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Wie sieht das zukünftige Fitnessmitglied aus?

Um zu wissen, welche Kunden man jetzt und zukünftig ansprechen möchte, sollte man ein grobes Wissen dafür entwickeln, was diese möchten. Während das für die aktuelle Zielgruppe etwas einfacher ist, sind die Bedürfnisse zukünftiger Kunden oft nur vage prognostizierbar. Genau das ist es, was die Untersuchung zum „The Next Fitness Customer“ tut.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die IHRSA hat sich in Zusammenarbeit mit der IHRSA Foundation, clubintel und ABC Fitness Solutions der Aufgabe gestellt, Betreibern das Wissen bereitzustellen, das sie brauchen, um ihre Kunden optimal bedienen zu können
  • Die Erkenntnisse aus der Untersuchung „The Next Fitness Consumer“ haben ergeben, dass das zukünftige Mitglied sich körperlich und mental gut fühlen möchte, gerne ins Fitnessstudio geht, aber gerne auch auf digitale Angebote zurückgreift
  • Inklusion und geförderte Programme für Geringverdiener sind die Stichworte für die Erschließung einer größeren Zielgruppe

Nicht nur unsere Welt verändert sich stetig, auch die Menschen und ihre Wünsche und Bedürfnisse in ihr. Wie für alle Anbieter ist es daher für die Betreiber von Fitness- und Gesundheitsdienstleistungen wichtig zu wissen, wie ihre Kunden denken, handeln und fühlen, um ihnen passende Angebote unterbreiten zu können.

Die Aufgabe, das herauszufinden, hat sich die IHRSA in Zusammenarbeit mit der IHRSA Foundation, clubintel und ABC Fitness Solutions gestellt, um Betreibern das Wissen bereitzustellen, das sie brauchen, um ihre Kunden optimal bedienen zu können.

Die vorliegende Untersuchung wurde für den amerikanischen Markt durchgeführt, nichtsdestotrotz profitieren auch deutsche Anbieter von den Erkenntnissen. Wie also wird das Produkt Fitness konsumiert?

Gründe für das Training im Fitnessstudio

Immer wieder stellen sich Betreiber die Frage, warum Mitglieder bei ihnen trainieren. Häufig werden nachvollziehbare Gründe wie „Abnehmen“, „fitter werden“ oder auch „Partner kennenlernen“ genannt. Genaue Zahlen gibt es allerdings selten und nicht mit einer geeigneten Stichprobengröße.

Daher ist es spannend zu sehen, welche extrinsische Motivation „The Next Fitness Consumer“ hat, aktiv zu sein bzw. zu werden. Als häufigster Grund (46  %) Wie sieht das zukünftige Fitnessmitglied aus? wird das reine Aktivsein genannt. Viele Menschen heutzutage wissen, wie wichtig es ist, körperlich aktiv zu sein. Die Botschaft der Fitnessindustrie ist also bei den meisten Menschen angekommen.

Geistiges Wohlbefinden und körperliche Gesundheit – immer mehr Rentner melden sich in den Fitnessstudios an (Bildquelle: ©NDABCREATIVITY - stock.adobe.com)

Als zweithäufigster Grund (35 %) wurde das mentale Wohlbefinden angegeben. Training wird also nicht mehr nur als positiv für den Körper, sondern auch für den Kopf wahrgenommen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollten gezielt Angebote für Mitglieder geschaffen werden, die das mentale Wohlbefinden steigern. Wichtig dabei ist, dass die Trainer in diese Richtung geschult werden.

Dritthäufigster Grund (32  %) ist dann tatsächlich das Abnehmen, gefolgt von der Verbesserung des Denkvermögens, sich gut zu fühlen, etwas erreicht zu haben und die körperliche Erscheinung zu verbessern.

Interessant ist hier insbesondere, dass die mentale Komponente des Trainings in den letzten Jahren viel wichtiger geworden ist. Das spricht die Zielgruppe an, die nicht nur um ihrer Figur willen trainiert, sondern auch z. B. Stress abbauen oder sich mental wohlfühlen möchte.

Digitale Angebote sind gekommen, um zu bleiben

Corona hat das Nutzerverhalten der Menschen beim Training verändert – und zwar nachhaltig. Das zeigt sich darin, dass einige Mitglieder Angebote, die während der Corona-Zeit etabliert wurden, weiterhin nutzen möchten. Das trifft insbesondere auf die digitalen Trainingsangebote sowie das Outdoor-Training zu.

Fitnessstudios sollten die digitalen Corona-Angebote also zukünftig beibehalten. Es geht zwar auch darum, die Mitglieder wieder in die Fitnessstudios zurückzuholen – dabei sollte man die neue Zielgruppe, die gerne digital trainieren würde, aber nicht vergessen. Digitale Angebote für Mitglieder und Externe werden zukünftig – zumindest lokal – eine Rolle spielen.

„Etwa 50 % der „verlorenen“ Mitglieder wollen sich wieder anmelden“


Mehr Einkommen = mehr Fitness?

Fitnesstraining sollte allen Menschen zugänglich gemacht werden – so profitieren auch Geringverdiener und Menschen mit Behinderungen von den positiven Auswirkungen. Denn auch das ist das Ergebnis der Untersuchung, derzeit gehen vor allem die beiden erstgenannten Gruppen ins Fitnessstudio.

So trainieren z. B. 76  % der Rentner und 71  % der Berufstätigen, bei den Arbeitslosen hingegen nur 53 % und unter den Berufstätigen mit Behinderungen nur 44  %. Fitnessangebote sollten also inklusiver und bezahlbarer werden.

Dabei geht es nicht nur darum, möglichst günstige Beiträge anzubieten, sondern z. B. staatliche Förderprogramme einzurichten, die den Menschen das Angebot ermöglichen, das für sie geeignet ist.

Trotz Corona und der steigenden digitalen Angebote müssen sich Fitnessbetreiber keine Sorgen machen. Das Fitnessstudio wird auch zukünftig die Anlaufstelle für einen aktiven Lebensstil sein. Das kann aus den Angaben der Befragten geschlossen werden.

Vier der fünf meistgenannten Trainingsmöglichkeiten finden sich in den Fitnessstudios wieder. Es sind: Kardiotraining auf Equipment wie Laufbändern oder Crosstrainern, Beweglichkeitstraining, Training mit freien Gewichten und Gruppenkurse mit Trainingsequipment. 49 % der Mitglieder wollen zurückkehren.

Einer der unschönen Nebeneffekte von Corona, der einige Fitnessstudios ihre Existenz gekostet hat, ist der Verlust der Mitglieder in Höhe von 20, 30 oder sogar 40  %. Die gute Nachricht ist, dass immerhin fast 50 % der ehemaligen Mitglieder planen, innerhalb der nächsten 6 – 12 Monate wieder zurückzukehren.

Ein spannender Teil der Untersuchung betrifft die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So gehen Männer häufiger zurück in die Fitnessstudios, während Frauen sich eher beim Online-Training austoben. Auch in Sachen Heim-Equipment sind Frauen etwas weiter vorne als ihre männlichen Kollegen.

Außerdem wurde untersucht, welche Fitnessform besonders von der Pandemie profitiert hat. Es waren Yoga, Pilates und Dance-Kurse.

Digitale Fitness ist gekommen, um zu bleiben – Fitnessstudios sollten weiterhin auf digitale Angebote für Mit- und Nichtmitglieder setzen (Bildquelle: ©Southworks - stock.adobe.com)

Für die langfristige Zukunft der Fitnessindustrie werden die Millennials bzw. die Generation Z besonders wichtig, da sie die Mitglieder der Zukunft sind. Immerhin 59 % der in den 90ern bzw. 2000ern Geborenen bezeichnen sich als aktiv. Davon besuchen immerhin 36  % ein Fitnessstudio. Damit ist der Anteil sogar höher als vor Corona. Und 27 % trainieren zwar noch nicht, aber sind daran interessiert loszulegen.

Spaß ist der große intrinsische Motivator für diese Generation, deren wichtigster externer Motivationsfaktor ist, etwas erreichen zu wollen. Auch darauf sollten sich Fitnessstudios einstellen. Den Bedürfnissen dieser Zielgruppe sollten Trainer adäquat begegnen können.

Zum Abschluss gibt es noch eine spannende Information zum Thema Preissensitivität. Denn überraschenderweise sind die Baby-Boomer diejenigen, die am häufigsten in Fitnessstudios mit einem Monatsbeitrag von unter 25  € Mitglied sind. Gleichzeitig machen sie eine enorm große Zielgruppe aus.

Ihre Bedürfnisse sind vor allem sozialer Natur. Dem kann dadurch begegnet werden, dass nach dem Training noch eine Möglichkeit für den sozialen Austausch geschaffen wird. Gruppentrainings sind ebenfalls eine gute Möglichkeit.

Fazit

Versucht man, die Erkenntnisse aus der Untersuchung „The Next Fitness Consumer“ zusammenzufassen, ergibt sich das Bild eines zukünftigen Mitglieds, das sich körperlich und mental gut fühlen möchte, gerne ins Fitnessstudio geht, aber gerne auch auf digitale Angebote zurückgreift.

Fitnesstraining wird also zukünftig noch wichtiger für die Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens werden. Die Fitnessbranche hat allerdings auch noch ein paar Aufgaben vor sich, wenn sie eine größere Zielgruppe ansprechen will. Die Stichworte dazu sind Inklusion und geförderte Programme für Geringverdiener.

 

Bildquelle: ©NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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