Industrie

Tino Heidötting von medo.check im Interview

Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

medo.check erfindet sich nach 20 Jahren neu – inklusive spezialisierter KI. Im Interview erklärt Geschäftsführer Tino Heidötting, warum das Unternehmen diesen Schritt gewagt hat und weshalb der Mensch trotz aller Digitalisierung künftig wieder stärker in den Mittelpunkt rücken wird.

BODYMEDIA: Nach über 20 Jahren als Experten für Trainingsplanung und Check-ups habt ihr euch zu einem All-in-one-Anbieter entwickelt. Was war der Auslöser für diesen Schritt?

Tino Heidötting: Wir waren über zwei Jahrzehnte ein reiner Spezialanbieter im Bereich Trainingsplanung und Betreuung – vor allem in der Fitnessbranche. Mit unserer Software ließ sich alles steuern, was auf der Trainingsfläche passiert. Eine seriöse Trainingssteuerung sowie regelmäßige Check-ups und Leistungsüberprüfungen waren und sind zentrale Elemente.

Mit unseren Lösungen haben wir nicht nur Fitnessstudios begleitet, sondern uns auch in der Physiotherapie, im BGF-Bereich und im Personal Training als starker Partner etabliert. Unsere Software ist ursprünglich aus einer Auftragsarbeit für unsere eigene sportmedizinische Tätigkeit entstanden. Mein Mitgründer Guido Thering und ich brauchten ein professionelles Tool für unsere Abläufe. Diese enge Verbindung zur Praxis und der Blick durch die Anwenderbrille spielen bei allen Entwicklungen eine entscheidende Rolle. Optimale Arbeitsbedingungen für Trainer, Therapeuten und Coaches waren stets das zentrale Ziel unserer Entwicklungen.

Eigentlich hatten wir nie geplant, uns zu einem Allround-Systemanbieter weiterzuentwickeln. Doch der Druck seitens unserer Kunden nahm zu und gleichzeitig fehlten einheitliche Schnittstellenstandards. Erste Konzepte für eine modulare Webanwendung entstanden bereits Anfang 2019. Unser Anspruch war klar: Auch wenn wir das System um klassische Verwaltungsfunktionen erweitern, darf unsere fachliche Spezialisierung im Bereich Training nicht verloren gehen.

Wie gelingt der Softwarewechsel? Das sagen Experten!

Den endgültigen Startschuss gaben wir dann spontan zu Beginn der Pandemie. Mein Partner Lars Winter und ich wollten in dieser unsicheren Zeit ein positives Signal an unser Team senden. Vom Projektstart bis zum ersten Rollout vergingen ziemlich genau drei Jahre – etwas länger als geplant, da wir während der Pandemie mit einer unerwartet hohen Nachfrage nach unserem bestehenden Produkt konfrontiert waren.

BODYMEDIA: Das war wirklich ein großer Schritt für euch als Unternehmen. Welchen Anspruch habt ihr an eure Software?

Tino Heidötting: Eine gute Software läuft einfach – sie funktioniert zuverlässig im Hintergrund, optimiert Prozesse und schafft Strukturen, sie ist also einfach da und erfüllt ihren Zweck. Gerade in der Fitnessbranche hängen daran existenzielle Funktionen wie der Zutritt ins Studio oder die Abrechnung. Da wir selbst viele Jahre Anwender waren, war es für uns von Anfang an ein zentrales Anliegen, eine moderne und zugleich intuitive Benutzeroberfläche zu entwickeln – mit einer Usability auf dem neuesten Stand. Die Arbeit mit unserer Software soll nicht nur die Effizienz steigern und Zeit einsparen, sondern ein angenehmer Begleiter im Arbeitsalltag sein. Denn wir sind überzeugt: Arbeiten mit Software darf Spaß machen.

BODYMEDIA: Welche Rolle spielt das allgegenwärtige Thema KI bei euch in der Software?

Tino Heidötting: Unser Ansatz war klar: Wenn wir auf KI setzen, dann machen wir es auch richtig. Die Branche läuft derzeit Gefahr, mit dem Thema KI ähnliche Fehler zu begehen wie schon beim Thema Digitalisierung. Bei Künstlicher Intelligenz gilt es auch genau hinzuschauen: Vieles, was heute mit dem Etikett „KI“ versehen wird, entpuppt sich bei näherem Hinsehen lediglich als smarter Chatbot oder Link auf ChatGpt. Wir wollen aber einen echten Mehrwert schaffen und setzen daher auf eine innovative Spezialisierungs-KI, die zertifiziert und staatlich gefördert ist.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Unsere KI wird Trainern und Therapeuten dabei helfen, schnell die optimalen Übungen für den Kunden zu finden – basierend auf deren persönlichen Parametern wie Stärken, Schwächen, Trainingszielen, Trainingsfortschritten und, ganz entscheidend, etwaigen Vorerkrankungen. Dabei soll die KI den Trainer unterstützen und nicht ersetzen. Denn eines ist sicher: Nicht die KI wird den Trainer ablösen – aber möglicherweise werden jene Fitness- und Gesundheitsdienstleister verdrängt, die KI intelligent nutzen.

BODYMEDIA: Wie sieht denn nun die neue medo.check-Welt konkret aus?

Tino Heidötting: Wir haben uns entschieden, dass die Marke medo.check künftig nur noch für das Unternehmen steht. Unter dieser Marke gibt es mit medo.core und medo.coach zwei Produkte. medo.core ist die neue Webanwendung und die Welt der Anwender. medo.coach ist der Gegen-part und somit die digitale Welt der Endkunden. Der Kern von medo.core ist ein leistungsstarkes CRM. Um diesen Verwaltungskern kann der Anwender je nach Anwendungsbedarf aus sechs Modulen wählen. Wer alle Module nutzt, hat eine Komplettlösung. Man kann aber auch nur einzelne Module auswählen und sich so eine Speziallösung für bestimmte Themenfelder zusammenstellen.

Das Modul payments verwaltet Verträge, Abos, Kontingente und sonstige Leistungen und Produkte und steuert die Abrechnung per Lastschrift, Rechnung oder über sonstige Zahlungswege. Beim Modul organizer dreht sich alles um das Thema Terminplanung, sowohl intern im Team als auch online – inklusive Online-Terminbuchung sowie kompletter Kursplanung und Online-Kursbuchung. Im Modul training stecken 20 Jahre Erfahrung. Mit der neuen Version inkl.

KI-Idee wollen wir im Bereich Trainingsplanung und -steuerung neue Maßstäbe setzen. Beim check-up- Modul stehen über 175 Screenings und Tests zur Auswahl, um eigene Check-up-Vorlagen zu konfigurieren. Zu gängigen Analysegeräten stehen zahlreiche Schnittstellen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet das Modul die Möglichkeit, individuelle Fragebögen und Anamnesen zu konfigurieren. Das access-Modul steuert den Zugang sowie die Ansteuerung von Automaten, Spinden und/oder Drehkreuzen. Beim sechsten Modul team dreht sich alles um die Themen, Zeiterfassung, Schichtplanung und Teammanagement.

Das ist unsere modulare medo.core-Welt für eine optimale und individuelle Digitalisierung einer Fitnesseinrichtung. Aus allen Daten, die wir sammeln, können wir sehr präzise Kundenprofile erstellen. Unsere Software ist aufgrund des modularen Aufbaus sowohl für Studios mit einem hohen individuellen Betreuungsanteil geeignet als auch für personallose Studios.

Für einen optimalen Kundenservice gibt es den medo.coach, unsere Kunden-App, die im Corporate Design des Studios gebrandet ist. Sie ist für uns das zentrale Kommunikationstool: Hier werden Angebote präsentiert, News weitergegeben und an Termine oder Kurse erinnert. Mitglieder können sich zu Kursen anmelden – inklusive automatisierter Wartelisten und Teilnehmerbegrenzungen. Und natürlich spielt auch das Thema Training eine zentrale Rolle in der App. medo.coach kann auch über einen Portalzugang genutzt werden, über den sich Mitglieder einloggen. Dort sind sämtliche Dokumente wie Rechnungen, Vertragsunterlagen und Check-up-Dokumente abrufbar.

BODYMEDIA: Aktuell sehen wir gerade sehr große Umwälzungen in der Fitnessbranche. Welche Entwicklungen siehst du in der Branche für die nächsten fünf bis zehn Jahre und vor allem, wie siehst du eure Rolle dabei?

Tino Heidötting: Grundsätzlich wird die Digitalisierung mit all ihren Facetten weiter voranschreiten – insbesondere durch den Baustein KI. Das wird die Branche sicherlich nachhaltig beeinflussen und verändern. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass der Mensch in den kommenden Jahren wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Unsere Aufgabe sehe ich darin, weiterhin nah am Markt zu bleiben, zuzuhören und die Themen aufzugreifen, die wirklich Mehrwert schaffen. Wir wollen Struktur in die Prozesse bringen und dadurch ein verlässlicher Begleiter im Alltag unserer Anwender sein. Unser Ziel ist es, sowohl für die Mitglieder als auch für alle, die mit unserer Software arbeiten, ein optimales Erlebnis zu schaffen – effizient, durchdacht und persönlich.

Das vollständige Interview mit Tino Heidötting können Sie hier sehen.

Bildquelle: © BODYMEDIA GmbH & Co. KG

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Er war von 2015 bis 2023 Chefredakteur der BODYMEDIA Fachmagazine. 2017 etablierte er mit der BODYMEDIA Physio ein Business-Magazin im Physio-Bereich. Nach einer etwa einjährigen Pause als Leiter eines therapeutischen Fitnessstudios kehrte er 2024 als Stellver. Chefredakteur zur BODYMEDIA zurück. 

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