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Best Ager im Fokus: Neue Perspektiven für die Fitnessbranche

Bildquelle: © Sportclub Optimum

In vielen Fitnessstudios liegt der Fokus noch auf jungen, leistungsorientierten Zielgruppen. Dabei wird eine wachsende, attraktive Nutzergruppe oft übersehen: die Best Ager. Menschen ab 50 verfügen über Kaufkraft, Tagesfreizeit und ein starkes Gesundheitsbewusstsein – und sind eine zentrale Säule im demografischen Wandel.

Doch wie können Fitnessstudios diese Zielgruppe erreichen – und vor allem halten? Ein Gespräch mit Studiobetreiber Christian Betzle sowie eine aktuelle Umfrage unter Studioverantwortlichen geben konkrete Antworten auf diese Fragen.

Was Best Ager wirklich suchen

„Wer aus dem Studio austritt, verlässt quasi die Familie“, sagt Christian Betzle, Betreiber des Studios Sportclub Optimum in Selters. Seit über 25 Jahren setzt er auf gesundheitsorientiertes Training und berichtet von einer hohen emotionalen Bindung seiner Mitglieder.

„Für viele unserer Mitglieder ist das Studio nicht nur ein Trainingsort, sondern ein sozialer Treffpunkt – mit Kaffee, Gespräch und Routine. Gerade im ländlichen Raum ist das enorm wichtig“, so der Betreiber von zwei Studios weiter. Sein Erfolgsrezept: persönliche Betreuung, hohe Trainerpräsenz auf der Fläche und ein klarer Fokus auf Prävention statt Leistung.

Ergebnisse einer Onlineumfrage

Eine begleitende Umfrage unter Studiobetreibern zeigt: Die Zielgruppe „Best Ager“ wird vielerorts bereits adressiert – aber sehr unterschiedlich bewertet:

  • Zwei Drittel der Studios bieten spezifische Programme für Best Ager an, meist in Form von gesundheitsorientierten Kursen, Rehasport oder Wellnessangeboten.
  • Die Bewertung des Engagements dieser Zielgruppe fällt positiv aus: „Treue Mitglieder, geringe Fluktuation“ – so ein häufiges Fazit.
  • Gleichzeitig schätzt nur rund ein Drittel der befragten Studios die Zielgruppe als „sehr wichtig“ für die Zukunft ein.
  • Herausforderungen: hoher Betreuungsaufwand, Kommunikationsbarrieren, unrealistische Preisvorstellungen. 

Besonders auffällig: Fitnessstudios im ländlichen Raum berichten deutlich häufiger von positiven Erfahrungen mit der Zielgruppe 50+ als urbane Kettenbetriebe.

Kommunikation mit Best Agern: Nähe statt Reichweite

Die ältere Zielgruppe ist schwer über Performance-Marketing zu erreichen. Digitale Kanäle greifen oft zu kurz, weil sie keine Beziehung aufbauen. Christian Betzle bringt es auf den Punkt: „Wenn ich einen 60-Jährigen erreichen will, muss ich seine Welt betreten.“

Älterer Mann trainiert an einem Fitnessgerät und wird dabei von einer Trainerin unterstützt, beide lächeln.Fitnessstudios im ländlichen Raum berichten deutlich häufiger von positiven Erfahrungen mit der Zielgruppe 50+ als urbane Kettenbetriebe (Bildquelle: © Sportclub Optimum)

Offlinemedien wie lokale Zeitungen, klassische Außenwerbung oder gezielte Veranstaltungen erzielen deutlich mehr Wirkung. Auch die aktuelle Marktentwicklung zeigt: Der Anteil der Out-of-Home-Werbung im Fitnessbereich liegt inzwischen bei über 58 % des Gesamtbudgets (BMF 03/2025). Die Zielgruppe braucht physische Präsenz, Vertrauen und persönliche Begegnungen. Empfehlungsmarketing, Gesundheitsvorträge, Infoveranstaltungen – all das wirkt besser als Klickzahlen.

Schlüssiges Gesamtkonzept als Erfolgsfaktor

Best Ager sind nicht nebenbei zu gewinnen. Wer sie ernsthaft erreichen will, braucht ein durchdachtes Gesamtkonzept aus Betreuung, Gesundheitsangeboten und sozialer Integration. Der Sportclub Optimum zeigt, wie es geht: mit Haltung, Konstanz und menschlicher Nähe. „Man kann nicht nur die Zielgruppe ansprechen – man muss sie ernst nehmen“, verdeutlicht Christian Betzle.

Vorteile, Herausforderungen, Kommunikation

Vorteile: Warum sich Best Ager lohnen
  1. Treue Mitgliederbindung: hohe emotionale Bindung, geringe Fluktuation.
  2. Besuch in schwach frequentierten Zeiten: vormittags o. früher Nachmittag.
  3. Hohe Zahlungsbereitschaft: investieren gern in Qualität und Gesundheit.
Herausforderungen: Betreuung und Ausstattung
  1. Spezielle Trainingsbedürfnisse: Fokus auf Beweglichkeit, Prävention und Lebensqualität.
  2. Qualifiziertes Personal: Dauerhafte Trainerpräsenz ist entscheidend.
  3. Kommunikationsanforderungen: Broschüren, Infoabende, persönliche Beratung wichtiger als Online-Anzeigen.
Strategische Kommunikation: So erreichen Sie Best Ager
  1. Sichtbarkeit und Vertrauen schaffen: lokale Medien, Außenwerbung, lokale Kooperationen.
  2. Emotionale Bindung fördern: Erfolgsgeschichten, Gruppenangebote, soziale Treffpunkte.
  3. Service betonen: Kontinuität, persönliche Betreuung, gesundheitsorientierte Ziele im Fokus.

Fazit

Wer sich frühzeitig auf Best Ager einstellt, profitiert doppelt: durch stabile Umsätze, geringe Fluktuation und eine neue Rolle als sozialer Anker im Quartier. Gerade in einer alternden Gesellschaft liegt hier enormes Potenzial – wenn man es mit Haltung und Struktur erschließt.

Bildquelle Header: © Sportclub Optimum

Der Autor

  • Karsten Happel

    Karsten Happel, Ph.D., DBA hat im Februar 2024 seine Dissertation bestanden. Thema der Arbeit: „Einsatz und Wirkung von Außenwerbung zur Mitgliedergewinnung stationärer Fitnessstudios aus Sicht der Studiobetreiber“.

    Mehr zu Karsten Happel

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