Digitalisierung

Was Patienten wünschen: digitale Physiopraxis – ja, bitte!

Patienten sind bei der Suche nach einer Physiopraxis häufig auf Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen. Schon einige Informationen stets aktualisiert über die Praxiswebseite abrufbar, wären für viele Patienten eine enorme Erleichterung. Jana Schmalisch, Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der DVMB, formuliert die Wünsche der Patienten an die Digitalisierung der Physiopraxen.

Die Digitalisierung der Physiopraxen – es gibt sie, und langsam wird sie für Patienten auch spürbar. Doch die Patienten profitieren von der Einführung von digitalisierten Prozessen in diesem oder in anderen Bereichen des Gesundheitswesens bisher nur wenig. Sie erhalten immer noch auf Papier ausgestellte Verordnungen und müssen dann auf telefonischem oder persönlichem Wege versuchen, Therapietermine zu erhalten.

Was kann eine Praxis behandeln?

Googelt man nach einer Physiotherapiepraxis, dann erfährt man oft nicht, welche Erfahrungen die Therapeuten der Praxen haben, sondern nur, welche Therapieformen angeboten werden. Aber der Patient mit einer Verordnung und einer neuen Diagnose möchte doch gern wissen, ob eine Praxis zum Beispiel Patienten mit Rheuma behandelt oder auch Erfahrungen bei Betroffenen mit Morbus Bechterew hat. Eine Aufzählung von Techniken und Methoden nützt den Patienten erst einmal wenig.

Sind Termine frei?

Für Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und eben gerade deshalb Therapie benötigen, stellt der persönliche Besuch zur Terminvereinbarung eine große Hürde dar. Von der Möglichkeit, online zu erfahren, ob in der gefundenen Praxis dann auch freie Terminkapazitäten vorhanden sind, können die Patienten meist nur träumen. Das erfährt man nur am Telefon, über die Nachricht des Anrufbeantworters oder den persönlichen Besuch.

Wo bleibt das E-Rezept?

Praxen können mittlerweile die Rezepte für ihre Datenbank scannen. Warum kann ein Patient nicht auch schnell und einfach den QR-Code seiner Verordnung scannen oder mit dem Mobiltelefon fotografieren, um eine Terminanfrage an eine Praxis zu stellen? Über den Code hätte eine Praxis auch die wichtigsten Informationen und könnte dem Patienten passende Terminvorschläge unterbreiten.

Transparente Information: eine Praxislandkarte

Eine online verfügbare Praxislandkarte mit einer dahinter hängenden Datenbank könnte Patienten die Terminsuche oder auch die Suche nach dem passenden Therapieangebot erleichtern. Denn auch Patienten haben wenig Zeit im Alltag.


Für viele Patienten ist ein digitaler Zugang zur Praxis eine große Erleichterung (Bildquelle: © Chanakon - stock.adobe.com)

Ein Portal, wo alle Therapiepraxen gelistet werden und Patienten nach Praxen in der Wohnortnähe suchen könnten, wäre ein Traum.

Einfach und effektiv: eine Kapazitätsampel

Eine Kapazitätsampel zur Verfügbarkeit von freien Behandlungsterminen (rot: keine freien Termine, gelb: nur wenige und grün: mehrere freie Termine), ein paar Filtermöglichkeiten zum Beispiel zur Erreichbarkeit der Praxis mit dem ÖPNV, Parkmöglichkeiten oder zu Erfahrungen mit einigen wichtigen Erkrankungen wären eine tolle Ergänzung.

Oft nur von einer Seite gedacht

Leider wird Digitalisierung bisher meist nur von einer Seite gedacht. Die Patienten werden bei der Digitalisierung von Prozessen weder nach Ihrer Patientennutzbarkeit gefragt noch werden ihre Wünsche und Erfahrungen berücksichtigt, die sie beisteuern könnten. Was sehr schade ist, denn in anderen Bereich des Gesundheitswesens konnten durch die konzeptionelle Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen schon einige gute Lösungen auf den Weg gebracht werden.

Fazit

Es würde uns Patienten freuen, wenn nicht nur an das effektivere Arbeiten von Ärzten und Therapeuten in den Praxen gedacht würde, sondern auch die Patienten bei der Planung von modernen Prozessen mit einbezogen würden, um weitere Synergien auch auf der Patientenebene zu erzeugen. Oftmals bringen die neu zu denkenden, digitalisierten Prozesse keinen großen Zusatzaufwand mit sich, sondern es können mit überschaubarem Aufwand noch andere, viel größere Wirkungen erzeugt werden. Davon können auch die Patienten profitieren. Digitalisierung für alle – das wäre ein Ziel.

Bildquelle Header: © Serhii - stock.adobe.com

Die Autorin

  • Jana Schmalisch

    Jana Schmalisch ist Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) und setzt sich für die Belange vieler Patienten, nicht nur der an Morbus Bechterew erkrankten Menschen ein.

Magazin

BODYMEDIA Physio 3-2023E-Book lesen

BODYMEDIA Physio 3-2023

Mehr erfahren