPANY und wie ist deren Bedeutung für ACISO einzuordnen?

Thomas Nemmaier: Die FITCOMPANY ist ein eigenständiges Unternehmen, an dem wir uns unter dem Dach der ACISO umfangreich beteiligt haben. Die FITCOMPANY betreibt 19 Fitnessanlagen immer in großen Unternehmen wie z. B. BMW oder ADAC. Darüber hinaus ist die FITCOMPANY sehr kompetent im Bereich Physiotherapien und betreibt selbst einige Praxen. Ebenfalls bietet das Unternehmen das Know-how und hat auch die Mitarbeiter für BGM-Leistungen in den Firmen.

Die FITCOMPANY deckt also einen Bereich ab, den wir früher bei der ACISO CONSULTING nicht abdecken konnten. Viele Fitnessanlagen möchten Kompetenz sammeln, wenn es um die Integration von Physiotherapeuten geht. Dieses Know-how können wir jetzt bieten und können dieses sowohl im Consulting-Bereich als auch bei den ELEMENTS-Studios, wo wir eigene Physiotherapeuten integrieren werden, nutzen.

BODYMEDIA: Wird ACISO sich zukünftig also stärker im Physiotherapiebereich engagieren und Leistungen anbieten?

Uwe Schoch: Wir werden die Studios, die planen, eine Physiotherapie zu implementieren, unterstützen. In diesem Bereich werden wir 2023 sicherlich mehr machen, da einfach der Bedarf da ist. Viele Studios haben entsprechende Schritte schon während der Pandemie in die Wege geleitet, viele beschäftigen sich derzeit damit. Wir treten gemeinsam mit FITCOMPANY als kompetenter Partner auf.

BODYMEDIA: Wie genau sehen die Pläne und Ziele von ACISO für 2023 und darüber hinaus aus?

Nicole Greinwalder: Gerade auch durch die Pandemie ist das Gesundheitsbewusstsein so groß wie nie zuvor. Wir sehen uns als starken Partner für die Fitnessstudios und bieten für alle Bereiche entsprechende Lösungen, um die Clubs stärker und erfolgreicher zu machen. Auch das hybride Thema, das bei uns während der Pandemie im Fokus stand, möchten wir weiter vorantreiben, sowohl im Unternehmen als auch mit Lösungen für die Studios.

BODYMEDIA: Thomas, wirst du dich vollständig aus der Fitnessbranche verabschieden oder wirst du noch das ein oder andere Projekt begleiten?

Thomas Nemmaier: Ich werde mich mit Oli (Oliver Sekula, Anm. d. Red.) sicherlich öfter treffen als in diesem Jahr. Wir werden mit Sicherheit auch gemeinsam auf Skitouren gehen. Generell möchte ich wieder stärker selbst aktiv sein. Viele wissen ja, dass ich ein begeisterter Hobbygitarrist bin. Da gibt es noch viel Weiterentwicklungspotenzial. Ansonsten bin ich nach den vergangenen vier Jahren, die zwar immer motivierend, aber anspruchsvoll waren, einfach froh, wenn ich ein paar Wochen nichts machen muss. Kreativität fordert Zeit zum Nachdenken. Gerade nach dem Jahr 2022 ist eine Pause nötig, auf die ich mich richtig freue.

Zur Frage, ob ich komplett raus bin: Wir haben 16 Jahre zusammengearbeitet. Während dieser Zusammenarbeit sind uns fast täglich Ideen für Projekte eingefallen, die man realisieren könnte. Wir haben Höhen und Tiefen miteinander erlebt. Es sind viele Freundschaften hier im Team entstanden, sodass ich glaube, dass sich mit Sicherheit das ein oder andere kleine Projekt ergeben wird.

Es kann aber auch sein, dass ich etwas vollkommen anderes mache. Mein Antrieb war immer, Menschen in Bewegung zu bringen, und das wird es auch weiterhin sein. Vielleicht mache ich Senioren-Skitouren oder Mountainbike-Anfängerkurse in den Dolomiten. Es kann also gut sein, dass ein weiteres Hobby hinzukommt, weil ich einfach Lust habe, andere in Bewegung zu bringen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview und euch allen, Thomas, Nicole und Uwe und euren Teams alles Gute für die Zukunft.

Bildquelle Header: © BODYMEDIA

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.