Fitness-Studio unter freiem Himmel

Überschüssige Kräfte zerstörungsfrei entladen: Ein Fitness-Spielplatz unter freiem Himmel am Fürther Waldmannsweiher macht’s zum Nulltarif möglich. Nächste Woche wird die erste Freizeitanlage dieser Art in der Stadt eröffnet. Ein Gesundheitsprojekt im Rahmen des Förderprogramms Soziale Stadt hat den Anstoß gegeben. Neben sozialen Institutionen wie Ökozentrum und Mütterzentrum beteiligte sich auch das Sportamt und rannte mit der Idee eines Fitness-Spielplatzes offene Türen ein. Angesichts der Förderquote von 60 Prozent gab der Stadtrat grünes Licht für die insgesamt rund 45 000 Euro teure Sportanlage.

Ein ähnlicher Aktiv-Spielplatz wurde kürzlich erst im Pegnitzgrund unterhalb des Nürnberger Westbades geschaffen. Allerdings mit beweglichen Trainingsgeräten, auf die in Fürth zum Schutz vor Beschädigungen verzichtet wurde. Während die in Nürnberg mit Kletterparcours und Boule-Bahnen ergänzte Anlage für alle Generationen gedacht ist, soll das Fürther Projekt in erster Linie Jugendlichen ein Betätigungsfeld eröffnen.

Anreiz zur Bewegung
Die Stadt reagiert damit auf die vielfach beklagten motorischen Defizite bei Jugendlichen. Weil sich viele von ihnen ein Training in kommerziellen Fitness-Studios nicht leisten können, andererseits den Wettkampfdruck und Zeitaufwand in Sportvereinen scheuen, schließt der Fitness-Spielplatz eine Angebotslücke.

Die insgesamt rund 350 Quadratmeter große Anlage am Waldmannsweiher verfügt über deutlich mehr Geräte als die Nürnberger. "Fast alle Übungen eines Zirkeltrainings sind möglich", schwärmt der Fürther Sportamtschef Thomas Koenig. Die Einheiten werden auf einer Infotafel erläutert. Außerdem können laut Koenig bei Bedarf Trainer hinzugezogen werden. Bei der Planung wurde auch auf einen barrierefreien Zugang Wert gelegt.

Ausgesprochen preiswert ist der Aktiv-Platz nach den Worten des Sportamtsleiters im Vergleich zu Generationenspielplätzen. Die schlagen nämlich gleich sechsstellig zu Buche. In Fürth ist eine solche Anlage im Mündungsdreieck der Flüsse geplant. Ihre Realisierung lässt sich jedoch bei der angespannten Finanzlage der Stadt noch nicht absehen.

Stabile Konstruktion
Die Geräte hat der Dessauer Hersteller Sport-Plan in Zusammenarbeit mit der Health and Fitness Academy Jena entwickelt. Sie bestehen aus Edelstahl und Lärchenholz und bieten der Zerstörungswut wenig Angriffsfläche. Trainiert wird ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht. Einen Fitness-Spielplatz von Sport-Plan gibt es beispielsweise auch im Dessauer Schillerpark. In Bayern ist das Fürther Projekt nach den Worten von Sportamtsleiter Koenig "absoluter Vorreiter" und ein Schnäppchen obendrein. Die Kosten bewegen sich in dem Bereich des derzeit laufenden Stadtplanungsprojekts "Platz da!" im Connect-Quartier in der Theresienstraße 9.

Zielgruppe beider Förderprojekte ist die ältere Jugend, für die es in Fürth offenkundig nicht genug Treffpunkte gibt, die ihrem Interesse entsprechen. Dass immer wieder Spielplätze beschädigt werden, führen Kenner der Materie wie die Vorsitzende des Netzwerks Kinderfreundliche Stadt, Maria Fontana-Eberle, auch auf den Mangel geeigneter Jugendeinrichtungen zurück. Im Rahmen von "Platz da!" entwickeln Jugendliche nun ihre eigenen Vorstellungen, was sich verbessern ließe, und geben sie den politischen Entscheidungsträgern weiter.

Der auch mit Sitzmöbeln für Jugendliche ausgestattete Aktiv-Platz am Waldmannsweiher schließt eine Lücke. Die Regie über die Projektrealisierung hatte das Fürther Grünflächenamt übernommen. Im September begann der Aufbau, der jetzt erst mit dem Pflanzen von vier größeren Eschen abgeschlossen wurde. Die Bäume sind ein Ausgleich für den Eingriff in die Natur des Wasser- und Landschaftsschutzgebiets neben dem öffentlichen Grillplatz. In der vergangenen Woche ist die neue Sportanlage von der Bauaufsicht abgenommen worden.

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.