Im Prinzip gab es für diesen Kontakt mit dem Therapeuten seit jeher zwei denkbare Varianten.
Variante 1
Der Patient kommt zum Therapeuten in die Praxis bzw. in dessen Therapiezentrum. Dies ist der Normalfall und in vielen Fällen ist dieses Setting auch heute noch sinnvoll. Zum Beispiel dann, wenn Trainingsgeräte genutzt werden sollen oder der Patient an einer Gruppe teilnimmt.
Variante 2
In Ausnahmefällen, zum Beispiel wenn der Patient bettlägrig und zugleich therapiebedürftig ist, macht der Therapeut einen Hausbesuch. Nachteil sind für den Therapeuten die Wegezeiten und in der Regel können nur Kleingeräte zum Patienten nach Hause mitgenommen werden.
Neu: Hybrider Ansatz
Im Zuge der Digitalisierung haben sich nun neue Möglichkeiten aufgetan. Was früher wegen mangelnder Adhärenz und Supervision undenkbar war, kann jetzt erfolgreich umgesetzt werden: Der Patient kommt nur noch wenige Male zum Therapeuten und bekommt seine Übungen in der Praxis gezeigt. Wenn der Patient die Übungen selbstständig ausführen kann, übt er allein zu Hause weiter.
Damit die Adhärenz zur Therapie nicht leidet und gleichzeitig gewährleistet ist, dass die Übungen systematisch, regelmäßig und richtig ausgeführt werden, kann der Therapeut das Übungsprogramm des Patienten mobil supervisieren.
Vorhandene Hardware
Heute besitzen drei von vier Menschen auf der Welt ein Smartphone. Für hybride Therapie reicht dies als Endgerät auch vollkommen aus. Das gilt für den Therapeuten ebenso wie für den Patienten. Hatte man vor wenigen Jahren noch Bedenken, was die Nutzung der Technik durch ältere Menschen betrifft, so kommunizieren heute sehr viele Menschen problemlos mit dem Smartphone.
Win-win-Situation
Was liegt da näher, als Variante 1 und 2 zu verknüpfen und das Beste aus zwei Welten zu kombinieren? Der Patient kann in vielen Fällen zu Hause bleiben, während der Therapeut seine Praxis nicht verlassen muss. Insbesondere in ländlichen Gebieten kann dieses Vorgehen ein großer Vorteil sein. Für Therapeuten können sich hier Potenziale ergeben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Großer Nutzen für beide Seiten
Es handelt sich bei hybrider Therapie also keineswegs um eine Behandlung zweiter Klasse. Interessant ist zudem, dass solche Lösungen gerade von Organisationen der Patientenselbsthilfe ausdrücklich gefordert werden, denn für viele Patienten ist der Weg in die Praxis mühsam und auch gar nicht unbedingt jedes Mal notwendig oder sinnvoll. In der BODYMEDIA Physio 3-22 findet ihr interessante Ansätze zum Thema Digitalisierung in der Physiotherapie.
Wir stehen in der Entwicklung digitaler Therapiesysteme zurzeit noch am Anfang. Es wird spannend sein, zu beobachten, wohin hier die Entwicklung geht.
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