Industrie

mobilo – ein Therapiezentrum als wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen

mobilo ist ein Kompetenzzentrum für Physiotherapie, Training, Gesundheitsdiagnostik und Prävention. Den Kern von mobilo bildet die physiotherapeutische Praxis mit einem Angebot an klassischen Behandlungsformen auf orthopädische Krankheitsbilder. Sie ist zudem auf akute Schmerztherapie ausgerichtet und wird erweitert durch ein Rückenzentrum zur Rekonditionierung von Wirbelsäulenpatienten und einen Trainingsbereich.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das mobilo Gesundheitszentrum wurde im Jahr 2012 unter der Leitung des Sportwissenschaftlers Dr. Sebastian Mäueler gegründet und eröffnet mittlerweile die dritte Einrichtung
  • Ein Therapiezentrum ist durch qualifiziertes Gesundheitsfachpersonal in der Lage Krankheitsbilder zu erkennen und daraus notwendige therapeutische Verfahren für die Patienten abzuleiten
  • Eine Empfehlung für die Erfolgssteigerung im therapeutischen Bereich ist die Einbindung sekundärpräventiver Leistungen in das Vergütungssystem der Ärzte sowie eine Reformation des Medizins- und Bildungssystems

Dass mobilo nicht nur ein Gesundheitszentrum ist, sondern auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen, zeigt das Wachstum der Einrichtung. Im Jahr 2012 unter der Leitung des Sportwissenschaftlers Dr. Sebastian Mäueler gegründet, eröffnete die mobilo-Gruppe mittlerweile die dritte Einrichtung. Im Interview verrät Herr Dr. Mäueler, wie man ein erfolgreiches Therapiezentrum führt, was die größten Herausforderungen und die erforderlichen Handlungsmaßnahmen sind.

Tina Kuschnir: Wie hat sich Ihr Therapiezentrum in das deutsche Gesundheitssystem in Anbetracht der gesundheitlichen Situation integriert?

Sebastian Mäueler: Wenn man die gesundheitliche Situation in Deutschland von heute mit der von vor circa 100-150 Jahren vergleicht, dann zeigt sich, dass 80 % der Menschen an Infektionskrankheiten und Hunger starben, während heute über 80 % aller Menschen an Lebensstil bedingten Erkrankungen sterben. Das bedeutet an Erkrankungen, für die sie durch die Art und Weise zu leben letztendlich selbst verantwortlich sind. Das stellt eine enorme Verschiebung dar.

Wenn man das heutige Gesundheitssystem anschaut, dann ist es aber in seiner Grundstruktur noch wie vor 130-140 Jahren aufgebaut. Beispielsweise wird einem Patienten mit Prädiabetes oder Glukoseintoleranz in der Regel vom Arzt nur empfohlen, wie er mit der jeweiligen Krankheit umzugehen hat und nicht, wie sich die Risikofaktoren bereits präventiv vermeiden oder bereits aufgetretene Risikofaktoren reduzieren oder gar beseitigen lassen. Und das Beispiel Prädiabetes ist hier nur exemplarisch für eine ganze Reihe an Krankheitsbildern, den sogenannten Nicht-übertragbaren-Erkrankungen. Das Gesundheitssystems ist nicht wirklich vorbereitet und bietet keine effizienten Lösungen für dieses Problem.

Tina Kuschnir: Welche Probleme ergeben sich dabei?

Sebastian Mäueler: Das Bewusstsein der Menschen für diese Thematik ist mittlerweile auf einem hohen Level. Fragt man beispielsweise die Leute auf der Straße: „Glaubst du, dass regelmäßige Bewegung für deine Gesundheit wichtig ist?“, dann werden die meisten diese Frage mit einem „Ja“ beantworten. Trotz allem haben die Menschen eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon, wieviel Bewegung überhaupt notwendig ist, um den menschlichen Körper funktionell gesund zu erhalten.

Grundsätzlich bin ich ein großer Freund von Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers, nur muss der Staat hierfür die Rahmenbedingungen schaffen. Die Menschen müssen mehr in die Eigenverantwortung genommen werden und das gelingt nur, wenn man sie auch dementsprechend bildet. Das bedeutet eine Reformation des Gesundheitssystems, eine Reformation des Medizinstudiums, der Heilberufe, des Krankenversicherungssystems, des Bildungssystems im Bereich der Gesundheitsschule.

Tina Kuschnir: Die Lösung liegt also nicht auf der Patientenebene?

Sebastian Mäueler: Es ist eine politische Aufgabe im therapeutischen wie auch medizinischen System und eben auch im Versicherungswesen und Bildungssystem. Menschen bringen ihre Diabeteserkrankung oder ihre Rückenbeschwerden nicht mit ihrem eigenen Verhalten, Gewichtsstatus, ihrer Ernährung, Bewegungs- oder Trainingsverhalten in Verbindung. Hinzu kommt, dass sie auch nicht die Lösung und auch kein Verständnis dafür haben, welche Form der Bewegung sinnvoll ist, z.B. in Bezug auf die Reduktion einer bereits bestehenden Insulinresistenz.

Sie wissen nicht, dass sie ihr viszerales Fett reduzieren müssen und ein Herz-Kreislauf-Training benötigen zur Verringerung einer Insulinresistenz. Zusätzlich brauchen die Betroffenen ein regelmäßiges Krafttraining zur Erhöhung des Energieumsatzes und auch zur Verbesserung der Insulinsensitivität und zur Optimierung des Fettstoffwechsels etc. Es ist in Ordnung es nicht zu wissen, das Schlimme ist, dass es von den Fachleuten aber auch nicht propagiert wird. Bei einem Beratungsgespräch beim Diabetologen wird in der Regel weder über diese Dinge gesprochen noch würde eine solche Leistung entsprechend vergütet.

Tina Kuschnir: Warum lösen ein Arztbesuch und eine klassische Fitnessstudiomitgliedschaft nicht das Problem?

Sebastian Mäueler: Eine Trainingseinrichtung ist keine Lösung. Wenn jemand über Rückenschmerzen klagt, hat er vielleicht eine einfache Lumbalgie oder aber vielleicht auch eine komplexere Lumboischialgie, mit entsprechender Kompression des Spinalkanals. Das kann sehr einfach oder sehr komplex sein. Wenn er damit an einen Trainer mit B-Lizenz gerät, wird dieser in der Regel nicht vernünftig mit dem Krankheitsbild umgehen können. Diese Lücke schließt ein Therapiezentrum.

„Im Grunde ist es kein Gesundheitssystem, sondern ein Krankheitsverwaltungssystem. Unsere Mission ist es, diesem Zustand entgegenzuwirken, soweit es die Gesamtsituation zulässt.“

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal bei uns ist, dass wir ausschließlich qualifiziertes Gesundheitsfachpersonal haben. Bei uns arbeiten Sportwissenschaftler oder Physiotherapeuten, Fachpersonal, das sich mit den jeweiligen Krankheitsbildern auskennt und daraus auch die notwendigen therapeutischen Verfahren ableiten kann. Zudem haben wir auch eine hochwertige Infrastruktur, sowohl diagnostisch als auch trainingstherapeutisch, die qualifizierte Behandlung von solchen Krankheitsbildern ermöglicht.

Tina Kuschnir: Welche Rolle spielt Prävention in Ihrem Therapiezentrum?

Sebastian Mäueler: Wir nennen uns u.a. auch Präventionszentrum, weil wir die gesamte Bandbreite der Prävention im Bewegungsbereich abbilden möchten. Von der Primärprävention von Menschen die gesund sind und gesund bleiben möchten. Dann aber auch über die Sekundärprävention für Menschen, die schon symptomatisch auffällig sind, Risikofaktoren haben aber noch nicht wirklich erkrankt sind bis hin zur tertiären Prävention oder wenn man anders ausdrücken will der Rehabilitation. Menschen die eben schon manifeste Krankheitsbilder haben und wieder fit gemacht werden möchten, um arbeitsfähig und gesund zu sein.

Tina Kuschnir: Wenn man sich dann das Gesundheitssystem anschaut, wie sieht die wirtschaftliche Situation für Einrichtungen wie Ihre aus?

Sebastian Mäueler: Es gibt Ärzte, die das Thema Lebensstilerkrankungen erkannt haben und die Patienten dann an uns verweisen. Die Patienten sind beim Arzt in der Praxis und der stellt fest, der Patient hat z.B. eine gestörte Glukosetoleranz, ist viszeral adipös und hat bereits einen Bluthochdruck. Er sagt dann anschließend zu dem Patienten, dass er etwas dagegen tun muss. Dabei geht es um die Ernährung, um das Verhalten, um Bewegung und Training. Das ist die Verbindungsstelle zwischen dem Patienten und unserer Einrichtung.

„Wenn wir uns unsere Gesundheitsstruktur angucken, dann ist sie immer noch aufgebaut wie zu Bismarcks Zeiten.“

Wenn ein Patient mit einer Empfehlung oder einer ärztlichen Verordnung zu uns kommt, gilt es ihn aufzufangen, seinen Bedarf zu ermitteln, Ziele festzulegen, einen Behandlungsplan aufzustellen und ihn dann mit den gebotenen Leistungen in den Selbstzahlerbereich zu überführen. Der Bedarf und der Wunsch nach Gesundheit und Aktivität ist riesengroß und dementsprechend sind auch immer mehr Leute bereit selbst dafür Geld in die Hand zu nehmen. Würde das Konzept nicht funktionieren, hätten wir heute nicht drei Therapiezentren.

Tina Kuschnir: Wie genau schlagen Sie diese Brücke?

Sebastian Mäueler: Der Patient wird üblicherweise vom Arzt mit einer Verordnung zu uns geschickt. Dann startet er in der Therapie. Das Ziel ist diesogenannte Übungsstabilität. Ist diese sichergestellt, wird er von der Passivbehandlung in die Aktivbehandlung gebracht. Der Weg ist immer von der Fremdverantwortung, Behandlung durch Arzt und Therapeut in die Eigenverantwortung. Von der Liege auf die Fläche, von der Passivität in die Aktivität. Wir sind keine reine Physiopraxis, wir haben einen Trainingsbereich, den wir auch außerhalb der Therapie für unsere Kunden freigeben.

Tina Kuschnir: Wie gehen Sie da genau vor?

Sebastian Mäueler: Bei jedem, der zu uns kommt, führen wir obligat einen InBody Check-Up durch. Denn letztendlich geht es uns darum, Risikofaktoren zu erkennen. Die InBody-Analyse ist Teil eines Eingangschecks, um einfach zu verstehen, wie die Körperstruktur aufgebaut ist und in welchen Anteilen seine Körperstruktur an seinem medizinischen Problem Anteil hat. Wir schauen, ob der Patient ausreichend Muskelmasse besitzt. Hat er einen ausreichenden Grundumsatz oder hat er vielleicht einen zu hohen Viszeralfettanteil und was ist mit seinem Phasenwinkel?

Der Eingangscheck bildet die Basis für die Patienten, auf der sie dann sowohl Bewegungs-, Trainings- und auch Ernährungsempfehlungen von uns bekommen. Die Analyse hilft uns sehr gut dabei, Risikofaktoren aufzuzeigen, bevor ein Patient symptomatisch wird. Deswegen ist es so wichtig, dass wir alle Patienten und Kunden von Beginn an erfassen und bieten es auch auf regelmäßiger Basis immer wieder als Re-Check an. Die Re-Checks begleiten den Patienten langfristig durch unsere Programme und geben ihm Schwarz auf Weiß den Beleg für die Erfolge unserer Maßnahmen.

Tina Kuschnir: Was sind die besonderen Erfolge in Ihrem Praxisalltag für erfolgreiche Therapien ohne den medikamentösen Einsatz?

Sebastian Mäueler: Wir haben häufig Leute, die zum Beispiel mit einem Prädiabetes zu uns kommen. Beim Eingangs-Check-up weisen wir sie auf einen hohen Viszeralfettanteil hin. Wenn man diese Menschen fachgerecht berät, sind sie nach drei bis sechs Monaten gesünderer Ernährung und spezifischem Training wieder beim Arzt. Der Arzt sagt ihnen dann: Sie haben kein Prädiabetes mehr, Sie sind jetzt klinisch gesund. Das passiert aber nur, wenn der Patient an den richtigen Therapeuten gerät und seine Ratschläge als den richtigen Wegweiser annimmt.

Tina Kuschnir: Gibt es auch schwerwiegende Krankheitsbilder, die Ihre Einrichtung diagnostisch und therapeutisch begleitet?

Sebastian Mäueler: Wir bieten seit mehreren Jahren die onkologische Trainingstherapie an und arbeiten daher viel mit Krebspatienten. Die Wissenschaft zeigt uns, dass die onkologische Trainingstherapie besonders dann wirksam ist, wenn sie möglichst früh nach Diagnosestellung eingesetzt wird. Das impliziert, dass sie idealerweise bereits während der medizinischen Behandlungen begonnen wird.

Die medizinischen Behandlungen sind häufig sehr belastende Therapien, wie Chemotherapien oder Strahlentherapie. Diese Behandlungen haben einen massiven Einfluss auf die Zellgesundheit der Patienten, die wir auf dem InBody-Befundbogen anhand des Phasenwinkels ablesen können. Er ist für uns ein guter Indikator bei der onkologischen Trainingstherapie. Kommt ein Patient vom Onkologen direkt nach der Diagnosestellung zu uns, startet er oft mit einem regulären Phasenwinkel im Normbereich, dieser reduziert sich dann häufig während der Chemotherapie in einen Bereich deutlich unterhalb des Normbereichs und wir können beobachten, wie er sich im Verlauf der Trainingstherapie wieder normalisiert.

Tina Kuschnir: Was ist die anschließende Empfehlung für die Erfolgssteigerung im therapeutischen Bereich?

Sebastian Mäueler: Wenn wir uns unser Gesundheitssystem angucken, dann ist es im Wesentlichen immer noch aufgebaut wie zu Bismarcks Zeiten. Die Anforderungen haben sich aber hochgradig gewandelt. Wir haben ein solidarbasiertes Gesundheitssystem, haben aber eine Situation in der 86 % aller Menschen an Krankheiten leiden und sterben, die sie in weiten Teilen selbst durch ihren eigenen Lebensstil zu verantworten haben.

Wenn man sich bei der Bundestagswahl die Wahlprogramme der einzelnen Parteien angeschaut hat, dann fand man wenig bis gar nichts zu diesem Thema. Eine Reformation des Medizin- und Bildungssystems ist dringend notwendig.

Für Gesundheitsanbieter, die in diesem System arbeiten und Geld verdienen wollen, stellt sich die Frage, wie man in diesem Umfeld adäquat arbeiten kann. Eine Einbindung sekundärpräventiver Leistungen in das Vergütungssystem der Ärzte wie auch eine Übernahme dieser Leistungen durch die Krankenversicherer wäre hier sicherlich hilfreich. Solange das aber nicht erfolgt, ist es an den Gesundheitsanbietern selbst aufzuklären, zu informieren und mit evidenzbasiertem Handeln Erfolge zu realisieren. Dies geschieht durch Kompetenz und konzeptionelles Denken, unterstützt durch hierfür geeignete, hochwertige Infrastruktur.

Der Autor

  • Sebastian Mäueler

    Dr. Sebastian Mäueler ist PhD (Dr. rer. nat.), Dipl.-Sportwiss. Sports Science, Medicine, Exercise Physiology. Er kommt aus dem wissenschaftlichen Bereich und hat vier Jahre lang an einer Universität geforscht und danach vier Jahre lang industrielle Forschung im Ausland betrieben. Seit 2012 ist Dr. Mäueler Gründer und Geschäftsführer der mobilo-Gruppe Therapie + Training mit mittlerweile drei Therapiezentren.

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