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Der Phasenwinkel, die Zukunft der Gesundheits- und Leistungsdiagnostik?

Der Phasenwinkel wird immer mehr als wertvoller Faktor in der Gesundheits- und Leistungsdiagnostik angesehen. Er zeigt die Vitalität der Zelle und kann entweder für sich allein oder in Kombination mit anderen leistungsdiagnostischen Verfahren verwendet werden.

Im Fitnessbereich hat sich das Ziel „Stark statt Dünn“ durchgesetzt, aber viele Menschen gehen immer noch ins Fitnessstudio, mit dem Ziel, nur Gewicht zu verlieren oder Masse aufzubauen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten sich Trainer und Trainierende auf umfassende Körperwerte konzentrieren, einschließlich des Phasenwinkels. Um den Phasenwinkel zu verstehen, ist es wichtig, die BIA zu verstehen.

Was ist die Biolektrische Impedanzanalyse?

Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) ist die präziseste und umfassendste Möglichkeit, Körperwerte ohne medizinischen Eingriff zu erfassen. Während der Messung wird ein schwacher Wechselstrom mit hoher Frequenz durch den Körper geleitet (im besten Fall mit acht Elektroden – für beide Beine und Arme).

Das Signal fließt leicht durch die Körperflüssigkeit in Muskeln und durch anderes Körpergewebe, stößt jedoch bei Körperfett auf Widerstand, da Körperfett nur einen kleinen Anteil Flüssigkeit enthält. Dieser Widerstand wird als „Impedanz“ bezeichnet. Die Messwerte für die Impedanz werden dann in medizinisch geprüfte mathematische Formeln eingegeben, mit denen die Körperzusammensetzung berechnet wird.


Der Phasenwinkel kann mithilfe einer BIA-Messung ermittelt werden (Bildquelle: © TANITA EUROPE B.V.)

In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass zwei unterschiedliche bioelektrische Impedanzfrequenzen die grundlegenden Daten des intra- und extrazellulären Zustands einer Person liefern – auf dieser Basis können entsprechende Geräte Ergebnisse bereitstellen. Neben Körperwasser, Fett- und Muskelmasse ist der Phasenwinkel eines der Messergebnisse der BIA.

Was hat es mit dem Phasenwinkel auf sich?

Kurz gesagt beschreibt der Phasenwinkel den Vitalitätszustand der Zelle und ermöglicht allgemeine Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Probanden. Grundlage ist die Membranintegrität oder auch Membranfähigkeit der Zellen – und hier ist ein kurzer Ausflug in die Biologie nötig.

An den Membranen der Zellen ist der durchgeleitete Strom „schneller“ als die Spannung, da sich die Membranen der Körperzellen wie ein Kondensator laden bzw. entladen. Das Ergebnis ist eine Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Mit den richtigen Geräten lässt sich diese Phasenverschiebung messen und als Winkel ausgeben.

Gesunde Körperzellen haben einen hohen Phasenwinkel, „kranke“ jedoch nur ein niedriges Membranpotenzial und damit einen niedrigen Winkel.

Es ist wichtig zu wissen, dass verschiedene Faktoren den Phasenwinkel beeinflussen: Er ist abhängig von Geschlecht und Alter, aber auch von der Herkunft der Gemessenen – Asiaten haben bspw. im Allgemeinen und unabhängig vom Gesundheitszustand kleinere Phasenwinkel als Europäer. Deshalb ist es für die Trainer besonders wichtig, präzise Angaben über den Probanden zu machen, um genaue Ergebnisse zu erhalten.

Wieso ist der Phasenwinkel für Trainer und Trainierende interessant?

Auch wenn die Hintergründe nur wenig spannend klingen: Was sich aus der Messung ableiten lässt, hat es in sich. Grundsätzlich gilt: Je größer der Phasenwinkel, desto gesünder die Zellen – sie werden gut mit Nährstoffen, Wasser oder Sauerstoff versorgt.

Ein großer (und wachsender Phasenwinkel) deutet etwa auf eine Muskelzunahme, ausreichenden Schlaf und geringe Wassereinlagerungen hin. Im Gegenzug ist ein kleiner Phasenwinkel ein Anzeichen für abnehmende Muskelmasse, Übertraining, Infektionen oder Stress.

Damit ist der Phasenwinkel nicht nur Ausgangspunkt, um Trainingspläne anzupassen, sondern um einen ganzheitlichen Blick auf die körperliche Gesundheit zu werfen. Ein schlechter Phasenwinkel kann für den Probanden Anlass sein, sich ärztlich untersuchen zu lassen, um mögliche Infektionen auszuschließen oder auch den eigenen Lebenswandel auf – vielleicht im Alltag unbemerkten – Stress zu untersuchen.

Medizin und Leistungssport – weitere Anwendungsgebiete

Hydratation der Zelle und Regeneration im Zusammenhang mit Verletzungen sind im Leistungssport ein wichtiger Faktor. Neben den Aussagen, die für Fitnesstrainierende wichtig sind, interessieren diese natürlich auch im Leistungssport. Viele weltweite Top-Fußballclubs, Nationalmannschaften sowie auch Olympiastützpunkte und viele weitere Individual- und Mannschaftssportarten nutzen bereits die BIA zur Analyse.

Die BIA und der Phasenwinkel sind auch in der Medizin von Nutzen. Anwendungsgebiete sind beispielsweise in der Viszeralchirurgie, Bariatrie, Onkologie, Adipositas, um nur einige Anwendungsgebiete zu nennen.

Die Vitalität der Zellen kann durch den Phasenwinkel angezeigt werden und kann daher als wertvolles Instrument zur Diagnostik von Gesundheits- und Leistungsproblemen dienen. In Kombination mit anderen leistungsdiagnostischen Verfahren kann der Phasenwinkel ein noch genaueres Bild liefern.

Fazit

Der Phasenwinkel ist ein nützliches Messergebnis für die Bereiche Leistungssport, Fitness und Medizin. Trainer und Studioleiter, die gut über die Details der BIA Bescheid wissen, einschließlich des Phasenwinkels, profitieren auf beiden Seiten.

Sie können mit den richtigen Geräten eine relevante Messgröße mehr bieten und sich im hart umkämpften Markt von der Konkurrenz abheben, während die Trainierenden bessere Trainings- und Ernährungspläne und eine bessere Überwachung ihres Gesundheitszustands erhalten.

Der Phasenwinkel ist in Medizin und Leistungssport bereits weiter verbreitet, aber es gibt immer noch Potenzial für weitere Studien, die ihn untersuchen und in Verbindung mit anderen Diagnostikverfahren setzen. Die Effektivität des Fitnesstrainings wird für zukünftige Generationen und Gesellschaften überlebenswichtig sein, und hier sind Wissenschaft und Studienlagen gefragt, um weitere Interpretationen und Einsatzbereiche zu schaffen.

Bildquelle Header: © contrastwerkstatt - stock.adobe.com

Die Autorin

  • Sarah-Lea Kuner

    Die Autorin arbeitet zurzeit als duale Studentin in der Redaktion und Marketingabteilung der BODYMEDIA GmbH & Co. KG.

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