Eine Entdeckung mit Weitblick
Es war das Jahr 1988, als Ludwig Artzt, Gründer einer Handelsvertretung für Medizintechnik, auf einer Messe in den USA auf ein ungewöhnliches Produkt stieß: elastische, bunte Bänder aus Latex für die Physiotherapie. Die schlichte Idee faszinierte ihn. „Mein Vater hatte immer ein gutes Auge für Innovationen“, sagt Felix Artzt, Sohn und heutiger Geschäftsführer der Ludwig ARTZT GmbH. „Er erkannte sofort das Potenzial dieser Bänder – nicht nur für die Rehabilitation, sondern auch für den breiten Fitnessmarkt.“
Schon eine kurze Zeit später brachte Ludwig Artzt das TheraBand nach Deutschland. Er beriet sich mit Sportmedizinern und begann, das Übungsband auf Kongressen und Messen vorzustellen. Zu Beginn war die Logistik überschaubar: Der komplette Messestand passte in einen kleinen Transporter, zu Hause half die Familie dabei, die Bänder für den Verkauf vorzubereiten. „Wir Kinder haben in den Ferien oft mit Freunden Päckchen gepackt“, erinnert sich Felix Artzt. Es ist der Geist des Anpackens, der die Firma in ihren frühen Jahren prägt.
Der Durchbruch: die Transformation
Was zunächst als Nischenprodukt für Physiotherapeuten gedacht war, entwickelte sich durch eine entscheidende Veränderung bald zum Massenprodukt. Ludwig Artzt beschloss, die Bänder nicht mehr nur auf Rollen anzubieten. Stattdessen wurden sie in handliche Stücke geschnitten und zusammen mit einer Übungsanleitung in Reißverschlusstaschen vertrieben. Diese praktische Lösung machte das TheraBand schnell populär. Therapeuten setzten es in ihrer täglichen Arbeit ein und gaben es an ihre Patienten weiter. So fand das Band bald auch seinen Weg in Fitnessstudios und schließlich in viele Wohnzimmer.
Wie alles anfing: Ludwig Artzt mit seinen Therabändern auf einer Messe und der Lieferwagen, mit Firmenaufdruck (l.) (Bildquelle: © ARTZT)
„Jeder deutsche Haushalt muss ein TheraBand haben“, war die Vision von Ludwig Artzt. Um dieses Ziel zu erreichen, machte das Unternehmen das Tool und seine Übungsvielfalt auf Fachveranstaltungen live erlebbar. Die Botschaft war bestechend einfach: Ein einziges Band, unzählige Möglichkeiten für Bewegung und Therapie. Zusätzlich veröffentlichte ARTZT Bücher wie „Fit mit dem TheraBand“, die konkrete Trainingsideen für den Alltag lieferten.
„Das war der Wendepunkt“, sagt Astrid Buscher, die 1997 ins Unternehmen kam und heute das ARTZT Institut leitet. Zu dieser Zeit war die Ludwig ARTZT GmbH noch ein kleines Team, doch mit dem Erfolg des Bandes wuchs die Angebotspalette. „Gemeinsam mit TheraBand USA haben wir das Sortiment kontinuierlich erweitert – mit Sitzbällen, Tubes, Handtrainern –, aber das Band blieb immer im Mittelpunkt“, betont Buscher.
Wachstum und Eigenmarken
Mit dem neuen Jahrtausend folgte ein strategischer Wandel. Neben der Distribution von TheraBand-Produkten baute die Firma zunehmend eigene Marken auf. 2009 wurde die Premiummarke ARTZT vitality, heute ARZT thepro, ins Leben gerufen, mit hochwertigen Tools in nachhaltigem Design. 2017 folgte die Artzt Vintage Series mit Fitnessgeräten im Vintage-Look. „Wir hatten so viele Ideen und großartige Partner an unserer Seite, dass es nur logisch war, etwas Eigenes zu entwickeln, das für Qualität und wissenschaftliches Know-how steht“, erklärt Felix Artzt.
Marktführer im Neurotraining
In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen seine Expertise auf ein neues Feld ausgeweitet: Neurozentriertes Training. Mit Tools, die die Verbindung zwischen Gehirn und Bewegung fördern, spricht die Marke ARTZT neuro nicht nur Spitzensportler an, sondern auch Freizeitathleten, Therapeuten und Endverbraucher. „Es gibt immer mehr Interesse an diesem Thema“, stellt Artzt fest. „Und wir haben uns hier in Europa eine führende Rolle erarbeitet.“
Der Firmensitz von ARTZT in Dornburg (Bildquelle: © ARTZT)
Das Erfolgsrezept bleibt dabei konstant: enger Austausch mit Wissenschaftlern, die Integration medizinischer Erkenntnisse und ein klarer Fokus auf den Nutzen für den Anwender. Diese Philosophie zeigt sich auch in wiederkehrenden Veranstaltungen wie dem ARTZT Symposium und dem ARTZT Neuro Symposium, die regelmäßig Experten aus Therapie und Training zusammenbringen, um den Wissenstransfer zu fördern.
Das Erbe des TheraBands
Trotz der Expansion spielt das TheraBand weiterhin eine wichtige Rolle im Unternehmen. „Es ist ein fester Bestandteil unserer Identität und erinnert uns daran, wie alles begann“, so Buscher. Im Herbst 2024 erhielt das Band ein Design-Update: Die bekannte Tasche wurde modernisiert, setzt nun stärker auf nachhaltige Materialien und lässt sich zudem als Türanker verwenden.
Die Geschichte geht weiter
Heute beschäftigt die Ludwig ARTZT GmbH rund 35 Mitarbeitende. Vom Hauptsitz im hessischen Dornburg aus werden über 2.000 Artikel an Kunden in ganz Europa versandt. Was einst mit einem schlichten Latexband begann, ist heute ein etabliertes Unternehmen mit einem breiten Produktsortiment und einem festen Platz im Gesundheits-und Fitnessmarkt.
Bildquelle Header: © ARTZT