So teuer könnte die Reform der Physio-Ausbildung werden

Bildquelle: © Chinnapong - stock.adobe.com

Um abschätzen zu können, welche Kosten bei der Reformierung der Ausbildung in Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie entstehen, gab das Bundesministerium für Gesundheit ein Gutachten in Auftrag. Insbesondere die flächendeckende Ausbildungsvergütung und der verbesserte Personalschlüssel sind für deutliche Kostensteigerungen verantwortlich.

Immer wieder wird über die Reformierung der Ausbildung in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie diskutiert. Dabei steht insbesondere die (Teil-)Akademisierung der Gesundheitsberufe im Fokus. Um die finanziellen Folgen einer möglichen Reform bewerten zu können, erstellte das Bundesministerium für Gesundheit ein Gutachten zur Ermittlung der Kosten in den Ausbildungen der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Das vollständige Gutachten lesen Sie hier. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gutachten zusammen.

Das Ziel der Befragung war die Erfassung der aktuellen Kosten in der (berufs-)fachschulischen und hochschulischen Ausbildungen der genannten Berufe. Dazu wurden standardisierte Befragungen von Schulen, Hochschulen und Krankenhäusern durchgeführt. Abgefragt wurden vor allem die Personal- und Sachkosten für den theoretischen und praktischen Unterrichte sowie die Kosten der praktischen Ausbildung.

Deutliche Kostensteigerungen bei den Heilberufen

Für die Physiotherapie wurden Kostensteigerungen von rund 388 Mio. € ermittelt. Das entspricht einem Anstieg von +248 % im Vergleich zu den derzeitigen Kosten. Für die Ausbildung von Masseurinnen und medizinischen Bademeistern wurde eine Steigerung um 285 % um rund 20 Mio. € errechnet. Auch in der Ergotherapie (210 Mio. +294 %) und Logopädie (63 Mio. +244 %) würden die Kosten deutlich zunehmen.

Ausbildungsvergütung ist Haupttreiber der Mehrkosten

90 % der Mehrkosten würden durch flächendeckende Ausbildungsvergütungen entstehen. Aktuell erhalten nur 22 % der Auszubildenden in der Physiotherapie eine Vergütung. Der nächst höhere Kostenblock fiele für verbesserte Personalschlüssel im praktischen und theoretischen Unterricht an. Aktuell liegen diese bei einem Verhältnis von einer Lehrkraft zu 23,3 Auszubildenden. Angestrebt wird ein Verhältnis von 1:20.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Wichtigkeit der Berufsgruppe Physiotherapeut, insbesondere im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen, zu stärken, sollten die ermittelten Kostensteigerungen die Politik nicht erschrecken, sondern als wichtige Investition in die Zukunft der Physiotherapie-Branche gesehen werden.

Bildquelle: © Chinnapong - stock.adobe.com

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Er war von 2015 bis 2023 Chefredakteur der BODYMEDIA Fachmagazine. 2017 etablierte er mit der BODYMEDIA Physio ein Business-Magazin im Physio-Bereich. Nach einer etwa einjährigen Pause als Leiter eines therapeutischen Fitnessstudios kehrte er 2024 als Stellver. Chefredakteur zur BODYMEDIA zurück. 

    Mehr zu Jonathan Schneidemesser