Neue S3-Leitlinie: Osteoporose über 50 - Prophylaxe, Diagnostik und Therapie

Eine neue S3-Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei post­menopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr“ fasst den aktuellen Stand des Wissens bei dieser Erkrankung zusammen. Herausgegeben hat die Leitlinie der Dachverband Osteologie.

Die vorange­gangene Ausgabe der Leitlinie stammt aus dem Jahr 2017 und wurde vollständig überarbeitet. Die Langversion der Leitlinie kann hier abgerufen werden.

Was ist neu?

Neu ist unter anderem, dass die Autorengruppe 101 Risikofaktorkandidaten hinsichtlich Prävalenz und Risiko­gradienten priorisiert hat. 33 Risikofaktoren inklusive des Alters gehen über einen Risikorechner in die Be­rech­nung des Frakturrisikos ein. Insgesamt werden in der Leitlinie 100 Empfehlungen ausgesprochen, 79 hiervon auf Evidenzbasis. 21 Em­pfehlungen erfolgen als Expertenkonsens. Die Autoren empfehlen zum Beispiel eine Mindestaufnahme von Protein für Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren.

Körperliches Training und Bewegung

Die vorliegende Literatur belegt einen positiven Effekt von Training und körperlicher Aktivität auf das Auftreten von Stürzen und sturzbedingten Frakturen bei älteren Menschen (Zhao R. et al. 2017).

Körperliches Training zeigt außerdem einen Effekt auf die Muskelkraft und den Körperfettanteil bei bestimmten Trainingsformen (Chan D.C. et al. 2017). Ferner besteht 1++ Evidenz, dass die Knochendichte bei postmenopausalen Frauen durch körperliches Training verbessert werden kann (Zhao R. et al. 2017; Shojaa et al. 2020).

Bei Männern hingegen konnte die aktuellste Evidenz (Stärke 2+) aus einem systematischen Review ohne Metaanalyse (Kemmler et al. 2018) nicht eindeutig auf einen positiven Effekt auf Knochendichte bei älteren Männern hinweisen.

Generell sollte ein Programm zum körperlichen Training bzw. Steigerung von körperlicher Aktivität bei älteren Menschen zur Osteoporose-Behandlung sowie Sturz- und Frakturprophylaxe eingesetzt werden. Wichtig ist dabei eine Anpassung an den funktionellen Status, um potenzielle Risiken durch Bewegungsprogramme oder körperliche Aktivität zu vermeiden.

Wichtige Punkte in der Therapie

Wichtig ist, dass die Übungsprogramme eine ausreichende Intensität und Dauer haben und verschiedene Übungsformen miteinander kombinieren. Hierzu sollten Kraft- und Gleichgewichtstrainingskomponenten gehören, die mehrfach pro Woche ausgeführt werden sollten. Das Training sollte individuell auf den Leistungszustand angepasst werden, überschwellig zu einem reinen Erhaltungsreiz und progressiv in seiner Intensität sein, um einen optimalen Effekt zu haben (Hoffmann I et al. 2023). Positive Ergebnisse können sowohl mit als auch ohne zusätzlicher Patientenedukation erzielt werden. Das Training kann im Rahmen von Selbsthilfegruppen, Funktionstraining, Rehasport und Krankengymnastik erfolgen.

Weiter wird auf die angemeldete S3 Leitlinie "Körperliches Training zur Frakturprophylaxe" des DVO mit geplanter Fertigstellung Juni 2023 verwiesen.

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Der Autor

  • Jan Althoff

    Jan Althoff ist Physiotherapeut, hat einen M.Sc. in Neurorehabilitationsforschung und ist Auditor für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Er sammelte Erfahrung in internationalen Projekten im Bereich Rehabilitation, Entwicklung und Aufbau von Rehaeinrichtungen, Aus- und Weiterbildung von Therapeuten.