Wellness

Einnahmequelle: Wellness im Fitnessstudio

Richtig geplant kann der Wellnessbereich, gerade wenn das Angebot für die jeweilige Zielgruppe perfekt zugeschnitten ist, für Studiobetreiber äußerst lukrativ sein. Wie der Wellnessbereich zur Einnahmequelle wird, weiß Martina Schumann.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Planung eines Wellnessbereichs hängt vom Gesamtkonzept ab, bei mittelgroßen Fitnessstudios sollte der Wellnessbereich ca. 20-30% der Gesamtfläche ausmachen.
  • Es empfiehlt sich, auf Hybrid-SPA-Systeme zu setzen, die in die monatliche Mitgliedschaft implementiert werden können.
  • Eine Mischung aus kostenlosen und inklusiven Leistungen bietet Flexibilität für verschiedene Mitgliedschaftsvarianten.
  • Der Wellnessbereich sollte so gestaltet sein, dass er auch mit minimalem Personaleinsatz betrieben werden kann.
  • Moderne Technologien zur Energieeffizienz und regelmäßige Wartung können die Betriebskosten erheblich verringern.

Befassen wir uns zunächst damit, wie groß der Wellnessbereich geplant werden sollte. Dies hängt vom Gesamtkonzept ab. Als Erstes muss das Konzept festgelegt und die Frage geklärt werden, was konkret angeboten werden soll. Für Fitnessstudios mittlerer Größe, die Pool, Saunen und Ruhebereich anbieten, liegt der grobe Richtwert bei ca. 20 bis 30 % der Gesamtfläche. Das folgende Beispiel zeigt eine mögliche Aufteilung des Wellnessbereichs für eine 5.000 m2 große Anlage.

  • ca. 600 m2 für den Sauna- und Poolbereich
  • ca. 150 m2 für Umkleide und sanitäre Anlagen
  • ca. 150 m2 für umsatzrelevante Hybrid-SPA-Anwendungen (mit und ohne Fachkräfte)
  • ca. 150 m2 für den Ruhebereich
  • ca. 100 m2 für Bar oder Self-Service-Bereich

Der insgesamt ca. 1.150 m2 große Wellnessbereich entspräche 23 % der Gesamtfläche.

Welche Fehler gilt es zu vermeiden?

Fehler bei der Planung des Wellnessbereichs können teuer werden. Dabei ist nicht nur auf die ästhetische Gestaltung, sondern vor allem auch ökonomische Aspekte zu achten. Zu den häufigsten Versäumnissen zählen z. B. unzureichende Platzierung von Entspannungsangeboten, Vernachlässigung der Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe und mangelnde Flexibilität für zukünftige Erweiterungen.

Es ist entscheidend, von Anfang an alle relevanten Aspekte einzubeziehen, von der Raumaufteilung bis zur Auswahl der richtigen Wellnessdienstleistungen und den Produkten. Auch die Größe der Umkleiden, die Anzahl der Spinde sowie Gast- und Mitarbeiterwege müssen präzise geplant werden. Wo und wie werden die Handtücher von A nach B gebracht? Braucht es eine große Bar oder eher einen Self-Service-Bereich und gibt es genügend Lagerfläche? Um einen wirtschaftlich erfolgreichen Wellnessbereich betreiben zu können, macht es außerdem Sinn, verschiedene Mitgliedschaftsmodelle anzubieten.

Vor allen Dingen ist es wichtig, auch umsatzrelevante Systeme einzuplanen, welche ohne Personaleinsatz funktionieren. Das bringt einen großen Mehrwert. Bei der Planung ist unbedingt auf eine ausgewogene Mischung aus Attraktivität und Wirtschaftlichkeit zu achten. Hierbei ist es entscheidend, ausschließlich Produkte einzubeziehen, die einen nachhaltigen Mehrwert bieten und gleichzeitig ökonomisch betrieben werden können.

Häufig sind es ungenutzte Flächen, die finanziell nicht lukrativ sind. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass jeder Bereich sinnvoll gestaltet wird und einen klaren Nutzen für die Mitglieder und Tagesgäste bietet. So wird nicht nur Platz effizient genutzt, sondern auch eine ansprechende Atmosphäre geschaffen.

Ein oft unterschätzter, jedoch entscheidender Bereich ist der Ruhebereich. Hier können die richtige Ausstattung und Atmosphäre maßgeblich zur Entspannung beitragen. Ein zu kleiner oder ungemütlicher Ruhebereich kann das gesamte Wellnesserlebnis erheblich beeinträchtigen. Das Zusammenspiel aus Licht, Musik und Geruch sorgt hier für Entspannung.

Realistische Businessplanung

Nach der Analyse des Istzustands, der Ideensammlung und Festlegung der Ziele, der Gegenüberstellung von Umsatz und Kosten, der Erstellung des Zeitplans sowie einer Analyse der Chancen und Risiken wird definiert, wie der Wellnessbereich ausgestattet sein sollte. Neben Sauna, Pool und Ruhebereich sollten Regenerationssysteme implementiert werden, wie zum Beispiel Kältekammer, Überwassermassageliege, Sauerstoffanwendungen usw. Hier gibt es mittlerweile einiges auf dem Markt.

Mehr dazu: Marktübersicht Wellnessanbieter 2024

Je nach Konzept können diese Systeme mit den entsprechenden Leistungen in die Businessplanung aufgenommen werden.

Beispiel Kosten vs. Umsatz

  • Anschaffungskosten für fünf Systeme (ohne Personalbedarf): ca. 180.000 € Leasingrate bei 60 Monaten: ca. 4.000 €
  • Umsatz pro Monat Minimum 27.000 € abzgl. Leasing = 23.000 € x 12 Monate = 276.000 € Umsatz
  • ROI kann innerhalb eines Jahres erreicht werden, mit dem passenden Marketing sogar schneller

Ähnlich kann der Bau des Wellnessbereiches kalkuliert werden (siehe Tabelle):

  • Bauinvest: ca. 1,5 Mio. €
  • Mitgliedsbeitrag in Höhe von 79 € pro Monat für eine Silber-Mitgliedschaft oder eine VIP-Mitgliedschaft zum Preis von 109 € inklusive drei Anwendungen pro Monat


Beispielrechnung für den Umsatz in einem Wellnessbereich ohne Kosten

Die Investition in einen Wellnessbereich erfordert eine realistische Geschäftsplanung. Neben den Baukosten sollten laufende Betriebskosten, Marketingausgaben und Personalressourcen berücksichtigt werden. Ein realistischer Break-even-Punkt liegt oft bei zwei bis drei Jahren nach der Eröffnung. Je nach Größe und natürlich je nach Umsetzung der Strategien und das Daily-Business.

Welche Businessmodelle haben sich bewährt?

Es ist zu empfehlen, auf Hybrid-SPA-Systeme zu setzen, die in die monatliche Mitgliedschaft implementiert werden können. Hier eignet sich zum Beispiel die bereits genannte Silber- oder VIP-Variante. Vor allen Dingen sollte ein kluger Mix aus kostenfreien und inklusiven Leistungen gewählt werden. Dies ermöglicht eine flexiblere Gestaltung von Mitgliedschaftsmodellen, wie z. B. Silber, Gold und VIP. Mitglieder können so nach ihren individuellen Bedürfnissen wählen und fühlen sich besser abgeholt.

Zudem hat es sich bewährt, Zusatzleistungen zur Mitgliedschaft, 10er-Karten, Angebote für Tagesgäste und Paketleistungen anzubieten. Auch reine Mitgliedschaften für den Wellnessbereich sind denkbar. Eine Unterteilung in Zeitslots gekoppelt an unterschiedliche Tarife, zum Beispiel vormittags oder ab 17.00 Uhr und Wochentage, beispielsweise Montag bis Donnerstag und Freitag bis Sonntag separat kann ebenfalls in Erwägung gezogen werden. Egal für welches Modell Sie sich entscheiden, wichtig für den Erfolg sind Werbung und Marketing.

Wie ist der Wellnessbereich ohne Personal planbar?

Wenn der Wellnessbereich in einem Fitnessstudio implementiert werden soll, muss der Bereich so geplant werden, dass dieser mit 1,5–2 Personen pro Tag (12–16 Stunden) umgesetzt werden kann. Die Integration von Technologien wie automatisierten Ein- und Auscheck-Systemen sowie digitale Leitfäden für Gäste können die Personalanforderungen reduzieren. Gleichzeitig ist es wichtig, das bestehende Personal gut zu schulen, um vielseitig einsetzbar zu sein.

Durchdachte Abrechnungs- und Buchungsvarianten, sodass die Gäste und Mitglieder idealerweise auch online ihre Wellnessanwendungen buchen können, sollten vorhanden sein. Hinterfragen Sie, ob eine Wellnessbar mit Snacks zwingend notwendig ist oder darauf verzichtet werden kann und anstelle davon eine Wasser- und Teestation platziert wird.

Kostenfresser im Wellnessbereich

  • Saunavielfalt in Maßen: Eine Dampfsauna, eine Biosauna und eine Finnische Sauna bieten eine sehr gute und ausgewogene Auswahl für unterschiedliche Präferenzen. Durch diese Fokussierung können nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch laufende Betriebskosten effektiv reduziert werden. Auch die Öffnungszeiten sind ein Indikator, je nach Konzept und Stoßzeiten.
     
  • Eisbrunnen statt Tauchbecken: Ein Tauchbecken ist nicht mehr zeitgemäß und verursacht unnötige Kosten. Stattdessen kann ein moderner Eisbrunnen, der nur bei Bedarf Eis produziert, eine Alternative sein. Dadurch lassen sich der Energieverbrauch reduzieren und der Wasserbedarf und die Betriebskosten minimieren.
     
  • Optimierung des Pools: Die Größe und Tiefe des Pools sind entscheidende Faktoren für die (laufenden) Kosten. Durch die gezielte Steuerung der Wassertemperatur können zudem unnötige Heizkosten vermieden werden, ohne den Komfort der Gäste zu beeinträchtigen.
     
  • Lichtelemente: Sensoren sollten, wo immer möglich, zum Einsatz kommen. Gleichzeitig gilt es, LEDs zu bevorzugen.
     
  • Umkleiden und Duschen: Um den Verbrauch von Wasser zu reduzieren, besteht die Möglichkeit, automatische Wasserstoppvorrichtungen zu verwenden.
     
  • Weg von der klassischen Rezeption: Wenn es sich nicht um ein 5-Sterne-Premium-Studio handelt, macht ein automatisches Check-in- und Check-out-System Sinn.
     
  • Vorsicht Energieverbrauch: Nur weil ein Gerät oder System günstig in der Anschaffung ist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es die beste Wahl ist. Es könnte stattdessen hohe laufende Betriebskosten verursachen. Daher ist es wichtig, dies genau zu prüfen

Fazit

Verstehen Sie die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe und integrieren Sie nur Angebote, die einen klaren Nutzen bieten. Dies ermöglicht es, die Ausstattung zu optimieren und unnötige Kosten zu vermeiden. Implementieren Sie moderne Technologien wie intelligente Thermostate und Beleuchtungssysteme, um den Energieverbrauch zu überwachen und zu reduzieren. Zudem ist eine regelmäßige Wartung der Geräte entscheidend, um Betriebskosten zu minimieren und die Lebensdauer der Ausstattung zu verlängern.

Bildquelle: © Kzenon - stock.adobe.com

Die Autorin

  • Martina Schumann

    Martina Schumann ist seit 1998 in den Bereichen Fitness, Wellness, Management sowie der Tourismusbranche tätig. Sie führte bis Ende 2012 ein Beratungsunternehmen für SPA- und Wellnessanlagen auf Mallorca und betreute international verschiedene Hotels und Kreuzfahrtschiffe. Für TUI Cruises – für die Mein Schiff Flotte – hat sie das SPA-&-Sport-Produkt entwickelt und ist operativ und auch für die Weiterentwicklung verantwortlich. Im März 2017 ist Martina Schumann im Auftrag von TUI Cruises für die Mein Schiff Flotte zu sea chefs Cruises Worldwide als Direktorin SPA & Sport gewechselt. Nach wie vor setzt sie international Neubauplanungen und Umstrukturierungen durch.

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