Corona-Umfrage: Finanzielle Auswirkungen auf Unternehmer

Eine aktuelle Umfrage des Freiburger Softwareherstellers Lexware unter 5.651 Selbstständigen zeigt, welche finanziellen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf Unternehmer hat und wie die bisherigen Hilfen ankommen. Unter den Befragten waren auch 184 Selbstständige aus dem Bereich Touristik, Sport und Freizeit.

Das wirtschaftliche Resultat aus Sicht der Selbstständigen nach einem Jahr mit Corona? Auf den ersten Blick überraschend positiv: Rund 85 % der befragten Selbstständigen und 83 % der Selbstständigen im Bereich Touristik, Sport und Freizeit sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Das ergab eine aktuelle Umfrage unter 5.650 Selbstständigen im März 2021. Die Umfrage wurde vom 22. Februar bis 3. März online durchgeführt.

Fast jeder Dritte greift auf Altersvorsorge zurück

Doch das auf den ersten Blick positive Resultat, täuscht, denn ein Großteil muss auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen. 52 % der aktuell noch zahlungsfähigen Fitnesstrainer & Co. gehen davon aus, in den nächsten 12 Monaten auf die für die Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Vierte, 23,7 % rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen. Ein Grund dafür sind die Umsatzeinbußen.

Jeder Fünfte Selbstständige, 19,8 %, verzeichnet einen monatlichen Umsatzrückgang von über 75 %, bei den Selbstständigen im Bereich Touristik, Sport und Freizeit sind es sogar 58,5 %. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 gaben sogar 84,8 Prozent der Befragten dieser Branchen einen Umsatzrückgang von über 75 Prozent an. Das zeigen Daten einer Umfrage2 aus dem letzten Jahr.

 

Der monatliche Umsatzrückgang während des Corona-Jahrs auf die verschiedenen Branchen aufgegliedert

Der monatliche Umsatzrückgang während des Corona-Jahrs untergliedert in verschiedene Branchen

Corona-Hilfen: Weiterhin zu spät und wenig hilfreich

Mit Beginn des ersten Lockdownsim März 2020 bietet die Regierung Selbstständigen unterschiedliche staatliche Hilfen zur Unterstützung an. Als hilfreichstes Instrument zur Schadensbegrenzung gilt dabei das Kurzarbeitergeld, das am häufigsten mit der Note sehr gut (11 %) oder gut (8 %) bewertet wurde. In Summe scheint diestaatliche Unterstützung für Selbstständige aber eher ernüchternd zu sein. 

So bewerten alle Befragten, die mindestens eine staatliche Hilfsmaßnahme beantragt haben, die angebotenen Hilfen durchschnittlich mit Note 3,9. Ein wenig überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Befragten die staatlichen Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten hat (57,3 %). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 % der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht (Stand 3. März).

Um dennoch weiterhin zahlungsfähig zu bleiben, haben Unternehmer im vergangenen Jahr einige praktische Maßnahmen ergriffen. 16 % der Befragten aus den Bereichen Touristik/Sport/Freizeit haben Kurzarbeit eingeführt, 12 % einen Nebenjob angenommen und 10 % Steuervorauszahlungen gestundet.

 

Diagramm über die aktuelle Zahlungsfähigkeit von Unternehmern

Die Grafik gibt Aufschluss über die aktuelle Zahlungsfähigkeit der Befragten sowie deren Prognosen für das kommende Jahr

Politik ist es nicht gelungen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln

2 von 3 Befragten, 63 % sind der Ansicht, dass es der Politik weitestgehend nicht gelungen sei, mit ihren Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln. Bei den Vertretern der Sport und Freizeitbranche sagen das sogar 69,9 % der Befragten. In einer vergleichbaren Befragung während des ersten Lockdowns im April 2020 sagte das jeder zweite Selbstständige (51,3 %). Somit ist der Anteil binnen eines Jahres um rund 24 % gestiegen. 

 

Die Meinung der Branchen zu den Corona-Maßnahmen als Diagramm

63 % der Befragten gaben an, dass es der Politik nicht gelungen ist, durch ihre Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu geben

Wandel durch die Krise: Neue, digitale Geschäftsmodelle

16,6 % der befragten Selbstständigen haben die Corona-Krise zum Anlass genommen, ihr Angebot, ihr Geschäftsmodell oder ihre Zielgruppe anzupassen. Gegenüber 2020 hat sich unter diesen der Anteil der Unternehmen verdoppelt, die angeben, dass sie Änderungen an ihrem Business dauerhaft vornehmen: Der Wert stieg von 10,2 % 2020 auf 22,9 % 2021.

Auch im Bereich der Digitalisierung hat die Krise eine Katalysatorfunktion eingenommen: 46,2 % geben an, dass sich der Digitalisierungsgrad in mindestens einem der Bereiche Produkte/Dienstleistungen, interne Geschäftsprozesse und Kundenberatung/Vertrieb erhöht habe. Im April 2020 sagten das 31 % der Befragten. Am häufigsten wurden bei Selbstständigen im Bereich Touristik, Sport und Freizeit interne Geschäftsprozess digitalisiert,
das gaben 32 % an. 

 

Headerbild: alphaspirit - www.adobe-stock.com
Grafiken: Lexware

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.