Physiotherapie

Change und Digitalisierung gehören zusammen

Viele Changeprozesse werden durch Anpassungen im Rahmen der Digitalisierung angestoßen, um bereits überfällige Systeme zu modernisieren, und nicht um den optimalen Einsatz digitaler Möglichkeiten zu finden. Wie Digitalisierung zum festen Bestandteil von Changemanagement wird, betrachten wir hier.

Als Unternehmer stellt man häufig schnell fest, dass Change von vielen Mitarbeitern nicht unbedingt die Erfüllung ihrer Träume ist – das trifft ganz besonders dann zu, wenn es um die Digitalisierung geht. Denn mit ihr sind viele Sorgen und Ängste bzgl. der Sicherheit des Arbeitsplatzes oder auch des notwendigen Fähigkeitenprofils verbunden.

Was viele Mitarbeiter hierbei übersehen, ist, dass sie, und das gilt insbesondere für die Physiobranche, das wichtigste Kapital ihres Arbeitgebers sind. Daher sollte man nicht müde werden zu betonen, dass die Digitalisierung das tägliche Arbeiten für die Angestellten einfacher machen und sie nicht ersetzen soll. Aber ganz klar ist auch, dass man die Mitarbeitersorgen ernst nehmen und den Weg des Wandels gemeinsam mit ihnen gehen sollte.

Gemeinsam digitaler werden

In vielen Physiopraxen werden viele Prozesse nach wie vor von Hand erledigt. Das knabbert an der sowieso schon knappen Zeit der Therapeuten. Daher ist der Schritt hin zu mehr Digitalisierung in vielen Fällen sinnvoll. Für wirkliche Effizienz sollten die digitalen Maßnahmen an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden.


Veränderungsprozesse erfordern häufig neue Kompetenzen und Fähigkeiten (Bildquelle: © Jacob Lund Photography - stock.adobe.com)

Im Rahmen eines Gesamt-Meetings, das im Changeprozess sowieso regelmäßig geplant werden sollte, stellt man erst mal fest, was passieren würde, wenn Prozesse nicht automatisiert würden. Folgen davon können viele sein – mehr Aufwand beim täglichen Arbeiten, geringere Wettbewerbsfähigkeit, fehlende Nachfrage junger Therapeuten aufgrund veralteter Strukturen und, und, und.

In einem weiteren Schritt können diejenigen Prozesse, die betroffenen Mitarbeitern Spaß machen oder die nicht digitalisiert werden sollen, identifiziert werden. Diese sollten entsprechend erst mal ausgespart werden. Im Gegenzug können dann Möglichkeiten oder neue Aufgaben besprochen werden, da durch die Digitalisierung mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit neue Kapazitäten bei den Mitarbeitern bestehen. Zumindest so weit die Theorie.

In der Physiotherapie macht es möglicherweise mehr Sinn, die gewonnene Zeit als Verschnaufpause zwischen den einzelnen Terminen zu sehen. Das Besprochene wird dann dokumentiert und in Schritt fünf in regelmäßigen Abständen evaluiert. Wichtig hierbei ist, dass der Prozess kooperativ gestaltet wird.

Transparenz schafft Akzeptanz

Es hat sich gezeigt, dass Veränderungen nur dann nachhaltig umgesetzt werden können, wenn alle Beteiligten sie mittragen. Nicht anders verhält es sich beim digitalen Wandel. Dazu ist eines der wichtigsten, gleichzeitig aber einfachsten Mittel, für Transparenz zu sorgen.

Einerseits bedeutet das, viel Zeit einzuplanen, um allen Sorgen, Nöten, aber auch Ideen und Anregungen mit einem offenen Ohr begegnen zu können, die Mitarbeiter andererseits aber auch aktiv miteinzubeziehen. Wer Einsichten, aber auch Aufgaben im Veränderungsprozess bekommt, kann diesen mitgestalten, was sich in einer höheren Akzeptanz, möglicherweise nicht allen Details, aber dem Gesamtprozess niederschlägt.

Insbesondere beim digitalen Wandel wird Unternehmen, die den Changeprozess einleiten, empfohlen, ein Team mit Kompetenzen aus den Bereichen IT, Management und HR zu bilden. Das ist, freundlich gesagt, eine recht unrealistische Annahme für einen recht großen Teil der Physiobranche, wo viele Aufgaben außerhalb der Behandlung von Therapeuten übernommen werden, deren Background meist nicht aus einer der genannten Branchen kommt.

Hier kommt es dann auf die Motivation und die Leistungsbereitschaft der Therapeuten an, sich in ein Thema einzuarbeiten, das neu für sie ist. Alternativ kann diese Tätigkeit vom Inhaber übernommen werden oder man holt sich etwas Hilfe von extern.

Wissen weitergeben

Wenn Mitarbeiter Themengebiete übernehmen, werden sie sich zwangsläufig Wissen in diesem Bereich aneignen. Dieses sollte nicht von Einzelnen verwahrt, sondern im Team verbreitet werden, um eine möglichst große Wissensbasis zu schaffen. Im besten Fall kann es anderen Kollegen bei ihren Aufgaben helfen. Über kurz oder lang wird man allerdings mit einer hohen Wahrscheinlichkeit an einen Punkt kommen, an dem es ohne externe Hilfe nicht mehr gut funktioniert. Auch hier sollte man Transparenz schaffen, damit alle Beteiligten den Wert der Hilfe von außen erkennen können.

Fazit: Digitalisierung muss fest verankert werden

Die Digitalisierung lässt sich nicht mehr rückgängig machen, daher sollte man sie mit offenen Armen empfangen und die Chancen ausloten, die sie in der jeweiligen Branche bietet. In der Physiotherapie sind die großen Stärken sicherlich die Dokumentation, das Management innerhalb der Praxis oder auch die Steuerung des Trainings bei einem aktiven Therapiekonzept. Da der Wandel sowieso irgendwann kommen wird, sollte man es jetzt angehen und sein Team daran teilhaben
lassen.

Bildquelle Header: © goodluz - stock.adobe.com

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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