Karriereseiten sind nach wie vor eine wichtige Anlaufstelle für Bewerber, auch in der Physiotherapie. Blöd nur, dass die wenigsten Praxen eine haben. Aber woran könnte das liegen? Schaut man sich an, welchen Wert Physiopraxen ihrem Außenauftritt im Internet beimessen, so könnte man einer ganz großen Sache auf der Spur sein. Gut gestaltete Internetseiten sind in der Physiotherapie tatsächlich relativ selten.
Die Physio Family in Koblenz arbeitet mit wenig Text und aussagekräftigen Videos. Man beachte zudem die unterschiedlichen Buttons zur Kontaktaufnahme mit dem Bewerber (Bildquelle: © Physio Family Koblenz)
Gut gepflegte und aktuell gehaltene sind sogar noch größere Mangelware. Und wenn es schon bei der Präsentation des eigenen Angebots und der Praxis Defizite gibt, dann ist es nicht verwunderlich, dass kaum eine Praxis eine sinnvolle Karriereseite vorweisen kann. Oft liegt es sicherlich nicht daran, dass man nicht möchte, sondern dass einfach die Kenntnisse oder Ideen fehlen, wie man so eine Seite gestalten kann. Aber daran kann man ja arbeiten.
Worauf es bei der Karriereseite ankommt
Bevor es überhaupt an die Ausgestaltung geht, muss man sich über die Inhalte der Karriereseite Gedanken machen. Letztlich geht es darum, sich zu fragen, welche Informationen für Bewerber auf so einer Seite wichtig sind, genauso aber auch, welche Informationen man als Praxisinhaber weitergeben möchte. Letzteres ist eine individuelle Angelegenheit, die jeder Praxisinhaber für sich klären muss.
Soll es eher in Richtung Unternehmenskultur gehen, soll ein tiefer Einblick in den Arbeitsalltag gewährt werden oder möchte man ein interessantes, z. B. soziales Projekt präsentieren, auf das man stolz ist und das repräsentativ für die Praxis ist? Die Bewerberseite ist nicht ganz so einfach vorherzusehen. Hierfür gibt es allerdings Umfragewerte, die Hinweise geben, welche Inhalte potenzielle Bewerber interessieren.
Für Bewerber ist es vor allem interessant, welche Werte die Physiopraxis lebt und wie sich die Unternehmenskultur gestaltet. Um hier etwas Authentisches zu veröffentlichen, sollte die veröffentlichte Kultur allerdings auch im Inneren gelebt werden. Abweichungen werden schnell bemerkt und dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Trennung groß.
Dann steht man wieder am Anfang. Ein weiterer wichtiger Punkt, insbesondere auch in der Physiotherapie, ist das Thema fachliche und persönliche Weiterbildung. Hier sollte man entsprechende Angebote aufzeigen und ebenso erwähnen, in welchem Rahmen die Mitarbeiter mit Unterstützung rechnen können.
Auch interessant: Recruiting 4.0: Online Physiotherapeuten gewinnen
Der nächste wichtige Punkt ist eine praxisnahe Darstellung potenzieller Aufgaben, die auf den Bewerber warten. Dafür sollte der Schwerpunkt der Praxis dargestellt werden, mit welchen Patienten primär gearbeitet wird und wie sich das tägliche Arbeiten der Bewerber zukünftig gestalten kann. Immer wichtiger wird der Aspekt der sozialen Verantwortung. Insbesondere für jüngere Menschen ist es wichtig, dass sich ihr Arbeitgeber auch sozial engagiert.
Für die Darstellung der Inhalte kann man eine neutrale Außenperspektive oder die Präsentation aus der Mitarbeitersicht wählen. Während viele Befragte angaben, eine neutrale Position zu bevorzugen, zeigt die Erfahrung in der Physiobranche allerdings ein etwas anderes Bild. Durch kleine Teams und einen sehr persönlichen Bezug zu den Kollegen und Patienten bietet sich die persönlichere Mitarbeiterperspektive an, die davon berichten, wie ihr Arbeitsalltag aussieht.
Ein Beispiel aus einer anderen Branche, das einen starken Fokus auf das Team und die Atmosphäre legt (Bildquelle: gini.net/ueber-gini/, abgerufen Juli 2024)
Das schafft Vertrauen und gibt den Bewerbern einen echten Einblick, wie ihr Alltag in der Praxis aussehen wird. So authentisch kann das die neutrale Perspektive gar nicht bieten. Ein guter Ansatz ist es, das eigene Team bei der Gestaltung ins Boot zu holen. Die Mitarbeiter wissen häufig genau, was ihre zukünftigen Kollegen sehen wollen, um überzeugt zu werden. Am Ende sollte ein direkter, persönlicher Ansprechpartner angegeben werden, an den man sich bei Fragen und Bewerbungen wenden kann. Das kann entweder die Praxisleitung oder eine Person aus dem Management sein.
Aussagekräftige Inhalte in schönem Gewand
Sind die Inhalte definiert, geht es an die Ausgestaltung. Die meisten Bewerber bevorzugen eine Kombination aus Text und Bildern. Reines Video möchte fast niemand und überraschenderweise schneidet die Mischung aus Text, Foto und Video schwächer ab als die reine Text-Bild-Variante. Was für Websites gilt, gilt auch für Karriereseiten.
Die Schrift muss gut lesbar sein, die Seite muss eine gute Übersicht und eine klare Struktur bieten und natürlich sollte auch das Corporate Design der Praxis widergespiegelt werden. Wie bei allem Gestalterischen kann man sich hier enorm verkünsteln. Optimalerweise hält man es einfach und lässt sich von einem Profi helfen. Abwechslungsreiche Elemente wie z. B. Mitarbeiterzitate lockern die Seite etwas auf und lenken die Aufmerksamkeit der Bewerber.
Die Fotos sollten einen echten Eindruck vom Praxisalltag vermitteln und gleichzeitig professionell wirken. Dafür sollte man die Zusammenarbeit mit einem Fotografen in Erwägung ziehen. Videos sind deutlich schwerer zu erstellen und erfordern ein tieferes Engagement von den Mitarbeitern, machen die Praxis nahbarer und geben den Bewerbern ein erstes Bild von den zukünftigen Kollegen.
Die Anordnung der Inhalte sollte nach Relevanz erfolgen. Soll das Team in den Vordergrund gestellt werden, muss dies ganz oben auf der Karriereseite stehen. Überzeugen die Arbeitsbedingungen oder das soziale Engagement, sollten diese Faktoren das erste sein, das der Bewerber sieht. Die Karriereseite hat etwa 50 Sekunden Zeit zu überzeugen, dann entscheidet der Betrachter, ob er weiterschauen möchte.
Um die Inhalte schnell zu erfassen, sollten erst mal Bilder im Fokus stehen, die von etwas Text gerahmt werden. Je tiefer es dann geht, desto textlastiger darf es werden, da mehr Informationen weitergegeben werden müssen, aber auch ein größeres Interesse von Bewerberseite her besteht.
Dann heißt es dranbleiben
Mit dem Erstellen der Karriereseite ist ein erster großer Schritt getan. Nun heißt es dranbleiben und die Seite beobachten, optimieren und neue Stellen mit aufnehmen. Wenn sich eine Person erfolgreich beworben hat, kann man diese sogar als Testimonial auf die Karriereseite aufnehmen. Dann geht es darum, die eigene Seite bekannt zu machen. Sei es via Social Media oder anderen Plattformen.
Viele Große zeigen, wie es nicht geht
Beispiele für Unternehmen, die ihre Karriereseiten nicht adäquat pflegen, gibt es in der Wirtschaft leider genug, auch bei den großen Firmen, die eigentlich ein sehr seriöses Image pflegen. Entweder fehlen wichtige Informationen, die Aussagen auf der Karriereseite weichen von denen in den sozialen Medien ab oder die Ansprechpartner sind nicht korrekt oder es gibt nicht einmal eine Bezugsperson. Da geht viel Potenzial verloren. Mit diesem Wissen sollte man es besser machen.
Fazit
„Done is better than perfect“ darf gerne das Motto bei der Erstellung einer Karriereseite sein. Denn wenn es keine Seite gibt, die man finden kann, weiß auch kein Bewerber um die offenen Stellen in der Physiopraxis. Trotzdem sollte in diese viel Arbeit fließen, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Denn die Karriereseite ist das Aushängeschild nach außen für potenzielle Bewerber.
Bildquelle Header: © VRVIRUS – stock.adobe.com