Digitalisierung

Vom Zettelwerk zum digitalen Verkauf

Der Online-Verkauf von Mitgliedschaften ist einer der wichtigsten Schritte für die digitale Zukunft der Fitnessstudios. Vorreiter in diesem Segment ist Christian Hörl mit der DSB GmbH. In diesem Artikel erklärt er, worauf es beim Verkauf von Online-Mitgliedschaften ankommt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ganzjahres-Abos sind in der Fitnessbranche schon seit Jahren ein wichtiger wirtschaftlicher Treiber.
  • Der klassische Verkäufer der Abos wird nach und nach durch die Website ersetzt. Hier kann die Differenzierung von Interessenten und Kunden hilfreich sein.
  • Beim Verkauf der Leistungen bleiben maximale Transparenz und Kundenzentrierung essenziell.
  • Performance- und Empfehlungsmarketing helfen dabei, die Abschlussquote zu steigern.

Werfen wir einen Blick zurück. Rein in die 80er- bis 90er-Jahre. Eine spannende Zeit für Fitness. Die Branche steckt immer noch in den Kinderschuhen. Das Angebot ist in der Regel einfach und überschaubar. Die größte Herausforderung: die Trainierenden ganzjährig bei der Stange zu halten.

Die Branche reagiert auf dieses Problem mit einer einfachen, aber höchst wirkungsvollen Strategie – der Einführung von Ganzjahres-Abos. Diese werden schon nach kurzer Zeit zum großen wirtschaftlichen Treiber der Branche. Der Verkauf gestaltet sich einfach und so war nahezu jeder Clubmitarbeiter in der Lage, ein Abo abzuschließen.


Erfolgreicher Online-Verkauf ist im Kern eine komplexe und ausgeklügelte Angelegenheit, die der Kunde jedoch als äußerst einfach und bedienerfreundlich wahrnimmt (Bildquelle: ©Syda Productions - stock.adobe.com)

Vom einfachen Angebot zur komplexen Angebotsmatrix

Parallel dazu etablieren sich mehr und mehr Beratungsfirmen am Markt, die dazu raten, das Angebot zu erweitern und weitere Gebühren einzuführen. Aus dem übersichtlichen Angebot wird schon bald eine komplexe Angebotsmatrix, die von zahlreichen Faktoren abhängt, wie z. B. Laufzeiten, Alter, Ausbildungsstatus, Trainingsintensität, Umfang der Leistungen usw. Der Verkauf gestaltet sich zunehmend schwierig, da die Kunden vor vielen Entscheidungen stehen. Selbst Mitarbeiter durchblicken die Angebotsstruktur nunmehr nach intensiver Einarbeitung.

Der Verkäufer als neues Jobprofil

Es entsteht ein völlig neues Jobprofil: der Verkäufer, der eine wesentlich bessere Performance abliefern sollte als ein „einfacher“ Mitarbeiter an der Rezeption. Am besten gut geschult und immer nur per Termin verfügbar. Nicht selten kommt es vor, dass spontane Walk-ins wieder nach Hause geschickt werden, um einen Tag später – mit Termin – wiederzukommen.

Man vermeidet es tunlichst, allzu leichtfertig und auf die Schnelle Preise nach außen zu kommunizieren. Man soll sich vor Ort informieren, denn schließlich benötige man eine umfangreiche Bedarfsanalyse, um das passende Angebot zu formulieren. Dem zukünftigen Kunden gefällt das nicht wirklich. Er reagiert im besten Fall mit Ungeduld, im schlechtesten Fall mit komplettem Verzicht und Absage des Termins.

Die Clubs werden in den 2000er-Jahren zunehmend abhängig von der Performance des Verkäufers. Leads und Weiterempfehlungen sind die neue Währung und Verkaufsstatistiken werden zum neuen Testament.

Große Firmen entdecken das Abo-Modell

Zwischen 2010 und 2015 wandelt sich das Bild plötzlich schlagartig. Dank der Digitalisierung ist es erstmals möglich, Abos auch online zu verkaufen. Viele große Firmen wie Amazon, Netflix usw. entdecken jetzt das Abo-Modell für sich und profitieren vom enormen wirtschaftlichen Potenzial. Die User-Freundlichkeit wächst zunehmend und so ist es mit einem Mausklick möglich, Abos abzuschließen, zu verwalten oder auch zu beenden.

Nur die Fitnessbranche – einst Abo-Vorreiter – zögert noch. Die komplizierten Mitgliedschaftsformen erweisen sich nun als Handbremse auf dem Weg zum digitalen Verkauf. Viele Clubs halten an ihrer Angebotsmatrix fest, mit der Gefahr, den digitalen Anschluss zu verpassen. Der Kunde hat längst andere Erwartungen. Er will sich schnell und transparent informieren, um eine eigenständige Entscheidung zu treffen, unabhängig von Standort oder Uhrzeit. Am liebsten vom Sofa aus, um 23 Uhr abends.


Im Mittelpunkt aller Anpassungen steht immer wieder das Interesse und die Anforderungen des Kunden (Bildquelle: ©AntonioDiaz - stock.adobe.com)

Die Branche zieht nach

Heute – nach der schwersten Krise, die die Fitnessbranche je erlebt hat – hat die Digitalisierung in fast jedem Club Einzug gehalten. Manchmal mehr, manchmal weniger intensiv. Der klassische Verkäufer hat inzwischen ausgedient, er wird mehr und mehr durch eine verkaufsorientierte Website ersetzt.

Doch für erfolgreichen Online-Verkauf braucht es mehr als das. Wer lediglich seine Preisliste ins Netz stellt und darauf hofft, dass die Abschlüsse automatisch eintrudeln, wird lange warten. Erfolgreicher Online-Verkauf ist im Kern eine komplexe und ausgeklügelte Angelegenheit, die der Kunde jedoch als äußerst einfach und bedienerfreundlich wahrnimmt.

Digitalisierung setzt Transformation voraus

Meistens geht der Digitalisierung eine komplette Transformation des Clubs voraus. Alles muss hinterfragt werden: Angebote, Abläufe und Zuständigkeiten. Im Mittelpunkt stehen immer wieder das Interesse und die Anforderungen des Kunden. Dieser muss sofort verstehen, was er kauft. Nur dann kann eine schnelle Entscheidung getroffen werden.

Kleingedrucktes gehört der Vergangenheit an. Maximale Transparenz und Kundenzentrierung müssen das Credo sein. Kostenlose Testphasen, ein Grundbetrag mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit und individuelle Upselling-Angebote sind eine Selbstverständlichkeit. Dahinter steht die Idee, dass jedes Mitglied nur das bezahlt, was es auch wirklich nutzt bzw. nutzen möchte.

Performance Marketing statt Einzelaktionen

Sind diese Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Online-Verkauf erfüllt, geht es in einem nächsten Schritt darum, das gesamte Marketing darauf auszurichten. Die Firma DSB – der Vorreiter auf dem Gebiet des Online-Mitgliedschaftsverkaufs – setzt auf sogenanntes Performance Marketing: Jede Maßnahme wird datenbasiert entwickelt, umgesetzt und gemessen. Jeder Schritt, jede Maßnahme wird aufeinander abgestimmt und folgt einem durchdachten großen Ganzen. Angefangen von der kompletten Kampagnengestaltung bis hin zur zielgruppenspezifischen Google- und Facebook-/Social-Media-Ads-Planung.

„Eine Präsenz auf sozialen Medien und Netzwerken ist dafür unerlässlich, genauso wie ein durchdachtes Suchmaschinen-Management im Sinne eines Powerlistings oder die Steuerung und Überwachung von Kunden-Bewertungen“,

Christian Hörl,DSB-Geschäftsführer

Die Firma DSB weiß aus langjähriger Erfahrung, wovon sie spricht. Als erste Firma, die im deutschsprachigen Raum in der Lage war, online Abo-Abschlüsse zu tätigen, hat sie schon 2014 eine Cluberöffnung ausschließlich mit digitalem Verkauf sehr erfolgreich durchgezogen. Bis heute wurden Hunderttausende Online-Abos abgewickelt. Eine Einbeziehung aller relevanten Social-Media-Kanäle war von Anfang an fester Bestandteil der Strategie, um Interessenten zu genieren.

Webseiten, die verkaufen

Egal, wo der Interessent „abgeholt“ wird, am Ende landet er auf der verkaufsoptimierten Website, die ihrerseits wieder bestimmte Kriterien erfüllen sollte. Die Firma DSB setzt dabei auf eine deutliche Differenzierung von Interessenten und Kunden.

Ein einmal eingeloggter Kunde findet auf der Club-Website lediglich die Informationen, die für ihn relevant sind: Kurspläne, Terminbuchungen, Datenverwaltung, aktuelle Aktionen für Zusatzangebote – sogenannte ADD-ONs zur Mitgliedschaft – oder den Zugang zum Live-Stream der Kurse. Klassische Abo-Angebote für Neukunden werden den bestehenden Kunden nicht angezeigt.

Ganz anders gestaltet sich die Website für einen zukünftigen Kunden, der sich über den Club im Allgemeinen informieren möchte und womöglich kurz vor der Kaufentscheidung steht. Hier zeigt die Website ausschließlich verkaufsrelevante Inhalte an und jede Seite verfügt über einen „Mitglied werden“-Button.

Je weniger Ablenkung vom eigentlichen Ziel, desto besser. Auch eine Weiterleitung auf eine externe Verkaufsseite wirkt sich sehr negativ auf die Abschlussrate aus. Der Kunde soll sich von Anfang bis Ende in der jeweiligen Club-Welt bewegen. Das schafft Sicherheit und Vertrauen. Das oberste Firmencredo von DSB ist die maximale Transparenz für den Kunden. „Als wir DSB gegründet haben, wollten wir den Fitnessclub der Zukunft erschaffen, hochautomatisiert und digital auf der einen Seite und mit maximaler Kundenorientierung auf der anderen Seite. Durch unseren Leitsatz – dass jeder Kunde alles selbst steuern kann – war klar, dass wir auch den Anmeldeprozess diesem Grundsatz unterwerfen müssen“, so Christian Hörl.

Die klassische Weiterempfehlung digital gedacht

Ist der Interessent schließlich zum Kunden geworden, steht ein weiterer wichtiger Schritt innerhalb des Performance Marketings an: die digitale Weiterempfehlung. Weiterempfehlungs-Marketing hat innerhalb der Fitnessbranche eine lange Tradition. Viele Kampagnen, wie zum Beispiel die in der Branche fest etablierte Sommer-Kampagne, bauen darauf auf, dass zufriedene Mitglieder andere für den Club und das Training begeistern.

Menschen treffen sich heute auf sozialen Plattformen, tauschen sich darüber aus und treten miteinander in Kommunikation. Daher liegt es nur allzu nahe, diese Kanäle für das Weiterempfehlungsmarketing zu nutzen, auf spielerische und sympathische Art und Weise. Ein gutes digitales Empfehlungs-Marketing führte in den DSB-Clubs dazu, dass diese darüber über 40 % der Neukunden gewinnen. Das führt zu erheblichen Kosteneinsparungen beim Werbebudget und zu steigenden Mitgliederzahlen.

Fazit

Die Fitnessbranche vollzieht einen großen Wandel. Fitnessclubs bleiben aber auch weiterhin die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die an ihrer Gesundheit und ihrer Fitness arbeiten wollen. Der Mensch steht zumindest in vielen Leitbildern von Betrieben immer im Mittelpunkt – das muss jetzt auch gelebt werden und die Angebote danach ausgerichtet werden. Letztlich auch Dank der Digitalisierung ist es für Betriebe heute unerlässlich, den Kunden mit seinen Wünschen und Anforderungen wirklich in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen.

Bildquelle: ©Davide Angelini - stock.adobe.com

Der Autor

  • Christian Hörl

    Christian Hörl hat über 30 Jahre Berufserfahrung in der Fitnessbranche. Er ist Inhaber von 16 Fitnessanlagen in allen Angebots-Segmenten, inklusive Ernährungszentrum, Physiotherapie, privater Krankenanstalt und Kosmetikzentrum. In Partnerschaft mit Siggi Manz ist er Geschäftsführer der Firma DSB-digital systemische Betriebskonzepte GmbH und kümmert sich dabei um die digitale Transformation von Fitnessbetrieben.

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