Physiotherapie

Spezialfall: Kommunikation mit verletzten Sportlern

Auch wenn Sportler ebenfalls nur Patienten sind, gibt es in der Kommunikation mit ihnen doch einiges zu beachten. Um effizient behandeln zu können, ist eine gute Vertrauensbasis zwischen Therapeut und Sportler enorm wichtig. Das macht die Kommunikation anspruchsvoller, aber auch sehr interessant.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Physiotherapeut sollte dem Sportler klare Therapieziele setzen.
  • Es ist hilfreich, den Sportler aktiv an der Reha teilnehmen zu lassen.
  • Da Sportler oftmals eine gute Kenntnis ihres Körpers haben, kann man gerne näher auf die Hintergründe der Behandlung eingehen.

Viele Physiotherapeuten entscheiden sich für die Arbeit mit Amateur- und Leistungssportlern. Eine Arbeit, die nicht nur auf therapeutischer Ebene herausfordernd ist. Auch im Bezug auf die Kommunikation gibt es einige Besonderheiten zu beachten, damit sich der verletzte Sportler gut aufgehoben fühlt.

Grundsätzlich gelten für die Arbeit mit Sportlern dieselben Kommunikationsregeln wie für alle Patienten. Das bedeutet, fatalistische Aussagen wie „Uh, ich weiß nicht, ob ich das wieder hinbekomme“ sollten vermieden werden. Der Physiotherapeut muss Zuversicht vermitteln, damit der Sportler ein gutes Gefühl hat. Es gibt allerdings auch einige Besonderheiten, die insbesondere für Athleten gelten. Zwar können diese bei anderen Patienten auch hilfreich sein, für Sportler sind sie allerdings essenziell.

Klare Ziele setzen!

Der Physiotherapeut hat bei einem verletzten Sportler dieselbe Aufgabe wie ein Trainer. Wie dieser Ziele und Teilziele für die Erhöhung der sportlichen Leistung setzt, sollte der Physiotherapeut Therapieziele vorgeben. Das hilft dem Sportler ungemein bei der Rehabilitation, weil er die Fortschritte sehen kann.

Abhängig von der Sportart und der Verletzung des Sportlers muss vorgegeben werden, ab wann wieder belastet werden darf, welche Form der Belastung wann Sinn macht, und abschließend muss dann eine Perspektive für den Wiedereinstieg in den Sport gegeben werden. Je schneller der Sportler wieder mit einer Form des Trainings beginnen kann, desto besser für die Entwicklung seiner körperlichen, aber auch seiner psychischen Leistungsfähigkeit. Wenn er sieht, dass er selbst etwas zur Verbesserung der Situation beitragen kann, motiviert ihn das.

Damit können wir direkt zu Besonderheit 2 übergehen. Der Sportler muss selbst etwas für seinen Behandlungserfolg tun. Der Physiotherapeut hat die Aufgabe klar und deutlich zu kommunizieren, dass die Rehabilitation auch Aufgabe des Sportlers ist. Das erfordert Aktivität, die manche nicht bereit sind mitzumachen.

Wer nur passiv behandelt werden will, aber bereits die Voraussetzungen für aktive Therapie erfüllt, braucht manchmal einen kleinen oder größeren Schubser vom Therapeuten. Und hier zeigt sich auch wieder die Besonderheit von Sportlern. Manchen muss es sehr deutlich gesagt werden, andere verstehen es auch dann, wenn der Therapeut es in der gewohnten Kommunikationsweise formuliert.

Nicht zu viel und nicht zu wenig

Sportler wollen so schnell wie möglich wieder zurück zu ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeitvor der Verletzung. Damit ist nicht selten das Denken verknüpft, dass mehr Therapie auch mehr hilft. Die Häufigkeit sowie auch die Art der Behandlung hängen stark von der Art der Verletzung ab. Auch wenn es wichtig ist, auf die Wünsche des Patienten einzugehen, sollte der Therapeut in dieser Situation klar kommunizieren, was möglich ist und warum es vielleicht auch Sinn machen kann, nur ein- oder zweimal in der Woche zu therapieren statt täglich.

Im Zusammenhang mit dem Setzen von Zielen ist eine transparente Darstellung des Rehaplans durchaus sinnvoll. Mit Patienten geht man häufig nicht so stark ins Detail, was die Rehabilitation angeht – für Sportler ist es enorm wichtig, einen Plan im Kopf zu haben, wann sie endlich wieder Sport treiben können.

Der kleine, aber feine Unterschied

Einen größeren Unterschied in der Behandlung von Sportlern und Patienten gibt es dann allerdings doch. In der Kommunikation mit den meisten Patienten sollte eine möglichst einfache Sprache gewählt werden. Sportler kennen sich mit ihrem Körper meist etwas besser aus und sind daran interessiert, was gerade mit ihm passiert.

Es kann also durchaus Sinn machen, sich bei bestehendem Interesse kurz die Zeit zu nehmen, um ihm das zu erklären. Das gibt dem Sportler Vertrauen in die Fähigkeiten des Therapeuten und stärkt die Bindung. Dabei sollte man sich natürlich am Vorwissen des Sportlers orientieren. Mit einem Arzt kann man anders reden als mit einem Literaturwissenschaftler.  

Fazit

In der Kommunikation mit Sportlern gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie bei den Patienten. Für sie sind das Setzen von Zielen und auch ein offener Austausch über das, was im Körper passiert, noch einmal deutlich wichtiger. Darauf sollte man als Physiotherapeut also achten.

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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