BODYMEDIA: Wie kam es dazu, dass du Studios auf Teneriffa eröffnest? Wie viele Kraftwerk-Clubs gibt es mittlerweile auf der Insel?
Daniel Müller: Corona war der Grund, dass ich nach Spanien gegangen bin. Die Situation war ohnehin schon sehr belastend und dann wurde ich auch noch angezeigt, weil ich mich abends um 22.00 Uhr in meinem eigenen Studio im Industriegebiet mit zwei Freunden zum Tischtennisspielen getroffen hatte. Die Situation damals in Deutschland hat mich dermaßen genervt, dass letztlich die Anzeige der Auslöser für mich war, Deutschland erst einmal zu verlassen.
Da auf Teneriffa das öffentliche Leben trotz Corona ganz normal weiterlief, bin ich zwei Tage später mit meinem Hund nach Teneriffa gefahren. Aus ursprünglichen zwei Wochen, die ich bleiben wollte, wurden dann drei Monate. Eigentlich war es überhaupt nicht mein Plan, mich mit dem Thema Fitness oder Studioeröffnungen zu beschäftigen. Nach einiger Zeit habe ich mich dann doch mit dem hiesigen Markt beschäftigt und habe mir ein paar Standorte angeschaut.
Ich stellte fest, dass die Studiolandschaft noch relativ unprofessionell war. Es kam dann eins zum anderen und im September 2022 eröffnete ich das erste Studio. Mittlerweile stehen wir bei fünf Clubs, bis Ende des Jahres werden es dann insgesamt zehn Anlagen auf Gran Canaria, Teneriffa und in Valencia sein.
Die bisherigen Clubs betreiben wir selbst, es wird aber auch ein Lizenzsystem geben und die Studios eines ersten Lizenznehmers sind bereits in Planung. Ich bin immer so ca. drei Wochen hier auf der Insel und dann wieder für drei Wochen in Deutschland. Dieser Wechsel funktioniert nur deshalb so gut, weil mein Vater in Deutschland vor Ort und immer noch im operativen Geschäft tätig ist. Er hält mir super den Rücken frei.
Daniel Müller (l.) treibt die Expansion der Kraftwerk-Studios in Spanien voran. Sein Vater Walter hält ihm hierfür den Rücken frei und kümmert sich um die 13 Clubs in Deutschland (Bildquelle: © Innovation Active Holding GmbH)
BODYMEDIA: Wie fällt dein erstes Fazit zum Betrieb der Studios auf Teneriffa aus?
Daniel Müller: Das Fazit fällt sehr gut aus. Die Zahlen sprechen für sich und sind sehr zufriedenstellend.
BODYMEDIA: Was zeichnet die Fitnessclubs in Spanien aus? Was ist identisch mit den deutschen Studios? Wo gibt es Unterschiede?
Daniel Müller: Wir liegen mit einem Preis ab 19,99 Euro im günstigen Preissegment. In Spanien sind unsere Standorte mit einer Fläche ab 3.000 m2 richtig groß. In Madrid planen wir gerade die Eröffnung eines Studios auf 4.500 m2. In Deutschland sind unsere Anlagen eher klein und ländlich gelegen. Die Preise in Deutschland und Spanien sind vergleichbar. Spanien ist einen Tick günstiger. Vor allem die Mieten sind günstiger,
was hauptsächlich auch an der geringeren Kaufkraft liegt.
In Spanien sind dagegen die Rücklastschriften bei den Mitgliedern deutlich höher. Sie liegen bei ca. 10 %. Dafür sind die Mitgliederzahlen höher, da es deutlich weniger Mitbewerber gibt. Unter dem Strich spricht für Fitnessstudiobetreiber mehr für Spanien als für Deutschland.
BODYMEDIA: Wer zählt auf Teneriffa bzw. Spanien allgemein zu eurer Zielgruppe?
Daniel Müller: Über 90 % sind Einheimische. Touristen sind eher selten. Die kaufen dann in der Regel einen Tagespass. Zu unserer Zielgruppe zählen vor allem Jüngere, was sich auch auf Social Media bemerkbar macht. Bei einem Standort haben wir 16.000 Follower. Die jüngere Zielgruppe ist hier noch affiner als in Deutschland.
BODYMEDIA: Was unterscheidet den spanischen vom deutschen Markt? Gibt es bei der Erwartungshaltung der Kunden in Deutschland und Spanien Unterschiede, z. B. was Ausstattung, Service, Öffnungszeiten, Preis, Mitgliedschaftsmodelle usw. angeht? Wenn ja, welche?
Daniel Müller: Ein Unterschied ist, wie bereits angesprochen, dass es in Spanien deutlich weniger Wettbewerb gibt. Planet Fitness steigt gerade in den spanischen Markt ein und auch Basic-Fit möchte hier Fuß fassen und es gibt ein paar kleinere Ketten, dennoch ist das deutlich überschaubarer als in Deutschland. Der Kundenanspruch unterscheidet sich insofern, als die Spanier große Kursfans sind.
Teilweise haben wir hier zum Beispiel in den Zumba-Kursen über 100 Teilnehmer. Dementsprechend sind die Kursräume hier in unseren Studios mit 400–500 m2 deutlich größer im Vergleich zu Deutschland. Zudem spielt das Community-Thema in Spanien eine größere Rolle, sodass ein Kursangebot in Spanien zwingend notwendig ist. Generell ist es so, dass die Menschen in Spanien mit weniger zufrieden sind, z. B. was Öffnungszeiten und Ausstattung angeht.
Sie sind nicht so verwöhnt und beschweren sich weniger. Für Unternehmer ist es hier daher einfacher zu arbeiten.
Die Kraftwerk-Studios sind in Spanien mit einer Fläche ab 3.000 m2 größer als die Anlagen in Deutschland (Bildquelle: © Innovation Active Holding GmbH)
BODYMEDIA: Was waren bisher die größten Herausforderungen bei den Studioeröffnungen in Spanien? Was lief einfacher, was komplizierter als in Deutschland?
Daniel Müller: Wie in Deutschland auch gibt es je nach Standort Unterschiede. Das ist immer ein wenig Glückssache und sehr personenbezogen. Auf den Inseln läuft alles relativ einfach ab. In Valencia haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Hier mussten wir 3-4 Monate mit der Eröffnung warten, obwohl das Studio schon fertig war. Unser Ansprechpartner bestand darauf, dass wir zehn anstatt sechs Duschen einbauen.
In Madrid dagegen war es wieder wesentlich einfacher. Unterm Strich würde ich sagen, ist der Aufwand einer Eröffnung derselbe wie in Deutschland.
BODYMEDIA: Wo ist es lukrativer, ein Studio zu betreiben, in Spanien oder in Deutschland? Warum ist das deiner Meinung nach so?
Daniel Müller: Spanien ist für Fitnessclubbetreiber lukrativer. Es gibt diverse Wettbewerbsvorteile. Zum Beispiel ist es viel einfacher, geeignetes Personal zu finden, da es aufgrund einer höheren Arbeitslosenquote deutlich mehr Bewerber gibt. Die Menschen sind größtenteils auch sehr motiviert, sodass ich sagen muss, dass der Arbeitnehmermarkt für Unternehmen in der Fitnessbranche hier besser ist.
Ein weiterer Vorteil sind die Lohnkosten, die deutlich geringer sind als in Deutschland. Die Löhne sind teilweise 50 % niedriger als in Deutschland. Der durchschnittliche Stundenlohn in unseren Fitnessstudios liegt zwischen 8 und 10 Euro, in Deutschland bei 15 Euro. Hinzu kommt, dass die Energiekosten hier sehr niedrig sind. Heizungen werden nicht benötigt. Die Nebenkosten sind in Spanien generell niedriger.
Ein Nachteil ist, dass alle Bereiche in den Studios klimatisiert werden müssen. Für Spanien spricht, dass der Markt wesentlich weniger stark bearbeitet wurde, es weniger Discount-Studios gibt und die Kunden eine andere Preissensibilität zeigen.
BODYMEDIA: Wo siehst du in Deutschland die größten Probleme beim Betrieb eines Studios? Was sind die größten Probleme in Spanien?
Daniel Müller: In Deutschland ist derzeit das Personalthema das größte Problem. In Spanien sind es Leasing- und Finanzierungsthemen. Subventionen oder Kostenzuschüsse durch den Vermieter so wie in Deutschland gibt es kaum bzw. nicht in dieser Höhe. Die Bonität der Vermieter ist in Deutschland stärker. In Deutschland benötigt man für den Aus- und Umbau der Clubs weniger Geld. In Spanien ist es dagegen nicht so einfach.
BODYMEDIA: Wie sehen deine Zukunfts- und Expansionsziele speziell für Teneriffa bzw. Spanien aus?
Daniel Müller: Wir werden unsere Expansion in Spanien weiter vorantreiben. Im Fokus stehen dabei Gran Canaria und Teneriffa. Aber auch auf dem Festland werden wir in den größeren Städten wachsen. Mit zehn Studios, die es Ende des Jahres sein werden, sind wir gut aufgestellt. Das ist eine optimale Grundlage, um im nächsten Jahr die Zahl der Anlagen in Spanien eventuell zu verdoppeln.
BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.
Headerbild: © Innovation Active Holding GmbH