Management

Vom Sportökonom zur Marke in der Physiotherapie – Daniel Philipp im Interview

Daniel Philipp ist geschäftsführender Gesellschafter der chp-Gruppe und Sportökonom. Er hat es geschafft, im Großraum NRW innerhalb kürzester Zeit zu einer festen Größe im Bereich der Physiotherapie zu werden. Wie ist dieses exponentielle Wachstum möglich gewesen? Was macht seine Praxen aus und welche Vision verfolgt er? BODYMEDIA hat ihn getroffen und nachgefragt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Daniel Philipp gründete 2011 DP Personal Training und eröffnete 2019 die erste Daniel Philipp Physiotherapie Praxis in Düsseldorf.
  • Die herkömmliche Physiotherapie erschien ihm veraltet, weshalb er mit einem Team von Fachleuten eine moderne und effektive Praxis gründete, die mit ihrem Schwerpunkt auf präventivem Training eine Brücke zwischen präventiver und akuter Therapie schlägt.
  • Zurzeit gehören acht Praxen mit einem Team von 65 Therapeuten und insgesamt 85 Mitarbeitern zu der Unternehmensgruppe.
  • Um dauerhaft ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, setzt das Unternehmen auf kontinuierliche Weiterentwicklung und legt viel Wert auf eine Wohlfühlatmosphäre in den Praxen.

BODYMEDIA: Großer Erfolg in kurzer Zeit, exponentielles Wachstum und Anerkennung im Bereich der Physiotherapie. So eine Karriere wünschen sich viele. Wie genau wurde Ihr Name zur Marke?

Daniel Philipp: Im Jahr 2011 wagte ich den Schritt zur Gründung von DP Personal Training, was den Grundstein für meine zukünftigen unternehmerischen Aktivitäten legte. Die Eröffnung der ersten Daniel Philipp Physiotherapie Praxis in Düsseldorf im Jahr 2019 war ein weiterer bedeutsamer Schritt in meiner beruflichen Entwicklung.

Obwohl meine Ausbildung nicht im Bereich der Physiotherapie liegt, ermöglicht meine lösungsorientierte Denkweise innovative Ansätze im Bereich der Gesundheit und Fitness.

BODYMEDIA: Wie kommt man als Nicht-Physio dazu, eine Praxis für Physiotherapie zu eröffnen?

Daniel Philipp: Als Sportler habe ich, auch wenn ich kein ausgebildeter Physiotherapeut bin, immer eine Verbindung zur Physiotherapie gehabt. Das resultiert nicht nur aus meiner sportlichen Karriere, sondern auch aus diversen Verletzungen, die ich während meiner Laufbahn erfahren habe.

Der Beruf des Physiotherapeuten hat mich schon immer fasziniert und interessiert. Allerdings habe ich festgestellt, dass die herkömmliche Art und Weise, wie Physiotherapie durchgeführt wird, insbesondere im Setting, veraltet und nicht zeitgemäß ist.

Die Therapeuten wirkten oft gestresst und wir haben uns überlegt, wie wir diesen Beruf moderner und effektiver gestalten können. Dabei haben uns fachliche Leiter, die uns in ihrer Expertise unterstützen, enorm geholfen. Das war ein wichtiger Aspekt, der es uns ermöglicht hat, trotz fehlender physiotherapeutischer Ausbildung eine eigene Praxis zu gründen.

Für uns war es entscheidend, dass die Synergien zwischen dem Personal Training, also meinem ersten gegründeten Unternehmen, mit dem Schwerpunkt auf präventivem Training und der akuten Therapie in der Physiotherapiepraxis harmonisch ineinandergreifen. Das hat nicht nur dazu beigetragen, die Physiotherapie zeitgemäßer zu gestalten, sondern auch eine Brücke zwischen präventiver und akuter Therapie zu schlagen.

Physiotherapeutin therapiert Patienten bei Daniel Philipp Physiotherapie
Das Team besteht zurzeit aus 65 Therapeuten. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen sogar 85 Mitarbeiter (Bildquelle: © Physiotherapie DP GmbH)

BODYMEDIA: Würden Sie sagen, dass es auch Vorteile hat, als Nicht-Physiotherapeut in dieser Branche zu arbeiten?

Daniel Philipp: Als Nicht-Physiotherapeut in dieser Branche zu arbeiten bringt sicherlich bestimmte Vorteile mit sich. Es gibt zweifellos Physiotherapeuten, die genauso gute Arbeit leisten wie wir. Ich glaube, als Nicht-Physiotherapeut hat man möglicherweise den Vorteil, nicht ausschließlich die Sichtweise von Therapeuten zu haben.
Wir betrachten die Physiotherapie mehr aus unternehmerischer Perspektive. Dadurch haben wir den Vorteil, dass wir nicht den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, sondern eher pauschal und frei agieren können.

Wir sind weniger voreingenommen und haben einen breiteren Blick, der auch Erfahrungen aus anderen Bereichen wie dem Personal Training, dem Fitnessstudio und dem betrieblichen Gesundheitsmanagement einschließt.

Diese Vielseitigkeit ermöglicht es uns, unsere Expertise aus verschiedenen Bereichen in die Physiotherapie einfließen zu lassen und somit innovative Ansätze zu verfolgen.

BODYMEDIA: Sie sind mit viel Energie auf den Markt gegangen, in großem Tempo. Wann und wo wurden die ersten beiden Praxen eröffnet und wann fand die aktuellste Neueröffnung statt?

Daniel Philipp: Die erste Praxis entstand 2019 in Düsseldorf Friedrichstadt, gefolgt von der zweiten Praxis in Gummersbach im Jahr 2020. Die aktuell letzte Praxis wurde im November 2023 in Krefeld eröffnet. 

BODYMEDIA: Wie viele DP-Praxen gibt es aktuell insgesamt? Wie viele Therapeuten beschäftigen Sie und wie groß ist das gesamte Team?

Daniel Philipp: Insgesamt gibt es aktuell acht Praxen in Nordrhein-Westfalen. Das Team besteht zurzeit aus 65 Therapeuten. Zählen wir alle anderen Mitarbeiter dazu, beschäftigen wir insgesamt 85 Menschen.

Portrait von Daniel Philipp, geschäftsführender Gesellschafter der chp-GruppeDaniel Philipp hat es in kurzer Zeit geschafft, seinen Namen in der Welt der Physiotherapie zur Marke zu machen (Bildquelle: © Physiotherapie DP GmbH)

BODYMEDIA: So viel Wachstum in so kurzer Zeit – wie behält man da den Überblick?

Daniel Philipp: Die Bewältigung des rapiden Wachstums in so kurzer Zeit ist definitiv eine Herausforderung. Dabei sind unsere Werte entscheidend, die wir konsequent in der Firmengruppe leben: Team, Machen, Empowerment, Loyalität und Wertschätzung.
 
Es ist uns wichtig, zu betonen, dass wir nicht alleine sind; wir bilden eine Firmengruppe mit verschiedenen Leitenden in den einzelnen Bereichen, die wiederum eigene Teams verantworten – wie zum Beispiel IT, Personal und Recruiting, Marketing, EDV, Controlling, Objektmanagement, Personalentwicklung, Projektentwicklung, Qualitätsmanagement, Content Creations und Design. 

Diese Struktur bildet ein Konsortium aus verschiedenen Firmen und Abteilungen. Ein klarer Expansionsplan ist für uns von großer Bedeutung. Mit dem richtigen Team sind wir überzeugt, dass wir alle Herausforderungen meistern können.

Die klaren Werte und die Zusammenarbeit innerhalb der verschiedenen Teams und Abteilungen ermöglichen es uns, den Überblick zu behalten und gleichzeitig das Wachstum erfolgreich zu steuern.

Und es kommen weitere Bereiche hinzu. An einem unserer Standorte werden schon bald die Ergotherapie und Podologie integriert. Weitere Standorte sollen folgen. Diese neuen Einrichtungen werden dazu beitragen, die Vielfalt und Qualität unseres Angebots zu erweitern.

Außerdem werden wir in ausgewählten Standorten auch Physiotherapie mit einem neurologischen Schwerpunkt integrieren. All diese Maßnahmen haben den Zweck eine interdiziplinäre, ganzheitliche Therapie und somit eine umfassende Behandlung anzubieten.

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BODYMEDIA: Die Branche sieht sich nach wie vor mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Wie ist es Ihnen gelungen, gut ausgebildete Mitarbeiter für acht Standorte zu finden?

Daniel Philipp: Indem man eine klare Vision, wertebasierte Arbeit und individuelle Perspektiven für alle Mitarbeitenden bietet.

Wir konnten eine starke und attraktive Arbeitgebermarke etablieren, weil unsere Praxen und unser Praxisaufbau, unsere Arbeitsbedingungen und unsere organisatorischen Abläufe so entwickelt und gestaltet wurden, dass unsere Therapeuten sehr gerne bei uns sind und gut arbeiten können.

Wir legen Wert darauf mit der Zeit zu gehen und haben daher in digitale Lösungen investiert, um unseren Therapeuten eine effektive und zeitgemäße Arbeitsweise zu ermöglichen.

Zum Beispiel haben wir Tablets implementiert, die jedem Therapeuten zur Verfügung gestellt werden und es befinden sich derzeit verschiedene Programme und weitere Produkte zur Digitalisierung in der Testphase. Zusätzlich haben wir ein sehr ausgefeiltes und großes Benefitsangebot.

BODYMEDIA: Bewerben sich die Therapeuten auf einen Standort oder würden Sie sagen, dass sie sich mittlerweile eher auf die Marke DP bewerben?

Daniel Philipp: In den ersten anderthalb Jahren haben wir intensiv an der Markenbildung gearbeitet und mittlerweile sind wir in der Branche etabliert. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich Therapeuten nicht nur auf einen bestimmten Standort bewerben, sondern, dass sie sich für die Marke „Daniel Philipp Physiotherapie“ interessieren.

BODYMEDIA: Gibt es für Physiotherapeuten bei DP ein transparentes Gehaltsmodell?

Daniel Philipp: Derzeit entwickeln wir ein transparentes Levelsystem, um unseren Mitarbeitenden, die nicht unbedingt direkt mehr Verantwortung wie beispielsweise als Standortleitung übernehmen möchten, klare Perspektiven zu bieten. Unser Ziel ist es, Anreize zu schaffen, damit sie bei uns die nächsten Schritte machen können, ohne dabei sofort vor größeren Herausforderungen zu stehen.

BODYMEDIA: Wie sieht Ihre Strategie für die kommenden Jahre bis 2030 aus?

Daniel Philipp: Wir blicken zunächst auf unsere Vision 25/25. Das bedeutet, dass wir bis 2025 die Eröffnung von 25 Praxen als unser ambitioniertes Ziel sehen. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein dar, den wir in den kommenden Jahren erreichen wollen.

Unsere Strategie für 2030 wird eng mit der Umsetzung dieser Vision verknüpft sein, wobei wir auf kontinuierliches Wachstum und Entwicklung setzen, um einen nachhaltigen und erfolgreichen Weg in die Zukunft zu gestalten. Es ist uns jedoch ganz wichtig zu betonen, dass die Qualität bei uns an erster Stelle steht.

BODYMEDIA: Warum ist Physiotherapie in Ihren Augen so ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld?

Daniel Philipp: Die Physiotherapie ist in unseren Augen ein äußerst zukunftsträchtiges Betätigungsfeld und das aus mehreren Gründen. Der demografische Wandel ist eine klare Triebkraft. Mit einer alternden Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Physiotherapie kontinuierlich und es ist wichtig, diese Nachfrage zu decken.

Gleichzeitig begegnen wir jedoch auch dem Problem des Fachkräftemangels. Daher müssen wir innovative Lösungen finden, sei es durch agile Ansätze oder Konzepte, die über die traditionelle 1-zu-1-Therapie hinausgehen.

Wir denken, dass sich in den kommenden Jahren der Physiotherapiemarkt konsolidieren wird und es vermehrt große Player gibt, die das Feld nicht nur therapeutisch, sondern auch wirtschaftlich stabil gestalten.

Gleichzeitig ist es wichtig, unseren Kollegen immer wieder Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung und Perspektiven zu bieten. Die Physiotherapiebranche wird daher nicht nur eine steigende Nachfrage bedienen, sondern auch ein Umfeld schaffen, in dem Fachleute florieren können.

Das macht dieses Betätigungsfeld äußerst vielversprechend für die kommenden Jahrzehnte. Unser Antrieb besteht jedoch darin, Menschen zu helfen und sie einen Schritt näher zu ihrer persönlichen Gesundheit zu führen.

BODYMEDIA: Wie wollen Sie es schaffen, dauerhaft ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben?

Daniel Philipp: Indem wir nie stagnieren und uns kontinuierlich weiterentwickeln. Wir sind uns bewusst, dass Perfektion nicht erreichbar ist, aber wir setzen darauf, dass die Expertise unserer mittlerweile 130 Mitarbeitenden in der Unternehmensgruppe einen entscheidenden Beitrag leistet.

Tagtäglich bringen sie ihre Ideen ein, um uns weiterzuentwickeln und unsere Arbeitsumgebung stetig zu verbessern. Durch diesen gemeinsamen, partizipativen Ansatz wollen wir sicherstellen, dass wir nicht nur den aktuellen Standards entsprechen, sondern auch den sich wandelnden Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden gerecht werden.

BODYMEDIA: Welche Rolle spielen Optik und Ausstattung einer Praxis dabei in Ihren Augen?

Daniel Philipp: Eine ganz entscheidende Rolle. Es ist wichtig, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der sich sowohl Patienten als auch Mitarbeiter wohlfühlen. Gleichzeitig steht die Qualität im Mittelpunkt. Eine hochwertige Therapie erfordert eine entsprechende Ausstattung.

In diesem Zusammenhang sind wir unseren Partnern sehr dankbar, die uns mit qualitativ hochwertigen Ressourcen unterstützen. Die visuelle und funktionale Gestaltung unserer Praxen ist somit nicht nur ein ästhetisches Element, sondern trägt maßgeblich zur Förderung von Wohlbefinden und Therapiequalität bei.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle Header: © Physiotherapie DP GmbH

Der Autor

  • Kristian Kroth

    Kristian Kroth begann seine Karriere in der Fitnessbranche 2007 als leitender Angestellter in einer Fitnessstudiokette. 2009 machte er sich mit dem Family Fitness Koblenz selbstständig, das er mit dem Reha-Sport früh in Richtung Gesundheitsanbieter entwickelte.

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