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Der Fitnessmarkt in Österreich: Experten im Interview

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Um den Fitnessmarkt in Österreich besser kennenzulernen, haben wir einige Branchen­experten und gebürtige Österreicher befragt. Wie hat sich der Markt in den vergangenen Jahren entwickelt, wo liegen seine Stärken, was sind seine Besonderheiten und wie sehen die Prognosen aus? Einschätzungen und Antworten auf diese Fragen erhalten Sie in den Kurz-Interviews.

ürgen Aschauer, Business Development Director Matrix

Kurz-Interview mit Jürgen Aschauer, Business Development Director Matrix

BODYMEDIA: Welche Gemeinsamkeiten weisen der österreichische und deutsche Fitnessmarkt auf und worin unterscheiden sie sich?

Jürgen Aschauer: Wir sehen nahezu identische Fitnesstrends in Österreich und Deutschland. Durch Social Media wächst vor allem der Sektor „Fitness Lifestyle“ enorm – besonders in der jüngeren Zielgruppe. Aber auch Themen wie „Longevity“ erweitern derzeit die Zielgruppe an Mitgliedern. Beide Trends beobachten wir zunehmend in den Städten. Doch trotz der kleineren Einzugsgebiete in Österreich steigt dort generell die Nachfrage nach Fitness. Ich würde sogar behaupten, dass wir aktuell ein prozentual stärkeres Wachstum in Österreich als in Deutschland verzeichnen.

BODYMEDIA: Welche Studios zählen zu den schönsten Österreichs? Warum muss man diese Clubs unbedingt gesehen haben?

Jürgen Aschauer: Diese Frage pauschal zu beantworten, ist wirklich nicht einfach, zumal das auch Geschmackssache ist und im Kontext der jeweiligen Zielgruppe gesehen werden muss.

Da wir aktuell ein besonderes Augenmerk auf unsere Premium-Serie „Onyx“ legen, und ich gebürtig aus Wien stamme, steht John Harris bei mir aktuell ganz hoch im Kurs. John Harris hat in Wien allein acht Premium-Studios sowie elf Clubs in Österreich insgesamt, in denen hochwertiges Design, moderne Ausstattung und umfangreiche Dienstleistungen einen hohen Stellenwert haben.

BODYMEDIA: Herzlichen Dank.

Bildquelle: Jürgen Aschauer © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

Christian Hörl, Branchensprecher aller österreichischen Fitnessbetriebe

Nachgefragt bei Christian Hörl, Branchensprecher aller österreichischen Fitnessbetriebe

BODYMEDIA: Durch welche Besonderheiten und Stärken zeichnet sich der österreichische Fitnessmarkt aus?

Christian Hörl: Der österreichische Fitnessmarkt überzeugt durch seine starke gesundheitliche Positionierung:

  • 36,3 % der Anlagen setzen den Fokus auf Prävention und Rehabilitation
  • 35,4 % auf Training – ein Gleichgewicht, das europaweit Vorbildcharakter hat

Ein hoher Frauenanteil (53,7 %) sowie eine starke Verankerung bei jungen Zielgruppen (11 % der Mitglieder sind unter 20) zeigen: Fitness ist in Österreich gesellschaftlich breit akzeptiert.

Charakteristisch sind außerdem ein hoher Anteil an Einzelstudios (63,5 %) mit starker regionaler Verankerung, ergänzt durch ein dynamisches Kettensegment, jedoch einem noch sehr niedrigem Aggregatorenanteil. 67 % der Anlagen bieten Personal Training an, 65,3 % Functional Training – Ausdruck eines modernen, individuellen Trainingsverständnisses.

Zudem wird Weiterbildung großgeschrieben: 89,5 % der Studios investieren gezielt in ihr Team.

BODYMEDIA: Wie hat sich der österreichische Fitnessmarkt in den vergangenen Jahren entwickelt und wie fällt Ihre persönliche Zukunftsprognose aus?

Christian Hörl: Der Markt wächst, bis auf die zwei Jahre Corona, konstant in den letzten 20 Jahren – 2024 mit einem Mitgliederplus von 6,4 % auf 1,27 Mio. und einem Umsatzanstieg auf 654,8 Mio. €. Die Penetrationsrate stieg auf 13,9 %, bei den 15–29-Jährigen sogar auf 26,2 %. Auch die wöchentliche Trainingshäufigkeit legte zu, durchschnittlich 1,2 Mal pro Woche, was viele Betreiber mit vollen Studios bestätigen.

Meine Prognose: Österreich wird seine Stärken – qualitätsorientierte Betreuung, gesundheitsorientiertes Angebot, hohe Flexibilität – weiter ausbauen. Die Zukunft gehört hybridem Training, smarter Technologie, individualisierter Betreuung und einer engeren Verzahnung mit dem Gesundheitssystem.

Der Fitnessmarkt in Österreich wird in den nächsten Jahren weiter stetig wachsen und mittelfristig ein äußerst wichtiger Partner im Gesundheitssystem werden.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Kurz-Interview.

Bildquelle: Christian Hörl © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

Christian Jäger, Multi-Unternehmer – Global Health Care AG

Ihre Einschätzung: Christian Jäger, Multi-Unternehmer – Global Health Care AG

BODYMEDIA: Wie schätzen Sie die Position des österreichischen Fitnessmarkts im europäischen Vergleich ein?

Christian Jäger: Österreich ist zwar ein kleinerer Markt, überzeugt aber durch eine hohe Qualitätsorientierung und Innovationsbereitschaft – gerade in den Bereichen Medical Fitness, Boutique-Konzepte und Gesundheitstourismus. Besonders spannend ist die enge Verbindung von Fitness, Prävention und Hotellerie, wie sie in dieser Form europaweit einzigartig ist.

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Die hohe Investitionsbereitschaft im Premium- und Gesundheitssegment bietet großes Potenzial für Anbieter mit smarten, designorientierten und medizinisch fundierten Lösungen. Firmen und Marken, die sich wie meine Unternehmensgruppe, die Global Health Care AG, mit fundierter Expertise und anwenderfreundlichen Lösungen im Health-Segment positionieren, treffen hier exakt den Zeitgeist und schaffen echte Mehrwerte – für Studios, Hotels und therapeutische Einrichtungen gleichermaßen.

BODYMEDIA: Wie wird sich der Fitnessmarkt in Österreich Ihrer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

Christian Jäger: Wir stehen vor einer spannenden Transformation. Die Nachfrage wird sich stärker in Richtung Gesundheit, Prävention und funktionelles Training verschieben – insbesondere bei der wachsenden Zielgruppe 50+. Studios werden sich spezialisieren müssen: sei es als Boutique-Konzepte, Mikrostudios, Medical-Fitness-Anbieter oder über hybride Modelle mit digitalen Tools.

Gleichzeitig wird der Hotelmarkt an Bedeutung gewinnen – als Premium-Präsentationsfläche und als neuer Vertriebskanal. Wer es schafft, Fitnesslösungen nahtlos in Spa-, Retreat- und Rehakonzepte zu integrieren, wird enorm profitieren. Wichtig wird sein, technologieoffen, nachhaltig und medizinisch fundiert zu arbeiten. Der Preiskampf am unteren Ende wird weiter zunehmen, aber wer Qualität, Technologie und Gesundheit intelligent verbindet, wird die Zukunft des Marktes aktiv mitprägen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für Ihre Antworten.

Bildquelle: Christian Jäger © milongroup

Michael Klein, Studiobetreiber SPIRIT4

2 Fragen an Michael Klein, Studiobetreiber SPIRIT4

BODYMEDIA: Welche Unternehmen sind die wichtigsten Player in Österreich und wer sind die wichtigsten Branchengrößen in Österreich?

Michael Klein: Laut einer Quelle der Gesellschaft für Verbrauchsstudien in Österreich aus dem Jahr 2024 sind das die wichtigsten Fitnessunternehmen in Österreich:

  • Platz 1: McFit
  • Platz 2: MYGYM
  • Platz 3: INJOY
  • Platz 4: clever fit
  • Platz 5: FITINN & HappyFit
  • Platz 6: Energy Fitness

BODYMEDIA: Du bist gebürtiger Österreicher, lebst aber schon seit vielen Jahren in Deutschland. Was würdest du sagen, sind die wichtigsten Merkmale, die die Länder und Leute unterscheiden?

Michael Klein: Der Unterschied der beiden Länder in der Fitnesskultur hat in den vergangenen Jahren definitiv abgenommen. Der größte Unterschied der beiden Länder ist die Größe des Marktes und des Investments. Dabei spiegelt sich die Größe Deutschlands wider. Einen kleinen Unterschied sehe ich noch, dass in Österreich die Betreuung, der Servicegedanke und die Rolle des Gastgebers einen etwas höheren Stellenwert hat.

BODYMEDIA: Vielen Dank für deine Einschätzung.

Bildquelle: Michael Klein © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

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Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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