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Sechs Minuten Training, einmal pro Woche: Das AURUM-Konzept

Die Erfolgsformel von AURUM Training lautet: Sechs Minuten Training, einmal pro Woche. Wie das funktioniert, wer zu den Zielgruppen zählt und welche Vorteile Franchisepartner haben, erklärt Julian Massler, Gründer des Boutique-Studio-Konzepts.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Julian Massler gründete AURUM mit dem Ziel, persönlich betreutes High Intensity Training in Boutique Studios anzubieten.
  • Das Training umfasst sechs Minuten reine Trainingszeit mit sechs Übungen bei denen immer ein Coach anwesend ist.
  • AURUM verwendet ein spezielles Trainingsgerät mit isokinetischem Widerstand, mit dem die Sicherheit bis zum Muskelversagen gewährleistet ist.
  • Die zukünftige Expansion von AURUM Fitness zielt darauf ab, in der Region auf 500 Standorte anzuwachsen.

BODYMEDIA: Herr Massler, können Sie uns Einblicke in die Gründung und Historie von AURUM Fitness geben?

Julian Massler: Ich habe das Thema High Intensity Training als Leistungssportler mit der deutschen Segelnationalmannschaft kennengelernt. Unser Coach hat es Einsatztraining genannt. Es wurde bei jeder Übung nur ein Satz bis zur Ermüdung absolviert. Zu den Übungen zählten Leg Press, Row und Chest Press. Nach dem Training stand eine Woche Regenerationszeit an, um den Körper wachsen zu lassen. Danach wurde das Training wiederholt, mit dem Ziel, entweder den einen Satz länger durchzuhalten, bis das Muskelversagen eintritt, oder das Gewicht leicht zu erhöhen.

Es war für mich faszinierend zu sehen, wie man mit diesem geringen Zeitaufwand von 20 Minuten pro Woche diese Fortschritte erzielen konnte und kontinuierlich stärker wurde.

Ich habe dann Finanzmathematik studiert und war für eine Investmentbank in einer Beratungsboutique für Fusionen und Übernahmen tätig. In Hochphasen arbeitet man da 80 Stunden pro Woche. Ich habe gemerkt, dass ich langsam dick und die Muskeln schlaff werden und Schulter- und Rückenschmerzen vom vielen Sitzen zunehmen. Darum bin ich mit meinem Trainingspartner ins Studio gegangen und habe wieder mit dem Einsatztraining begonnen.

Nach zwölf Wochen waren wir wieder begeistert, wie gut diese Trainingsform funktioniert. Viele sind im Fitnessstudio zu uns gekommen und haben uns auf das Training angesprochen. Aus den Gesprächen heraus haben wir gemerkt, dass viele Menschen gern das Personal Training im High-Intensity-Bereich mit kurzen, effizienten Einheiten kaufen würden.

So ist die Idee bei mir entstanden, dass ich gerne eine Firma zu dem Thema gründen würde. Mein Ziel war es, in Boutique Studios High Intensity Training, bei dem immer ein Coach dabei ist, anzubieten. Das war die Ursprungsidee von AURUM. Unser Pilotstudio haben wir Mitte 2018 in Zürich eröffnet.

Dort haben wir festgestellt, dass der Coach aus Sicherheits- und Motivationsgründen ein absolutes Muss für diese Form des Trainings ist. Zweitens, dass eine private Atmosphäre im Boutique-Studio, ohne an Geräten warten zu müssen, notwendig ist. Der dritte Punkt, den wir erkannt haben, ist, dass für dieses Trainingsprinzip Gewichte nicht optimal sind. Wir wollten ein Gerät haben, mit dem die Sicherheit bis zum Muskelversagen gewährleistet ist.

Wir haben uns dann in der Physiotherapie umgeschaut und haben uns einen Überblick verschafft, welche neuen Geräte und Methoden es gibt, um Widerstände für den Muskel zu erzeugen, und wir sind auf das Thema des adaptiven Widerstandes gestoßen. Da hatte die Firma Cybex in den 80er-Jahren ein Patent darauf.

Es handelt sich um einen isokinetischen Widerstand. Das bedeutet einfach erklärt, die eigene Kraft wird als Widerstand verwendet. Wir haben dann einen Hersteller in den USA gefunden, der das Prinzip für Fitnesszwecke adaptiert hat. Ich habe die Geräte getestet, war total begeistert, weil der Sicherheitsaspekt gegeben war und ich so immer an meine Grenzen bei den Übungen gehen konnte.

Da die Trainingsergebnisse der letzten Einheit auf einem Display angezeigt werden, hat diese Art von Gamification für zusätzliche Motivation gesorgt, da man die Ergebnisse unbedingt übertreffen wollte. Wir fanden das Gerät cool und haben es letztendlich importiert. Die Leute waren von Beginn an so begeistert, dass sie spontan weitere Kunden empfohlen haben.

Wir haben einen hohen Preis gewählt. 52 Trainingseinheiten zum Preis von 3.744 Franken. Das haben die Interessenten ohne mit der Wimper zu zucken gezahlt, weil sie den Mehrwert des Trainings erkannt haben. Wir haben dann festgestellt, dass das ein gutes Geschäftsmodell und eine Nische ist, weil es für viele Menschen keine Möglichkeit gibt, betreutes Krafttraining zu kaufen.

Aufgrund des starken Wachstums haben wir dann relativ schnell einen zweiten Standort eröffnet. Das Trainings- und Geschäftsmodell war nicht von mir als Person abhängig, sondern hat auch mit angestellten Coaches gut funktioniert.

Der Eingangsbereich einer AURUM Fitness-Filiale
Mittlerweile gibt es mehr als 50 Boutique Studios von AURUM Fitness (Bildquelle: © AURUM Fitness)

BODYMEDIA: Was zeichnet die Trainingsphilosophie von AURUM Training aus? Welche Übungen werden absolviert und welche Trainingsgeräte kommen zum Einsatz?

Julian Massler: Die reine Trainingszeit liegt tatsächlich bei sechs Minuten. Sechs Übungen – Leg Press, Row, Chest Press, Torso Extension, Overhead Press und Pull down werden jeweils für eine Minute lang durchgeführt. Danach ist man wirklich komplett durchtrainiert. Natürlich gibt es auch immer einen Austausch mit dem Trainer, sodass das Training insgesamt 15 bis 20 Minuten dauert.

Die wissenschaftliche Grundlage dafür ist wie eingangs erklärt das High Intensity Training und der Grundsatz, pro Übung einen Satz bis zum Muskelversagen durchzuführen. An unserem Trainingsgerät wird immer mit optimalem Widerstand trainiert. Ist es einmal eingestellt, fährt es in die perfekte Position und man trainiert in jeder Sekunde, mit jeder Wiederholung, mit dem optimalen Widerstand. Dadurch können enorme Ergebnisse mit wenig Zeitaufwand erzielt werden.

Wir haben derzeit ein Trainingsgerät: die AURUM One – perfekt auf das Training automatisiert und digitalisiert. Und dann gibt es noch die InBody 970 in den jeweiligen Standorten, um die Fortschrittsanalyse im Körper optimal durchzuführen.

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BODYMEDIA: Welche Zielgruppen trainieren hauptsächlich in den AURUM-Anlagen? Welche Kunden möchten Sie mit Ihrem Training ansprechen?

Julian Massler: Bei uns trainieren hauptsächlich die „busy Millennials“, also Menschen im Alter von 35 und älter. Sie haben einen guten Job, häufig ist das erste Kind da, sodass Zeit eher rar ist. Unsere zweite Zielgruppe sind Senioren bzw. Menschen, die aus therapeutischen Gründen zu uns kommen. Sie suchen eine gute Betreuung und ein Gerät, woran sie sich nicht verletzen können. Wir verstehen uns als Premiumkonzept, dementsprechend empfehlen wir, dass das Haushaltseinkommen der Kunden bei mindestens 80.000 Euro liegen sollte.

BODYMEDIA: Mittlerweile gibt es über 50 AURUM-Anlagen, darunter auch einige in Deutschland. Worauf führen Sie dieses schnelle Wachstum zurück?

Julian Massler: Wir sind eine Nische. So etwas wie uns gibt es sonst nicht. Für hochintensives, wissenschaftsbasiertes Krafttraining gibt es nur uns. Dementsprechend sind wir sehr schnell unterwegs, um die hohe Nachfrage von Franchisenehmern als auch von Endkunden zu bedienen. Außerdem haben wir revolutionäres und komplett anderes Werkzeug gebaut, das Training schneller, einfacher und messbarer macht. Das leuchtet den Kunden ein, die wollen es ausprobieren.

Hinzu kommt, dass wir ein recht einfaches Businessmodell verfolgen. Das Ganze ist profitabel und einfach umzusetzen für unsere Partner. Und das ist die Grundlage für gutes Wachstum. Ich sage immer allen unseren Partnern, dass sie sich unser Management ganz genau anschauen sollen. Sind das Leute, die hungrig sind? Leute, die kontinuierlich Feedback vom Markt suchen und versuchen, immer besser zu werden, Kunden zu generieren und mit bestehenden Kunden mehr Geld zu verdienen. Wenn man das in uns sieht, dann kann man sich für uns entscheiden. Und ich glaube, wir erfüllen all diese Punkte.

BODYMEDIA: Welche Voraussetzung müssen potenzielle Franchisepartner mitbringen, um AURUM-Partner werden zu können? Und können Sie uns Einblicke in das Businessmodell geben?

Julian Massler: In Deutschland benötigen Franchisepartner 50.000 € Eigenkapital. Am besten sollte unser Partner Quereinsteiger aus dem mittleren Management sein, sollte etwas von BWL und auch von Marketing und Teamführung verstehen. Alles Weitere können wir ihm beibringen. Sportfachlich erfahrene Partner sind sehr gern gesehen, wenn sie BWL- und Vertriebs- und Teamführungserfahrung mitbringen. Aber reine Trainer sind nicht unsere Franchisepartner.

Wir möchten Partner aufbauen, die mehrere Standorte betreuen und so wirklich Vermögen aufbauen können. Der Gesamtinvest beläuft sich je nach Immobilie auf etwa 150.000 bis 200.000 €. Darin sind allerdings auch Eröffnungskampagne und Nettoumlaufvermögen enthalten. Die Miete liegt bei 3.000 bis 4.000 € Euro im Monat, Marketing beläuft sich auf 1.500 € pro Monat. Letzteres läuft komplett digitalisiert. Man lädt das Geld auf eine Kreditkarte und bucht die Maßnahmen.

Der Break-even liegt derzeit bei etwa 150 Mitgliedern, 75 Mitglieder pro Maschine, die jeweils in einem Raum platziert sind. Wir werden jedoch in den nächsten zwei bis drei Jahren eher bei 100 Mitgliedern liegen. Dies wird durch unsere eigenen Supplements sowie durch weitere Anwendungen ohne zusätzliche Personalkosten erreicht. Vor allem die Supplements werden laut unseren neusten Analysen zum zweiten Standbein unserer Partner werden.

Ein weiterer Vorteil des AURUM-Systems ist es, die Personalkosten an die Mitglieder anzupassen. So ist es etwa möglich, die Personalkosten phasenweise mit der Mitgliederzahl hochzufahren, was es möglich macht, mehrere Break-even-Punkte zu haben.

BODYMEDIA: Wie sehen die konkreten Expansionspläne von AURUM Fitness in den nächsten zwei bis drei Jahren aus?

Julian Massler: Wir wollen in der DACH-Region stark wachsen: Unser Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren auf 500 Standorte zu wachsen und damit der größte Boutique-Studiobetreiber in der Region zu werden.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © AURUM Fitness

Die Autoren

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

  • Julian Massler

    Julian Massler ist Chief Executive Officer AURUM Training. Der frühere Investmentbanker kündigte 2018 seinen Job und gründete AURUM Training. Mittlerweile gibt es über 50 Anlagen des Schweizer Fitnessunternehmens.

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