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Die Photobiomodulation in der Schmerzbehandlung

Bildquelle: © Luca Phil Franze

Die moderne Medizin hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte erzielt, insbesondere in der Schmerzbehandlung. Eine zunehmend verwendete Methode ist die Photobiomodulation (PBM), auch bekannt als Low-Level-Light-Therapie (LLLT) oder kaltes Rotlicht.

Die Photo­biomodulation (PBM) nutzt Licht im nahen Infrarot- und sichtbaren roten Spektral­bereich, um Schmerzen zu lindern und Heilungs­prozesse zu fördern. Der vorliegende Artikel beleuchtet die Vorteile der PBM bei der Behandlung von Muskel­schmerzen, Fibromyalgie, Sport­verletzungen, Muskelkater und Durch­blutungsstörungen.

Funktionsweise der Photobiomodulation

PBM basiert auf der Anwendung von Licht ausgewählter Wellen­längen, das tief ins Gewebe eindringt und dort biochemische Ver­änderungen auslöst. Diese stimulieren die Zell­funktion, fördern die Produktion von Adenos­intriphosphat (ATP) und verbessern die Durch­blutung. Die Methode ist nicht­invasiv, schmerzfrei und hat wenige Neben­wirkungen, was sie zu einer attraktiven Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungs­methoden macht.

Behandlung von Muskelschmerzen

Muskel­schmerzen können verschiedene Ursachen haben, darunter Über­anstrengung und chronische Er­krankungen. PBM hat sich als wirksam bei der Behandlung sowohl akuter als auch chronischer Muskel­schmerzen erwiesen. Das Licht reduziert Ent­zündungen und fördert die Regeneration des Gewebes. Studien zeigen, dass Patienten, die PBM anwenden, signifikante Schmerz­linderung und verbesserte Beweg­lichkeit erfahren. Die durch PBM gesteigerte ATP-Produktion fördert die Heilung und Regene­ration der Muskel­zellen, was zu einer beschleunigten Erholung führt.

Eine Hand klickt auf das Bedienfeld einer Infrarotkabine
Die Photobiomodulation stellt eine vielversprechende Methode zur Behandlung von Schmerzen unterschiedlicher Ursachen dar (Bildquelle: © Luca Phil Franze)

Unterstützung bei Sportverletzungen

Sport­verletzungen wie Zerrungen, Verstauchungen und Prellungen können die sportliche Leistungs­fähigkeit erheblich beeinträchtigen. PBM fördert die Heilung des verletzten Gewebes, reduziert Schwellungen und lindert Schmerzen. Sportler berichten von einer schnelleren Genesung und kürzeren Ausfall­zeiten. Die entzündungs­hemmende Wirkung von PBM erweist sich als besonders vorteilhaft bei Sport­verletzungen, da sie Schwellungen und Schmerzen schnell reduziert und eine frühere Rückkehr zum Training ermöglicht.

Linderung von Muskelkater

Muskelkater, auch als verzögerter Muskel­kater (DOMS) bezeichnet, tritt typischer­weise nach ungewohnter oder intensiver körper­licher Aktivität auf. PBM hat sich als wirksam bei der Behandlung von Muskel­kater erwiesen, indem sie die Durch­blutung fördert und den Zell­stoffwechsel unterstützt. Dies beschleunigt den Abbau schmerz­verursachender Stoffwechsel­produkte, was zu einer schnelleren Linderung des Muskel­katers und einer optimierten Erholungs­zeit nach dem Training führt.

Verbesserte Durchblutung

Eine adäquate Durch­blutung ist essenziell für die Gesundheit des Gewebes und die Heilung von Verletzungen. PBM optimiert die Mikro­zirkulation und Sauer­stoffversorgung des Gewebes, was besonders bei chronischen Schmerzen und Durch­blutungsstörungen relevant ist. Die Produktion von Stick­stoffmonoxid (NO) wird gefördert, was die Blutgefäße erweitert und die Durch­blutung verbessert. Patienten mit Durchblutungs­störungen berichten nach der Anwendung von PBM über eine signifikante Ver­besserung ihrer Symptome.

Behandlung von Fibromyalgie

Fibromyalgie ist eine chronische Erkrankung, die durch generalisierte Schmerzen, Müdigkeit und Empfindlich­keit in bestimmten Körper­regionen gekenn­zeichnet ist. Die genaue Ursache ist unbekannt und die Behandlung heraus­fordernd. PBM zeigt viel­versprechende Ergebnisse, indem sie die Zellfunktion verbessert und Ent­zündungen verringert, was die Schmerzintensität bei Fibromyalgie-Patienten reduziert. Klinische Studien belegen, dass PBM die Lebens­qualität der Patienten verbessert, indem sie Schmerzen lindert und die körper­liche Funktion unterstützt.

Entzündungsparameter im Blut und PBM

Entzündungs­parameter im Blut sind zentral bei der Bewertung und Behandlung von Schmerzen und entzündungs­bedingten Erkrankungen. Die Reduktion von Entzündungen ist ein wesentlicher Wirk­mechanismus von PBM. Die wichtigsten Entzündungs­parameter umfassen:

  1. C-reaktives Protein (CRP): Ein hoher CRP-Wert zeigt akute Ent­zündungen und Gewebe­schäden an. PBM kann die CRP-Produktion reduzieren, was eine Abnahme der Entzündungs­aktivität und eine Verbesserung der Heilung signalisiert.
  2. Interleukine (IL-1, IL-6, IL-10): IL-1 und IL-6 fördern Ent­zündungen, während IL-10 entzündungshemmend wirkt. PBM senkt die Spiegel von IL-1 und IL-6 und steigert die Produktion von IL-10, was Ent­zündungen und Schmerzen reduziert
  3. Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α): Ein hoher TNF-α-Spiegel tritt bei chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen auf. PBM reduziert die TNF-α Produktion, was die Entzündungsreaktion und damit verbundene Schmerzen lindert.
  4. Prostaglandine: PBM kann die Synthese bestimmter Prostaglandine hemmen, was zur Schmerzlinderung und Reduktion von Entzündungen beiträgt

Anwendung der PBM

  1. Wellenlänge des Lichts: PBM verwendet typischerweise Licht im Bereich von 600 bis 1.000 nm. Für Ganzkörperanwendungen werden Wellen längen zwischen 630 und 850 nm bevorzugt, da sie die am besten erforschten Wirkbereiche abdecken.
  2. Bestrahlungsstärke (Power Density): Die Bestrahlungsstärke wird in Milliwatt pro Quadratzentimeter (mW/cm²) gemessen. Für die Ganzkörper-PBM liegt die empfohlene Bestrahlungsstärke zwischen 10 und 50 mW/cm.
  3. Energiedosis (Fluence): Die Dosis wird in Joule pro Quadratzentimeter (J/cm²) gemessen. Übliche Dosen für Ganzkörper-PBM liegen zwischen 10 und 50 J/cm² pro Sitzung, je nach Indikation und Gerät.

Behandlungshäufigkeit und -dauer

Die Frequenz und Dauer der PBM-Sitzungen hängen von der Schmerz­stärke und der indi­viduellen Reaktion des Patienten ab. Bei akuten Schmerzen können die Anwendungen täglich oder alle zwei Tage durchgeführt werden, bis eine signifikante Ver­besserung eintritt. Bei chronischen Schmerzen wird eine Anwendungs­frequenz von zwei- bis dreimal pro Woche empfohlen, über mehrere Wochen bis Monate. Zur langfristigen Schmerz­bewältigung können wöchentliche oder zwei wöchentliche Sitzungen sinnvoll sein. Typische Sitzungen dauern zwischen 10 und 20 Minuten.

Fazit

Die Photobiomodulation stellt eine viel­versprechende Methode zur Behandlung von Schmerzen unter­schiedlicher Ursachen dar. Ihre nicht-invasive und schmerzfreie Anwendung macht sie zu einer attraktiven Option für Menschen mit Muskelschmerzen, Fibromyalgie, Sportverletzungen, Muskelkater und Durchblutungsstörungen. PBM reduziert Entzündungen, verbessert die Zellfunktion und fördert die Durchblutung, was zur Schmerz­linderung und Heilung beiträgt.

Angesichts der positiven Forschungs­ergebnisse und der zunehmenden Verfügbarkeit geeigneter Geräte kann davon ausgegangen werden, dass die PBM zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen wird und vielen Sportlern eine effektive Schmerz­linderung und Regeneration bieten kann. 

Bildquelle Header: © Luca Phil Franze

Der Autor

  • Alexander Wunsch

    Dr. med. Alexander Wunsch ist Arzt, Lichtbiologe und Sachbuchautor. Er erforscht die biologischen Mechanismen, wie Licht auf den Körper wirkt, insbesondere im Bereich der Fotobiologie und Chronobiologie. Dr. Wunsch hat sich intensiv mit den Auswirkungen von künstlichem Licht und der Bedeutung von natürlichem Sonnenlicht für den menschlichen Organismus beschäftigt.

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