29,4 Milliarden Euro für Wellness und gesunde Ernährung

Rund 378 Milliarden Euro haben niedergelassene Ärzte, die Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pharmaunternehmen, aber auch die Therapeuten der verschiedenen Fachrichtungen sowie die Beschäftigten der Fit- und Wellnessunternehmen laut einer jetzt veröffentlichten Studie im Jahr 2005 erwirtschaftet. Das waren 7,8 Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung in Deutschland in diesem Jahr. Mehr als die Hälfte des Umsatzes geht dabei auf Niedergelassene und Kliniken zurück. Insgesamt waren in der Branche 5,4 Millionen Menschen beschäftigt. Mit 7,8 Milliarden Euro haben sie 2005 mit einem Anteil von 5,4 Prozent zum Außenhandelsüberschuss beigetragen. Bislang schwirrten unterschiedliche Zahlen durch den politischen Raum. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden geht für das Jahr 2007 von 253 Milliarden aus.

Dass es diese simpel anmutenden Zahlen gibt, ist nicht selbstverständlich. Eine Forschergruppe von der Unternehmensberatung Roland Berger, der Technischen Universität Berlin und der Augsburger Beratungsgesellschaft für angewandte Systemforschung Basys hat im Auftrag des Wirtschaftsministeriums in den vergangenen 18 Monaten etwas für die OECD-Staaten einzigartiges geleistet. Sie hat die Gesundheitswirtschaft einer Industriegesellschaft in den Kategorien der Volkswirtschaft dargestellt.

Fundament des zweiten Marktes sind vor allem die Igel-Leistungen und OTC-Präparate, die den Konsumenten 25,2 Milliarden Euro wert waren. In der weiter gefassten Gesundheitswirtschaft finden sich unter anderem auch Posten wie die Medizinerausbildung. Für die therapeutischen Berufe noch interessanter sind aber die 29,4 Milliarden Euro, die die Menschen für Wellness und gesunde Ernährung ausgegeben haben. Während logischerweise außerhalb des Kerngeschäfts die privaten Ausgaben dominieren, ist der Staat im Kerngeschäft selbst zu 70 Prozent noch der Hauptfinanzier.

Im Jahr 2005 war jeder siebte Erwerbstätige in der Gesundheitswirtschaft tätig. Perspektivisch könnte es im Jahr 2030 bereits jeder Fünfte sein. Während die Arzneimittelhersteller mit 125 000 Euro Wertschöpfung je Beschäftigtem den höchsten Wert erreichten, lagen die Dienstleistungen in den privaten Haushalten mit 10 000 Euro am unteren Ende der Skala. Da ehrenamtliche Arbeit in solche Berechnungen nicht einfließt, ergibt sich hier ein verzerrtes Bild.

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen werden unter anderem dafür angestellt, um Aussagen für die Zukunft treffen zu können. Dies übernahm der Gesundheitsökonom Klaus-Dirk Henke von der TU Berlin. Positiv aus seiner Sicht: Deutschland wird seine Weltmarktanteile auch in einem global wachsenden Markt für Gesundheitsleistungen behalten. Die privaten Ausgaben für den gesellschaftlichen Trend Gesundheit werden steigen. Die Alterung der Gesellschaft sowie der medizinisch-technische Fortschritt dürften sich Henke zufolge darüber hinaus als Wachstumstreiber erweisen. Dagegen stehen eine aufgrund der schrumpfenden Gesellschaft sinkende Nachfrage sowie sinkende Beschäftigungszahlen durch Produktivitätssteigerungen. Außerdem rechnen die Wissenschaftler damit, dass der Staat die Kosten des Fortschritts nicht in jedem Falle mit trägt.

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.