2G-plus-Erfahrungen: Was bedeutet das für Fitnessstudios?

Seit dem 24. November gilt in bayerischen Fitness- und Gesundheitsstudios die 2G-plus-Regel. Damit ist Bayern das erste deutsche Bundesland, das sich auf die verschärften Maßnahmen einstellen musste. Wir haben dort ansässige Betreiber von Fitness- und Gesundheitsstudios befragt, wie sich die Lage für sie und ihre Mitglieder geändert hat und worauf nun geachtet werden sollte.

Aktuell dürfen Fitnessstudiomitglieder in Bayern nur dann trainieren, wenn sie geimpft oder genesen sind und zusätzlich über einen negativen Test verfügen. Aktuell sind PCR-Tests, Antigen-Tests sowie Selbsttests, die jedoch unter Aufsicht durchgeführt werden müssen, gültig. 

Anfang Dezember werden weitere Bundesländer die 2G-plus-Regel für den Zutritt zum Fitnessstudio einführen. Daher ist es für Fitnessstudiobetreiber wichtig zu wissen, was auf sie zukommt. 

Was sagen Fitnessstudiobetreiber aus Bayern zu dieser Regelung und was hat sich für sie geändert? Wir haben uns bei einigen Fitnessstudiobetreibern umgehört:

Henrik Gockel, Geschäftsführer PRIME TIME fitness

„Es ist ja noch früh und jede Umstellung hat immer gleich einen Einfluss auf Check-in. Diese haben sich zunächst um 30 % reduziert. Allerdings haben sich diese relativ schnell wieder normalisiert. Erfahrungsgemäß sind diese Rückgänge immer kurzfristig, bis jeder für sich eine Routine entwickelt hat. Unsere Mitglieder sind bzgl. Corona gelassen. Die Mitglieder wissen und erkennen an, dass wir ja noch mehr Opfer der Coronapolitik sind als Sie und man verspürt eher Mitleid und Daumen drücken, dass es für uns mal konstant besser wird. Mehr als 90 % unserer Mitglieder sind doppelt oder dreifach geimpft. D.h. Impfdiskussionen oder andere „Sinn und Zweck“ haben wir nur vereinzelt. Kündigungen gibt es keine, es sind einige Pausen im niedrigen zweistelligen Bereich dazugekommen. Allerdings bieten wir seit März 2020 ein umfassendes Live-Online-Programm an und haben auch wieder die Outdoor Trainingsmöglichkeiten erweitert.“

Henrik Gockel, Geschäftsführer PRIME TIME fitness

Jasmin Kirstein, Geschäftsführerin My Sportlady

„Aktuell kommen zwischen 50 und 70 % weniger Mitglieder zu uns ins My Sportlady und bei 40 Mitgliedern haben wir die Verträge stillgelegt. Ich bin mir sicher, dass wir ansonsten noch viel mehr Kündigungen hätten. Die Mitglieder wollen einfach trainieren, ohne einen Mehraufwand zu betreiben. Wir bieten Corona-Tests zum Selbstkostenpreis von 5 € an, die unsere Mitglieder unter Aufsicht bei uns im Fitnessstudio durchführen können. Derzeit tun wir wirklich viel, damit die Mitglieder ins Training kommen – trotzdem ist die Online-Teilahme gestiegen.“

Jasmin Kirstein, Geschäftsführerin My Sportlady

Uwe Eibel, Geschäftsführer FIT PLUS Fitness Center GmbH

„Die 2G-plus-Anordnung ist in meinen Augen schlimmer als eine Schließungsanordnung, da nicht nur Ungeimpfte ausgeschlossen werden, sondern auch den Geimpften zusätzliche Bürden und Kosten auferlegt werden. Durch die Lieferengpässe bei den Tests verschlimmert sich die Situation noch weiter – es ist also klar, dass sich das negativ auf die Frequentierung und Stillegungsanfragen auswirkt. Bisher zeichnet sich ab, dass es mehr Anfragen auf Stilllegung als Kündigungen gibt. Aber durch die hohen Auflagen bricht das Neukundengeschäft völlig ein. Vielen macht der Besuch im Fitnessstudio so einfach keinen Spaß mehr. Wir sind derzeit intensiv mit den Mitgliedern in persönlichen Gesprächen, um die Situation bestmöglich für beide Seiten zu lösen.“

Uwe Eibel, Geschäftsführer FIT PLUS Fitness Center GmbH

Anna und Reinhard Klinke, Geschäftsführung Hardy's Freizeit Sport & Event GmbH

„Nach der ersten Woche mit 2G plus sind bei uns sowohl die Kursbesuche als auch der Verkauf von Personal Training konstant hoch. Bei der Neu-Eröffnungswoche unseres Fitnessstudios in Fürstenfeldbruck haben wir 100 Neumitglieder geschrieben. Das stimmt uns positiv. Im Schnitt haben wir zurzeit etwa 25 % weniger Check-ins. 

Natürlich gibt es Anfragen zu Kündigungen und Stilllegungen. Wir bieten unseren Kunden, die nicht geimpft oder genesen sind sowie für diejenigen, denen der Aufwand mit den Tests zu groß ist aus Kulanz an (wie im Lockdown), an weiterzubezahlen und dafür eine Bonuszeit am Ende der Laufzeit zu bekommen.

Um unseren Kundenservice hochzuhalten aber die Kosten nicht überzustrapazieren bieten wir Schnelltests inkl. Getränke vor Ort für 5 € an. Um unseren Kunden langfristig gratis Tests anbieten zu können, haben wir eine offizielle Teststelle beantragt und befinden uns gerade im Genehmigungsprozess. Unsere ungeimpften Mitarbeiter müssen 2 Mal wöchentlich einen PCR-Test machen. Das ist für viele Kurstrainer und 450-€-Kräfte ein faktisches Berufsverbot, da Sie mehr für die Tests zahlen müssten als sie tatsächlich verdienen. Daher haben wir Klage gegen die Ungleichberechtigung gegenüber z. B. der Gastronomie eingereicht, bei denen tägliche Schnelltests ausreichend sind.“ 

Anna und Reinhard Klinke, Geschäftsführung Hardy's Freizeit Sport & Event GmbH

Renate Holland, Geschäftsführerin Speedfitness Clubs

„Die Check-in-Zahlen sind allgemein rückläufig, denn es ist den Menschen lästig, sich jeden Tag testen zu lassen. Bis zum 5. Dezember waren 3 von 7 Studios geschlossen. Natürlich haben in dieser Zeit einige Mitglieder aus den geschlossenen Studios in den geöffneten Studios trainiert, deshalb war richtig viel los. Da die Corona-Zahlen im Landkreis Rosenheim rückläufig sind, sind seit dem 6. Dezember alle Studios wieder geöffnet.

Die Mitglieder sind teilweise sehr geduldig, wichtig ist, wie professionell man mit dem Thema umgeht und die Maßnahmen vermittelt. Wir bieten Tests an und geben sie zum Selbstkostenpreis weiter. Das kommt gut an. Es gibt Stilllegungen, jedoch hält sich das in Grenzen, denn die große Welle der Kündigungen und Stilllegungen war im 2. Lockdown. Die Kündigung bewegen sich im Normbereich. Die häufigere Variante ist, dass Kunden ihre Mitgliedschaft ruhen lassen. Eine Kompensation planen wir nicht. Neumitglieder melden sich derzeit sehr zögerlich an, weil sie nicht wissen, wie es weiter geht."

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.