Nachgefragt bei Katrin Happel und Jara Knell, Gesundheitszentrum Marburg
BODYMEDIA: Wie ist die Kommunikation mit den Ärzten bisher? Hatten sie schon von der Blankoverordnung gehört und wussten sie, wie sie damit arbeiten sollen?
Katrin Happel: Bisher läuft die Kommunikation mit den Ärzten ganz gut. Die Ärzte in unserem angegliederten MVZ verordnen bereits Blankoverordnungen. Dennoch bekommen wir von externen Ärzten immer wieder klassische Schulterverordnungen, die eigentlich als BVO laufen sollten.
Im Vorfeld haben wir uns intensiv mit der Blankoverordnung auseinandergesetzt und ein Konzept ausgearbeitet, wie wir vorgehen möchten. Dieses haben wir allen Mitarbeitern vorgestellt, sodass jeder wusste, was er zu tun hat. Sowohl die Therapeuten als auch die Verwaltungsmitarbeiter. Der neu gewonnene Spielraum ist für die Umsetzung der Therapie angenehmer.
BODYMEDIA: Gab es interne Stolpersteine bei der Umsetzung? Wie konntet ihr sie überwinden?
Jara Knell: Der größte Stolperstein lag bei uns in der Komplexität des Themas selbst. Wir arbeiten ebenfalls mit der Ergotherapie-Blankoverordnung, die wiederum ganz anders gehandhabt wird. Daher lag hier besonders zu Beginn eine große Last auf den Schultern der Verwaltungsangestellten.
Zudem war die Einführung der BVO in unser Praxissystem nicht immer einfach. Auch hier half die o. g. Konzepterstellung, an der sich alle Mitarbeiter orientieren können. Zudem prüfen wir stichprobenartig einzelne Verordnungen.
Ein weiterer Stolperstein ist das genaue Augenmerk darauf, ob ein Patient die 16-Wochen-Frist einhält oder nicht. Leider ist „Ärztehopping“ immer noch ein großes Thema und Patienten bekommen bereits früher eine neue Folge-BVO. Hier ist ebenfalls wieder die Verwaltung gefragt, dies zu überprüfen.
BODYMEDIA: Hattet ihr euch im Vorfeld gut auf die Arbeit mit der Blankoverordnung vorbereitet gefühlt?
Katrin Happel: Da wir uns bereits Wochen im Voraus mit dem Thema befasst und diverse Schulungen diesbezüglich besucht haben, fühlten wir uns gut vorbereitet. Lediglich die Handhabung mit der Praxissoftware war zu Beginn noch ein Fragezeichen.
Bildquelle: © Gesundheitszentrum Marburg
Nachgefragt bei Björn Reindl, R2comSport
BODYMEDIA: Wie ist die Kommunikation mit den Ärzten bisher? Hatten sie schon von der Blankoverordnung gehört und wusstensie, wie sie damit arbeiten sollen?
Björn Reindl: Bisher gab es keine Kommunikation mit den Ärzten, da bisher höchstens 5 Blankoverordnungen bei uns abgegeben worden sind. Nachdem unsere Therapeuten Schulterpatienten empfohlen haben, beim Arzt eine Blankoverordnung zu beantragen, kam bisher nur die Rückmeldung, dass die Ärzte diese nicht kennen würden.
BODYMEDIA: Welche Möglichkeiten haben sich für euch durch die Blankoverordnung ergeben?
Björn Reindl: Der Patient kann langfristig therapiert werden, ohne dass er sich drei einzelne Verordnungen beim Arzt holen muss, wodurch bisher immer ungünstige Pausen zwischen den Behandlungseinheiten entstanden sind. Somit kann eine gezieltere und abgestimmte Rehabilitation erfolgen. Für die Physiotherapeuten bietet sie mehr Möglichkeiten, die Behandlung zu gestalten und individuell an die Patienten anzupassen.
BODYMEDIA: Würdest du es begrüßen, dass die Blankoverordnungen auch für andere Indikationen als die der Schulter kommen?
Björn Reindl: Basierend auf den aktuellen Erfahrungen würde ich sagen: ja. Eventuelle Stolpersteine beim Abrechnungsprozess können wir noch nicht beurteilen.
BODYMEDIA: Hast du dich im Vorfeld gut auf die Arbeit mit der Blankoverordnung vorbereitet gefühlt?
Björn Reindl: Nicht so richtig. Zwei Kollegen vom Verwaltungsteam waren bei einer GKV-Heilmittelkatalog und-Blankoverordnung-Fortbildung. Dort wurde leider viel gesagt, was so nicht stimmt. Das hat dann bedauerlicherweise im gesamten Kurs zu Unsicherheit geführt.
Bildquelle: © R2comSport
Nachgefragt bei Sascha May, FORTSCHRITT – Physiotherapie und Training
BODYMEDIA: Wie ist die Kommunikation mit den Ärzten bisher? Hatten sie schon von der Blankoverordnung gehört und wussten sie, wie sie damit arbeiten sollen?
Sascha May: Wir haben im Vorfeld unsere Top-30-Ärzte per E-Mail informiert und für die jeweiligen Ampelphasen jeweils einen entsprechenden Behandlungsplan erstellt.
BODYMEDIA: Gab es interne Stolpersteine bei der Umsetzung? Wie konntet ihr sie überwinden?
Sascha May: Eine enge Kommunikation zwischen Therapeuten und Rezeption ist unerlässlich. Zu Beginn planen wir die gesamten 16 Wochen durch – mit dem Ziel, von der Reha bis zur Performance zu arbeiten. Dabei geht es nicht primär um finanzielle Aspekte, sondern darum, das therapeutische Maximum zu erreichen. Nach jeweils 6 Behandlungseinheiten wird die Timeline überprüft und angepasst. Da ausschließlich die Rezeption für die Terminplanung verantwortlich ist, können potenzielle Stolpersteine vermieden werden.
BODYMEDIA: Würdest du es begrüßen, dass die Blankoverordnungen auch für andere Indikationen als die der Schulter kommen?
Sascha May: Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende 2026 ausschließlich Blankoverordnungen erhalten werden. Unsere Berufsgruppe fordert seit Jahren mehr Verantwortung und Systemrelevanz – und wir nähern uns diesem Anspruch. Es bleibt abzuwarten, ob sich auch die schwarzen Schafe der Branche endgültig aussortieren lassen. Ich hoffe, dass entsprechende Prüfungen auf Plausibilität stattfinden.
BODYMEDIA: Hast du dich im Vorfeld gut auf die Arbeit mit der Blankoverordnung vorbereitet gefühlt?
Sascha May: Der Verband bot in alle Richtungen umfassende Onlineschulungen und Meetings an. Ich habe mich persönlich intensiv eingelesen und meine Mitarbeiter eigenständig geschult – was sehr gut funktioniert hat.
Bildquelle: © FORTSCHRITT – Physiotherapie und Training
Nachgefragt bei Alois Grabmair, Physiozentrum Peiting
BODYMEDIA: Wie ist die Kommunikation mit den Ärzten bisher? Hatten sie schon von der Blankoverordnung gehört und wussten sie, wie sie damit arbeiten sollen?
Alois Grabmair: Unsere Ärzte haben gleich von Anfang an die Blankoverordnung verschrieben, wussten aber nicht sehr viel darüber. Nur dass dabei der Therapeut mehr Möglichkeiten hat und entscheiden kann, wie behandelt werden soll. Ebenfalls war einigen nicht klar, wie viele Behandlungen abgegeben werden dürfen und wie lange die Laufzeit bis zur Abrechnung sein darf. Hierzu kamen Aussagen wie: „Es gibt nur 6 Behandlungen, wie sonst auch.“
Die 3 Zusatztermine für Befundung und Kontrolle waren auch nicht im Wissen der Ärzte. Grundsätzlich herrscht aber positive Stimmung zu der ganzen Sache Blankoverordnung, da sie selbst weniger im Fokus stehen, was die Therapie angeht.
BODYMEDIA: Würdest du es begrüßen, dass die Blankoverordnungen auch für andere Indikationen als die der Schulter kommen?
Alois Grabmair: Sie muss auf alle Fälle für andere Körperregionen kommen (Knie, Hüfte)! Der Zeitpunkt sollte aber noch bisschen in der Zukunft liegen, um alle Beteiligten (Ärzte, Praxen, Therapeuten) erst mal auf einen gemeinsamen Arbeitsstand zu bringen. Ein reibungsloser Ablauf ist aktuell noch nicht gegeben. Aber das Selbstvertrauen der Therapeuten ist mit der Blankoverordnung deutlich gestiegen.
BODYMEDIA: Hast du dich im Vorfeld gut auf die Arbeit mit der Blankoverordnung vorbereitet gefühlt?
Alois Grabmair: Es wurden von vielen Partnern (THEORG, Optika, KVB, …) Unterlagen und Informationen angeboten und auch verschickt. Diese reichen aber nur bedingt aus, um alles zu verstehen und umsetzen zu können. Onlineschulungen und selbstständige Recherche blieben nicht aus. Ebenfalls war hierzu das MEET THE TOP-Event perfekt, um sich aktuell zu informieren.
Bildquelle: © Physiozentrum Peiting
Nachgefragt bei Achim Weiß, PRO VITESS GmbH
BODYMEDIA: Gab es interne Stolpersteine bei der Umsetzung? Wie konntet ihr sie überwinden?
Achim Weiß: Die einzige Problematik für uns ist die Terminierung. Da die Verordnung über 4 Monate gültig ist, tun wir uns mit der Terminierung in der Grünphase noch etwas schwer. Erste Patienten kommen jetzt an das Ende der Grünphase und ich bin gespannt, ob wir diese verlassen müssen. Therapeutisch kommt uns die Blankoverordnung sehr entgegen. Endlich werden Anamnesen und Berichte fest verankert und auch bezahlt.
BODYMEDIA: Würdest du es begrüßen, dass die Blankoverordnungen auch für andere Indikationen als die der Schulter kommen?
Achim Weiß: Aber unbedingt! Der Arzt ist verantwortlich für eine dFür die Therapieinhalte sollte aber der Therapeut verantwortlich zeichnen! Wenn wir jetzt noch über die TI mit dem verordnenden Arzt in Kommunikation treten können, wird die Therapie qualitativ auf ein deutlich höheres Niveau gehoben werden. Wir können unser Konzept der Verbindung von passiver und aktiver Therapie viel besser umsetzen.
BODYMEDIA: Hast du dich im Vorfeld gut auf die Arbeit mit der Blankoverordnung vorbereitet gefühlt?
Achim Weiß: Die Vorbereitung auf die Blankoverordnung war sehr umfangreich und auch sehr herausfordernd. Viele Onlineseminare und ebenfalls einige interne Besprechungen sowie teaminterne Fortbildungen waren nötig, um ein klares Therapiekonzept für unsere Praxis zu erstellen. Dies empfinde ich aber nicht als negativ, sondern diese Gedanken werden die Therapie in unserem Zentrum noch mal deutlich verbessern. Einzig der sehr geringe zeitliche Vorlauf von knapp 2 Monaten war wirklich eine Herausforderung!
Bildquelle: © PRO VITESS GmbH
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