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BGF: Warum Fitnessstudios mit Gesundheitsfokus jetzt die Nase vorn haben

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Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) boomt. Immer mehr Unternehmen investieren in Benefits für ihre Mitarbeitenden – von Fitnessflatrates über Wellnesspässe bis hin zu App-Bundles. Klingt modern, ist aber selten echte Gesundheitsförderung.

Der Grund: Solche Freizeitangebote erreichen fast ausschließlich Mitarbeitende, die ohnehin aktiv sind und bereits regelmäßig Sport treiben. Wer jedoch gesundheitlich vorbelastet ist, unter Rückenschmerzen leidet oder sich schwer für Bewegung motivieren kann, bleibt oft außen vor. Dabei zeigt sich ein spannender Nebeneffekt: Schon die Tatsache, dass ein Unternehmen aktiv in Gesundheitsförderung investiert, wirkt positiv auf die Belegschaft.

Allein die Botschaft „Mein Arbeitgeber kümmert sich um meine Gesundheit“ vermittelt Wertschätzung, selbst wenn einzelne Mitarbeitende das Angebot nicht nutzen.“ Entscheidend ist allerdings, dass diese Maßnahmen gut kommuniziert werden und das Management spürbar dahintersteht.

Warum direkte Ansprache entscheidend ist

Über Aggregatoren und breit gestreute Freizeitlösungen fehlt oft die persönliche Bindung. Wirkungsvolle BGF entsteht erst, wenn Mitarbeitende individuell angesprochen und gezielt aktiviert werden, zum Beispiel direkt am Arbeitsplatz. Screenings, kurze Bewegungsangebote in der Pause oder digital unterstützte Programme senken Barrieren wie Scham, Zeitmangel oder fehlendes Wissen. So können auch Mitarbeitende mit Vorerkrankungen oder geringer Motivation gewonnen werden.

Wettbewerbsvorteil mit BGM und BGF: Das sagen Experten!

Ergänzend bieten digitale Präventionskurse einen entscheidenden Vorteil: Gesundheit ist für viele ein sensibles Thema. Ob es um Stressbewältigung oder Suchtprävention geht – digitale Formate schaffen die nötige Distanz, um sich intensiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Das macht BGF nicht nur wirksamer, sondern auch für Unternehmen attraktiver: Sie profitieren von sinkenden Krankheitstagen, höherer Produktivität und einer gestärkten Mitarbeiterbindung, selbst dann, wenn nicht jede Maßnahme von allen genutzt wird.

Hybride BGF-Lösungen: Digital und vor Ort perfekt verzahnt

Doch digitale Angebote allein reichen nicht aus. Erst die Verbindung von Onlinekursen mit persönlichen, regionalen Angeboten entfaltet die volle Wirkung. Hier kommen Fitness- und Gesundheitsstudios ins Spiel: Sie bieten die professionelle Betreuung, individuelle Begleitung und praktische Umsetzung vor Ort, die digitale Formate ideal ergänzen.

Mitarbeiterin mit Sporttasche
2023 erreichten BGF-Maßnahmen laut den gesetzlichen Krankenversicherungen rund 2,2 Millionen Beschäftigte in knapp 30.000 Betrieben (Bildquelle: © New Africa – stock.adobe.com)

So können Mitarbeitende das Beste aus beiden Welten nutzen – zum Beispiel einen zertifizierten Rückenkurs bequem von zu Hause absolvieren und sich anschließend im Studio persönlich coachen lassen oder in Kleingruppen trainieren. Für Unternehmen bedeutet dieser hybride Ansatz: maximale Flexibilität, einfache Umsetzung und steuerliche Attraktivität. Für Fitnessstudios ergeben sich planbare Zusatzeinnahmen und die Chance, langfristig neue Mitglieder zu gewinnen. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Support your Local Hero. Unternehmen, die mit regionalen Gesundheitsstudios kooperieren, investieren nicht nur in die Gesundheit ihrer Belegschaft, sondern auch in die wirtschaftliche Stabilität ihrer Region. Sie werden Teil eines echten Gesundheitsnetzwerks vor Ort und setzen ein sichtbares Zeichen für nachhaltiges Wirtschaften, statt in anonyme Großanbieter zu investieren.

Welche Studios profitieren wirklich?

BGF lohnt sich nicht für jedes Fitnessstudio. Erfolg haben vor allem Anlagen mit klarem Gesundheitsprofil, Premiumstudios mit therapeutischem Schwerpunkt oder Studios mit angeschlossener Physiopraxis. Hier sind qualifiziertes Personal, zertifizierte §-20-Kurse und eine klare Positionierung im Bereich Prävention bereits vorhanden. Diese Clubs können sich mit BGF deutlich vom Wettbewerb abheben und sich als regionale Gesundheitsanbieter etablieren. Gleichzeitig erschließen sie eine neue Zielgruppe: Mitarbeitende, die über den Arbeitgeber zum ersten Mal den Weg ins Studio finden – häufig Menschen, die sonst nie eine Mitgliedschaft abgeschlossen hätten.

Voraussetzungen für Studios

Um BGF anbieten zu können, müssen Fitnessstudios folgende Voraussetzungen mitbringen:

  • Zertifizierte Präventionskurse nach § 20 SGB V – idealerweise digital und analog kombinierbar
  • Klare Kommunikation: Gesundheitsförderung und Prävention statt reiner Freizeit- oder Lifestyleangebote
  • Einfache Abrechnung und Verwaltung

Rechtlicher Rahmen

  • § 20 SGB V regelt Präventionsangebote der Krankenkassen. Ziel ist es, Krankheitsrisiken zu mindern und gesundheitsorientiertes Verhalten zu fördern, besonders bei sozial benachteiligten Gruppen.
  • § 20b SGB V konkretisiert die betriebliche Gesundheitsförderung und fördert Maßnahmen, wenn Qualitätskriterien eingehalten werden.
  • § 3 Nr. 34 EStG erlaubt Unternehmen, bis zu 600 € pro Mitarbeitendem und Jahr steuerfrei in Gesundheitsförderung zu investieren – zusätzlich zum Gehalt.

Wichtig: Der steuerfreie Sachbezug nach § 8 Abs. 2 Satz 11 EStG (z. B. Tank- oder Einkaufsgutscheine) bleibt davon unberührt, ist aber schnell ausgeschöpft. Wer pauschale Verträge mit großen Anbietern abschließt, riskiert unbewusst eine versteckte Gehaltserhöhung und damit Mehrkosten. Die Mittel aus § 3 Nr. 34 EStG sind dagegen gezielt für Präventionsangebote gedacht, die nachweislich Gesundheit fördern und im Betrieb wirken.

Datenlage

2023 erreichten BGF-Maßnahmen laut den gesetzlichen Krankenversicherungen rund 2,2 Millionen Beschäftigte in knapp 30.000 Betrieben. Es gab 1,6 Millionen Teilnahmen an Präventionskursen. Wie viele bislang inaktive oder gesundheitlich belastete Mitarbeitende durch BGF-Maßnahmen tatsächlich aktiviert wurden? Vieles deutet darauf hin, dass vor allem bereits Aktive profitieren.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1

Ein Premiumstudio mit 850 Mitgliedern im Südwesten Deutschlands setzte über CTK.works eine Firmenkooperation mit 120 Mitarbeitenden um.

Aufwand
Einführung und Schulung: rund 10 Stunden
Laufender Aufwand: 2–3 Stunden pro Monat
Ergebnis: 150 zusätzliche Kursteilnahmen pro Jahr und ca. 15.000 € Mehrumsatz – bei minimalem Zusatzaufwand

Beispiel 2

Eine Physiopraxis mit kleinem Trainingsbereich kombinierte digitalen Rückenkurs und Vor-Ort-Screenings.
Gewonnene Firmen: zwei regionale Unternehmen mit zusammen 80 Mitarbeitenden innerhalb von sechs Monaten
Ergebnis: rund 8.000 € zusätzlicher Jahresumsatz und mehrere Neukunden, die langfristig in Therapie- und Trainingsprogramme wechselten

Fazit

BGF darf nicht zum Wellnessgutschein verkommen. Wir brauchen Unternehmen, die echte Gesundheitsförderung fördern und Studios, die genau das bieten. Für Fitness- und Gesundheitsstudios mit klarer Präventionsausrichtung eröffnet sich ein Zukunftsmarkt: neue Zielgruppen, die über den Arbeitgeber zum ersten Mal in Berührung mit einem Studio kommen planbare, steuerbegünstigte Einnahmen messbare Gesundheitswirkungen in der Region

Die Botschaft an Unternehmen ist klar: Wer wirklich in die Gesundheit seiner Mitarbeitenden investieren will, sollte den steuerlichen Rahmen des § 3 Nr. 34 EStG nutzen – nicht für Freizeit, sondern für Prävention. Studios mit Gesundheitsfokus sind dafür die idealen Partner – regional, wirksam und nachhaltig.

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Die Autorin

  • Claudia Towae-Kelbling

    Claudia Towae-Kelbling ist Studiomanagerin des Campus Wellness & Sports in Pirmasens und Geschäftsführerin der CTK - Training, Coaching und Konzepte GbR. Zudem ist sie Mitbegründerin der Initiative Gesundheit und Fitness in regionalen Betrieben.

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