Wissenschaft

Warum Fitnessstudios jetzt auf Longevity setzen sollten

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Longevity – kaum ein Thema beschäftigt die Gesundheits- und Fitnessbranche derzeit so intensiv. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff und weshalb bietet Longevity gerade für Fitnessstudios enormes Potenzial?

Das Wichtigste in Kürze

  • Longevity boomt – auch in Europa: Die Verlängerung der Gesundheitsspanne statt nur der Lebenszeit gewinnt an Bedeutung; ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, Ernährung, Schlaf und mentaler Balance ist die Basis.
  • Fitnessstudios als Gesundheitszentren: Studios können zentrale Anbieter für Longevity werden – mit personalisierten Trainingsplänen, Regenerationsangeboten und datenbasiertem Fortschrittsmonitoring.
  • Von USA und Asien lernen: Hochindividualisierte Programme in Premium-Studios und Outdoor-Erlebnisse in Wellnesshotels liefern wertvolle Impulse, die auch europäische Studios adaptieren können.
  • Qualität schafft Vertrauen: In einem wachsenden, teils unübersichtlichen Markt setzen zertifizierte Standards und fundierte Angebote ein klares Zeichen für Seriosität und Zukunftsfähigkeit.

Seit gut einem Jahr erlebt Longevity, die Wissenschaft und Praxis rund um ein längeres und vor allem gesünderes Leben, im deutschsprachigen Raum einen regelrechten Boom. Der Grund dafür ist eine Kombination aus gesellschaftlichem Wandel und wissenschaftlichen Erkenntnissen: Wir wissen heute, dass Altern nicht nur Schicksal ist, sondern aktiv beeinflusst werden kann.

Im Fokus steht dabei nicht das unbedingte Ziel einer möglichst langen Lebens-spanne (Lifespan), sondern der Wunsch, die Gesundheitsspanne (Healthspan) zu verlängern – die Zeit, in der man fit, gesund und leistungsfähig ist. Einzelne Medikamente oder Therapien stehen immer wieder im Fokus, aber die entscheidende Basis bildet ein gesunder Lebensstil, der auf vier Säulen aufbaut:

Die Säulen der Longevity

  • Bewegung
  • Ernährung
  • Schlaf und Regeneration
  • Psychisches Wohlbefinden

Longevity spricht dabei nicht erst ältere Generationen an, sondern ist bereits für junge Menschen relevant. Der eher unattraktive Begriff der Prävention wird hier abgelöst durch ein modernes Konzept, das Menschen motiviert, ihre Gesundheit möglichst frühzeitig, aktiv und langfristig in die Hand zu nehmen. Genau hier liegt die Chance für die Fitnessbranche: Sie kann zentraler Akteur eines aktiven und ganzheitlich gesunden Lebensstils werden.

Longevity – Inspiration aus den USA und Asien

International betrachtet sind Asien und die USA bereits mehrere Schritte voraus. Hochpreisige Luxus-Fitnessstudios wie der „Continuum Club“ in New York oder „Equinox“ haben Longevity fest integriert. Mitglieder erhalten dort individualisierte Healthspan-Programme mit umfassenden Gesundheitschecks, datenbasierter Trainings- und Ernährungsplanung und sogar Analysen zur biologischen Alterung.

In Deutschland sowie Österreich, der Schweiz und Italien steckt Longevity noch in den Anfängen, bietet jedoch enormes Potenzial: Menschen hierzulande besitzen eine hohe Gesundheitskompetenz und wünschen sich wissenschaftlich fundierte, ganzheitliche Konzepte. Für Fitnessstudiobetreiber bietet sich genau jetzt die perfekte Gelegenheit, sich frühzeitig und glaubwürdig als Longevity-Pioniere zu positionieren.

Muskeltraining und Ernährung als Schlüssel zur Longevity

Ein zentraler Aspekt im Bereich Fitness und Longevity ist das Krafttraining. Bereits ab ungefähr 30 Jahren nimmt die Muskelmasse altersbedingt kontinuierlich ab (Sarkopenie). Menschen mit geringer Muskelkraft haben jedoch ein signifikant erhöhtes Sterberisiko.[1] Schon 30 bis 60 Minuten Krafttraining pro Woche reichen hier aus, um die Lebenserwartung nachweislich zu erhöhen[2] und gleichzeitig das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Dia-betes oder Herz-Kreislauf-Probleme und Krebserkrankungen zu reduzieren.[3] Insbesondere in Kombination mit einer proteinreichen Ernährung kann die Muskelmasse langfristig bis ins hohe Alter erhalten bleiben.[4]

Zwei Senioren beim Krafttraining am Kabelzug
Schon 30 bis 60 Minuten Krafttraining pro Woche reichen hier aus, um die Lebenserwartung nachweislich zu erhöhen und gleichzeitig das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme und Krebserkrankungen zu reduzieren (Bildquelle: © NDABCREATIVITY – stock.adobe.com)

Dieser Effekt lässt sich zusätzlich durch regelmäßiges Ausdauertraining und er-gänzendes Mobilitätstraining verstärken. Studien zeigen, dass eine höhere maximale Sauerstoffaufnahme (VO₂max) die Lebenserwartung messbar verlängert.[5] Auch Mobilitätstraining senkt nachweislich das Mortalitätsrisiko.[6]

Fitnessstudios als Longevity-Zentren: Was braucht es dazu?

Fitnessstudios haben die Chance, zentrale Anbieter rund um Longevity und Healthspan zu werden. Dafür braucht es ganzheitliche und wissenschaftlich fundierte Angebote. Wichtig sind personalisierte Trainingskonzepte mit Fokus auf Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit sowie ergänzende Angebote wie Ernährungsberatung. Regenerationsmaßnahmen wie Kältetherapie, Sauna oder Schlafcoaching sollten ebenso fester Bestandteil sein wie regelmäßige Analysen zur Dokumentation und Optimierung der individuellen Fortschritte („Messen – Machen – Messen“).

Während Menschen heute – besonders über Social Media – zunehmend mit kaum überprüfbaren Gesundheitsinformationen überhäuft werden, wird es immer wichtiger, dass professionelle Anbieter Orientierung schaffen. Die konkreten Angebote orientieren sich dabei an den unterschiedlichen

Als Qualitätsanbieter im Longevity-Markt vorangehen

Fitnessstudios, die den Longevity-Trend nicht nur mitgehen, sondern aktiv mitgestalten wollen, sollten frühzeitig auf überprüfbare Qualität setzen. Die Deutsche Longevity Gesellschaft e. V. bietet interessierten Studioinhabern die Möglichkeit, sich an der Entwicklung und Pilotierung der neuen Qualitätsstandards zu beteiligen. Wer Teil dieses zukunftsweisenden Prozesses sein möchte, findet weitere Informationen und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme hier.

Auch interessant: Longevity – Chancen und Umsetzungsmöglichkeiten für Fitnessstudios

Bedürfnissen und Erwartungen der Mitglieder. Preiswerte Clubs können ihren Mitgliedern einfache, gut zugängliche Programme bieten, bei denen regelmäßige Fokusthemen und spielerische Gamification-Elemente die Zielerreichung erleichtern. Mittelklasse-Clubs profitieren dagegen von intensiverer Betreuung, Workshops zu aktuellen Gesundheitsthemen und Coachings in kleineren Gruppen. Premium-Studios überzeugen mit datenbasierten, stark personalisierten Strategien, die neben umfangreicher Diagnostik und individuellen Lifestyle-Plänen auch exklusive Masterclasses sowie kontinuierliche Begleitung umfassen.

Was Fitnessstudios von Longevity-Hotels lernen können

Wellnesshotels, die Longevity erfolgreich etabliert haben, setzen stark auf Personalisierung und Erlebnisqualität. Diagnostische Checks, gezielte Regeneration und Gemeinschaftserlebnisse in Form von Retreats oder Workshops schaffen langfristige Kundenbindung. Zudem spielen naturnahe Aktivitäten eine entscheidende Rolle. Auch Fitnessstudios können diese Erkenntnisse umsetzen und z. B. Gruppentrainings im Stadtwald oder an einem nahe gelegenen See anbieten. Laut Wellness-Trends 2025[7] wünschen sich mehr als 20 % der wellnessinteressierten Menschen Outdoor-Trendsportarten wie Rucking oder Stand-up-Paddling – bei unter 40-Jährigen sind es sogar fast 40 %. Ein großes Potenzial, das auch Fitnessclubbetreiber nutzen können.

Ausblick

Longevity ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklung mit enormem Potenzial, an deren Anfang wir gerade erst stehen. Fitnessstudios werden sich zunehmend zu ganzheitlichen Gesundheitszentren wandeln. Individuelle Biohacking-Programme und KI-basierte Trainingssteuerung werden in Zukunft immer mehr zum Standard. Spezialisierte Longevity-Studios könnten bald weit verbreitet sein. Clubbetreiber haben jetzt die Chance, Vorreiter in Deutschland zu werden und maßgeblich dazu beizutragen, dass Menschen nicht nur länger leben, sondern auch länger fit und gesund bleiben.

Als seriöser Longevity-Anbieter positionieren

In einem wachsenden Markt rund um Gesundheit und Langlebigkeit wird Qualität zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Gerade weil Longevity aktuell medial stark präsent ist, steigt auch das Risiko für unseriöse oder nicht fundierte Angebote. Umso wichtiger ist es für Betreiber, sich klar und glaubwürdig zu positionieren – als vertrauenswürdige Anbieter wissenschaftlich fundierter Gesundheitskonzepte.

Die Deutsche Longevity Gesellschaft e. V. entwickelt derzeit praxisnahe Standards für Fitness- und Gesundheitsanbieter, die genau dabei unterstützen. Studios, die sich auf Basis dieser Kriterien prüfen lassen, erhalten ein anerkanntes Siegel, das geprüfte Qualität sichtbar macht. Das schafft Vertrauen bei bestehenden Mitgliedern, erhöht die Attraktivität für neue Zielgruppen und stärkt die eigene Position im Zukunftsmarkt Longevity. Für Betreiber bietet sich so die Möglichkeit, sich frühzeitig als seriöser Gesundheitsanbieter mit klarer Kompetenz im Bereich Healthspan und Prävention zu etablieren – unabhängig vom Preissegment.

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Literaturquellen:
[1] journals.lww.com/nsca-jscr/abstract/2024/07000/collective_weakness_is_associated_with_time_to.31.aspx
[2] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35228201/
[3] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34822137/
[4] www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1279770723007017
[5] pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6779597/ , pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30646252/
[6] www.health.harvard.edu/staying-healthy/greater-flexibility-linked-with-longer-lives, onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/sms.14708,
[7] Wellness-Hotels & Resorts GmbH, Wellness-Trends 2025: www.wellnesshotels-resorts.de/de/ueber-uns/presse/presse-mitteilungen/wellness-trends-2025

Der Autor

  • Michael Altewischer

    Michael Altewischer ist Vorstand der Deutschen Longevity Gesellschaft e. V. und CEO der Wellness-Hotels & Resorts GmbH. Er vereint umfassende Expertise in Wellness-Betriebsplanung und be-triebswirtschaftlicher Leitung von Spa-Bereichen, ergänzt durch ehrenamtliche Tätigkeiten im Wellness-Hotellerie-Segment des Hotelverbandes Deutschland und in der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, was ihn zu einem führenden Kopf in der Wellnessbranche macht.

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