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Die Herausforderungen der Fitnessbranche im Jahr 2025

Bildquelle: © Drazen - stock.adobe.com 

Das Jahr endet und der Januar steht bevor. Der Monat, in dem das Geschäft traditionell boomt, weil viele Menschen ihre Neujahrsvorsätze angehen und ihr Leben verändern wollen – diesmal endgültig! Doch nicht nur Mitglieder, auch Studiobetreiber stehen vor neuen Herausforderungen. Lesen Sie, welche Themen 2025 speziell inhabergeführte Einzelstudios betreffen und wie Digitalisierung, Personalfindung und Positionierung die Zukunft beeinflussen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Schlüssel zur langfristigen Differenzierung im Jahr 2025 liegt in einer klaren Positionierung und Spezialisierung
  • Eine starke Social-Media-Präsenz, eine ansprechende Website sowie reibungslose Verkaufstools werden zur zukünftigen Grundvoraussetzung für den Erfolg.
  • Es wird immer wichtiger, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Hier spielen Aspekte wie eine authentische und starke Unternehmensmarke, aber auch moderne Arbeitsbedingungen eine zentrale Rolle.
  • Welche weiteren Herausforderungen Experten aus der Fitnessbranche für Einzelstudios in der Zukunft sehen, lesen Sie im unteren Teil des Artikels.

Die täglichen Nachrichten sind gespickt mit Krisen: Kriege, Unruhen und damit einhergehende Rohstoffknappheiten, die zu Preissteigerungen führen. Diese externe Unsicherheit macht es für viele Studiobetreiber zunehmend schwierig, langfristig zu planen.

Hinzu kommt der unaufhaltsame Fortschritt in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung, insbesondere im Marketing. Wer heutzutage nicht auf automatisierte Marketingaktionen und KI-gestützte Lö­sungen setzt, verliert schnell den Anschluss.

Der Vertrieb von Mitgliedschaften läuft inzwischen primär online ab, während die Präsenz in sozialen Medien, über WhatsApp und Co. unverzichtbar geworden ist.

Gerade die zunehmende Verbreitung von Discountern, die in kürzester Zeit von noch größeren Discountern aufgekauft werden, verstärkt den Preisdruck und entzieht inhabergeführten Einzelstudios zunehmend die Luft zum Atmen.

Wie also kann man als einzelnes Fitness- und Gesundheitsstudio am hart umnkämpften Markt bestehen, ohne in die Falle des Mitgliedermangels und der daraus resultierenden Zahlungsunfähigkeit zu geraten?

Positionierung: Mehr als nur ein Modewort

Der Schlüssel zur langfristigen Differenzierung liegt in einer klaren Positionierung. Dabei reicht es nicht, einfach „Fitness oder Gesundheitsstudio“ auf die Visitenkarte zu schreiben und auf die übliche Kombination aus Geräten und Kursen zu setzen. Gerade in Zeiten, in denen große Fitnessanlagen mit Tausenden Quadratmetern Fläche in unmittelbarer Nähe eröffnen, müssen inhabergeführte Fitnessstudios einen Schritt weitergehen.

Eine klare Positionierung erfordert Spezialisierung – sei es auf eine bestimmte Trainingsmethode wie Yoga, Indoor Cycling oder EMS. Eine bloße Anpassung des Logos wird nicht genügen. Es gilt, die Alleinstellungsmerkmale (USP) klar herauszuarbeiten und das gesamte Angebot daraufhin zu prüfen: Was macht uns einzigartig? Wo liegt unser tatsächlicher Mehrwert für die Kunden? Welche Lösungen für die Probleme unserer Kunden bieten wir an?

Meine Frau Elisa und ich haben uns mit Öffnung der Physio Family in Ko­blenz für den Gesundheitsmarkt entschieden. Doch die Positionierung als Gesundheitsstudio erfordert mehr als nur kosmetische Änderungen.

Ein USP muss greifbar und klar erkennbar sein. Das bedeutet umgekehrt, jedes vorhandene Angebot auf Herz und Nieren zu prüfen: Was kostet die Sauna und was bringt sie tatsächlich ein? Wie viele der angebotenen Kurse werden tatsächlich genutzt und welcher Return on Investment (ROI) ergibt sich daraus? Solche Analysen sind der Schlüssel, um die Rentabilität eines Studios zu maximieren.

Digitalisierung als strategischer Faktor

Eine klare Positionierung ist jedoch nur ein Teil der Strategie. Ein weiterer, oft unterschätzter Punkt ist die Digitalisierung. In einer Welt, in der immer mehr Dienstleistungen online abgewickelt werden, muss auch das Fitnessstudio­angebot digital leicht zugänglich sein.

Dies umfasst nicht nur die Möglichkeit, Mitgliedschaften online abzuschließen, sondern auch die digitale Darstellung des Angebots auf Social Media. Es ist nicht ausreichend, ausschließlich präsent zu sein – die Inhalte müssen gezielt auf die Zielgruppe ausgerichtet und so aufbereitet werden, dass sie Aufmerksamkeit wecken und zum Handeln motivieren.

Eine starke Social-Media-Präsenz, eine ansprechende Website mit einer benutzerfreundlichen, mobilen Version sowie reibungslose Verkaufstools, die eine Mitgliedschaft mit nur wenigen Klicks ermöglichen, werden zur Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Aber auch hier gilt: Effizienzsteigerung durch Automatisierung. Chatbots und KI-basierte Tools, die den WhatsApp- und E-Mail-Kontakt integrieren, werden immer wichtiger, um eine ständige Kommunikation mit den Kunden zu gewährleisten.

Die Personalfrage: Herausforderung und Chance zugleich

Neben der Digitalisierung ist die Personalfindung eine der größten Herausforderungen für Fitnessstudiobetreiber im Jahr 2025. Der Fachkräftemangel macht sich auch in der Fitnessbranche deutlich bemerkbar. Der Kampf um qualifizierte Trainer und motiviertes Studiopersonal wird härter. Umso wichtiger wird es sein, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Hier spielen Aspekte wie eine authentische und starke Unternehmensmarke, aber auch moderne Arbeitsbedingungen eine zentrale Rolle.

In Zeiten, in denen junge Talente hohe Ansprüche an Flexibilität, Teamkultur und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten stellen, ist es entscheidend, dass auch Fitnessstudios mit einem zeitgemäßen Arbeitsumfeld und attraktiven Perspektiven punkten.

Zudem kann eine starke digitale Präsenz nicht nur potenzielle Mitglieder, sondern auch zukünftige Mitarbeiter anziehen. Die Außenwirkung des Studios – ob auf Social Media, der Website oder in Bewertungsportalen – wird zunehmend zum entscheidenden Faktor bei der Personalakquise.

Erfolgsfaktoren für 2025 und darüber hinaus

2025 wird kein einfaches Jahr für inhabergeführte Einzelstudios. Doch wer sich klar positioniert, sein Angebot kritisch hinterfragt, Digitalisierung als Chance begreift und gleichzeitig ein attraktiver Arbeitgeber ist, hat gute Chancen, auch in einem umkämpften Markt zu bestehen. Es erfordert Mut, alte Strukturen zu hinterfragen, aber genau darin liegt der Schlüssel zur Weiterentwicklung und langfristigen Sicherung des Erfolgs.

Der immer weiter wachsende Wunsch in der Gesellschaft nach Gesundheit bietet Potenzial, doch nur durch eine fundierte Positionierung, konsequente Digitalisierung und einen starken Fokus auf das Thema Personal werden inhabergeführte Fitness- und Gesundheitsstudios auch im Jahr 2030 noch eine ­Rolle spielen.

Welche Herausforderungen für Einzelstudios sehen Sie? Experten im Interview

Porträt von Peter Hinojal, Brand Manager Hold Strong

Peter Hinojal, Brand Manager HOLD STRONG

„Als größte Herausforderung für inhabergeführte Studios 2025 sehe ich die Symbiose von Digitalisierung und Mitarbeitern. Automatisierung, Digitalisierung, z. B. der Einsatz von KI, AI und WhatsApp-Marketing, müssen strukturiert eingeführt werden und alte Prozesse müssen neu gedacht werden.“

Bildquelle: © HOLD STRONG FITNESS GmbH

Porträt von Vanessa Stork, Consultant und B2B-Marketing DSB-ONE

Vanessa Stork, Consultant und B2B-Marketing DSB-ONE

„Ich denke, dass wir die Herausforderungen aus dem Jahr 2024 1:1 mit ins neue Jahr nehmen: Personal, Fluktuation, Kostenoptimierung, Digitalisierung. Die Herausforderung für uns ist, noch alle Einzelbetriebe abzuholen und überhaupt auf unseren Status-Quo zu bringen. Die Vision ist, in Zukunft als Branche gemeinsam die großen Schritte zu gehen, ohne jemanden auf der Strecke zu lassen.“

Bildquelle: © DSB-ONE GmbH

Porträt von Yannik Hoening, Clubmanager Sportwelt Rossbach

Yannik Hoenig, Clubmanager Sportwelt Rossbach

„Für inhabergeführte Qualitätsanbieter geht es in 2025 in erster Linie darum, die eigene Position am Markt konsequent zu besetzen, um sich gegen kapitalstarke Ketten und personalreduzierte Anbieter zu behaupten. Wer seine Zielgruppe kennt, seine Angebote klar kommuniziert und sein Qualitätsversprechen erfüllt, der wird auch in 2025 erfolgreich sein.“

Bildquelle: © POSITION Consulting GmbH

Porträt von Jan Paffhausen, IST-Studieninstitut / IST-Hochschule

Jan Paffhausen, IST-Studieninstitut / IST-Hochschule

„Die größte Herausforderung für Einzelstudios 2025 wird es sein, Personal zu finden und zu binden. Gerade wegen des zunehmenden Einsatzes von künstlicher Intelligenz im Trainings- und Verkaufsprozess wird der Faktor Mensch immer wichtiger. Eine strategisch langfristig angelegte Personalplanung ist elementar.“

Bildquelle: © IST-Studieninstitut GmbH

Porträt von Eugen Leibman, Geschäftsführer GET FIT Group

Eugen Leibman, Geschäftsführer GET FIT Group

„Wer nicht mit der Zeit geht, wird von der Zeit überholt. Die technologischen Entwicklungen im Bereich KI, Marketing und Digitalisierung werden immer größer. Es ist entscheidend, diese Trends aufzugreifen und aktiv zu nutzen, um konkurrenzfähig zu bleiben und die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Es gilt, die Chancen der Digitalisierung zu erkennen und für das eigene Geschäft optimal zu nutzen, um nicht abgehängt zu werden.“

Bildquelle: © Get Fit – Preiswert Trainieren GmbH

Porträt von Chang-Hun Jo, Geschäftsführer airtango

Chang-Hun Jo, Geschäftsführer airtango

„Der zunehmende Preiskampf mit Ketten wie McFit und Franchisebetrieben wie clever fit wird für unabhängige Studios immer härter, da diese Marktführer durch niedrige Fixkosten und standardisierte Abläufe Mitgliedsbeiträge von oft unter 20 Euro im Monat anbieten können. Kleinere Studios, die höhere Betriebskosten und weniger Verhandlungsmacht bei Lieferanten haben, geraten unter Druck, da viele Mitglieder zunehmend den günstigsten Preis suchen. Insbesondere Sonderaktionen, wie Gratismonate und dauerhafte Preisreduktionen bei den Ketten, zwingen unabhängige Clubs, entweder ihre Preise zu senken – was ihre Gewinnmargen schmälert – oder durch exklusive Angebote und personalisierte Betreuung einen klaren Mehrwert zu bieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Bildquelle: © airtango INSTORE TV GmbH

Porträt von Prof. Dr. Niels Nagel, Professor für Sports Management

Prof. Dr. Niels Nagel, Professor für Sports Management

„Als größte Herausforderung für inhabergeführte Einzelstudios sehe ich, den Unternehmenserfolg auf Basis der Wirksamkeit von Qualität und Quantität des Mitarbeitereinsatzes zu etablieren. In diesem Zusammenhang sehe ich u. a. im Fachkräftemangel und dem Einfluss der digitalen Selbstinformation der Mitglieder in den sozialen Medien in Kombination mit einem möglicherweise nachlassenden Konsumklima mit Wirkung auf die Preissensibilität relevante Herausforderungen für dieses Branchensegment.“

Bildquelle: © Niels Nagel

Porträt von Jan van Randenborgh, Geschäftsführer von Bedarf.de

Jan van Randenborgh, Geschäftsführer von Bedarf.de

„Einzelstudios werden sich immer mehr abheben müssen, um aus der Masse herauszustechen und aufzufallen, und das wiederum benötigt Geld und Energie für neue Konzepte und Ideen. Um diese Konzepte realisieren zu können, müssen alle Prozesse und Fixkosten optimiert, vielleicht sogar digitalisiert und auf Effizienz geprüft werden. Ich denke, das wird eine der größten Herausforderungen sein, vor allem für die Studios, die damit jetzt erst anfangen.“

Bildquelle: © fitness.bedarf.de

Porträt von Aleksander Ostojic, Geschäftsführer Trinity

Aleksander Ostojic, Geschäftsführer Trinity

„Die größte Herausforderung für inhabergeführte Einzelstudios im Jahr 2025 wird es sein, sich an das veränderte Konsumverhalten der Neukunden anzupassen. An Marken wie Nike, Apple, Amazon, Netflix und Co. sieht man, dass Menschen aufgeladene Marken bevorzugen. Niemand möchte einfach nur in ein Fitnessstudio gehen, sondern zu einer Marke, der er vertraut und mit der er sich identifizieren kann.“

Bildquelle: © Trinity Concepts GbR

Bildquelle Header: © Drazen - stock.adobe.com 

Der Autor

  • Kristian Kroth

    Kristian Kroth begann seine Karriere in der Fitnessbranche 2007 als leitender Angestellter in einer Fitnessstudiokette. 2009 machte er sich mit dem Family Fitness Koblenz selbstständig, das er mit dem Reha-Sport früh in Richtung Gesundheitsanbieter entwickelte.

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