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So gelingt Wertschätzung in der Personalführung

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Vor allem im Premiumsegment der Fitnessbranche spielen die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle und können zu den wertvollsten Ressourcen eines Unternehmens gezählt werden. Daher sollte auf diese, deren Motivation und Zufriedenheit auch in der Personalführung ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Sowohl Mitarbeiter als auch Führungs­kräfte der Fitness­branche sind sich einig: Ein wert­schätzender Führungs­stil ist wichtig und kann die Motivation und Zufriedenheit der Mit­arbeiter verbessern. Über 95 % sowohl der Mitarbeiter als auch der Führungs­kräfte der Fitness­branche geben an, dass ihnen ein wert­schätzender Führungs­stil wichtig sei.1

Definition Wertschätzung

Wert­schätzung ist oftmals für alle im ersten Moment selbst­verständlich, doch bei genauerem Über­legen fällt es meist schwer, den Begriff klar zu definieren. Wie lässt sich Wert­schätzung also genau definieren?

Wert­schätzung ist definiert als „[das] Schätzen (…) von einzelnen oder mehreren mess­baren Eigen­schaften (Werte) einer Sache (Objekt) oder von Individuen (Subjekten)“.2 Eine wert­schätzende Haltung beinhaltet das Anerkennen, Wahrnehmen und Schätzen eines oder mehrerer Individuen. Diese Aner­kennung findet auf zwei Ebenen statt. Die erste Ebene beinhaltet das Wahr­nehmen, An­erkennen und Schätzen der Fähig­keiten eines Menschen.

Abbildung: Vergleich wahrgenommene Wertschätzung der Fähigkeiten
Vergleich wahrgenommene Wertschätzung der Fähigkeiten (Bildquelle: © Oliver Hofstätter)

Dies beruht auf rationalen Größen und ist somit für beide Parteien objektiv nach­vollziehbar und wahr­nehmbar. Die zweite Ebene beinhaltet das Wahr­nehmen, An­erkennen und Schätzen eines oder mehrerer Individuen als Mensch selbst. Diese Wahr­nehmung ist, im Vergleich zur ersten Ebene, nicht objektiv messbar. Sie beruht auf den eigenen, indi­viduellen Werten aller beteiligten Personen und ist immer in Korre­lation aller beteiligten Par­teien zu betrachten.

Hierdurch handelt es sich bei Wert­schätzung nicht um eine einseitige Wahr­nehmung. Da sich die Wertesysteme beider Parteien unter­scheiden und ­gegenseitig beeinflussen können, kann es zu Wechsel­wirkungen kommen, wodurch Unterschiede in der Wahrnehmung der Parteien auftreten können.

Ein Blick in den Alltag

Dass sowohl den Mit­arbeitern als auch den Führungs­kräften Wert­schätzung in der Mitarbeiter­führung wichtig ist, steht somit außer Frage. Doch wie sieht der Alltag in der Fitnessbranche aus? Hier gehen die Wahrnehmungen sehr weit auseinander. Ca. 95 % der Führungskräfte beschreiben ihren eigenen Führungs­stil als wertschätzend. Jedoch nehmen lediglich 50 % der befragten Mitarbeiter den Führungs­stil ihrer Führungs­kraft als wert­schätzend wahr.

Abbildung Vergleich wahrgenommene Wertschätzung des Menschen
Vergleich wahrgenommene Wertschätzung des Menschen (Bildquelle: © Oliver Hofstätter)

Ein mangelndes Gefühl von Wertschätzung führt auf lange Sicht zu unmotivierteren Mitarbeitern und trägt zu einer schlechten Reputation als Arbeitgeber bei. Darüber hinaus kann die Unzufriedenheit der Mitarbeiter sich negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirken. Wie kann also der Transfer hin zu mehr Wertschätzung in der Praxis gelingen?

Wertschätzung in der Praxis

Die gute Nachricht: Den eigenen Mit­arbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie wert­geschätzt werden, ist ohne viel Aufwand möglich. Um ein spürbares Gefühl von Wertschätzung vermitteln zu können, ist es wichtig zu wissen und zu verstehen, worauf ­Mitarbeiter Wert legen und was diese konkret unter Wertschätzung verstehen.

Aus Sicht der Mitarbeiter der Fitnessbranche ­beinhaltet ein wert­schätzender Führungs­stil vor allem Lob und Anerkennung ihrer Leistungen und einen respekt­vollen Umgang durch den Vor­gesetzten.

Nach Ansicht der Mit­arbeiter definiert sich ein wert­schätzender Führungs­stil darüber hinaus auch dadurch, dass Entwicklungs­möglichkeiten angeboten werden und Mit­arbeiter bei ihrer Entwicklung, u. a. durch regelmäßige Feedback­gespräche, unterstützt werden. Dabei spielen eben­falls Vertrauen und Freiraum im Alltags­geschäft eine große Rolle.

Wert­schätzung lässt sich auf verbale und nonverbale Weise ausdrücken. Führungs­kräfte sollten es sich in der verbalen Ver­mittlung von Wert­schätzung unbedingt zur Gewohn­heit machen, ihren Mit­arbeitern klar zu verstehen zu geben, dass deren Leistun­gen anerkannt und wahr­genommen werden. Dies bezieht sich auch auf alltägliche Lei­stungen und nicht explizit auf Mehr- oder Zusatz­leistungen. ­

Non­verbale Aner­kennung wird vor allem durch Körper­sprache und Mimik, insbe­sondere durch Lächeln, vermittelt. Dies steht an erster Stelle, noch vor einer fairen Ent­lohnung sowie Bonus- oder Provisions­zahlungen. Auch ver­meintlich alltägliche Gesten sollten nicht unterschätzt werden.

Viele Mitarbeiter deuten nonverbale Gesten wie einen Hände­druck, Schulter­klopfen sowie Be­grüßungen und Verabschie­dungen zu Arbeits­beginn und -ende als Zeichen von Wert­schätzung. Eine weitere nonverbale Ver­mittlung von Wert­schätzung ist das Geben von Freiraum.

Für die Mit­arbeiter ist es ein Zeichen von Wert­schätzung und Vertrauen, wenn ihnen Freiraum für ihre Arbeit ohne ständige Kontrolle und unnötiges Reporting zur Verfügung steht. Zusätzlich sollten die Führungs­kräfte die Mitarbeiter in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützen und fördern. Hierfür bieten sich verschiedene Möglich­keiten wie einzelne Coaching­termine, individuelle Fort­bildungen, Gruppen­schulungen sowie Wachstum durch neue Aufgaben an.

Zusätzlich sollte die persönliche Ent­wicklung durch regel­mäßige Feedback­gespräche unterstützt und begleitet werden. Fazit Wert­schätzung in der Personal­führung erfordert weniger Aufwand, als man zunächst vermuten könnte. Um ein nach­haltiges Gefühl von Wert­schätzung zu vermitteln, spielen vor allem alltägliche, oftmals vermeintliche Kleinig­keiten eine nicht zu unter­schätzende Rolle.

Fazit

Wertschätzung in der Personalführung erfordert weniger Aufwand, als man zunächst vermuten könnte. Um ein nachhaltiges Gefühl von Wertschätzung zu vermitteln, spielen vor allem alltägliche, oftmals vermeintliche Kleinigkeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Checkliste Wert­schätzung:
  • Begrüßung der Mitarbeiter
  • Aus­sprechen von Lob und Aner­kennung, auch für tägliche Aufgaben
  • Regelmäßige Feedback­gespräche schaffen und geben von Freiräumen.
  • Indivi­duelle Förderung und Weiter­entwicklung der Mitarbeiter

Werden diese Punkte beherzigt und in die tägliche Routine der Führungskräfte implemen­tiert, kann dies zu einer spürbaren Ver­besserung der Zufrieden­heit und auch zur Leistung der eigenen Mit­arbeiter im Unternehmen führen.

Wichtig ist es dabei, den Fokus auf kleine, repetitive Gesten im Alltag zu legen, statt auf größere Ereignisse, wie z. B. eine Gehalts­erhöhung oder einmalige Bonus­zahlung, zu setzen. So kann die Wert­schätzung der eigenen Mit­arbeiter gelingen.

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Textquelle 1: Hofstätter, O. (2021) – Wertschätzung in der Personalführung – Diskrepanz in der Wahrnehmung oder Differenzen in der Definition? Saarbrücken: Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement
Textquelle 2: Sauer, F. (2018). Wertschätzung.

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