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FIBO 2025: Longevity definiert die Branche neu

Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

Gesundes Altern als gesellschaftliche Herausforderung. Dabei geht es längst nicht mehr nur um das bloße Älterwerden, sondern darum, wie Menschen ihre Lebensspanne möglichst gesund, leistungsfähig und selbstbestimmt gestalten können. Die FIBO 2025 widmete diesem Thema erstmals eine eigene Halle.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bewegungsmangel zählt laut WHO zu den größten Gesundheitsrisiken, regelmäßige körperliche Aktivität wirkt präventiv und zellaktivierend – Programme wie „United Let’s Move“ setzen auf niederschwellige Aktivierung.
  • Die FIBO zeigt: Langlebigkeit braucht Individualität – von Krafttraining über Lichttherapie bis zu molekularer Unterstützung wie NAD+, lassen sich viele Maßnahmen kombinieren und personalisieren.
  • Technologie für Prävention und Regeneration: Photobiomodulation (Rotlicht), hyperbare Sauerstofftherapie und Atemanalyse sind neue Werkzeuge zur Leistungssteigerung, Regeneration und Gesundheitskontrolle – zunehmend auch im Fitnessbereich.
  • Trotz neuer Trends bleiben Schlaf, Ernährung, Bewegung und Stressreduktion die fundamentalen Säulen gesunden Alterns – technologische Innovationen können sie unterstützen, aber nicht ersetzen.

Bewegungsmangel gehört laut WHO zu den größten Risikofaktoren für chronische Erkrankungen wie Herz- Kreislauf-Leiden, Typ-2-Diabetes oder Depressionen. Regelmäßige körperliche Aktivität kann diesen Risiken wirksam entgegenwirken – und wirkt darüber hinaus als zellulärer Stimulus, der Reparaturprozesse im Organismus aktiviert. Programme wie „United Let’s Move“, die während der FIBO vorgestellt wurden, setzen auf niedrigschwellige Aktivierungsstrategien: Durch offene Studioangebote, lokale Events und medienwirksame Challenges sollen Menschen jeder Altersgruppe erreicht werden. Die Botschaft: Bewegung ist Medizin – und jeder Schritt zählt.

Dr. Thomas Wessinghage, ärztlicher Direktor und DSSV-Vorstand, formulierte es auf der FIBO-Pressekonferenz wie folgt: „Fitness bietet Lösungen. Wer regelmäßig trainiert, senkt das Risiko für Diabetes, stärkt die psychische Gesundheit und begegnet den Herausforderungen des modernen Lebens – vom Bewegungsmangel bis zur digitalen Überlastung.“

Verschiedene Ansätze mit dem gleichen Ziel

Longevity ist jedoch vor allem auch ein Thema, das ganzheitlich betrachtet werden muss. Und genau das wurde auf der FIBO deutlich. Viele unterschiedliche Ansätze versprechen Erfolge beim Thema Langlebigkeit. Wer sich des Ganzen also intensiv annimmt, hat viele verschiedene Möglichkeiten, die sich zum Teil wunderbar ergänzen. Auch das wurde auf der FIBO deutlich: Bei Longevity geht es auch um Individualität.

Bei einer Vielzahl von Ansätzen findet jedoch nahezu jeder etwas, das sich gut ins eigene Leben integrieren lässt. Oder ins Fitnessstudio. Noch sind Angebote zu Longevity, die über Krafttraining und Wellness hinausgehen, in Studios eine Besonderheit. Schon bald jedoch vielleicht ein Muss, um der steigenden Nachfrage und dem wachsenden Anspruch an Gesundheits-und Longevity-Themen der Kunden gerecht zu werden.

Licht als therapeutische Ressource

Die Idee, dass Licht nicht nur Sehen ermöglicht, sondern tiefgreifende biologische Prozesse beeinflusst, hat in der Photobiomodulation (PBM) eine wissenschaftlich fundierte Grundlage gefunden. Rotes und nahinfrarotes Licht (600–700 nm) und (800–900 nm) kann in die Haut eindringen und dort Mitochondrien – die „Kraftwerke der Zelle“ – stimulieren. Studien zeigen, dass diese Bestrahlung die ATP-Produktion steigern, Entzündungen hemmen und die Wundheilung fördern kann. Besonders in der morgendlichen Anwendung scheint Rotlicht positive Effekte auf die Augengesundheit und den circadianen Rhythmus zu haben.

Maske für Rotlichtbehandlung
Rotlicht kann dabei helfen, jung zu bleiben. Äußerlich und auf Zellbasis (Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG)

„Viele unterschätzen, wie viel Energie wir aus Licht gewinnen können. Unsere Zellen reagieren auf bestimmte Wellenlängen – das ist längst kein esoterischer Ansatz mehr, sondern solide Biochemie“, erklärt Yike Pan, Geschäftsführer der We Care+ GmbH. Das Unternehmen übersetzt diese Erkenntnisse in marktreife Produkte, die gezielt auf die zelluläre Energieproduktion und Regeneration abzielen. Dabei wird auch auf Risiken hingewiesen: Übermäßige Exposition gegenüber Blaulicht – etwa durch Bildschirme – kann oxidativen Stress fördern. „Viele Menschen profitieren bereits von Blaulichtfiltern, gerade am Abend. Das unterschätzt die Industrie noch immer“, so Yike Pan.

Precor setzt seit Kurzem auch auf Wellness und Recovery in Form von Rotlichttherapien. Das Unternehmen stellte Saunen, Lichtkabinen, Liegen und Pods vor, die die Kraft von Licht und Wärme nutzen. Dass zu den nachgewiesenen Wirkungen der Photobio-modulation mit Tiefenfrequenz-Rotlicht Leistungssteigerung und schnellere Regeneration zählen, weiß man auch bei JK International. Die JK Group bietet mit „Recharge“ erstmals eine Ganzkörper-Anwendung mit Hochleistungs-LEDs an, die Rotlicht (630 nm + 660 nm) und Nahinfrarot (850 nm) kombiniert.

Sauerstoff unter Druck – Atmung als therapeutische Intervention

Sauerstoff ist elementar für die Zellfunktion – doch unter bestimmten Bedingungen kann seine Wirkung deutlich intensiviert werden. Die sogenannte hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) nutzt Druckkammern, um reinen Sauerstoff unter erhöhtem Umgebungsdruck einzuatmen. Dies erhöht die Sauerstoffsättigung nicht nur im Blut, sondern auch im Gewebe, was nachweislich regenerative Prozesse unterstützt.

Bewegung und Stretching auf er FIBO
Wir sitzen zu viel. Schreibtische mit integriertem Laufband sollen helfen, dass wir auch im Büro genug Bewegung bekommen (Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG)

„HBOT wirkt wie ein Reset für den Körper. Wir sehen in der Praxis verbesserte Wundheilung, mehr Energie und in manchen Fällen sogar neuroregenerative Effekte“, sagt Dr.-Ing. Thomas Walter, Gründer von X4Oxygen, der die Technologie in Europa bekannter machen will. Seine Druckkammern kommen mittlerweile nicht nur im medizinischen Bereich zur Anwendung, sondern sollen auch zunehmend in Fitnessstudios zum Einsatz gebracht werden – mit Blick auf Prävention, Performance und Zellgesundheit.

Dass der Sauerstoff und die Luft, die wir ausatmen, auch Rückschlüsse auf unsere Gesundheit und Fitness zulassen, ist wissenschaftlich erwiesen. Hier setzt uvida an: Innerhalb von wenigen Minuten ermitteln Atemmasken des Unternehmens mit Sensoren das Verhältnis des aufgenommenen Sauerstoffs zur ausgeatmeten Kohlendioxidkonzen-tration. Es wird dabei festgestellt, in welcher Ruhestoffwechselsituation sich ein Körper befindet. Sowohl die Menge an verbrannten Kalorien als auch die Verteilung der Nährstoffe kann exakt über die Atemgase bestimmt werden.

NAD+ und Zellreparatur – Fokus auf molekulare Langlebigkeit

Ein zentrales Thema der Longevity- Forschung ist die mitochondriale Gesundheit. Mitochondrien verlieren im Laufe des Lebens an Effizienz, was sich negativ auf Energie, Zellreparatur und Immunfunktionen auswirkt. Eine Schlüsselrolle dabei spielt das Coenzym NAD+ (Nicotinamid-Adenin- Dinukleotid), das für zahlreiche zelluläre Prozesse essenziell ist – unter anderem die DNA-Reparatur und die Sirtuin-Aktivität, die mit Langlebigkeit assoziiert wird. „Ohne ausreichendes NAD+ wird der Körper langsamer, träger, anfälliger – auf molekularer Ebene“, erklärt Dr. med. Liutgard Baumeister-Jesch von Heidelberger Chlorella. Das Unternehmen setzt auf bioverfügbare Präparate, die wissenschaftlich validiert sind und auf die individuellen Bedürfnisse von älteren Menschen, Sportlern oder beruflich Gestressten eingehen.

Die unterschätzten Bausteine der Langlebigkeit

Während Technologien und Supplemente im Rampenlicht stehen, betonen Experten zugleich die Grundlagen: Ausreichender Schlaf, nährstoffreiche Ernährung und ein bewusster Umgang mit Stress sind nach wie vor die tragenden Säulen eines gesunden Alterns. Chronischer Stress beschleunigt nachweislich die Telomerverkürzung – ein Biomarker für biologische Alterung.

Michael Altewischer von der Deutschen Longevity Gesellschaft sieht den Hype aber auch kritisch, falls er zum Lifestyle-Buzzword wird. „Wer es ernst meint mit Longevity, muss bei der Basis anfangen: Schlaf, Bewegung, Ernährung – und bewusste Entschleunigung.“ Die Gesellschaft bietet Wissenstransfer, Schulungen und Netzwerke für Fachleute an – mit dem Ziel, Langlebigkeit wissenschaftlich fundiert, aber alltagsnah zu gestalten.

Krafttraining im Alter

Muskelmasse und -kraft gelten als Marker für funktionale Gesundheit im Alter. Gerade exzentrisches Training – also das kontrollierte Nachgeben der Muskulatur – zeigt sich in Studien als besonders effektiv, um sowohl Muskelkraft als auch Sehnenstabilität zu verbessern. Zahlreiche Anbieter zeigten ihre neuen Geräte, die für mehr Kraft ihrer Nutzer sorgen sollen. Kleine Hilfsmittel mit großer Wirkung gab es jedoch auch.

Senior beim Krafttraining und auch Ralf Moeller hat von seinen Muskeln nichts eingebüßt durch eisernes Training
Muskeltraining ist wichtig. Vor allem im Alter ist daher regelmäßiges Training notwendig – Ralf Moeller (r.) weiß, wie es geht. (Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG, milon)

Trainingshilfen wie Widerstandsbänder können – richtig eingesetzt – ganze Muskelgruppen aktivieren und gezielt Schwächen ausgleichen. Wichtig sind hierbei Materialqualität, Langlebigkeit und Anwenderfreundlichkeit, besonders im therapeutischen oder altersgerechten Training. „Unsere Bänder halten nicht nur viel aus – sie fühlen sich auch gut an, selbst bei sensibler Haut. Für ältere Nutzer ein echtes Plus“, betont Tim Hüfner, Geschäftsführer von FLEXVIT, dessen Produkte „Made in Germany“ längst zum Standard im Reha- und Profisport zählen.

Wie Technologie die Gesundheitswelt transformiert

Dass Longevity ein globales Thema ist, verdeutlichte die starke Präsenz asiatischer Unternehmen am Stand von Taiwan Excellence. Dort präsentierte man unter anderem Wearables, Apps und intelligente Trainingssysteme, die sich in Fitnessstudio-Systeme eingliedern lassen.

Außerdem gab es Bürotische mit integriertem Laufband zu sehen – eine Antwort auf das Problem des Bewegungsmangels im Arbeitsalltag. Nutzer können so während Telefonaten oder Meetings in Bewegung bleiben und ihre tägliche Schrittzahl steigern.

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Der Autor

  • Dennis Bechtel

    Dennis Bechtel studierte Germanistik und Anglistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er arbeitete als freier Journalist und Texter in NRW und war u.a. als Marketing Specialist mit dem Schwerpunkt PR in einem Konzern tätig. Seit 2023 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Er verfügt über eine Fitnesstrainer B-Lizenz und spielt leidenschaftlich gern Tennis.

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