Marketing

Physiofamily Koblenz: Die eigene Marke nachhaltig etablieren

Marketing, Mitarbeitersuche und Patientenbindung: Wie sollte der Inhaber einer Praxis für Physiotherapie agieren, um das Ziel einer nachhaltigen, länger anhaltenden Wirkung seines Namens bzw. seiner Marke zu erreichen?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Praxisbetreiber sind darauf angewiesen, die eigene Marke zu etablieren, um Kunden zu gewinnen und an sich zu binden.
  • Eine eigene Onlinepräsenz ist heute von entscheidender Bedeutung und für viele der erste Kontakt mit der Praxis. Sie ist als digitale Visitenkarte zu verstehen. 
  • Auch Offline-Marketing ist nach wie vor wichtig. Mit Events kann beispielsweise ein starkes Netzwerk etabliert werden.

Beim Naturschutz und in der Umweltpolitik, beim Verbrauch von Rohstoffen und anderen Ressourcen gilt es, Rücksicht zu nehmen auf die nachfolgenden Generationen. Nicht mehr zu verbrauchen, als auch nachwachsen kann, ist die Voraussetzung, auch in Zukunft eine sichere Grundlage zum Leben zu haben. Ähnliches gilt für den Praxisinhaber in Bezug auf seine Marke. Entgegen dem Trend von Industrie und Werbung, das Wort Nachhaltigkeit stets in den Kontext des Umweltschutzes zu setzen, möchte ich heute einmal die lang anhaltende Wirkung der eigenen Markenentwicklung aufgreifen, das sogenannte Branding.

Die Brille des Unternehmers aufsetzen

Viele Inhaber haben im Alltagsbetrieb das Problem, dass sie zu häufig selbst an der Bank stehen, aber zu selten die Brille des Unternehmers aufsetzen. Sie müssen die Weichen so stellen, dass sie mittel- und langfristig mit den aktuell im Markt aufschlagenden und rasant wachsenden Physio-Ketten und finanzstarken Gesundheitszentren konkurrieren können. Dazu kommt, zusätzliche Einnahmequellen durch beispielsweise Selbstzahler-Trainingsbereiche zu generieren. Es kann gar nicht oft genug betont werden: Branding, also das nachhaltige Etablieren einer Marke, benötigt vor allem eines: Zeit! Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.

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Digitale Dokumentation und Therapie sind Must-haves für Mitarbeiter der Generation Z (Bildquelle: © Physiofamily Koblenz)

Im Folgenden einige Möglichkeiten und Anhaltspunkte, die für die Entwicklung einer Praxis nach einem vom Inhaber individuell auszuarbeitenden Zeitplan entscheidend sein können. Ob die Maßnahmen einzeln oder alle in Kombination angewendet werden, richtet sich nach den jeweiligen Gegebenheiten des Unternehmens.

Onlinepräsenz steigern

Eine ansprechende Homepage ist die eigene digitale Visitenkarte. Sie sollte klar strukturiert, „up to date“ und mit einer guten Geschwindigkeit aufwarten können. Die Auffindbarkeit der Seite kann man regelmäßig von Profis überprüfen lassen – das Stichwort lautet hier SEO (engl. Search Engine Optimization).

Social-Media-Kanäle befüllen

Ein gelungener Social-Media-Auftritt ist heute schlicht Voraussetzung, um wahrgenommen werden zu können. Facebook und Instagram sind Pflicht, bespielt werden. Bilder aus der Praxis, Vorstellung von Mitarbeitern, kleine Übungen für zu Hause … hier braucht es authentischen und professionellen Content. Wer zusätzlich mit einem YouTube-Kanal oder gar einem Podcast aufwarten kann, beweist, dass er den Markt verstanden hat.

Der Praxisleiter oder -inhaber sollte sich zusätzlich einen Account bei LinkedIn zulegen, um für potenzielle neue Mitarbeiter auffindbar zu sein und einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen.

Digitalisierung nutzen

Digitale Terminierung und Dokumentation sollten, falls noch nicht vorhanden, in den kommenden Jahren unbedingt realisiert werden. Dazu kann man ggf. Apps oder Videochats zur Therapie und zur Befunderhebung und Dokumentation nutzen.

Stillstand ist Rückschritt

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Das ist zwar eine etwas abgedroschene Redensart, verliert aber in der aktuellen Situation für viele Praxen ganz und gar nicht an Bedeutung. Sowohl um junge Therapeuten anzusprechen, als auch älteren Kollegen das Arbeitsleben und das Einfinden in moderne Prozesse zu erleichtern, sind digitale Tools heutzutage ebenfalls „Must-haves“.

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Die Räumlichkeiten sollten zum Wohlbefinden der Patienten, aber insbesondere auch der Therapeuten beitragen (Bildquelle: © Physiofamily Koblenz)

Standard ist heute cloud-basierte Software, das Team sollte dementsprechend mit Tablets oder anderen mobilen Endgeräten ausgestattet sein. Auch bei einem gegebenenfalls geplanten Exit, also einem geplanten Ausstieg des Inhabers, lässt sich eine digitalisierte Praxis viel hochpreisiger anbieten als eine analog arbeitende!

Bei Patienten die Extrameile gehen

Auch Kassenpatienten sind heute wählerisch. Gerade wenn sich geplante Entwicklungen bei der Refinanzierung der Gesundheitskosten für Heilmittelerbringer weiter in einer höheren Zuzahlung für Patienten niederschlagen sollten, wird es umso wichtiger sein, im Vorfeld den Ruf der Praxis in der unmittelbaren Umgebung nachhaltig gestärkt zu haben. Es gilt, besonders freundlich zu Patienten zu sein, super flexibel bei den Öffnungszeiten und Goodies an Patienten weiterzugeben: eine kleine gebrandete Aufmerksamkeit, ein kostenloses Getränk oder einen Gutschein eines ihrer Netzwerkpartner. Geschenkt. Gepaart mit einem freundlichen Lächeln und einer guten Therapie, bleibt die Praxis so definitiv über das Ende der Behandlung hinaus im Gedächtnis.

Unique point of sale

Es lohnt sich, in moderne Behandlungsmethoden wie Laser, digitale KGG-Geräte oder andere neue Hilfsmittel zu investieren, oder in spezielle Fortbildungen der Mitarbeiter. So kann sich eine Praxis langfristig von der Konkurrenz abheben. Einfach nur eine Heilmittelpraxis zu sein, wie alle anderen, reicht nicht. Sonst wird mittelfristig die Positionierung im Markt schwierig, genauso die Mitarbeiterrekrutierung. Ein nachhaltig handelnder Praxisinhaber sollte sein Alleinstellungsmerkmal (engl. unique point of sale, USP) gefunden und ausgebaut haben und diesen mit einem Marketingplan nach außen kommunizieren.

Offlinepräsenz steigern und netzwerken

Der örtliche Fußballverein, die Kirmes oder sonstige kleinere Sponsorings, ggf. noch für einen guten Zweck, sorgen für eine nachhaltige Vernetzung mit dem Ort oder der Stadt, in welcher die Praxis ansässig ist. Für den Inhaber kann es sehr lohnend sein, regelmäßig Unternehmertreffen wie BVMW, BNI, junger Mittelstand, Lions Club o. Ä. zu besuchen. Hier besteht die Möglichkeit, andere Unternehmer kennenzulernen, und mit deren Hilfe und neuen Kontakten ergeben sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit neue Synergien. Netzwerke schaden nur dem, der sie nicht hat!

Events organisieren

Um den eigenen Expertenstatus langfristig zu untermauern, ist es hilfreich, Gesundheitstage oder ähnliche Infoveranstaltungen zu organisieren. Dazu gehört, Netzwerkpartner wie Ärzte, Orthopädiehäuser oder Apotheken mit einzubinden. Hilfreich sind wiederum andere Experten, die sich als Speaker oder mit einem Infostand an einem solchen Tag in der Praxis präsentieren dürfen. Das stärkt das eigene Netzwerk und zeigt den Patienten, dass die Praxis ihnen auf mehreren Ebenen Hilfe anbieten kann.

Ein starkes Team bauen

Employer Branding ist das Schlagwort des modernen Arbeitgebers. In der Quintessenz meint es, dass man alle zeitlichen und finanziellen Ressourcen in Betracht zieht, um dafür bekannt zu werden, ein guter, offenherziger und moderner Arbeitgeber zu sein. Gute Bezahlung wird dabei zumeist als selbstverständlich vorausgesetzt. Der oft zitierte Obstkorb und der Kickertisch im Pausenraum reichen leider schon lange nicht mehr aus, um für ein gutes Betriebsklima zu sorgen. Teambuildingmaßnahmen sind aufwendig und reduzieren unter Umständen die Gewinnmarge, aber ohne Mitarbeiter gibt es langfristig überhaupt keine skalierbare Marge mehr.

Modernisierung der Praxis

Kein junger Therapeut hat heute noch Lust, an einer grünen Bank ohne elektrische Verstellbarkeit auf weißen Fliesen in einem lieblos und kalt eingerichteten Behandlungszimmer zu arbeiten. New Work ist hier das Schlagwort! Arbeit sollte nicht nach Arbeit aussehen, sich danach anfühlen oder danach riechen. Moderne, aber zeitlose Farben, schöne Pflanzen, ein angenehmer Raumduft und funktionierendes WLAN sind Möglichkeiten, den New-Work-Gedanken auch in kleinen Praxen zu transportieren.

Professionelles Recruiting

Die Zeiten von Stellenanzeigen in Zeitungen sind lange vorüber. Zur Suche sollte heute ein langfristig geplantes, auffallendes und ansprechendes Marketing genutzt werden. Auch sollte die Suche nicht erst zum Zeitpunkt eines Ausstieges oder einer Kündigung punktuell erfolgen. Alle potenziellen Recruitingkanäle müssen dauerhaft bespielt werden, um im Bedarfsfall zeitnah Ersatz zu haben. Die Karriereseite der Praxis-Homepage sollte ebenfalls ansprechend sein und bestenfalls unter Beweis stellen, dass der Arbeitgeber alles tut, um für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter zu sorgen.

Eine Philosophie entwickeln

Die Bedürfnisse der Mitarbeiter sind wichtig, unterschiedliche Generationen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Ein nachhaltig denkender und handelnder Praxisinhaber interessiert sich dafür und ist offen für die Wünsche und Anregungen, was den Arbeitsplatz und die Arbeitszeitgestaltung angeht. Die Zeiten, in denen schlicht Geld gegen Arbeitszeit getauscht wurde, sind vorbei. Will man wirklich stoisch an der 40-Stunden-Woche festhalten? Es ist sehr effektiv, die eigenen Erkenntnisse zu der eigenen Philosophie schriftlich festzuhalten und diese für das Praxisteam transparent zu machen.

Für einen Proof of Trust sorgen

Arbeitgeber-Bewertungsportale wie Kununu oder Kundenbewertungsportale wie ProvenExpert oder Google sind durchaus effektive Waffen im Kampf um Mitarbeiter oder Patienten. Wenn man sie richtig einsetzt, verletzt man die Mitbewerber – bei falschem oder gar keinem Einsatz verletzt man leider nur einen: sich selbst. Es ist wichtig, dass Kunden und Mitarbeiter einen digitalen Fußabdruck zu Ihrem Unternehmen hinterlassen. Die Auffindbarkeit im gesamten Internet wird es Ihnen für immer danken.

Fazit

Die Welt dreht sich gefühlt immer schneller. Auch in der Physiotherapiebranche kommt es zu unaufhaltsamen Veränderungen, die die Arbeit an sich, die Arbeit mit den Mitarbeitern, aber auch die komplette Organisation rund um die Therapie mittel- bis langfristig massiv verändern werden. Seien sie achtsam und offen für diese Entwicklungen. Sie müssen nicht alles, was passiert, gut und richtig finden, sollten aber zugleich nicht jede Veränderung verteufeln. Wichtig ist, zu erkennen, was sich für Sie persönlich gut und richtig anfühlt. Versuchen Sie, die neuen Ideen gemeinsam mit Ihrem Team auf Ihre Praxis anzuwenden. Zeigen Sie, dass Sie mit der Arbeitsorganisation Ihrer Praxis im Hier und Jetzt angekommen sind. Werden Sie lokal zu einer festen Größe, zu einer Marke, die in ihrem Umfeld in den Köpfen der Menschen fest mit den Schlagworten modern, innovativ, freundlich und kompetent verknüpft ist. Dann kann 2024 gerne kommen, und 2025 ... und auch 2030.

Bildquelle Header: © Physiofamily Koblenz

Der Autor

  • Kristian Kroth

    Kristian Kroth begann seine Karriere in der Fitnessbranche 2007 als leitender Angestellter in einer Fitnessstudiokette. 2009 machte er sich mit dem Family Fitness Koblenz selbstständig, das er mit dem Reha-Sport früh in Richtung Gesundheitsanbieter entwickelte.

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