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"Wir haben versucht das Beste aus der Situation zu machen"

Auch der Spitzensport ist durch die Corona-Krise getroffen. Sämtliche Sportereignisse wie z. B. die Olympischen Spiele und die Fußball-Europameisterschaft wurden abgesagt bzw. verschoben. Wann die Spiele und Wettkämpfe in den einzelnen Sportarten fortgesetzt werden, ist größtenteils noch ungewiss. Von der Verschiebung der Olympischen Spiele ist auch Mats Grambusch betroffen. Im Interview mit dem Hockey-Nationalspieler, der 2016 in Rio mit der Nationalmannschaft die Bronzemedaille gewann, erklärt der 27-Jährige, welche Auswirkungen die aktuelle Situation auf sein tägliches Training und die Motivation hat. Zudem haben wir bei Volker Lichte nachgefragt, der bei Matrix für die Zusammenarbeit mit Profi-Mannschaften, Spitzenathleten und Sportverbänden verantwortlich ist, welche Folgen die Corona-Pandemie für seine Tätigkeit hat und welche Chancen er durch die Krise für die Fitnessbranche sieht.

BODYMEDIA: Wie hat die Corona-Krise Ihren Alltag als Profi-Sportler verändert?
Mats Grambusch: Durch die Corona Krise musste auch ich natürlich vehemente Eingriffe in meinem Alltag hinnehmen. Es findet kein Mannschaftstraining mehr statt, die Kraftträume sind geschlossen, es gibt kein Kleingruppentraining, keine gemeinsamen Yoga-Einheiten usw. Um es kurz und knapp auf den Punkt zu bringen: Ich kann meinen Sport nicht ansatzweise so betreiben wie ich es mir vorstelle. 

BODYMEDIA: Wie hat sich speziell Ihr Training durch die Corona-Krise im Vergleich zu davor hinsichtlich Umfang, Inhalt und Intensität verändert?
Mats Grambusch:  Als Hockeyspieler trainiere ich ca. 2 Mal täglich. Meistens morgens und abends. Insgesamt komme ich somit auf zehn Trainingseinheiten in der Woche. Hinzu kommen noch die Spiele, meistens sind es zwei pro Wochenende. Als die Olympischen Spiele zu Beginn der Krise noch nicht verschoben worden waren, hatte man natürlich keine andere Wahl als weiterhin seinen Trainingsplan durchzuziehen. Dank der Geräte von Matrix habe ich mir in meinem Zimmer ein keines Fitnessstudio eingerichtet. Mit dem IC Bike, sowie Kettlebells, Hanteln, Medizinbällen & Co. konnte ich zumindest mein Krafttraining einigermaßen einhalten. Aus Athletiktraining in der Gruppe wurde Einzeltraining im Wald. Aus gemeinsamen Yoga- und Stabi-Trainingseinheiten wurden knackige „Zoom-Calls“. Das Ganze wurde über diverse Apps aufgezeichnet und aus der Ferne von unserem Athleltikcoach gesteuert. Dafür wurden wir von Polar ausgestattet. Naja, wir haben eben versucht das Beste aus der Situation zu machen, schließlich sind die Olympischen Spiele das größte Sportereignis der Welt. 

BODYMEDIA: Volker, du bist bei Matrix für die Spitzen-Athleten und Profi-Mannschaften verantwortlich, die durch die Corona-Krise auf einmal nicht mehr im gewohnten Umfeld trainieren können. Was habt Ihr getan bzw. tut Ihr, damit die Sportler dennoch an ihrer Fitness arbeiten können?
Volker Lichte: Die veränderten Rahmenbedingungen haben uns tatsächlich dazu gezwungen spontan und kreativ darauf zu reagieren. Wir kannten alle diese Situation nicht und jeder reagiert anders auf diese Krise. Ich hatte einerseits einen Bundesligaverein, der direkt Laufbänder für das Home-Workout seines Spielerkaders bestellte und andererseits aber auch Vereine, die unsere Bikes als Trainingsgerät favorisierten. Allen gemeinsam war die Erkenntnis, dass nur in Kombination mit „Home Fitness“ der Leistungsstand gehalten werden kann. Die größte Herausforderung waren zu Beginn allerdings die vielen individuellen Wünsche der Athleten, die zunächst noch für Olympia trainierten. Im Rahmen unserer Partnerschaft mit den Verbänden ist es selbstverständlich, dass wir da spontan mit diversem Equipment geholfen haben. Inzwischen dehnt sich die Nachfrage auf Spielerberater und den Trainerstab immer mehr aus, aber der große Zeitdruck ist einer ruhigeren Planungsphase gewichen.

BODYMEDIA: Wann es mit den Wettkämpfen und Spielen weitergeht ist noch ungewiss. Wie gelingt es Ihnen die Spannung zu halten und sich zu motivieren?
Mats Grambusch: Die Motivation aufrecht zu erhalten ist ehrlicherweise nicht schwierig. Wenn ich an mir einen Hauch an Demotivation feststellen konnte, habe ich mir einfach gesagt, dass die Olympischen Spiele eventuell stattfinden. Der Gedanke dorthin zu fahren und nicht optimal vorbereitet zu sein, hat mich sofort wieder auf den richtigen Weg gebracht. Außerdem hilft mir immer der Gedanke an meine Mitspieler, die in derselben Situation stecken und ebenfalls nicht den Kopf in den Sand stecken.

 


Die deutsche Hockeynationalmannschaft bei der Olymia-Qualifikation gegen Österreich

 

BODYMEDIA: Wie sah Deine Kommunikationen in den letzten Wochen mit den Sportlern und Trainern aus? War die Kommunikation intensiver als sonst?
Volker Lichte: Ja, sie ist ganz bestimmt direkter und intensiver geworden. Die klare Planung der Turniere und Wettkämpfe ist verloren gegangen. Das gute Verhältnis das ich zu vielen Spitzensportlern habe, war zugleich eine Verpflichtung für mich alles möglich zu machen, was in unserem Rahmen bei Matrix möglich war und ist. Neu war für mich auch die Erkenntnis, dass die Athleten schon auf kleinen Support durch unsere Fitnessgeräte sehr dankbar reagiert haben. Die gemeinsame Perspektive, sowie proaktiv mit viel Improvisation und Kreativität die Dinge anzupacken, ist in solchen Ausnahmesituationen enorm wichtig. So hat auch diese Krise dazu geführt, dass der direkte Austausch viel unkomplizierter war und ist. Gegenseitiges Vertrauen und Verständnis sind sowieso die Säulen für eine gute Zusammenarbeit.

BODYMEDIA: Wird es durch die Corona-Krise zu Veränderungen im Hockey und im Spitzensport kommen? Falls ja, wie werden diese Veränderungen aussehen?
Mats Grambusch: Ich glaube nicht, dass der Hockeysport sich aufgrund der Krise langfristig verändern wird. Aktuell sind die Vereine noch geschlossen und der Spielbetrieb eingestellt. Komplett abgesagt wurde die Liga allerdings noch nicht. Die größte Aufgabe für die Verbände und Vereine wird die Organisation und Durchführung der verschiedenen Ligen & Turniere sein. 

BODYMEDIA: Inwiefern glauben Sie, können sich Menschen zukünftig durch einen gesunden Lebensstil, Sport und Fitness vor Krankheiten und zukünftigen Viren schützten?
Mats Grambusch:  Ich bin kein Arzt, Virologe oder ähnliches, deswegen möchte ich auch nicht zu tief oder zu viel über das Virus sprechen. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, Fitnesstraining, Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf und Freizeit eher dazu führt, dass man sein Immunsystem kräftigt. Und dies ist natürlich förderlich, um Krankheiten vorzubeugen. 

BODYMEDIA: Glaubst Du, dass die Corona-Krise Auswirkungen auf die Fitnessbranche haben wird, hinsichtlich Angebot, Positionierung usw.?
Volker Lichte: Jede Krise ändert irgendetwas bei einem persönlich und auch in der Gesellschaft. Die Fitnessbranche kann meines Erachtens eine entscheidende Rolle im Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung einnehmen. Die Stärkung der Immunkräfte durch Sport ist in aller Munde. Die Studios bieten dafür optimale Voraussetzungen mit ihren Geräte- und Kursangeboten. Es geht um das „sowohl als auch“. Damit meine ich sowohl die Selbstverantwortung jedes einzelnen für eine gesunde Lebensführung durch genügend Bewegung im Alltag, als auch unter Anleitung und die Motivation der Trainer in den Studios. Übrigens findet sich dieses Bewusstsein auch im Spitzensport wieder. In beiden Fällen kommt es zu einer Leistungssteigerung.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.