2. VPT-Umfrage zeigt: Arbeitsbedingungen in der Physiotherapie bleiben herausfordernd

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Problemfelder sichtbar machen, um Lösungsansätze entwickeln zu können: Auch die Fortsetzung der VPT Umfrage zur Arbeitssituation in der Physiotherapie ergab ein sehr klares Meinungsbild und hat zum Teil dramatische Entwicklungen sichtbar gemacht.

Die Rahmenbedingungen: An der Umfrage nahmen 2.050 Berufsangehörige teil. Die Umfrage umfasste 13 Fragen und erfolgte online über einen Zeitraum von zwei Monaten. Zur Teilnahme waren sowohl angestellte, als auch selbständige Berufsangehörige zugelassen.

Berufsausstieg ist für viele mehr als nur ein Gedankenspiel

Auf die Frage „Haben Sie schon einmal daran gedacht, aus dem Beruf auszusteigen?“ hat zwei Drittel der Befragten mit „Ja“ geantwortet. Eine alarmierende Zahl, die einmal mehr bestätigt: Einen Großteil der Befragten beschäftigt vielmehr der Gedanke, aus der Physiotherapie auszusteigen, um eine andere berufliche Tätigkeit zu finden, in der die Arbeitsbedingungen nicht durch hohe bürokratische Hürden und die Auswirkungen von einem hohen Fachkräftemangel geprägt sind. Dass es hierbei nicht um ein Gedankenspiel geht, sondern die Patientenversorgung real gefährdet ist, zeigt eine weitere Zahl der aktuellen Erhebung. Über ein Viertel der Befragten gab an, nicht mehr lange in diesem Beruf tätig zu sein, was die Lesart zulässt, dass sich diese Gruppe bereits aktiv mit Ausstiegsplänen beschäftigt. Die Belastungen im Berufsalltag werden von vielen als so gravierend empfunden, dass ein Berufswechsel als realistische Option erscheint.

Viele bleiben dem Beruf treu – aber es muss sich etwas ändern!

Sie gibt aber Auskunft darüber, was nach Auffassung der Befragten dringend getan werden muss, um dem Fachkräftemangel Einhalt zu gebieten – und damit den Stress zu reduzieren, der viele in den Ausstieg treibt: Die Vergütung soll ansteigen und die Bürokratie abgebaut werden. Anteilig fast gleichauf und gemeinsam mit der Schaffung besserer Anreize für den Nachwuchs in über 90 Prozent der Antworten als die entscheidenden Stellschrauben im Kampf gegen den Fachkräftemangel identifiziert, sprechen die Ergebnisse hier eine deutliche Sprache.

Konkrete Ideen wie Bürokratie abgebaut werden soll

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beantwortung der Frage, was konkret dabei helfen kann, Bürokratie abzubauen, um dadurch die Mehrbelastung zu reduzieren und die Therapiezeit zu erhöhen. Hier sind es die Abschaffung der Rezeptprüfpflicht und der Pflicht zur Einziehung der Zuzahlungen, die nach Meinung von über 60 Prozent der Befragten spürbare Abhilfe schaffen würden. Mehr als 30 Prozent sehen darüber hinaus in der Digitalisierung der Praxisprozesse ein großes Potenzial zur Reduktion administrativer Belastungen. Die Bereitschaft zur Digitalisierung scheint höher zu sein, als es die aktuelle Umsetzung in vielen Einrichtungen vermuten lässt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es nicht grundsätzliche Vorbehalte, sondern möglicherweise strukturelle Hindernisse sind, die einer weitergehenden Digitalisierung im Weg stehen.

Teilzeit als Reaktion auf hohe Belastung

18,6 Prozent der Befragten arbeiten derzeit in Teilzeit. Als Hauptgrund hierfür wurde nicht – wie häufig vermutet – fehlende Kinderbetreuung genannt, sondern eine insgesamt zu hohe Arbeitsbelastung. Dies unterstreicht, dass Teilzeitarbeit in vielen Fällen eine Reaktion auf die bestehenden Herausforderungen ist. Unabhängig davon, ob sie als Übergang oder dauerhafte Lösung gedacht ist, führt sie zu einer geringeren Verfügbarkeit von Fachkräften.

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Textquelle: VPT – Verband für Physiotherapie