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Den Physiopraxisverkauf frühzeitig zu planen lohnt sich – Ute Repschläger vom IFK e. V. im Interview

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Den richtigen Nachfolger für die eigene Physiopraxis zu finden, gehört zu den großen Herausforderungen, denen sich ein Unternehmer in der Physiotherapie irgendwann einmal stellen muss. Um die Unternehmer dabei zu unterstützen, hat der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. 2025 das Programm „physio-NEXT“ ins Leben gerufen. Wir sprachen mit Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V., über die Möglichkeiten von „physio-NEXT“.

BODYMEDIA: Was sind die aktuellen Herausforderungen für die Inhaber von Physiopraxen, wenn es darum geht, einen Nachfolger zu finden?

Ute Repschläger: Wer seine Praxis verkaufen möchte, muss sich zunächst einmal mit der Marktlage befassen. 

  • Wie ist das Angebot an und die Nachfrage nach Physiotherapiepraxen in der Region?
  • Gibt es andere Praxen, die in der jüngeren Vergangenheit verkauft worden sind?

Dann folgt der Blick auf die eigene Praxis:

  • Welche Merkmale zeichnen die Praxis aus, die als Verkaufsargument dienen können?
  • Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, z. B. eine Spezialisierung auf eine bestimmte Patientengruppe?

All dies kann die Nachfolgesuche erschweren oder auch erleichtern. In ländlichen Regionen kann es gegebenenfalls schwieriger sein als in der Stadt, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Dessen sollte man sich zu Beginn des Nachfolgeprozesses bewusst sein. Durch den Eintritt der Babyboomer-Generation ins Rentenalter ist zudem in den nächsten Jahren mit einer größeren Anzahl an Praxisübergaben zu rechnen. Diese Entwicklung könnte sich auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage und schlussendlich auch auf die Preisvorstellungen möglicher Käufer auswirken.

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BODYMEDIA: Es ist nicht einfach, ein Geschäft abzugeben, das man selbst aufgebaut hat. Welche Rolle spielt dabei die emotionale Seite der Verantwortlichen?

Ute Repschläger: Das eigene Unternehmen aufzugeben, ist für viele sehr emotional. Schließlich investiert man als Inhaber in der Regel nicht nur sehr viel Zeit und Geld in den Aufbau und den Betrieb seiner Praxis, sondern auch eine Menge Herzblut. Wer seine Praxis über Jahre geleitet hat, möchte sein Lebenswerk verständlicherweise gern in gute und vertrauensvolle Hände abgeben.

Den Inhabern ist häufig auch der Übergang sehr wichtig. Er soll sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Patienten gut gelingen. Den richtigen Nachfolger zu finden, der die Praxis gegebenenfalls im Sinne des bisherigen Inhabers weiterführt, ist nicht leicht. Daher ist es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wenn man seine Praxis in den nächsten Jahren abgeben möchte.

BODYMEDIA: Ab wann sollte man sich konkret mit der Aufgabe beschäftigen, einen Nachfolger zu finden?

Ute Repschläger: Das Alter und der anstehende Ruhestand sind die häufigsten Gründe für Praxisinhaber, die eigene Praxis abzugeben. Es ist wichtig, sich rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen, um alle Schritte gut vorbereiten zu können. Wir empfehlen, möglichst zwei bis drei Jahre vor der geplanten Praxisübergabe mit den Überlegungen und der Planung zu beginnen, um unnötigen Zeitdruck zu vermeiden. Eine gezielte, strategische Planung sollte dann mindestens ein Jahr vor dem geplanten Ende der Praxistätigkeit erfolgen. Das sind aber natürlich nur Richtwerte.

BODYMEDIA: Welche Modelle haben sich in der Praxis bewährt (alter Inhaber als Berater tätig, vollständiger Verkauf, eigenen Nachfolger aufbauen)?

Ute Repschläger: Wer seine Praxis abgeben möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, die sich alle „bewährt“ haben. Es gilt vielmehr, das richtige Modell für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu finden. Generell besteht die Möglichkeit, die Praxis an bekannte Personen (bspw. ein Familienmitglied oder einen Mitarbeiter), an einen fremden Physiotherapeuten oder an eine Praxiskette zu verkaufen. All diese Möglichkeiten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, die es zu beachten gilt.

Ob und in welcher Form der bisherige Praxisinhaber weiterhin als Berater fungiert oder bereits vor seinem Ausscheiden den Nachfolger aufbaut, ist davon unabhängig. Sofern der Praxisinhaber nach dem Verkauf noch nicht unbedingt vollständig in den Ruhestand wechseln möchte, besteht z. B. die Möglichkeit, die Praxis schrittweise zu übergeben. Er kann dazu zunächst eine Kooperation mit einer anderen Praxis bzw. einem anderen Praxisinhaber eingehen und seinen Ausstieg erst nach einigen Jahren der gemeinsamen Praxisführung planen.

BODYMEDIA: Mit der IFK-Nachfolgebörse unterstützen Sie Praxisinhaber beim Verkauf der Praxis. Können Sie uns die Möglichkeiten und Funktionsweise der Plattform erläutern?

Ute Repschläger: Die IFK-Nachfolgebörse auf der Verbandsinternetseite ist nur ein kleiner Teil unseres Angebots für Physiotherapeuten, die ihre Praxis abgeben möchten. Hier können Mitglieder kostenfrei, Nichtmitglieder gegen eine Bearbeitungsgebühr ein Nachfolgegesuch veröffentlichen lassen. Interessierte Käufer können dann direkt den Kontakt zum inserierenden Praxisinhaber suchen.

BODYMEDIA: Welche Möglichkeiten bietet der Verband darüber hinaus an, um Praxisinhaber beim Verkauf zu unterstützen?

Ute Repschläger: Inhaber, die ihre Praxis abgeben möchten, bieten der IFK ein umfassendes Angebot. Mit „physio-NEXT“ hat der IFK Anfang 2025 ein Praxisübergabezentrum ins Leben gerufen, mit dem wir alle Services rund um die Praxisübergabe für unsere Mitglieder bündeln. Wir beraten und unterstützen unter anderem bei der Ablaufplanung, der Nachfolgersuche und der Kommunikation mit Interessenten, Mitarbeitern, Patienten, Ärzten etc.

Außerdem geben wir Hilfestellung bei der Praxiswertermittlung und die IFK-Rechtsberatung beantwortet juristische Fragen, zum Beispiel zu Verträgen (Kaufvertrag, Arbeitsverträgen etc.). Auch die Themen An-, Ab- oder Ummeldungen, Kündigungen, Stilllegung IK und Rückgabe der Kassenzulassung gehören zum Beratungsportfolio von physio-NEXT.

Physiotherapeut steht vor einer Wirbelsäule mit verschränkten Armen
Das Alter und der anstehende Ruhestand sind die häufigsten Gründe für Praxisinhaber, die eigene Praxis abzugeben (Foto: © WavebreakmediaMicro – stock.adobe.com)

Für unsere Mitglieder haben wir zudem eine ganze Reihe von informativen Merkblättern, Checklisten und Musterverträgen erstellt, die bei der Vorbereitung einer Praxisübergabe helfen. Individuelle Fragen zur Praxisübergabe beantwortet unser kompetentes Team, das die Mitglieder mit persönlicher Betreuung durch den Ab- oder Übergabeprozess führt.

BODYMEDIA: Können Sie zum Abschluss ganz kurz skizzieren, wie es nach dem Finden eines Nachfolgers weitergehen kann?

Ute Repschläger: Wer einen Nachfolger für seine Praxis gefunden hat, ist bereits ein großes Stück des Weges gegangen. Es gibt aber natürlich viele Themen, die vom alten Inhaber und dem Nachfolger auch abseits des eigentlichen Kaufvertrags geklärt werden müssen. Es müssen zum Beispiel steuerrechtliche Fragestellungen beantwortet oder der (etwaige) Mietvertrag umgestellt werden. Im Bereich Datenschutz gibt es einiges zu beachten und selbstverständlich müssen auch die bestehenden Mitarbeiter informiert und in den Prozess mit einbezogen werden.

Die ganze Kommunikation rund um eine Praxisübernahme beinhaltet zudem die Information der Patienten, der Ärzte in der Umgebung und weiterer Kooperationspartner wie beispielsweise Lieferanten. Und schließlich müssen auch die IK bei den Krankenkassen stillgelegt und weitere Kündigungen (Mitgliedschaften, Verträge usw.) vorgenommen werden.

Die Praxisübergabe ist insgesamt ein umfangreiches Unterfangen, zu dem viele Themen und viele Arbeitsschritte gehören. Alles im Blick zu behalten – und das über einen Zeitraum von mehreren Jahren – ist eine große Herausforderung, bei der man nicht den Überblick verlieren darf.

Mit physio-NEXT hat der IFK daher ein Angebot geschaffen, das auf diese Anforderungen zugeschnitten ist und mit dem man den kompletten Prozess der Praxisübergabe von den ersten Überlegungen bis hin zu dem Moment, an dem man sich dann tatsächlich aus seiner eigenen Praxis verabschiedet, strukturiert angehen kann.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das interessante Interview!

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Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Er war von 2015 bis 2023 Chefredakteur der BODYMEDIA Fachmagazine. 2017 etablierte er mit der BODYMEDIA Physio ein Business-Magazin im Physio-Bereich. Nach einer etwa einjährigen Pause als Leiter eines therapeutischen Fitnessstudios kehrte er 2024 als Stellver. Chefredakteur zur BODYMEDIA zurück. 

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