Wissenschaft

Krankenstand auf Rekordniveau: Herausforderungen und Potenziale

Der Krankenstand in Deutschland erreichte im ersten Halbjahr 2023 einen historischen Höchststand von 5,5 %. Das belegt eine Analyse der Krankenkasse DAK. Was sind die Gründe für diesen Anstieg und was bedeutet das für die Fitnessbranche?

Im ersten Halbjahr 2023 erreichte der Krankenstand in Deutschland einen Höchststand von 5,5 % – ein Anstieg von über 20 % in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Jahr verzeichnet somit den höchsten Wert, den die DAK seit Beginn ihrer Analysen im Jahr 2013 gemessen hat. Im Durchschnitt waren die Beschäftigten von Januar bis einschließlich Juni 2023 knapp zehn Tage krankgeschrieben. Die DAK zählt mit rund 5,5 Millionen Versicherten zu den größten Krankenversicherern in Deutschland.

Die häufigsten Gründe für eine Arbeitsunfähigkeit waren laut DAK-Report Atemwegserkrankungen (21,1 %). Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (18,4 %) sowie psychische Beschwerden (16 %) waren die häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit laut dem DAK-Report. Besorgniserregend ist, dass nahezu jeder von 100 Beschäftigten im ersten Halbjahr einmal krank war. Die Quote für Krankschreibungen je 100 Arbeitnehmer stieg von 61,5 % auf 99,0 %.

Die wichtigsten Krankenstandsziffern
Der Krankenstand hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht (Bildquelle: © DAK-Gesundheit)

Der DAK-Gesundheitsreport 2023 bezieht sich auf sämtliche Personen, die im Verlauf des Jahres 2022 aktiv erwerbstätig waren und während dieser Zeit mindestens einen Tag lang Mitglied der DAK-Gesundheit waren. Ebenso werden Personen berücksichtigt, die im Rahmen ihrer Mitgliedschaft Anspruch auf Krankengeldleistungen von der DAK-Gesundheit hatten.

Wir sitzen uns krank

Der Krankenstand hat in fast allen Berufsgruppen zugenommen. Die höchste Krankenquote von 7,4 % wurde von der Berufsgruppe „Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, einschließlich Medizintechnik" verzeichnet, zu der auch die Altenpflege gehört. An zweiter Stelle stehen Berufe im Bereich Erziehung, Soziales und Hauswirtschaft mit einer Krankenquote von 7,1 %.

Es ist bekannt, dass Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems in Statistiken oft an vorderster Stelle stehen. Besorgniserregend ist vor allem, dass Rückenerkrankungen den größten Teil ausmachen. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass wir heutzutage mehr Zeit im Sitzen verbringen. Bürojobs sind oft unbequem, besonders wenn es keine Zeit für Bewegungspausen gibt und die Arbeitsplätze nicht ergonomisch sind. Das viele Sitzen kann uns regelrecht krank machen.

Gründe für Arbeitsunfähigkeit
Atemwegserkrankungen liegen auf dem ersten Platz der Gründe für Arbeitsunfähigkeit (Bildquelle: DAK-Gesundheit) 

Es gibt eine positive Entwicklung: Viele Arbeitgeber erkennen das Problem und bieten heute besser ausgestattete Arbeitsplätze als noch vor einigen Jahren an. Ob das allerdings ausreicht, ist fraglich. Für eine bessere körperliche Verfassung ist Bewegung in Verbindung mit einem Muskelaufbau entscheidend.

Der alarmierende Anstieg des Krankenstands bereits im vergangenen Jahr

Das Jahr 2023 setzt einen traurigen Trend fort, der schon 2021 und vor allem 2022 begonnen wurde. Die komplette Jahresanalyse für das laufende Jahr liegt erst im nächsten Jahr vor.

Ein Blick auf den aktuellen DAK-Gesundheitsreport, der das Jahr 2022 beleuchtet, zeigt allerdings, dass auch im Jahr 2022 ein signifikanter Anstieg der Krankheitstage der Arbeitnehmer verzeichnet wurde. Der Anstieg des Krankenstands ist beunruhigend und wirft Fragen auf.

Die Erkrankungshäufigkeit pro 100 Versicherte stieg in 2022 auf 177,3 Fälle im Vergleich zu 102,8 Arbeitsunfähigkeitsfällen im Vorjahr. Gleichzeitig ging die durchschnittliche Falldauer auf 11,3 Tage im Jahr 2022 zurück, verglichen mit 14,1 Tagen im Jahr zuvor.

Psychische Probleme nehmen zu

Auch psychische Probleme nehmen statistisch seit einigen Jahren zu. Bei Frauen belegten sie 2022 sogar Platz zwei der Krankheitsliste, hinter Atemwegserkrankungen. Bei Männern rangierten psychische Krankheiten an dritter Stelle, nach Problemen des Muskel-Skelett-Systems und Atemwegserkrankungen.

psychische erkrankungen nehmen statistisch zu
Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch (Bildquelle: Halfpoint – stock-adobe.com)

Die Gesundheitsbranche hatte mit 6,4 % den höchsten Krankenstand, während die Datenverarbeitung und Informationsdienstleistungen mit 3,5 % den niedrigsten Wert aufwiesen. Der DAK-Gesundheitsreport 2023 zeigt unter anderem auch, dass der krankheitsbedingte Arbeitsausfall in Berufsbereichen mit Personalmangel besonders stark ist. 

Starke regionale Unterschiede 

Die regionalen Unterschiede in Bezug auf den Krankenstand sind ebenfalls signifikant. In den westlichen Bundesländern (einschließlich Berlin) lag der durchschnittliche Krankenstand bei 5,3 %, während er in den östlichen Bundesländern bei 6,6 % lag. 

Innerhalb der westlichen Bundesländer gab es Unterschiede zwischen den Bundesländern, wobei Baden-Württemberg den niedrigsten Wert von 4,7 % und das Saarland den höchsten Wert von 6,3 % aufwies. Sachsen, mit einem Krankenstand von 5,8 %, hatte den niedrigsten Wert in den östlichen Bundesländern. 

So hoch ist die Bedeutung von Gesundheit am Arbeitsplatz 

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um eine gesunde und weniger belastende Arbeitsumgebung zu schaffen? Laut den Ergebnissen der DAK-Umfrage anlässlich des Gesundheitsreports stimmen fast zwei Drittel der Befragten der Aussage vollständig oder eher zu, dass ihr unmittelbarer Vorgesetzter die Gesundheit seiner Mitarbeiter als wichtig erachtet (58,4 %). 

Darüber hinaus zeigt sich, dass etwa 40 % der Unternehmen sich aktiv für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter engagieren und deren Gesundheit fördern. Interessanterweise geben etwa ein Drittel der Beschäftigten an, dass ihre Unternehmen bei ihren täglichen Aktivitäten und Entscheidungen Gesundheitsaspekte berücksichtigen. 

Potenziale zur Verbesserung und Chancen für die Fitnessbranche 

Neben betrieblichen Sportangeboten gibt es weiteres Potenzial zur Verbesserung, etwa durch die Ausweitung von Arbeitszeiten, insbesondere bei Frauen, die oft in Teilzeit arbeiten. Betriebliche Angebote zur Unterstützung älterer Beschäftigter könnten ausgebaut werden, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit dieser Gruppe zu erhalten. Auch Firmensport ist denkbar, oder die Bezuschussung von Mitgliedschaften in Fitnessstudios

Fitnessstudios können eine wichtige Rolle dabei spielen, die Beschwerden zu beseitigen und Arbeitnehmer zu motivieren. Körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen lassen sich erwiesenermaßen durch eine Stärkung der Muskulatur sowie Bewegung eindämmen. Ebenso ist es mit Sport möglich, das Immunsystem zu stärken und einen wacheren und ausgeglicheneren Geisteszustand zu erreichen. Außerdem werden wir durch Sport glückllicher.

Bildquelle Header: © Chanelle Malambo/peopleimages.com – stock.adobe.com

Der Autor

  • Dennis Bechtel

    Dennis Bechtel studierte Germanistik und Anglistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er arbeitete als freier Journalist und Texter in NRW und war u.a. als Marketing Specialist mit dem Schwerpunkt PR in einem Konzern tätig. Seit 2023 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Er verfügt über eine Fitnesstrainer B-Lizenz und spielt leidenschaftlich gern Tennis.

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