Digitalisierung

Die digitale Transformation: Game-Changer für dein Fitnessstudio

Schon ein einziger Schritt in Richtung Digitalisierung kann die Wirtschaftlichkeit eines Fitnessstudios verbessern. Wie man einen Betrieb wirklich in ein neues Zeitalter führen kann, erklärt Christian Hörl im Fachartikel.

Dass Digitalisierung keine Option mehr ist, sondern mittlerweile eine Notwendigkeit darstellt, ist heute nahezu jedem Fitnessunternehmer bewusst. Trotzdem scheint der Weg zum digitalisierten Betrieb nicht einfach. Oder anders ausgedrückt: Wir alle wissen, dass wir digitalisieren müssen, aber was und vor allem, wie? Was macht den Weg zum digitalisierten Fitnessstudio so schwer? Die Digitalisierung birgt, trotz all ihrer Vorteile auch einige Tücken, die den Start schwer gestalten.

Digitalisierung kann man nicht anfassen

Es fällt dem klassischen Studiobetreiber wesentlich einfacher, sich für ein neues Fitnessgerät auf der FIBO zu entscheiden, als für eine digitale Anwendung. Während wir eine Beinpresse anfassen, testen und aufgrund unserer Erfahrung beurteilen können, bedarf es für viele digitale Themen eines guten Vorstellungsvermögens. Dies wirkt auf viele abschreckend.

Mit Fitnessfachwissen kommt man nicht weiter

Viele Betreiber sind Experten auf ihrem Gebiet: Sport, Trainingslehre, hohes Spezialwissen. Um digitale Produkte und Dienstleistungen beurteilen zu können, braucht es nun Kenntnisse aus der IT, dem digitalen Marketing, hinsichtlich künstlicher Intelligenz oder über das Internet of Things (IoT).

Das Angebot ist groß und unüberschaubar

Ist es der virtuelle Kursraum, die digitale Trainingsplan-App oder das Online-Abschlussmodul? Digitale Tools gibt es viele. Sehr viele sogar. Wie diese aber zu einem großen Ganzen werden, bleibt in vielen Fällen offen.

Digitale Innovationen finden oft außerhalb der Studios statt

Pfiffige Start-up-Unternehmer erfinden Training-Apps abseits des Studiobetriebs: Tracker, Fitness-Apps oder Trainingsspiegel treten in Konkurrenz zum klassischen Clubangebot. Als Betreiber braucht es Lösungen, um dieser neuen Angebotsform zu begegnen.

Das Userverhalten ändert sich

In einer digitalisierten Welt ändert sich das Nutzerverhalten. Kunden von heute agieren anders als vor 20 Jahren. Sie haben höhere Ansprüche an Transparenz, Schnelligkeit und Flexibilität. Hemmschwellen verschwinden, die Lust auf neue Erfahrungen steigt.

Die Vielzahl der Angebote, das mangelnde IT-Know-how und die dynamische Entwicklung der Technologie erhöhen die Gefahr, sich in einer regelrechten Digitalisierungsfalle zu verfangen. Am Ende sorgen Schnittstellenprobleme, Implementierungsbaustellen und genervte Kunden für mehr Ärger als Nutzen. Wenn der Kunde fünf verschiedene Apps für sein Training im Club nutzen muss, ist mehr verloren als gewonnen.

Gibt es in Sachen Digitalisierung einen Denkfehler?

Digitalisierung bedeutet, etwas Analoges mittels digitaler Technologien auf digital umzustellen. Die Kurse werden live gestreamt, die Trainingspläne werden nicht mehr von Hand geschrieben, sondern können vom Kunden digital abgerufen werden und der Abschluss von Verträgen erfolgt online von zuhause aus. So weit, so gut. Doch reicht das?

Meist führt diese Herangehensweise am Ende zu Insellösungen, die schwer zu verknüpfen sind und darüber hinaus in der Regel nicht unerhebliche Kosten produzieren.

Wer Digitalisierung einseitig denkt, nämlich als rein technologische Aufgabenstellung, wandert auf einem wackeligen Pfad. Um aus diesem eine solide Straße des Erfolgs zu bauen, bedarf es mehr. Es bedarf Mut zur digitalen Transformation. Das bedeutet die vollständige Umwandlung bestehender Geschäftsmodelle und Prozesse.

Von der Digitalisierungsfalle zur digitalen Transformation

Wer seinen Betrieb digital transformiert, verändert alles: die angebotene Dienstleistung, die Abläufe, die Struktur, die Kultur und die Arbeitsweise im Unternehmen. Dadurch entstehen vollkommen neue Kommunikationsmöglichkeiten und Organisationsformen. Man nimmt ein weißes Blatt und fängt wieder vollkommen neu an.

Das ist es, was die jungen Start-up-Unternehmer den „alten Hasen“ voraushaben. Sie kümmern sich nicht um bestehende Strukturen oder darum was „bisher doch immer gut geklappt hat“. Sie machen nicht etwas Bestehendes besser, sondern denken von Grund auf neu. Doch das können wir auch.

Personal- und kontaktlos: Digitale Prozesse erleichtern den Alltag im Fitnessclub (Bildquelle: © DSB)

Wir können den „Fitnessclub der Zukunft“ gestalten. Einen Club, mit dem der Betreiber Geld verdienen kann, ohne laufend anwesend sein zu müssen. Einen Club, der ohne lästiges Bargeld und Verwaltungskram auskommt. Einen Club, der nahezu vollkommen automatisiert läuft, aber trotzdem den Kunden in den Mittelpunkt stellt. Weil man den Kunden und seine Bedürfnisse besser kennt als je zuvor.

Deswegen ist die digitale Transformation vor allem eine strategische Aufgabenstellung und erst in zweiter Instanz eine technologische.

Es geht um visionäres Denken und Know-how

Einen Betrieb digital zu transformieren bedeutet, visionär zu denken. Es geht um den Blick fürs große Ganze und nicht für die Teillösungen. In ein gutes System kann ich diese jederzeit integrieren. Das System selbst braucht Struktur, Standfestigkeit und einen guten Bauplan.

Innerhalb dieser Ordnungsstruktur gibt es digitalisierte Prozesse, die wie Zahnräder ineinandergreifen müssen, um reibungslos zu funktionieren. Dabei versetzt man sich in den Kunden, um ein Gespür für dessen Angewohnheiten und Bedürfnisse zu bekommen.

Um ein solches System solide zu bauen, braucht es spezifisches Know-how, das der Fitnessunternehmer oft nicht hat. Muss er auch gar nicht. Denn dafür gibt es Experten für digitale Transformation, die einen solchen Prozess professionell begleiten. Was es braucht, ist Offenheit für Neues. Mit einer „Das funktioniert bei uns nicht“-Einstellung ist der Prozess beendet, bevor er angefangen hat.

Auf alle Fälle muss man sich von alten Glaubenssätzen lösen, vor allem wenn es um Servicethemen geht. Annahmen wie „Nur persönlicher Service ist guter Service“ oder „Kein Vertragsabschluss ohne Termin“ gelten nicht mehr. Der Kunde von heute erwartet vielmehr Schnelligkeit, permanente Verfügbarkeit und unkomplizierte Prozesse.

Digitale Transformation ist ein Game-Changer

Während die reine Digitalisierung dafür sorgt, den technologischen Anschluss nicht zu verpassen, ist die digitale Transformation des Unternehmens ein echter Game-Changer mit großen Auswirkungen auf Umsatz, Kosten und Gewinn.

Durch den digitalen Vertrieb werden Interessenten direkt erreicht und zu Mitgliedern gemacht. Neuen Kunden wird damit der Eintritt ins Studio erleichtert, bestehende Kunden können besser an das Unternehmen gebunden werden. Dafür sorgen nicht nur digitale Tools, die die Trainingsmotivation erhöhen, sondern auch eine zielgerichtete Kommunikation.

Die Mitarbeiter können sich wieder ihrer eigentlichen Kernaufgabe widmen – nämlich die Betreuung der Mitglieder, anstatt sich um lästige administrative Aufgaben zu kümmern. Denn diese übernimmt das System. Das spart viele Personalstunden und die damit verbundenen Kosten.

Aufgaben eines mittleren Managements fallen weg, da digitale Prozesse klare Abläufe vorgeben. Auch rechtlichen Anforderungen kann leichter nachgekommen werden, selbst wenn sich diese schnell ändern.

Digital transformierte Fitnessstudios arbeiten maximal transparent und bieten durch modulare Angebote ihren Kunden nahezu unbegrenzte Upselling-Möglichkeiten.

Standardisierung statt Sondervereinbarungen

Digitalisierung geht in der Regel mit einer hohen Standardisierung einher. Das mag im ersten Augenblick einschränkend wirken. Man denke an die vielen Sondervereinbarungen mit einzelnen Kunden oder das flexible Agieren in spezifischen Situationen. Letztlich führt genau diese Standardisierung zu Vereinfachung und Transparenz.

Worauf man keineswegs verzichten muss, ist der persönliche Kontakt zum Kunden. In einem digitalisierten Club ist der Clubbetreiber vollkommen flexibel, wie viele Mitarbeiter für die Kundenbetreuung zur Verfügung stehen sollen. Fitnesstraining ist eine physische, aber auch eine soziale Angelegenheit. Gewichte werden auch weiterhin gestemmt werden müssen, um Muskelaufbau zu erzielen.

Und Menschen gehen ins Studio, um miteinander zu interagieren, sich kennenzulernen und einander zu motivieren. Die Studiobetreiber bleiben auch weiterhin Gastgeber für Menschen, die etwas für sich und ihren Körper tun wollen. Der einzige Unterschied: Ihnen wird in Zukunft mehr Zeit bleiben, diese Rolle auch auszufüllen.

Wer seinen Fitnessclub in das neue, digitale Zeitalter überführen möchte, muss sich bewusst dafür entscheiden. Dafür gilt es genügend Zeit und Geld einzuplanen. Der gesamte Prozess der digitalen Transformation erfordert einen Zeitbedarf von circa einem Jahr. Es empfiehlt sich, einen digital transformierten Club zu besuchen und sich die Abläufe im Live Betrieb anzusehen. Ist die Entscheidung zur digitalen Transformation gefallen, geht es in die Planung.

Am Anfang stehen dabei eine umfassende Bestandsanalyse und die Entwicklung einer Vision für den Club durch einen Experten im Rahmen eines Strategieprozesses. Dieser wichtige erste Schritt legt den Grundstein, um erfolgreich den „Fitnessclub der Zukunft“ zu gestalten.

Bildquelle Header: © DSB

Der Autor

  • Christian Hörl

    Christian Hörl hat über 30 Jahre Berufserfahrung in der Fitnessbranche. Er ist Inhaber von 16 Fitnessanlagen in allen Angebots-Segmenten, inklusive Ernährungszentrum, Physiotherapie, privater Krankenanstalt und Kosmetikzentrum. In Partnerschaft mit Siggi Manz ist er Geschäftsführer der Firma DSB-digital systemische Betriebskonzepte GmbH und kümmert sich dabei um die digitale Transformation von Fitnessbetrieben.

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