Digitalisierung

Vom Handgelenk ins Herz des Studios – wie Wearables Fitness neu vernetzen

Bildquelle: © Amazfit

Wearables sind längst mehr als Schrittzähler. Sie vernetzen Mitglieder mit Studios, machen Erfolge sichtbar und schaffen neue Geschäftsmodelle. Drei Anbieter – vom Branchenveteran bis zum frischen Player – zeigen, wie digitale Technik das Training im Gym revolutioniert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wearables wie Smartwatches, Fitnessbänder oder Brustgurte sind heute ein fester Bestandteil des privaten Sportalltags.
  • Sie ermöglichen Fitnessstudios, Mitglieder digital zu betreuen, Trainingserfolge messbar zu machen und durch Echtzeitdaten, motivierende Rückmeldungen sowie Community-Features die Bindung der Mitglieder zu stärken.
  • Für Studios bieten Wearables nicht nur präzisere Trainingssteuerung, sondern auch wirtschaftliches Potenzial durch Zusatzangebote, erweiterte Mitgliedschaften und innovative Coaching-Konzepte, was einen klaren Wettbewerbsvorteil schafft.

Früher war Training eine Frage von Schweiß, Wiederholungen und Bauchgefühl. Heute ist es auch eine Frage von Daten. Herzfrequenz, Schrittzahl, verbrannte Kalorien, Erholungsstatus – all das lässt sich in Echtzeit messen, auswerten und in konkrete Trainingsempfehlungen umwandeln. Wearables, also tragbare Technologie wie Smartwatches, Fitnessbänder oder Brustgurte, sind längst aus dem privaten Sportalltag nicht mehr wegzudenken. Doch jetzt rücken sie verstärkt in den Fokus einer besonderen Zielgruppe: Fitnessstudiobetreiber.

Hier steckt enormes Potenzial. Für Sportler und Betreiber. Denn die kleinen Geräte können weit mehr als nur persönliche Fitnessziele tracken. Sie verknüpfen Mitglieder und Studios digital miteinander, machen Trainingserfolge sichtbar und bieten eine neue Ebene der Betreuung. „Wearables sind das Bindeglied zwischen Studio und Mitglied“, sagt Benjamin Ebert, Business Development Manager DACH beim Anbieter Myzone. „Der Trainer kann auf alles eingehen, was der Sportler macht – selbst, wenn der im Urlaub trainiert.“

Vom Gimmick zum Geschäftsmodell

Noch vor zehn Jahren wurden Fitnessarmbänder oft als Spielerei belächelt. Heute sind sie für viele Trainer ein Werkzeug, das weit über das Messen der Herzfrequenz hinausgeht. Smartwatches – wie etwa die Apple Watch – haben enorm dazu beigetragen, dass das Fitnesstracking bei der breiten Masse angekommen ist. 

Schritte werden gezählt, die Herzfrequenz überwacht und der Schlaf ausgewertet. Wer im Alltag auf smarte Technologie setzt, will das auch ins Fitnessstudio transportieren. Benjamin Ebert sieht hier einen klaren Trend: 

„Viele Clubs kommen inzwischen gezielt auf uns zu, gerade durch neue Kursformate. Pulsgesteuertes Training wird da fast unumgänglich.“

Benjamin Ebert, Business Development Manager DACH bei Myzone

Myzone setzt auf ein motivierendes Belohnungssystem, die sogenannten Myzone Effort Points (MEP). Wer 90 Tage lang regelmäßig Punkte sammelt, ist so stark in das System integriert, dass er kaum noch aussteigt. „Das hat eine enorme Bindungswirkung. Wer seinen Brustgurt zu Hause vergisst, hat oft schon gar keine Lust zu trainieren, weil die Punkte fehlen“, sagt Ebert mit einem Schmunzeln. Für Studios bedeutet das: Mitglieder bleiben nicht nur körperlich, sondern auch digital am Ball.

Zwei Frauen trainieren auf Laufbändern in einem Fitnessstudio und blicken auf große Bildschirme, die bunte Trainings- und Leistungsdaten anzeigen.Besonders beliebt sind Myzone-Geräte im Gruppentraining, unterstützt durch Screens oder Smart TVs  im Studio, auf denen sich die Leistung der Teilnehmer live verfolgen lässt (Bildquelle: © Myzone)

Technisch ist Myzone offen für viele Schnittstellen – von Polar und Garmin bis zur Apple Watch. Die Messung kann am Handgelenk, am Arm oder mit einem Brustgurt erfolgen. „Die Kombination liefert die genauesten Werte“, so Ebert. Besonders beliebt sind die Geräte im Gruppentraining, unterstützt durch Smart TVs im Studio, auf denen sich die Leistung der Teilnehmer live verfolgen lässt.

Amazfit – der frische Player mit Studiofokus

Einen anderen, aber ebenso spannenden Ansatz verfolgt Amazfit, eine Marke im Besitz der Zepp Health Corporation. Bekannt für ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis und herausragende Akkulaufzeiten, die sich auch im BODYMEDIA-Test bestätigen, hat sich die Marke einen Namen gemacht – nicht nur im Endverbrauchermarkt, sondern auch bei Fitnessstudios. Als offizieller Partner von HYROX bietet Amazfit spezielle Trainingsmodi für diesen Wettkampfsport, der Ausdauer und Kraft in einem fordernden Parcours kombiniert.

Im Sportcenter IKICOR in Pattensen setzt Sport- und Fitnessmanager Frederik Miebach die Geräte beim HYROX-Training gezielt ein: „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Besonders gelobt werden die intuitive Bedienung, die detaillierte Analyse der Trainingsdaten und die außergewöhnliche Batterielaufzeit.“ Für Miebach sind die Uhren kein nettes Extra, sondern ein integraler Bestandteil des Coachings: 

„Die Werte helfen dabei, Tendenzen zu erkennen, Überbelastungen zu vermeiden und Fortschritte messbar zu machen.“

Frederik Miebach, Sport- und Fitnessmanager bei IKICOR

Genutzt werden neben dem Amazfit-exklusiven HYROX-Modus unter anderem die Modi für Rudern, Intervalltraining, Krafttraining und Outdoor-Läufe, ergänzt durch präzise Messungen von Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und GPS-Daten. „Wir arbeiten daran, die Uhren künftig stärker mit unserem Studiosystem zu verknüpfen – zum Beispiel für gemeinsame Challenges oder personalisierte Trainingspläne“, so Miebach. Der Erfolg gibt ihm recht: Schon jetzt nutzen 10 bis 20 HYROX-Athleten in seinem Studio aktiv eine Amazfit-Uhr.

Mann im Fitnessstudio trainiert mit einer Kettlebell in der Hocke und trägt eine Smartwatch am Handgelenk, im Hintergrund sind Hanteln und Fitnessgeräte zu sehen.Fitnessuhren von Amazfit bieten HYROX als Sportprogramm exklusiv an, so dass Nutzer sich dabei ganz genau tracken können (Bildquelle: © Amazfit)

Das Unternehmen freut sich über die wachsende Beliebtheit und hat kürzlich ein Wearable auf den Markt gebracht, das ohne Display auskommt. Das Helio Strap ist unauffällig und bequem, misst alle Daten selbstständig, die dann in der App analysiert werden können – vor allem für alle, die auf eine klassische Armbanduhr setzen, das Wearable aber auch zusätzlich tragen wollen, ist das eine interessante Alternative.

Das Strap erkennt Workouts automatisch, über eine App lässt sich aber auch manuell ein Sportmodus wählen. Im Gegensatz zum US-Gerät Whoop, das bei Profisportlern wie Cristiano Ronaldo Verwendung findet, kommt das Helio Strap allerdings ganz ohne monatliches Bezahlmodell aus.

Eine Kombination von Amazfit-Uhr und Strap macht auch Sinn: Beide synchronisieren ihre Daten mit der gleichen App, der Sportler hat also immer den Gesamtüberblick, egal, welches Gerät er trägt.

Polar – Erfahrung trifft Innovation

Während Amazfit als Newcomer frischen Wind bringt, ist Polar ein Urgestein der Branche. Seit über 40 Jahren prägt das finnische Unternehmen den Markt für Herzfrequenzmessung. Anja Wolf, die schon seit über zwei Jahrzehnten dabei ist, erinnert sich an Zeiten, in denen Brustgurte und Empfängergeräte noch Exoten waren. „Wir haben schon lange mit Studios gearbeitet, auch bevor ‚Wearables‘ ein gängiger Begriff war.“

Wolf sieht heute große Chancen für Kooperationen zwischen Studios und Herstellern. Eine Idee: Wearables als Bestandteil der Mitgliedschaft.

„Mitglieder zahlen etwas mehr und bekommen direkt das passende Gerät – so sind sie von Anfang an bestens ausgestattet.“

Anja Wolf, Director B2B, Marketing & Cooperations DACH von Polar

Neu im Sortiment ist bei Polar ein Band ohne Display, das speziell Fitness-Einsteiger ansprechen soll: leicht, unkompliziert und fokussiert auf das Wesentliche. Eine Anregung und Inspiration auf eine Gesundheit zu achten und vielleicht in einem Gym aktive zu werden.

Nahaufnahme einer Person während einer Dehnübung, wobei der Arm mit einem dunkelgrünen, textilen Fitness-Tracker-Armband sichtbar ist. Die Person trägt ein dunkelblaues Oberteil über einem gelben Shirt und hat lockiges, rötliches Haar. Im unscharfen Hintergrund sind helle, kreisförmige Lichter zu sehen.Kein Display, keine Ablenkung. Polar will Sportler motivieren, sich auf sich selbst zu konzentrieren (Bildquelle: © Polar)

Auch bei Polar konzentriert man sich mit dem brandneuen „Loop“ auf Schlichtheit und ganzheitliches Gesundheits-Tracking – es kommt ohne Display aus. Das Gerät zeichnet 24/7 sämtliche Aktivitäten wie Schritte, Distanz, Kalorienverbrauch, aktive Zeit sowie Herzfrequenzwerte mit dem hauseigenen Precision Prime™ Sensor auf. Nutzer erhalten Einblicke, wie Bewegung die persönliche Fitness unterstützt, und werden über Inaktivität rechtzeitig informiert. Für Sportler bietet das Wearable zusätzliche Features wie Training Load Pro™, Fitnesstests, automatische Trainingserkennung im Gym und auch sonst.

„Mit Polar Loop möchten wir Menschen dazu ermutigen, ihren Fokus auf die alltägliche Bewegung zu richten – auf die kleinen, konsequenten Schritte, die langfristig den Unterschied machen“

Sander Werring, CEO von Polar

Mehr als Technik – ein soziales Werkzeug

Was alle Anbieter eint, ist die Überzeugung, dass Wearables nicht nur Daten sammeln, sondern Kommunikation fördern. Über Apps können Trainer Leistungen kommentieren, Tipps geben oder Trainingspläne anpassen. Für Mitglieder entsteht dadurch ein Gefühl von persönlicher Betreuung – auch außerhalb des Studios.

Die größten Vorteile aus Sicht der Studios: 

  • Präzisere Trainingssteuerung durch Echtzeitdaten
  • Höhere Motivation und Bindung durch Community-Features und Challenges
  • Kontakt und Bindung über die normalen Besuche im Gym hinaus

Für Betreiber kann das auch wirtschaftlich interessant werden: Zusatzangebote, erweiterte Mitgliedschaften oder Geräteverkäufe schaffen neue Einnahmequellen. Gleichzeitig steigt die Verweildauer der Mitglieder, weil Trainingserfolge sichtbar und Erfolge gefeiert werden.

Ausblick: Die vernetzte Trainingswelt

Wearables sind auf dem besten Weg, vom Gimmick zum unverzichtbaren Teil des Studiokonzepts zu werden. Sie schaffen eine Verbindung, die über die vier Wände des Studios hinausreicht – vom morgendlichen Lauf im Park bis zur Abendrunde auf dem Ruderergometer. Für Fitnessstudiobetreiber, die bereit sind, diese Technologie strategisch einzusetzen, kann das ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.

Oder, wie es Frederik Miebach formuliert: „Am Ende geht es nicht nur um die Technik. Es geht darum, Menschen zu helfen, dranzubleiben – und das machen die Uhren verdammt gut.“

Bildquelle Header: © Amazfit

Der Autor

  • Dennis Bechtel

    Dennis Bechtel studierte Germanistik und Anglistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er arbeitete als freier Journalist und Texter in NRW und war u.a. als Marketing Specialist mit dem Schwerpunkt PR in einem Konzern tätig. Seit 2023 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Er verfügt über eine Fitnesstrainer B-Lizenz und spielt leidenschaftlich gern Tennis.

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