Management

Rückblick auf ein Jahr Corona

Die Fitness- und Gesundheitsbranche leidet nun bereits ein Jahr unter den Auswirkungen und Einschränkungen der Corona-Pandemie. Für alle Betreiber von Fitness- und Gesundheitsanlagen, wie z. B. das Zentrum Aktiver Prävention (ZAP) und das Racket Center Nußloch, eine sehr frustrierende, herausfordernde und bedrohliche Situation. Im folgenden Artikel beleuchtet ZAP-Leiterin Daniela Völker, wie es dem Studio und den Mitarbeitern im zurückliegenden Corona-Jahr 2020 erging.

Am 17. März 2020 trat der erste vollständige Lockdown in Kraft. Es folgte der Hoffnungsschimmer dank der Wiedereröffnung im Juni, ehe anschließend die erneute vollständige Schließung am 2. November 2020 bundesweit für Ernüchterung sorgte. Lediglich die Physiotherapie darf ihren Betrieb weiterhin aufrechterhalten und Patienten unter verschärften Hygieneauflagen behandeln, während Tennis, Tischtennis, Squash und Badminton sowie der Betrieb des Sportshops und der Gastronomie untersagt wurden.

Gerade in diesen Monaten herrscht im Zentrum Aktiver Prävention (ZAP), zu dem eine Physiotherapie, ein Wellnessbereich, Rehasport und ein gesundheitsorientiertes Fitnessstudio zählen, üblicherweise die größte Trainingsnachfrage. Stattdessen aber bleibt seit November der Fitness- und Wellnessbereich, in dem normalerweise über 2.800 Mitglieder trainieren, bereits zum zweiten Mal leer. Die Geräte bleiben ungenutzt, die Heizungen sind heruntergedreht, das Licht ist aus. Es wirkt gespenstisch.
 

Mitarbeiter zeigen Abstandsregeln im Zentrum Aktiver Prävention (ZAP)
Im ZAP wurden alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen erfüllt und übertroffen, um für den Re-Start gut gerüstet zu sein und den Mitgliedern und Mitarbeitern ein sicheres Gefühl geben zu können
 

Die Entwicklung vor dem ersten Lockdown

Anfang 2020 hat das ZAP-Team das Geschehen der Corona-Pandemie aufmerksam und intensiv in den Medien verfolgt. Je mehr darüber berichtet wurde, desto präsenter wurde das Thema, umso mehr wurde darüber gesprochen und desto mehr wurden dem Team die Auswirkungen auf das tägliche Leben und den Studiobetrieb bewusst.

Nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch bei den Mitgliedern machte sich zunehmend Unsicherheit bemerkbar. Auch sie verfolgten täglich die Entwicklungen und beratschlagten sich über die aktuelle Lage. Dabei stellten sich immer wieder die gleichen Fragen: Wie wirkt sich die Entwicklung auf den Betrieb aus? Wie sollten die Verantwortlichen aufgrund der gesundheitsorientierten Ausrichtung reagieren? Was gilt es zu beachten? Wie sehen die Perspektiven aus?

Vieles erforderte kurzfristige, schnelle Entscheidungen, rasches Handeln und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Die Entscheidungen waren stets an die behördlichen Auflagen geknüpft, was teilweise durchaus zu Unverständnis führte. Oberstes Ziel bei allen getroffenen Entscheidungen war es, der Fürsorgepflicht und Verantwortung gegenüber allen Mitgliedern und Mitarbeitern gerecht zu werden und dennoch für ein Stück „Normalität“ zu sorgen und das Training als Anker im Alltag zu erhalten.

Als sich die Pandemie im Februar ausbreitete und näher rückte, war dies im ZAP anhand der Besucherzahlen bereits deutlich zu spüren. Im Vergleich zu den Vorjahren hatte die Besucherfrequenz im Fitnessstudio bereits drei Wochen vor dem ersten Lockdown im März zunächst leicht, dann zunehmend stärker nachgelassen. Nur noch ungefähr 30 % der sonst üblichen Check-ins wurden registriert. An dem Tag, als der Lockdown und damit die Schließung verkündet wurde, waren bereits kaum mehr Mitglieder beim Training.

Die Mitglieder hatten, wenn man so will, den Lockdown für sich bereits vorweggenommen. Dies hing sicherlich auch damit zusammen, dass das ZAP in erster Linie ein Gesundheitsstudio mit vielen älteren Mitgliedern ist, die zur Corona-Risikogruppe zählen. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei ca. 53 Jahren und damit deutlich über dem Branchendurchschnitt.
 

Der erste Lockdown

Am 17. März 2020 war es dann so weit: Der erste Lockdown begann und die Türen des ZAP durften laut Verordnung bis in den Juni nicht mehr geöffnet werden. Was zu erwarten war, wirkte dennoch wie ein Schock! In der ersten Woche stand das Telefon nicht mehr still. Einige Mitglieder wollten unbedingt weiter trainieren und konnten es nicht glauben, dass ihnen diese Möglichkeit nun einfach genommen wurde. Für die Mitarbeiter musste Kurzarbeit angemeldet werden, die wenigen freiberuflichen Kräfte, insbesondere Kursleiter und Rehasport-Übungsleiter, hatten keine Beschäftigung mehr.

Nichtsdestotrotz war es dem ZAP-Team von Beginn an wichtig, auch während des Lockdowns den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechtzuerhalten und sie auch beim Training zu Hause zu unterstützen. So wurden regelmäßig Trainingspläne mit unterschiedlichen Schwerpunkten inklusive Videoanleitungen erstellt, in denen die Gesundheitstrainer die Übungen zeigten. Darüber hinaus wurden die Mitglieder regelmäßig mit Tipps zum Thema Training, Entspannung und Ernährung über einen Newsletter, die Webseite sowie die sozialen Medien versorgt.

Über Videobotschaften wurde zudem die Haltung der ZAP-Verantwortlichen bezüglich der Schließung kommuniziert, die den Lockdown als unumgänglich ansahen, da man ansonsten der Verantwortung als Gesundheitsdienstleister nicht mehr gerecht geworden wäre.

Nach vielen internen Gesprächen wurde zunächst entschieden, die Beiträge während der Studioschließung nicht einzuziehen und die Mitgliedschaft ohne Verlängerung der Laufzeit stillzulegen. Den ZAP-Verantwortlichen war natürlich bewusst, dass sie durch diese Maßnahme auf Dauer mit den laufenden Kosten in finanzielle Probleme geraten würden. Umso größer war die Freude, dass sich viele Mitglieder solidarisch zeigten und ihren Beitrag trotz Schließung weiterzahlten.

Diese erste positive Reaktion der Mitglieder war der Anstoß für eine Videobotschaft des Geschäftsführers des Racket Centers, Dr. Matthias Zimmermann, in der er die Mitglieder des ZAP zur Solidarität aufrief. Im Endeffekt unterschrieben ca. 25 % unserer Mitglieder eine Solidaritätsvereinbarung, in der sie ihre finanzielle Unterstützung zusagten. Um die Beitragszahlung für den Zeitraum der Schließung zu kompensieren, haben diese Mitglieder eine Zeitgutschrift und eine Einladung zu einem Frühstück für zwei Personen in das Studio-Restaurant Marea erhalten.
 

Frau desinfiziert Gerät, abgesperrtes Gerät im Zentrum Aktiver Prävention
Die Geräte und Trainingsflächen im ZAP wurden während der Öffnungen regelmäßig desinfiziert
 

Die Wiedereröffnung

Nach zwei geschlossenen Monaten kam dann endlich die freudige Nachricht, dass ab Juni wieder geöffnet werden durfte. Durch die relativ späte Öffnung von Fitness- und Gesundheitseinrichtungen in Baden-Württemberg konnte man sich an Hygienekonzepten anderer Bundesländer orientieren. Dies ermöglichte eine gewisse Vorausplanung und frühzeitige Überlegungen zur Anpassung der Abläufe, um den geltenden Sicherheitsmaßnahmen gewachsen zu sein.

Die Wochen des Lockdowns wurden intensiv genutzt, um die Trainingsgeräte in einen Top-Zustand zu bringen und die Trainingsfläche für die Wiedereröffnung unter Berücksichtigung der Vorgaben des Hygienekonzepts vorzubereiten. Der notwendige Sicherheitsabstand war garantiert und ausreichend Desinfektionsmittel für Hände und Geräte wurde positioniert. Umkleiden und Duschen mussten zu Beginn geschlossen bleiben, konnten aber nach und nach mit Einschränkungen und dem notwendigen, einzuhaltenden Abstand wieder genutzt werden.

Aus Respekt vor dem Virus waren die Besucherzahlen trotz der Vorkehrungen vergleichsweise sehr gering. Außerdem setzte das Hygienekonzept voraus, dass man sich vor dem Fitnessstudiobesuch für ein gewünschtes Zeitfenster anmeldete. Da viele ältere Mitglieder Probleme mit der Online-Anmeldung hatten, lief dies anfangs sehr schleppend. Nicht jeder konnte oder wollte sich direkt mit dem neuen System arrangieren.

Trotzdem war es schön zu sehen, wie viel Mühe sich gerade auch ältere Personen gaben, das System und die neuen Abläufe zu verstehen, und die Möglichkeiten des Trainings regelkonform nutzten. Dies entschädigte für die Anstrengungen der Mitarbeiter, die sich rund um die Uhr wie in einem Call-Center vorkamen.

Die meisten unserer Mitglieder hielten sich vor Ort vorbildlich an die Hygiene-Regeln. Die Konzepte und Einschränkungen wurden gut angenommen, das Feedback der Mitglieder war durchweg positiv. Natürlich gab es aber auch Ausnahmen, was des Öfteren unschöne Diskussionen zur Folge hatte. Jedoch zahlten sich Konsequenz und Hartnäckigkeit aus und führten schlussendlich dazu, dass sich die Mitglieder beim Training sicher fühlten.
 

Der zweite Lockdown

Vor dem zweiten Lockdown war der Rückgang der Check-ins nicht so stark zu spüren wie vor dem ersten. Die Besucherfrequenz ging auch kurz vor der erneuten Schließung nicht erheblich zurück. Im Gegensatz zum ersten Lockdown wurde im ZAP aufgrund der angekündigten Corona-Hilfen gänzlich auf den Einzug der Mitgliedsbeiträge verzichtet.

Allerdings gibt es aktuell immer noch einige Schwierigkeiten und Verzögerungen, was den Erhalt der zugesagten Geldsummen angeht. Bis Anfang Februar kamen lediglich 30 % der beantragten Hilfen zur Auszahlung, was die Aufrechterhaltung des Betriebs an seine finanziellen Grenzen brachte.

Auch dieses Mal erreichten das ZAP-Team zahlreiche Zuschriften der Mitglieder, die ihre Solidarität und Verbundenheit ausdrückten. Trotzdem liegt der Mitgliederrückgang im ZAP seit Februar 2020 bei über 16 %. Auch während des zweiten Lockdowns musste unser Team wieder in die Kurzarbeit. Nur ein kleines Kernteam hat den Betrieb aufrechterhalten, stand den Mitgliedern bei Fragen zur Verfügung und gewährleistete für Patienten die physiotherapeutische Behandlung.

Nachdem die Resonanz auf die Trainingsvideos und Trainingspläne während des ersten Lockdowns positiv ausgefallen war, wurden erneut Trainingspläne mit Videoanleitung und bebilderte Trainingspläne für das Homeworkout sowie Ernährungstipps erstellt, auf die die Mitglieder und andere Interessenten über die Webseite frei zugreifen können.

Die Physiotherapie ist weiterhin geöffnet, sodass wenigstens ein Teil der Mitglieder mit Einschränkungen die Möglichkeit nutzen können, etwas für ihre Gesundheit und Lebensqualität zu tun. Seit Januar werden zusätzlich noch kostenpflichtige Online-Live-Kurse sowie Tipps zum Thema Ergonomie am Arbeitsplatz über Social Media angeboten.
 

Ausblick

Trotz der geschlossenen Türen im ZAP und der Kurzarbeit hatte der Lockdown auch positive Aspekte. Das vergangene Jahr konnte genutzt werden, um zahlreiche Dinge, die im normalen Alltag im Studio zu kurz kommen, aufzuarbeiten. Die Trainingsfläche wurde auf Vordermann gebracht und das Studio sowie das gesamte Racket Center wurden durch Verschönerungsarbeiten aufgewertet.

Auch die internen Pläne, Systeme und Prozesse wurden optimiert und es ist gelungen, sich auf Digitalisierungsmaßnahmen zu fokussieren. Dementsprechend optimistisch ist man im ZAP, dass man den Mitgliedern zukünftig ein noch besseres und sicheres Sporterlebnis, unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen, bieten kann.

Trotzdem zeigt die Pandemie, dass gesundheitsorientiertes Muskeltraining unter fachkundiger Anleitung in Gesundheits- und Fitnesseinrichtungen bei den politischen Entscheidungsträgern und in der Öffentlichkeit nicht den Stellenwert genießt, den es verdient. Die Aufgabe, die unsere Branche für die Gesundheit der Gesellschaft erfüllt, muss in Zukunft deutlich stärkere Anerkennung finden.

Die Autorin

  • Daniela Völker

    Daniela Völker studierte an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und erreichte dort die Abschlüsse Bachelor of Arts Fitnessökonomie sowie Master of Arts Prävention und Gesundheitsmanagement. Heute leitet sie das Zentrum Aktiver Prävention (ZAP) im Racket Center Nußloch mit den Bereichen Prävention, Rehabilitation sowie Physiotherapie und ist für die unternehmerische sowie personelle Weiterentwicklung verantwortlich.

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